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In den obigen Auswertungen wurde für das CNR2-Gen lediglich der SNP 2229579 ausgewertet. Es wurden jedoch insgesamt 13 SNPs untersucht, die zueinander im Kopplungsungleichgewicht stehen (s. Abschnitt 1.2.4). Für diese SNPs konnten drei Haplotypen generiert werden, die anschließend ebenfalls ausgewertet und miteinander verglichen wurden.

CNR2-13-SNP-Haplotyp Häufigkeit abs. Frequenz in % Chi² FET OR (95 %)

G MS G MS

1: G-G-T-A-C-C-C-A-G-C-A-G-G-G 61 92 61,0 56,1 0,444 0,82 (0,49-1,35) 2: A-A-C-G-T-T-C-G-C-C-G-A-A-C 32 59 32,0 36,0 0,737 0,594 1,19 (0,70-2,04) 3: A-A-C-G-T-T-T-G-C-C-G-A-A-C 7 13 7,0 7,9 1,000 1,15 (0,44-2,94) Tabelle 4.5.1: Vergleich Gesund- mit Patientenkollektiv

CNR2-13-SNP-Haplotyp Häufigkeit abs. Frequenz in % Chi² FET OR (95 %)

MS-OS MS-S MS-OS MS-S

1: G-G-T-A-C-C-C-A-G-C-A-G-G-G 42 50 51,2 61,0 0,271 1,49 (0,80-2,77) 2: A-A-C-G-T-T-C-G-C-C-G-A-A-C 30 29 36,6 35,4 0,112 1,000 0,95 (0,50-1,80) 3: A-A-C-G-T-T-T-G-C-C-G-A-A-C 10 3 12,2 3,7 0,079 0,27 (0,07-1,03) Tabelle 4.5.2: Vergleich der beiden MS-Gruppen

Weder im Vergleich der Kontrollen mit den Patienten noch im Vergleich der beiden MS-Gruppen sind signifikante Unterschiede zu beobachten. Tendenziell ist jedoch auffallend, dass der Haplotyp 3 in der Non-Spastik-Gruppe häufiger auftritt (FET 0,079).

Die in der von Sipe et al. publizierten Studie (über einen möglichen Zusammenhang von Polymorphismen im CNR2-Gen und Autoimmunerkrankungen, s. Abschnitt 1.3.1) SNPs rs2501432 und rs2502992 [123] wurden auch in diese Arbeit einbezogen, allerdings ohne dass die Veröffentlichung vorher bekannt war. Beide SNPs beschreiben einen A/G-Polymorphismus. Wenn beide SNPs homozygot für G codieren, es sich also um einen (G/G)-Genotyp handelt, ist eine veränderte Aminosäure die Folge (statt Glutamat wird für Arginin codiert). Für den homozygoten (GG/GG)-Polymorphismus zeigte sich eine erhöhte Prävalenz bei den Patienten mit Autoimmunerkrankungen.

Ergebnisse 72 Die beiden SNPs wurden zwar nur bei Kontroll-Patienten direkt sequenziert, stehen aber mit den anderen im CNR2-Gen untersuchten SNPs im Kopplungsungleichgewicht, woraus sich drei verschiedene Haplotypen ableiten ließen (s. Abschnitt 1.2.4). Diese Haplotypen konnten anhand der untersuchten SNPs auch für die MS-Patienten aufgestellt werden. Aus ihnen kann auf den von Sipe beschriebenen Polymorphismus rückgeschlossen werden. Aufgrund dieses Kopplungsungleichgewichtes der SNPs gibt es für jedes Allel nur zwei Varianten, entweder AA oder GG. Daraus lassen sich folglich drei Genotypen ableiten: entweder tragen beide Allele den GG-Polymorphismus, das entspräche dann dem Genotyp GG/GG (Allel 1/Allel 2) oder ein Allel bzw. beide Allele tragen den AA-Polymorphismus, entsprechend ergäbe sich der Genotyp AA/GG oder AA/AA. Das GG-Allel entspricht dem in Abschnitt 1.2.4 aufgestellten Haplotyp 1, das AA-Allel entspricht dem Haplotypen 2 bzw. 3.

