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3.7 Lebensstätten von Arten

3.7.7 Auerhuhn (Tetrao urogallus) [A108]

Anzahl Erfassungseinheiten 1

Fläche 128,3 ha

Flächenanteil am SPA-Teilgebiet 10,4%

Erhaltungszustand C: 128,3 ha (100%)

Vorbemerkung

Das Auerhuhn besiedelt nach LIESER & ROTH (2001) vor allem die späten Sukzessionsstadien der Waldentwicklung (Zerfallsphase). In Mitteleuropa kommt die Art überwiegend in alten Na-del- und Mischwäldern der Mittelgebirge und Alpen vor (STORCH 1999). Das Auerhuhn benö-tigt mehrere hundert Hektar große, mehr oder weniger zusammenhängende, ruhige Waldge-biete. Wichtige Habitatrequisiten sind Nadelbäume als Deckungsschutz und Winternahrung, lichte Waldstrukturen zum Aufkommen einer beerstrauchreichen Bodenvegetation, Bäume mit kräftigen Seitenästen als Schlaf- und Balzplatz sowie ebene Lichtungen als Balzplatz.

Daneben hat das Vorkommen von Waldameisen, die Möglichkeit zur Anlage von Huderpfan-nen und die Aufnahme von Magensteinchen eine gewisse Bedeutung. Die Nahrung besteht im Frühjahr vor allem aus Knospen und jungen Nadeln von Koniferen, Blatt- und Blütenknospen

von Laubbäumen sowie frischen Trieben von Zwergsträuchern (Heidelbeere). Im Sommer werden vor allem grüne Teile der Bodenvegetation aufgenommen, im Herbst Beeren und Triebe von Heidelbeeren. Im Winter besteht die Nahrung überwiegend aus Koniferennadeln (STORCH 1999).

In fast allen Populationen Mitteleuropas sind seit mehreren Jahrzehnten rückläufige Bestands-trends zu beobachten (z. B. KLAUS et al. 1989, KLAUS & BERGMANN 1994, STORCH 2000). Für den Schwarzwald wird heute eine Population von 600 Auerhühnern geschätzt (KLAUS &

BERGMANN 2004). HÖLZINGER et al. (2005) gehen für Baden-Württemberg von einem Bestand von maximal 300 Hähnen aus (Bezugszeitraum 2000-2004). Zwischen 1980 und 2004 hat laut HÖLZINGER et al. (2005) eine Bestandsabnahme von mehr als 50% stattgefunden.

Gemäß PEPL-Handbuch wurde im Rahmen der Erstellung des Pflege- und Entwicklungspla-nes keine Bestandserfassung durch Feldaufnahmen durchgeführt. Angaben über Auerhuhn-nachweise stellten die FVA Abt. Landespflege (Suchant, Braunisch), die Auerhuhnhegege-meinschaft (Müller, Borell) sowie die örtlichen Revierleiter (Schell, Römer, Hofer) zur Verfü-gung.

Nachweis und Verbreitung im Gebiet:

Das Schauinslandvorkommen des Auerhuhns ist gemäß den Kartendarstellungen von S

U-CHANT (2002) in seiner räumlichen Lage im Schwarzwald als Randvorkommen zu sehen. Die Hauptvorkommen des Auerhuhns im Vogelschutzgebiet Südschwarzwald liegen außerhalb der beplanten Teilfläche des Schauinslandes in Richtung Notschrei und Trubelsmattkopf. Ex-perten nehmen an, dass in guten Reproduktionsjahren Auerhühner aus diesem Gebiet auch in Richtung Schauinsland dispergieren.

Für das Vogelschutzgebiet am Schauinsland lagen zum Zeitpunkt der PEPL-Erstellung acht gesicherte Nachweise zwischen 1993 - 2006 überwiegend im Bereich des Hundsrückens vor.

Bei den jüngeren Beobachtungen handelt es sich zumeist um Hennen, die keine Küken führ-ten. Ein Hahn wurde in jüngster Zeit in einem heidelbeerreichen Fichtenaltholz auf dem Hundsrücken festgestellt.

Eine Einschätzung des Populationszustandes gemäß PEPL-Handbuch über die Anzahl von balzenden Hähnen pro 1.000 ha war durch das Erlöschen der Balzaktivität für den Schauins-land nicht möglich. Eine Prognose über Zunahme oder Rückgang der Population erschien aufgrund der nur sporadisch auftretenden Nachweise ebenfalls nicht sinnvoll.

Habitatqualität:

Aus den oben genannten Gründen - Randlage; Unsicherheiten über den Populationszustand;

Kerngebiet in den benachbarten Vogelschutzgebiets-Flächen – wurde zwar eine Lebensstätte im Bereich Hundsrücken ausgewiesen, auf eine endgültige Bewertung wurde im Rahmen des PEPL Schauinsland jedoch verzichtet. Eine Bewertung soll zu einem späteren Zeitpunkt ge-bietsübergreifend erfolgen. Ziele und Maßnahmenempfehlungen für Erhaltungs- und Entwick-lungsflächen innerhalb der Lebensstätte wurden für die speziellen Verhältnisse am Schauins-land formuliert (Kap. 4.4.7).

