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3. Dresdner Straßenschule ist Kompetenzbildung

3.6. Ausblick

Im neuen Konzept wollen wir einige Veränderun-gen einbrinVeränderun-gen, die im vorlieVeränderun-genden Entwurf be-reits anklingen.

3.6.1. Verlässlichkeit durch Kontinuität Sozialarbeiter*innen, Dozent*innen und Schü-ler*innen sahen sich damit konfrontiert, die Vorbe-reitung der Schulfremdenprüfung in einem Schul-jahr zu erreichen, weil die Schließung auf Grund der Befristung immer wieder vor uns lag.

Auch wenn die Sozialarbeiter*innen und Lernbe-gleiter*innen sehr professionell arbeiten, sind Übertragungen nicht zu vermeiden.

Beziehungsar-beit ist das Erfolgsrezept Sozialer ArBeziehungsar-beit, somit muss Kontinuität, Verlässlichkeit und Vertrautheit so-wohl als sozialpädagogischer Ansatz und Methode, als auch in den Rahmenbedingungen strukturiert werden.

Bisher fokussierten wir auf ein Jahr, somit wurde vor den Prüfungen wieder Lernstress, Unsicherhei-ten, auch durch die unsichere Perspektive der Sozialarbeiter*innen übertragen. Auf Fragen wie …

➢ Wie geht es im nächsten Schuljahr weiter?

➢ Wann kann ich mich für nächstes Jahr anmelden?

konnte vor Förderentscheidung und meist erst mit dem neuen Schuljahr geantwortet werden. Wartelis-ten entstanden.

➢ Wünschenswert wäre eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren.

Abbildung 13: Chemie geht gleich los.. Atome und so`n Zeug Wir hätten nie gedacht, dass uns das mal Spaß ma-chen würde

3.6.2. Ausgewählte Partnerschulen zur Schulfremdenprüfung

In der Vergangenheit wurden die Teilnehmenden der Straßenschule durch die sächsische Bildungsagen-tur zum Teil auf fünf verschieden Oberschulen, zur Absolvierung der Schulfremdenprüfung, verteilt.

Da viele unserer Teilnehmenden in der Vergangenheit negative und zum Teil traumatische Erfahrungen im Kontext von Schule erfahren haben, ist es unser Anliegen die ersten Wege zur Prüfungsschule zu begleiten. Aus dem Anspruch einer individuellen Begleitung der Teilnehmenden resultiert aus der zunehmenden Schüleranzahl, sowie der hohen Anzahl verschiedener Prüfungsschulen ein enormer Ar-beitsaufwand für die Mitarbeitenden.

➢ Ziel sind ausgewählte Partnerschulen zur Schulfremdenprüfung.

Dies vereinfacht den Arbeitsaufwand immens. Die Zusammenarbeit mit uns als Straßenschule und der staatlichen Schule wird selbstverständlicher und professioneller. Durch vorherige Kontakte zur Schule und zu Fachlehrer*innen der Schule professionalisiert Verständnis und Empathie im Bezug zu Leben-sumständen unserer Klientel. Es werden Schwellen- und Prüfungsängste abgebaut.

3.6.3. Traumasensibilität

Manche Adressat*innen konnten bei ihren Prüfungsängsten weniger begleitet werden, weil die Arbeits-zeiten nach dem Auslaufen der Aktion Mensch und mit Sponsorengeldern reduziert bewältigt wurden.

Mit der Erweiterung des Hauptschulkurses kamen mehr Schüler*innen mit komplexen Mehrfachbe-darfslagen, so dass die frühe Vermittlung in andere Angebote und Dienste stieg. Einerseits mussten par-allel Therapien, psychosoziale Beratung vermittelt werden, andererseits werden Traumata offensicht-lich, die sich vor allem in den Prüfungssituationen verdichten. Diffuse Ängste werden begleitet. Vor den Prüfungen wird verstärkt sozialarbeiterische Begleitung, Beratung und Unterstützung sowie Ver-mittlung notwendig. Wir hoffen somit auf Begleitungen, die in einer kontinuierlichen Förderung, auch langfristig und mit Perspektive möglich werden.

