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Die WHO definiert differente Gesundheitsindikatoren, um einen inter-nationalen Vergleich des Gesundheitszustandes und des Gesundheits-wesens der einzelner Länder und Regionen erheben zu können. Diese Indikatoren können sowohl epidemiologische, als auch soziologische oder ökonomische Größen sein.

Als weltweite Indikatoren sind neben der Erhebung von z.B. der Säuglingssterblichkeit, der Geburtenziffer, der Lebenserwartung u.a. auch die Prävalenz und Inzidenz von Infektionskrankheiten zu erheben und zu evaluieren (Ackermann-Liebrich et al., S.40f).

In den reichen Industriestaaten haben die Infektionskrankheiten (abgesehen von AIDS) an Bedeutung verloren bzw. keine große Bedeutung mehr. Sie verschwinden aus dem Bewusstsein der Bevölkerung, haben somit für die PolitikerInnen keine weitere Bedeutung.

Die zunehmende Ressourcenverknappung, sowohl im finanziellen (monetären) Sinn, als auch im Sinne gut ausgebildeten Personals, gibt der Rückkehr diverser Infektionskrankheiten in das tägliche Leben gute Chancen (Flamm et al., Seite 24).

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kam es zum neuerlichen Auftreten von mehr als 30 Infektionskrankheiten, die im Vorfeld bereits gut kontrolliert werden konnten.

Einige dieser Erkrankungen waren tatsächlich „neu“, andere gibt es wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten. Durch ökologische veränderte Umweltbedingungen, veränderte Umfeldbedingungen oder einfach durch eine verbesserte Diagnostik sind diese Infektionskrankheiten wieder in den Focus gerückt.

Die effektive Überwachung und Bekämpfung dieser Bedrohungen erfordert eine internationale Zusammenarbeit (Bonita et al., S.186f).

Das östereichische Sicherheitskonzept 2013 verfolgt u.a. nachstehende Interessen bzw. politisch – strategische Ziele:

- Unterstützung der internationalen Bemühungen um Krisenfrüherkennung, Krisenbewältigung und Krisennachsorge - Stärkung der Handlungsfähigkeit internationaler Organisationen.

Wenn man sich bewusst macht, dass eine umfassende, gesamteuropäische Sicherheitspolitik auch die Gesundheitspolitik umschließt, so ergibt sich die Notwendigkeit, nicht nur strategische, operationelle und technische Ressourcen zu bündeln, sondern auch Ausbildungen und „know – how“ international zu standardisieren, um flexibel auf neue gesundheitspolitische Herausforderungen reagieren zu können (Österreichische Sicherheitsstrategie 2013, S.4f).

Wie die dzt. Ebolaepidemie zeigt, sind Infektionskrankheiten kein lokales Phänomen in Ländern der dritten Welt, sondern werden rasch zu einem regionalen Problem, immer verbunden mit der Gefahr eine globale Verbreitung nach sich zu ziehen (IFK 2014, S.6).

Die österreichische Politik hat während der dzt. Ebola – Epidemie immer wieder zu beruhigen versucht, dass es nahezu unwahrscheinlich ist den Erreger via Flugverkehr nach Österreich einzuschleppen, weil es keine Direktflüge in die (am stärksten betroffenen) afrikanischen Staaten gibt (Austrian Wings, 2014, o.S., zit.nach BMG o.J.b, S.1).

Allerdings schließt das BMG einen einreisenden syptomlatischen Ebola – Fall nicht aus (BMG o.J.b, S.1).

Auch in Deutschland herrscht die Meinung vor, dass das Risiko einer Ebola – Einschleppung relativ gering ist (RKI 2015b, o.S.).

Diesen Meinungen sei kritisch gegenübergestellt, dass Air France täglich Direktflüge nach Guinea, Sierra Leone und Liberia anbietet.

Mit einmal Umsteigen am Pariser Flughafen „Charles de Gaulle“ können Erkrankte (die sich vielleicht noch in der symptomlosen Inkubationsphase befinden und noch nichts von ihrer Infektion wissen) allerdings innerhalb von 24 Stunden an jedem Flughafen der Welt (und somit natürlich auch in Wien Schwechat) aufschlagen (Austria Wings 2014b, o.J.o.S.).

Lt. einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts „market“ vom Oktober 2014 befürchten die Österreicher mehrheitlich, dass sich Ebola durch den internationalen Flugverkehr auch bis nach Österreich ausbreiten könnte (APA 2014, o.J., o.S.).

In der deutschen Studie „Ebola Risk Perseption in Germany, 2014“ mit 974 StudienteilnehmerInnen bejahten 29% der TeilnehmeInnen die Frage nach der persönlichen Angst vor Ebola. Nur 3,9% der Befragten kannten den richtigen Virus – Übertragungsmodus. 74% der TeilnehmerInnen waren sowohl von einer Übertragung per Luft (Air-borne-disease) überzeugt, als auch von der Infektionsmöglichkeit bei asymptomatischen Erkrankten (Inkubationszeit). Gesamt 7% der Befragten veränderten ihr Verhalten im täglichen Leben (hiervon: 69% meiden jeden Kontakt zu Afrikanerinnen und Afrikanern, 26,6% verzichteten auf die Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln).