Genotyp Kontrollen (%) Patienten (%) OR (95 %) FET einzeln

GG/GG 40,0 32,9 1,36 (0,65-2,82) 0,456

AA/GG 44,0 53,7 0,68 (0,33-1,38) 0,289

AA/AA 16,0 13,4 0,68 (0,26-1,79) 0,473

Tabelle 4.5.3: Vergleich der MS-Patienten (als Referenz für Autoimmunkrankheiten) mit gesunden Kontrollen

Genotyp MS-OS (%) MS-S (%) OR (95 %) FET einzeln

GG/GG 26,8 39,0 1,75 (0,69-4,44) 0,347

AA/GG 61,0 46,3 1,81 (0,75-4,35) 0,268

AA/AA 12,2 14,6 1,23 (0,34-4,42) 1,000

Tabelle 4.5.4: Vergleich der beiden MS-Kollektive

Weder bei der Betrachtung der MS-Patienten gegen Kontrollen (analog zu Sipe et al.) noch im Vergleich der beiden MS-Kollektive sind signifikante Abweichungen der Genotypen zu beobachten.

Neben der Betrachtung der Genotypen kann man auch die Verteilung der Allele anhand der aufgestellten Haplotypen begutachten. Die Werte entsprechen der Betrachtung in der Tabelle 4.5.1. Dabei stehen die Haplotypen 2 und 3 für das AA/AA-Allel und der Haplotyp 1 für das GG/GG-Allel; die Zahlen für die Allele sind folglich der ersten Reihe zu entnehmen (Haplotyp 1 gegen Haplotyp 2 + 3). Dabei zeigt sich für die Allelverteilung zwischen den Gesundkontrollen und den MS-Patienten keine auffällige Verteilung.

5. Diskussion

Die Ursache der Multiplen Sklerose ist bisher nicht eindeutig geklärt. Viele Modelle sind derzeit in der Diskussion und die MS wird am ehesten als ein multifaktorielles Krankheitsbild verstanden, wo neben Umwelteinflüssen auch genetische Aspekte eine, wenn auch eher untergeordnete, Rolle spielen.

Die Symptome einer MS können sehr unterschiedlich sein, abhängig von der jeweiligen Lokalisation einer Läsion. Oft lässt sich jedoch das Symptom einer Spastik, also eines aufgrund der Schädigung des ersten Motoneurons krampfartig erhöhten Muskeltonus, beobachten. Es gibt vielfältige Hinweise für einen möglichen Einfluss von Endocannabinoiden auf dieses Symptom. Aufgabe dieser Arbeit war es, nach einem möglichen genetischen Hintergrund für die Tatsache zu suchen, dass nur ein Teil der MS-Patienten eine Spastik entwickelt.

Die Ergebnisse dieser Studie entstammen den Vergleichen dreier verschiedener Kollektive.

Sie unterliegen verschiedenen Fehlerquellen. Zum einen sind die Kollektive mit n=50 (Kontrollen) und n=82 (Patienten), bzw. 2x n=41 (MS-Untergruppen) nicht sehr groß. Die in dieser Studie generierten Ergebnisse sollten daher an größeren Kollektiven validiert werden, um Fehler der 1. Art (falsch positiv signifikante Ergebnisse) oder Fehler der 2. Art (falsch negative Ergebnisse) zu vermeiden.

Außerdem erfolgte die Aufteilung der Patientenkollektive ausschließlich nach dem Gesichtspunkt einer klinisch notwendigen bzw. nicht notwendigen Spastik-Therapie. Da die Aufgabe dieser Arbeit die Generierung einer möglichen Hypothese war, ist eine solche einfache Differenzierung ausreichend. Bei einer Kontrolle der Ergebnisse wäre jedoch eine qualitative und quantitative Messung einer möglichen Spastizität wünschenswert. Als Grundlage könnte z.B. die in der CAMS-Studie [145] bereits verwendete Ashworth-Skala dienen. Dieses würde die Wahrscheinlichkeit einer falschen Zuteilung zu einem Kollektiv verringern und so die Aussagekraft der Ergebnisse erhöhen.