➢ Der Sozialarbeiter/ die Sozialpädagogin sollte(n) mit einer traumasensiblen Zusatzausbildung ausgestattet werden.

3.6.4. Ausschlusskriterien & Abgrenzung oder ämterübergreifende Förderung?

Im vorliegenden Konzept und mit den bestehenden Möglichkeiten an Raum und Personal ist eine Be-gleitung von bestimmtem Klientel nicht (mehr) möglich.

➢ Beschulung und Begleitung von Erwachsenen ab 27

➢ Beschulung und Tagestreff für „arbeitende“ Kinder bzw. deren Familien

➢ Offener Treff für wohnungslose (junge) Menschen bzw. aus der Szene

Unsere Erfahrungen zeigen deutlich, wie sehr für (junge) Menschen in besonderen Lebens- und Pro-blemlagen langfristige Planung, Nachhaltigkeit, unbürokratisches Handeln Not tut. Vor allem wie erst ein Schulabschluss, aber bereits die monatelange Begleitung Perspektiven eröffnet und Lebensläufe verändern hilft. Um perspektivisch auch (wieder) Zielgruppen unterstützen zu können, die auf Grund-lage des vorliegenden Konzepts der Jugendsozialarbeit nicht angesprochen werden, sollte eine weiter-führende Konzeptentwicklung in ämter- und ressortübergreifende Förderung (Jugendamt, Sozialamt oder weitere) möglich werden/ sein.

➢ Sozialamt bei der Begleitung von wohnungslosen Menschen ab 18 und im Besonderen über 27 Jahre.

➢ Ein gesondertes Konzept der „Spielpädagogischen Straßenschule für arbeitende Kinder“ an ei-nem anderen Ort und mit der Einbeziehung der Erwachsenen (Eltern, Bezugspersonen).

Der Arbeitsansatz der Straßensozialarbeit, deren Fachstandards und die Anbindung des Trägers an Angebote Mobiler Jugendarbeit/Streetwork hilft zur Abgrenzung. Straßenpädagogik ist zielgerichtet auf Zukunft und somit arbeitswelt- bzw. ausbildungsbezogen. Sie verbindet und unterschiedet Sozi-alpädagogik und Sozialarbeit bewusst, strukturell, konzeptionell und personell. Der Bezug zur Ziel-gruppe mit den Themen – Wohnung – Drogen – Erwerbslosigkeit – Straßenszene – Prostitution ist ähn-lich wie in der aufsuchenden Arbeit, und somit ist die Straßenpädagogik konfrontiert mit alternativen Verhaltensweisen. Aufwendig bleibt die niederschwellige Kontakt-, Beziehungs- und Vitalisierungsar-beit, die auf Mitarbeit der Teilnehmenden angewiesen ist und nur mit dieser erfolgreich wirkt. Dies wiederum wird mit Akzeptanz und der absoluten Freiwilligkeit erreicht. Straßenschule ist Verände-rungsgestaltung und baut Brücken in andere Angebote und Maßnahmen und somit zu Ausbildung und Beruf.

Dresden, 14.05.2018

Marcus Bernhard, Beate Rohde, Peggy Schramm und Dieter Wolfer

Wir bedanken uns im Besonderen bei Valérie Cohen (SB arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit - Jugendamt Dresden) für de Konzeptberatung, -begleitung und -überarbeitung.

Anlagen

Organigramm THD im Prozess

Wochenplan

Zeit Montag – Freitag

Lernwerkstatt + Kompetenzmodule

Ankommen/ gemeinsames Frühstück Aktive Angebote zur

Pausengestaltung

Mittagspause Aktive Angebote zur

Pausengestaltung

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