17% sprachen sich für Einreisebeschränkungen aus Ebola-Ländern aus, für heimkehrende Hilfskräfte aus einem Ebola Hilfseinsatz wurde sogar von 38% der Befragten eine Quarantäne befürwortet.

10% sprachen sich für ein Einreiseverbot von Ebola PatientInnen aus, allerdings würden lt. Umfrage 39% der TeilnehmerInnen selbst in den Hilfseinsatz nach Westafrika gehen (APA 2014, o.J., o.S.).

Die Anzahl der o.a. freiwilligen HelferInnen (39%) erscheint allerdings hinterfragungswürdig und wurde offensichtlich durch die Befragten mit ungenügender Selbstreflexion beantwortet (ebd., o.S.).

Es ist davon auszugehen, dass sich die Situation in Österreich ähnlich verhält.

Eine detaillierte Information der österreichischen Bevölkerung ist unerlässlich, um Gerüchten und Irrtümern vorzubeugen. Unsicherheit führt zu kumulativen Problemen wie Fehleinschätzungen und nicht situations-angepassten Verhaltensänderungen.

Bei der Versorgung eines Ebola Patienten in Leipzig gaben fast alle Teammitglieder an, negative Erfahrungen im Privatleben erfahren zu haben. Einige waren mit Ablehnung und sogar sozialer Isolation konfrontiert. Durch die mediengeprägten Vorurteile wurden in der Bevölkerung Ängste geschürt, die durch Information und Aufklärung nicht bewältigt werden konnten (Böhmert/Gottschalk/Grünwald, S.33).

Es wäre an der Zeit, das Gesundheitssystem an sich, aber auch ganz speziell im Kontext mit Infektionskrankheiten als High-Reliability-Organization (HRO) zu betrachten. Das Arbeiten von medizinischem Personal in einer infektiösen Umwelt ist gnadenlos. Das Fehlerpotenzial ist sehr hoch, Fehler können absolut gravierende Folgen haben und die Kontrolle einer komplexen Technik verlangt komplexe Prozesse, um Fehler zu vermeiden (Weick et al., S.175).

Die Mitglieder einer HRO wissen, dass man kein komplexes Bild von innerbetrieblichen Abläufen entwickeln kann, wenn Anzeichen für einen gestörten Betrieb verschwiegen werden (ebd., Seite 14).

Wichtig ist aber auch, wie bereitwillig das Topmanagement (im medizinischen Bereich die Politik) Ressourcen für die rechtzeitige Aufdeckung und Bewältigung des Unerwarteten zur Verfügung stellt (ebd., Seite 23).

Professionelle Organisationen liefern immateriellen Nutzen in Form einer Befähigung, erbringen aber nur optimale Leistungen, wenn die Einmaligkeit und Besonderheit der zu erbringenden Leistung dargestellt wird und sich die „Profis“ auf ihre Patientinnen und Patienten einstellen können (Glasl 2005, S.42f).

2.4.1 Maßnahmen der Austrian Airlines (AUA)

Austrian Airlines arbeitet sehr eng mit den österreichischen Behörden im Einklang mit den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und des CDC´s zusammen. Auf allen Flugzeugen der Airline werden Infektionsschutzkits mit Schutzmasken, Schutzhandschuhen, Desinfektionsmitteln und Fieberthermometern mitgeführt. Für jeden Passagier steht ein Mundschutz zur Verfügung. Im Fall eines begründeten Ebola – Verdachts werden umgehend die Einsatzkräfte am Boden verständigt und das weitere Vorgehen koordiniert (Austrian Wings 2014c, o.S.).

Beispiel Wien:

Das Flugzeug würde auf einer Aussenposition geparkt, der/die PatientIn mittels speziellem Rettungstransport in das Kaiser-Franz-Josef Spital (Wien) transferiert werden. Die anderen Passagiere müssten das Flugzeug über die sogenannten B-Gates (Notfallgates) verlassen, kämen in Quarantäne (Austrian Wings, 2014a, o.S.).

Für jeden Verdachtsfall wird ein Risk – Assessment (Risiko – Abschätzung) durchgeführt, die weitere Vorgangsweise steht mit den Vorgaben des BMG (Ebola – Notfallplan) in Einklang (BMG o.J.a, S.2).

Im Falle eines Ebola – Verdachts an Bord können in Österreich z.Zt. noch alle Flughäfen angeflogen werden. Im Gegensatz dazu haben Deutschland und die Schweiz bereits einen „Point of entry“ definiert.

3 Begriffsbestimmungen