Für die Bewertung einer möglichen Cannabinoidtherapie stehen auch andere Skalen, wie z.B.

der Barthel-Index zur Verfügung, der sich nicht ausschließlich auf Spastizität bezieht, sondern ein Einschätzungs- u. Beurteilungsinstrument für Aktivitäten des täglichen Lebens darstellt.

Vergleicht man die Ergebnisse der Gesundkontrollen mit der Gesamtgruppe der MS-Proben, also schaut man nach einer direkten Assoziation eines SNP mit der Krankheit selbst, so lässt

Diskussion 74 sich dieses für die untersuchten SNPs ausschließen, wenn man nur die Allele betrachtet. Es gibt also keine Assoziation eines bestimmten Allels mit der Erkrankung.

Sieht man sich die Genotypen an, so lässt sich sagen, dass es, mit einer Ausnahme, ebenfalls keine auffälligen Verteilungen gab. Lediglich bei dem SNP 1053627 nahe dem FAAH-Gen lässt sich eine leichte Abweichung des AA- & AC- Genotypen beobachten, der AA-Genotyp ist knapp signifikant häufiger in der gesunden Kontrollgruppe, der AC-Genotyp (knapp nicht signifikant) häufiger in dem MS-Kollektiv.

Da in der Allelverteilung das A-Allel in der Kontrollgruppe mit 77 % insgesamt häufiger als in der MS-Gruppe mit 67,7% ist und folglich das C-Allel umgekehrt in der MS-Gruppe leicht häufiger vorkommt als in der Kontrollgruppe, ist ohnehin die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines AA-Genotyps in der Kontroll-, bzw. eines AC-Genotyp in der MS-Gruppe höher. Die Unterschiede im Vergleich der Genotypen sind also mitbedingt durch die ungleiche Allelverteilung, die aber keine auffällige Verteilung zeigt.

Es lässt sich also festhalten, dass es bei den untersuchten SNPs weder eine eindeutige Assoziation eines bestimmten Allels noch eines Genotyps mit der MS selbst gibt.

Im weiteren Verlauf sollen die beiden MS-Kollektive miteinander verglichen werden. Durch die Gegenüberstellung einer Nicht-Spastik-Gruppe und einer Spastik-Gruppe soll ein möglicher Unterschied in der Verteilung eines SNP deutlich gemacht werden.

Dabei fällt zunächst bei der Betrachtung der Allelverteilung auf, dass bei den SNPs 1053627 (FAAH-Gen) und 664910 (MGLL-Gen) jeweils eine Häufung des A-Allels (bei beiden FET = 0,045) in der Spastik-Gruppe zu sehen ist. Beide Allele stellen also einen Risikofaktor für Spastik dar.

Betrachtet man die Genotypen, fällt ebenfalls auf, dass Homozygotie für die beiden A-Allele ebenfalls ein Risikofaktor für Spastik ist (FAAH-Gen = 0,014 bzw. MGLL-Gen = 0,026). Die Signifikanz ist noch höher als bei der reinen Allelverteilung.

Bei den Heterozygoten dagegen ist bei beiden eine Häufung in der Nicht-Spastik-Gruppe zu sehen. Dieses könnte als Hinweis dafür zu verstehen sein, dass die Neigung zur Spastik als rezessives Merkmal vererbt wird. Wäre der Erbgang dominant, so hätten auch die Heterozygoten häufiger von Spastik betroffen sein müssen.

Da bei dem FAAH-Gen zwei SNPs getestet wurden, wurde aus diesen beiden ein Haplotyp gebildet. Bei dem Vergleich der beiden MS-Kollektive fällt auf, dass der Haplotyp AC-CC bei den Nicht-Spastikern signifikant am häufigsten ist. Diese Signifikanz ist allerdings

schwächer (FET = 0,035) als wenn man nur den AC-Genotyp (FET = 0,026) betrachtet. Der AC-Genotyp allein stellt also einen Schutz vor Spastik dar.

Der CC-Genotyp des SNP 324420 ist zwar prozentual häufiger bei der MS-OS-Gruppe, diese Abweichung ist aber nicht signifikant. Es lässt sich also nicht sagen, dass eine der möglichen Kombinationen ein noch höheres Risiko für Spastik darstellt.