Zur Abgrenzung der Auerhuhn-Lebensstätte im Gebiet wurden neben den Artnachweisen die typischen Bestandes- und Geländestrukturen miteinbezogen, die nach Fachkenntnissen der Planer die Eignung einer Auerhahn-Lebensstätte ausmachen bzw. die Potenziale zur zukünf-tigen Eignung aufweisen. Ein Vergleich mit den von SUCHANT (2002) entwickelten Habitatmo-dellflächen zeigt im Kernbereich dabei eine weitestgehende Übereinstimmung.

Die Waldbestände innerhalb des SPA-Teilgebiets Schauinsland eignen sich für eine verstärkte Besiedelung und Wiederaufnahme des Balzbetriebes zurzeit aufgrund der vorhandenen Waldstrukturen nicht. Die Bedeutung einzelner Bereiche innerhalb der Lebensstätte und die Einschätzung für eine momentane und zukünftige Eignung ist im Folgenden beschrieben:

Buchenalthölzer in Richtung des ehemaligen Balzplatzes sowie angrenzende Bestände

Die relativ ebene Geländemorphologie mit gleichzeitig guter Überschaubarkeit der Umgebung in den noch vorhandenen Buchenalthölzern südlich des Balzplatzes und die angrenzenden Fichtendickungen und -stangenhölzer als Deckungsschutz boten den Hühnern vor ca. 20-30 Jahren noch einigermaßen attraktive Bereiche im Bereich des östlichen Hundsrücken. Die Fichten sind mittlerweile vielerorts zu strukturarmen Fichtenbaumhölzern weiter gewachsen und in den umgebenden Buchenaltbeständen wurde durch Baumentnahmen fast überall flä-chig die Verjüngung eingeleitet. Aktuell ist die Habitatqualität in diesem Bereich bis auf wenige grenzlinienreiche Althölzer mit geringer Naturverjüngung als schlecht zu bezeichnen.

Buchenalthölzer Richtung Kappeler Tal

Die Bestände zeichnen sich durch die stellenweise üppig vorkommende Heidelbeere als Hauptnahrungspflanze sowie Grenzlinien zu deckungsbietenden Fichtendickungen und -stangenhölzern aus. Zurzeit ist die Habitatqualität gut, wenn auch die Konkurrenzkraft der Buchenverjüngung und bestimmter Waldgräser (v.a. Wald-Schwingel Festuca altissima) durch Kompensationskalkungen auf Kosten der Heidelbeere deutlich zugenommen hat (vgl. Kap.

3.6.12: Hainsimsen-Buchenwald [9110], S. 34). In einigen kleineren Beständen erfolgen keine Eingriffe mehr („Totholzzellen“; vgl. Tab. 6, S. 12); sie bieten dem Auerhuhn langfristig geeignete Bereiche. In den bewirtschafteten Buchen-Baum- und -althölzern wird sich im Falle einer flächendeckenden Auflichtung durch das Aufkommen der Naturverjüngung die Habitatqualität für das Auerhuhn deutlich verschlechtern. Durch das Einwachsen der benachbarten Fichtenbestände von der Dickungs- und Stangenholzphase in Altersklassen ohne Deckungsfunktion geht weitere Habitatqualität verloren.

Fichtenstangen- und -baumhölzer rund um den Kamm des Hundsrücken

Die Bestände befinden sich auf einem von Auerhühnern typischerweise bevorzugten Höhen-rücken. Das Substrat ist natürlicherweise sehr sauer und ermöglicht - wenn auch vermutlich bedingt durch Kalkungsmaßnahmen nur stellenweise - das Aufkommen einer azidophilen Flo-ra, hier verstärkt der Heidelbeere. Aktuell ist die Bedeutung dieser Bestände aufgrund der zu dichten Struktur in der vorhandenen Altersphase für das Auerhuhn gering. Lediglich die Grenzlinien zu Altbeständen können eine gewisse Bedeutung haben. Die Bestände können sich aber mit den Heidelbeerbereichen, den schon vorhandenen Bestandeslücken, teilweise tiefbeasteten Bäumen mittel- und insbesondere langfristig zu sehr attraktiven Bereichen für das Auerhuhn entwickeln. Derzeit ist die Habitatqualität allerdings als schlecht einzuschätzen.

Alte Nadelholz- und Mischbestände östlich des Sonnenobservatoriums

Die Habitatqualität für das Auerhuhn ist weitestgehend gut. Das Substrat unter den Althölzern ist ausgesprochen sauer und wurde vermutlich auch in der Vergangenheit nicht gekalkt. Dies ermöglicht unter dem vorhandenen Schirm eine stellenweise stark ausgeprägte Heidelbeerde-cke. Deckungsmöglichkeiten wie fichtenreiche Verjüngungsbereiche sind allerdings fast nicht vorhanden. Mittelfristig werden die Bestände in größeren Zeitabständen einzelstammweise genutzt und können so auch in den nächsten Jahren für das Auerhuhn attraktiv bleiben.

Erhaltungszustand:

Wie oben erwähnt, erfolgt keine endgültige Bewertung der Lebensstätte des Auerhuhns am Schauinsland. Unter Berücksichtigung der derzeitigen und der sich mittelfristig entwickelnden Habitatqualität (Bewertung C) und der derzeit vorhandenen Beeinträchtigungen (Bewertung B) tendiert das Teilgebiet in seiner Gesamtqualität als Auerhuhnlebensstätte zu C.