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5 Diskussion

5.6 Ausblick

Die AE hat innerhalb der Zuchtkolonien des Deutschen Primatenzentrums bereits zu erheblichen Tierverlusten geführt, die neben den Bartaffen (n = 3) vor allem die Javaner- (n = 13) und Rhesusaffen (n = 9) betreffen. In Anbetracht der weitgehend fehlenden klinischen Symptomatik sowie der insgesamt unspezifischen Ergebnisse der klinisch-chemischen und hämatologischen Untersuchungen ist es daher von besonderem Interesse, neben den serologischen und sonographischen Untersuchungen auch die prophylaktischen Maßnahmen voranzutreiben. Da die Pilotstudie zur Vakzinierung mit Em14-3-3-Antigen bei Rhesusaffen vielversprechende Erkenntnisse bezüglich der Sicherheit und Immunogenität lieferte, wäre der nächste logische Schritt, die Effektivität der Impfung durch eine Belastungsinfektion zu überprüfen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssten dann zeigen, ob eine Vakzinierung sich als potentielle Prophylaxemethode für sämtliche Makaken der Zuchtkolonien eignet.

ECKERT und DEPLAZES (2004) bezeichnen Infektionsfälle bei verschiedenen Fehlzwischenwirten als Indikator für das Infektionsrisiko mit E. multilocularis. Dies gilt in gleicher Weise für die hohe Seroprävalenz und die Häufung der Erkrankungsfälle unter den Makaken am DPZ, welche gewissermaßen den Infektionsdruck innerhalb des hochendemischen Gebietes in Südniedersachsen widerspiegeln.

Wie zuvor bereits ausgeführt, erscheint eine direkte oder indirekte Übertragung durch in der unmittelbaren Umgebung der Außengehege abgesetzte Fuchslosung als plausibelste Infektionsquelle für die Makaken. Neben dem direkten Schutz der nicht-humanen Primaten durch Immunisierung stellt daher die indirekte Prophylaxe durch anthelminthische Beköderung der Füchse einen vielversprechenden Ansatz dar. Die künftige Überprüfung dieser Methode im Hinblick auf eine Senkung der Inzidenz der AE bei den Makaken im Rahmen einer langfristig angelegten Studie wäre also erstrebenswert.

Eine alternative Methode, um Füchse von den Gehegen fernzuhalten, wäre eine Umzäunung mit einem Elektrozaun. Dieser hat sich bereits in verschiedenen Situationen gegen das Eindringen von Füchsen in bestimmte Areale bewährt (PATTERSON 1977; MAYER u. RYAN 1991; POOLE u. MCKILLOP 2002);

allerdings konnte dieser Ansatz am DPZ aufgrund diverser Baumaßnahmen bislang nicht umgesetzt werden.

Unter Berücksichtigung der guten Korrelation zwischen deutlich positiven serologischen Befunden und der postmortalen Bestätigung der zumeist hochgradigen AE bei bislang 18 Tieren kann insgesamt festgehalten werden, dass der Gesamtlarven-ELISA sich gut als serologische Screeningmethode bei Makaken eignet. Allerdings stellt die Festlegung eines „cutoffs“ stets einen Kompromiss zwischen möglichst hoher Sensitivität und möglichst hoher Spezifität dar. In der vorliegenden Untersuchung erscheint eine möglichst hohe Sensitivität von vorrangigem Interesse, da es sich um eine Screeninguntersuchung handelt, deren oberstes Ziel es ist, kein infiziertes Tier zu übersehen. Dementsprechend liegt die Sensitivität des in der vorliegenden Untersuchung verwendeten ELISA bei etwa 95 % (BREHM 2013, pers. Mitteilung).

Daraus ergibt sich allerdings, dass auch der Anteil falsch-positiver Befunde steigt.

Dieser Umstand kann jedoch durch die Kombination mit einer unabhängigen Methode wie der Sonographie oder ergänzend durchgeführte hoch spezifische Tests wie beispielsweise dem Em2Plus ELISA (Kombination aus II/3-10 und Em2; (GOTTSTEIN et al. 1993) ausgeglichen werden. Letzterer besitzt laut SILES-LUCAS u.

GOTTSTEIN (2001) eine Spezifität von 99 %, während ELISAs auf der Basis von Nativantigen ledigliche eine Spezifität zwischen 94 und 97 % aufweisen (GOTTSTEIN et al. 1993). Auch in der Humanmedizin wird für die Diagnose der AE die Kombination aus möglichst sensitiven Tests für die Screeninguntersuchung und hochspezifischen Tests zur Bestätigung empfohlen (TORGERSON u. DEPLAZES 2009). Eine potentielle immungenetische Prädisposition ist in Anbetracht der auffälligen familiären Häufung der AE bei den Javaneraffen nicht auszuschließen. In Anlehnung an die Untersuchung von BLANKENBURG (2004) wäre eine Analyse des MHC-Komplexes daher von großem Interesse, zumal aufgrund der großen Tierzahl potentiell statistisch aussagekräftige Resultate zu erwarten wären. Sollte sich eine derartige immungenetische Prädisposition bestätigen lassen, hätte dies weitreichende Folgen für das Zuchtmanagement.

Die AE geht unbehandelt mit einer hohen Mortalität einher (AMMANN u. ECKERT 1996). Allerdings bot sich die Möglichkeit einer Therapie bisher aufgrund der späten Diagnose und den dementsprechend weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadien nicht an. Eine Chemotherapie mit Benzimidazolen ist in den Zuchtkolonien praktisch nicht durchführbar, da diese mit einer täglichen Behandlung unter Narkose für das jeweilige Tier verbunden wäre. Ob das derzeitige Management mit jährlicher prophylaktischer Praziquantelgabe zu einem langsameren Foranschreiten der Erkrankung bzw. zu einer signifikanten Reduktion der Fallzahlen führt, werden erst längerfristige Beobachtungen zeigen. Eine Optimierung der Diagnostik hinsichtlich kürzerer Untersuchungintervalle erscheint vor dem Hintergrund des offenbar in einigen Fällen relativ schnellen Fortschreitens der AE bei Makaken sinnvoll. Durch die zuvor

Tests ergänzt werden könnte, können zum einen potentielle serologische Kreuzreaktionen ausgeschlossen werden. Zum anderen wird auf diese Weise eine frühzeitige Diagnose begünstigt. In solchen frühzeitig erkannten Erkrankungsfällen ist die Wahrscheinlichkeit kleiner und damit resezierbarer Läsionen hoch, was wiederum die Chancen einer erfolgreichen chirurgischen Intervention erhöht (SATO et al. 1997;

GOTTSTEIN et al. 2001). So konnten SATO et al. (1997) zeigen, dass die Resektionsrate bei nicht mittels serologischem und sonographischem Screening untersuchten Patienten bei lediglich 21 % lag, während sie bei Personen, die mit den genannten Methoden gescreent worden waren, bei 75 % lag. Die Begünstigung einer Resezierbarkeit durch eine frühzeitige sonographische Screeninguntersuchung wird auch von PIARROUX et al. (2011) betont und insbesondere für Familienangehörige erkrankter Personen angeraten. Die Resektion früher Läsionen wäre zudem aufgrund der Gruppenhaltung der Tiere eine umsetzbare Therapieform, während die tägliche Gabe von Benzimidazolen vor diesem Hintergrund keine realisierbare Möglichkeit darstellt.