Die deutlichsten Unterschiede ergeben sich neben dem SNP 1053627 nahe des FAAH-Gens für den SNP 664910 im MGLL-Gen, die bereits in der Allel- bzw. Genotypenverteilung auffällig sind. Bei beiden geht der AA-Genotyp des jeweiligen Allels mit Spastizität einher.

Daher wurde ein aus diesen beiden SNPs zusammengesetzter Genotyp betrachtet.

Betrachtet man nun den AA-AA-Genotyp, so stellt man fest, dass das Risiko für Spastik noch einmal signifikant höher ist (FET = 0,0004) als bei der Allel- bzw. Genotypenverteilung.

Treten also beide AA-Genotypen gleichzeitig auf, so besteht das deutlichste Risiko für die Entwicklung einer Spastik.

Da beide Gene in einen ähnlichen physiologischen Prozess, den 2-AG-Abbau, eingreifen, lässt sich hier die These generieren, dass eine Veränderung in dem 2-AG-Abbau mit einem erhöhten Risiko für Spastizität einhergeht. Der Effekt der beiden SNPs scheint kumulativ zu sein, da das Risiko für Spastik beim Auftreten beider A-Allele wesentlich höher ist, als für ein A-Allel allein.

Um dieses Ergebnis zu verifizieren, ist eine Überprüfung an einem größeren Kollektiv nötig.

Sollte sich das Ergebnis dabei bestätigen, stellt sich die Frage, ob die betreffenden SNPs selbst für diese auffällige Verteilung verantwortlich sind, oder, was wahrscheinlicher ist, ob sie gekoppelt mit einer anderen Genmodifikation vererbt werden, die zu einer veränderten Funktion des aus dem betreffenden Gen resultierenden Enzyms führt. Dieses könnte neben einem anderen, funktionellen SNP auch andere Basenveränderungen, wie z.B. Deletionen sein, oder aber auch Veränderungen in der betreffenden Promoter-Region oder in regulatorischen Genen.

Sollte sich das Ergebnis also bestätigen lassen, so stellt sich dann die Frage, welche physiologische Folge diese SNPs haben. Die Genfunktion könnte verstärkt oder abgeschwächt sein, folglich könnte z.B. ein reduzierter Abbau von 2-AG die Folge sein.

Dieses müsste dann durch eine funktionelle Analyse der entsprechenden Gene untersucht werden. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Betrachtung der Expression der beiden Gene.

Bei einigen Untersuchungen hat sich bereits gezeigt, dass in Bereichen des ZNS, die mit Nervenschäden assoziiert sind, erhöhte Werten u. a. von 2-AG, aber auch von Anandamid

Diskussion 76 oder PEA, zu beobachten sind [5]. Aber es konnte auch gezeigt werden, dass die Gabe von Endocannabinoiden oder auch von Inhibitoren der FAAH eine Spastik verbesserten.

Interessant wäre auch ein Vergleich der Wirksamkeit einer Cannabinoidtherapie an zwei MS-Kollektiven mit einer Spastiksymptomatik, der die möglichen Risikofaktoren für eine Spastik berücksichtigt. Dabei ließe sich überprüfen, ob z.B. eine der Gruppen mit den hier beschriebenen Risikogenotypen (sowohl die einzelnen FAAH- bzw. MGLL-Genotypen als auch der kombinierte AA/AA-Genotyp) besser auf eine exogene Cannabinoidtherapie anspricht als Spastikgruppen ohne einen derartigen Risikofaktor. Möglicherweise findet sich hierbei ein Erklärungsansatz für die Tatsache, dass die Gabe von Cannabinoiden nicht bei allen Patienten eine ähnliche bzw. objektivierbare Verbesserung der Spastik zur Folge hat.

Vielleicht profitieren die Patienten mit einem genetisch höheren Risiko für eine Spastik (und damit mit einer Veränderung in Genen des Endocannabinoidsystems) in einem höheren Maße von einer solchen Therapie oder umgekehrt.

Bestünde ein Zusammenhang zwischen bestimmten Genveränderungen und der Wirksamkeit einer Cannabinoidtherapie, könnte man sich diese Tatsache therapeutisch zu nutzen machen.

Bei der Untersuchung des SNP 2229579 im CNR2-Gen ergeben sich zwar keine signifikanten Ergebnisse, aber es ist eine deutliche Tendenz (FET = 0,079, im Chi²-Test sogar 0,049) zu erkennen, dass das T-Allel häufiger im Nicht-Spastik-Kollektiv auftritt, sowohl bei den Heterozygoten als auch bei den Homozygoten, wobei es allerdings nur einen einzigen T/T-Homozygoten bei allen untersuchten Proben zu verzeichnen gibt. Auch wenn das Ergebnis nach Fisher nicht signifikant ist, was eventuell auf die zu geringe Gruppengröße zurückzuführen ist, so kann man dennoch vermuten, dass das Vorhandensein eines T-Allels einen möglichen Schutz vor Spastik darstellt. Diese These sollte ebenfalls zunächst an einem größeren Kollektiv überprüft werden.

In dieser Arbeit wurden auch einige SNPs untersucht, die auch Gegenstand anderer Studien waren. Im Folgenden sollen die Ergebnisse dieser Studien mit denen dieser Arbeit verglichen werden.

Im CNR1-Gen wurde ein AAT-Repeat untersucht, der bei Comings et al. [25] einen möglichen Zusammenhang zwischen der Länge des AAT-Repeats im CNR1-Gen und einem i.v.-Drogenmissbrauch, aber auch mit anderen Erkrankungen [8][134] zeigte.

In dieser Arbeit ist jedoch eine Verbindung mit der MS oder mit Spastizität nicht zu erkennen, im Gegenteil, die Verteilung ist in allen Gruppen relativ gleich. Dabei wurde die Betrachtung einerseits analog zu der Veröffentlichung von Comings et al. (Repeats <5 bzw. ≥5) durchgeführt, es wurden aber auch die verschiedenen AAT-Repeat-Units einzeln betrachtet.

Weder bei der Beurteilung der Allelverteilung noch bei der Betrachtung der Genotypen waren Auffälligkeiten zu sehen. Es scheint folglich weder ein Zusammenhang der AAT-Länge mit der MS an sich noch mit Spastizität bei MS vorzuliegen.

In Bezug auf das CNR2-Gen postulierten Sipe et al. einen möglichen Zusammenhang eines GG/GG-Polymorphismus mit Autoimmunerkrankungen [123], wobei er als Referenz für die Autoimmungruppe allerdings nicht nur MS-Patienten (n=72), sondern auch Patienten mit Rheumatoider Arthritis (n=20), Systemischem Lupus erythematodes (n=4) und Myasthenia gravis (n=6) verwendete.

Dieses Ergebnis kann durch diese Arbeit nicht bestätigt werden. Es zeigte sich sogar, dass, wenn auch nicht signifikant, eher eine Tendenz dazu besteht, dass dieser GG/GG-Polymorphismus aus den SNPs rs2501432 und rs2502992 bei MS mit 32,9 % eher seltener ist als in der gesunden Vergleichsgruppe (40 %).

Auffällig, aber nicht statistisch signifikant, war die Verteilung zwischen MS mit Spastik und MS ohne Spastik. Während die Spastik-Gruppe eine annähernde gleiche Verteilung der Genotypen zeigte wie das Kontroll-Kollektiv, fanden sich in der Nicht-Spastik-Gruppe deutlich mehr heterozygote Träger und ein geringer Anteil des GG/GG-Polymorphismus.

Eine statistisch auffällige Verteilung wurde jedoch nicht beobachtet.

Für den ebenfalls beschriebenen AA/AA-Polymorphismus zeigte sich ebenfalls kein nennenswerter Unterschied, es waren auch keine Trends erkennbar.

Auch bei reiner Betrachtung der Allele bzw. der Haplotypen ergeben sich keine signifikanten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den SNPs und MS.

Bisher sind nicht alle Gene des Endocannabinoidsystem vollständig bekannt und auch die Physiologie dieses Systems ist noch nicht völlig verstanden.

So haben sich schon im Laufe der experimentellen Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit neue Informationen zu Genen des Endocannabinoidsystems ergeben. Es sind mittlerweile zwei neue Gene bekannt, die in dieser Arbeit nicht mit untersucht wurden. Diese Gene sollten im Rahmen späterer Arbeiten miteinbezogen werden.

Diskussion 78 Zum einen wurde das Gen für eine N-Arachidonyl-spezifische Phospholipase D (kurz NAPE-PLD, 7q22.1) isoliert, das für ein Enzym codiert, welches an der Synthese von Anandamid beteiligt ist. Mögliche Kandidaten-SNPs für spätere Untersuchungen wären z.B. rs12540583 oder rs3181009, die beide zu einer veränderten Aminosäure führen.

Weiterhin ist für die 15-Lipoxygenase, die beim Abbau der Endocannabinoide eine Rolle spielt, ein zweiter Typ bekannt, die ALOX15B, dessen Gen wie das der ALOX12 auf dem Chromosom 17p13.1 liegt. Das ALOX15-Gen befindet sich auch auf Chromosom 17, aber im Abschnitt 17.13.3, wie das Vanilloidrezeptor-Gen TRPV1. Interessante SNPs wären zum Beispiel rs4792147 oder rs7225107.

Zuletzt wurde das Gen der sn-1-DAG-Lipase [14] kloniert, einem Enzym, das in der 2-AG-Synthese eine wichtige Rolle spielt.

Diese drei Gene, wie auch die sonstigen bisher unbekannten Gene des Endocannabinoidsystems könnten ebenfalls einen Einfluss auf Spastizität haben. Daher ist eine absolute Aussage über den Einfluss der Endocannabinoide im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, es können sich lediglich Hinweise auf den Einfluss der bereits bekannten Komponenten ergeben.

6. Zusammenfassung

Die Aufgabe dieser Arbeit war die Überprüfung verschiedener, bisher bekannter Komponenten des Endocannabinoidsystems auf einen möglichen Zusammenhang mit Spastizität bei Multipler Sklerose, da in vielen Studien und Beobachtungen die Gabe von Endocannabinoiden diese gebessert haben. Als Referenz für dieses Symptom wurde ein betroffenes MS-Kollektiv mit einem zweiten, nicht von Spastik betroffenen Kollektiv verglichen.

Um Assoziationen zu finden, wurden SNPs in den bekannten Genen des Endocannabinoidsystems untersucht. Dieses erfolgte zum einen mit der Hilfe von Restriktionsschnittstellen, zum anderen mit Hilfe der Sequenzierung nach der Kettenabbruchmethode.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich kein eindeutiger Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der Gesamtheit der MS-Gruppe findet. Es fand sich also kein direkter Zusammenhang zwischen einem Gen des Endocannabinoidsystems und Erkrankung an Multipler Sklerose. Dieses gilt auch für die von Sipe et al. beschriebene, mögliche Assoziation der GG/GG-Polymorphismen der SNPs rs2501432 und rs2502992 des CNR2-Gen mit Autoimmunerkrankungen [123].

Zu dem Zusammenhang zwischen Spastizität bei MS und dem Endocannabinoidsystem lassen sich zwei Kandidatengene hervorheben, zum einen das FAAH-Gen, zum anderen das MGLL-Gen. Bei beiden Genen fand sich ein A-Allel, das mit einem erhöhten Risiko für Spastik einhergeht. Dabei handelt es sich um die SNPs rs1053627 (FAAH-Gen) und rs664910 (MGLL-Gen).

Bei den für die A-Allele homozygoten Genotypen zeigte sich ebenfalls bei beiden Genen ein erhöhtes Risiko für Spastik, die Signifikanz ist hier noch höher als bei der alleinigen Betrachtung der Allele.

Zuletzt wurde aus diesen beiden Genen ein zusammengesetzter Genotyp konstruiert. Dabei zeigte sich ein wiederum deutlich erhöhtes Spastikrisiko (FET = 0,0004) für den Fall, dass beide AA-Genotypen gleichzeitig auftreten. Diese Tatsache ist besonders interessant, da beide Gene bei dem Abbau eines Endocannabinoids, dem 2-AG, beteiligt sind.

Variationen im FAAH- und MGLL-Gen stellen also einen potentiellen genetischen Risikofaktor für Spastik dar, die möglicherweise einen additiven Effekt im Sinne einer statistischen Interaktion zeigen.

Literaturverzeichnis 80 7. Literaturverzeichnis

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