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Arbeitsprozesse mit und in VR und AR/MR

Im Dokument VAR² 2019 – Realität erweitern (Seite 38-43)

Blended Reality - Virtual-/Augmented Reality (VR/AR) im Corporate Learning

3 Arbeitsprozesse mit und in VR und AR/MR

3.1 Arbeitswelt 4.0

Neben den aufgezeigten Veränderungen im Lernumfeld, integrieren zunehmend Organisationen, meist im Zusammenhang mit Ihren Digital Transformation – Strate-gie - die neuen TechnoloStrate-gien im Umfeld VR/AR/MR. Hier wird die gesamte Band-breite von Einsatzszenarien als Leuchtturmprojekte genutzt.

Angefangen von Planungsprozessen bei neuen Anlagen, Produkten oder Prozes-sen, bis zur gemeinsamen kreativen Prozessen in der Produktentwicklung oder im Verkaufs- und Beratungsprozess. Auch in der Produktion direkt werden AR/MR-Technologien eingesetzt. Im Moment entstehen an vielen Orten erste Umsetzun-gen, wie VR/AR in einer neuen NewWork-Welt integriert werden kann. Auch wer-den erste räumliche Anpassungen für wer-den Einsatz mit und in VR/AR realisiert. In-terne VR-Labs entstehen und bieten den Beteiligten die Möglichkeit sich in der virtuellen Umgebung zu bewegen und einzutauchen. AR und MR ziehen in den Arbeitsprozessen ein und unterstützen konkrete Handlungen und Abläufe.

Wir müssen also, wenn wir über eine neue Arbeitswelt 4.0 und Industrie 4.0 nach-denken, die Einsatzvarianten von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) mit in die Überlegungen einbeziehen. Insbesondere auch deshalb, weil die Techno-logie sich weiter entwickeln werden: permanente Verbesserungen der Qualität, noch mehr Funktionen, leichtere und kleinere Lösungen. Nicht zuletzt haben die

Ankündigungen einer Hololens 2 von Mircosoft hier aufgezeigt in welche Richtung es gehen kann.

Organisationen, die sich bereits jetzt mit Einsatzszenarien und VR/AR-Lösungen beschäftigen, haben in Zukunft einen klaren Wissensvorsprung. In der Industrie 4.0 sind Beratungs- und Verkaufsprozesse direkt mit der Produktion ver-bunden. Wartung und Service-/Support werden sich grundlegend ändern. Predictive Data und intelligente Vernetzung im Umfeld IoT spielen hier die zentralen Rollen.

Das “Dazuschalten” eines Experten erleichtert es jedem Service-Techniker – egal an welchem Standort der Welt, schnell und kompetent Probleme beim Kunden zu lösen. So können z.B. die Bearbeitungszeiten im Servicebereich und die Qualität der Fehlersuche nachweislich verbessert werden.

3.2 Beispiele und Anwendungsszenarien

Die folgenden Beispiele sollen die Bandbreite der Einsatzszenarien aufzeigen und bieten Anknüpfungspunkte für die eigene Organisation.

Anlagenplanung

Die Arbeit mit der virtuellen Realität gehört in Zukunft zum Alltag. Teams erstellen digitale Abbilder von Anlagen; diese virtuellen Maschinen werden dann program-miert. Funktioniert alles wie gewünscht, wird die Software auf die echte Anlage übertragen. Das spart Zeit und Geld, zudem können Kunden durch komplexe, in der Realität nicht einsehbare Produktionszellen spazieren und ihre Anlage in allen Details bei der Arbeit betrachten.

So können Kunden mit der VR-Brille ihr zukünftiges Lagerhaus oder Produktions-halle erkunden, sich ansehen, wie Mitarbeiter mit den Maschinen interagieren oder testen, wie Zugangswege und Leitungen optimal positioniert werden können.

Auch können Sicherheitstraining direkt schon in der VR durchgeführt werden, bevor der erste Stein in der Realität steht.

Ein schönes Beispiel bildet im Moment ein Projekt, bei dem der Hamburger Hafen abgebildet und neue Teile simuliert werden. Hier werden sowohl bestehende Teile digitalisiert und mit echten Daten in einer VR/MR-Anwendung dargestellt, wie auch anstehende neue Projekte virtuell integriert und damit simuliert.

Ein weiteres Beispiel kommt aus dem Chemie-Umfeld. Hier werden neue Anlagen konzipiert und Verfahrenstechniken simuliert. Die Ausbildung der Betriebsfeuerwehr gleich mit realisiert.

Einsatz von Material, Prozesswege von Material und Produkten und Sicherheits-konzepte können in Lebensgröße begehbar abgebildet und optimiert werden. Dies ermöglicht in der Planung schon einige Vorteile. Die Daten die hier entstehen kön-nen aber später in anderen Einsatzszenarien eingesetzt und zur Realisierung von weiteren VR-/AR-Experience verwendet werden.

Produktion

In der Produktion werden handfreie Systeme, wie die Mircosoft Hololens oder die Google Class 2 immer mehr zum Einsatz kommen. Bessere Objekterkennung und Scanning der Umgebung werden weitere Einsatzfelder schaffen. In Qualitätsma-nagementprozessen und beim Einsatz von “nicht“ Fachleuten kann dies sehr gut eingesetzt werden. Das abarbeiten von Checklisten und Abläufe, gepaart mit der gleichzeitigen Dokumentation der Arbeitsschritte – durch eingebaute Kamerasys-teme – bietet hier neue Möglichkeiten in komplexen Umfeldern.

In der Luftfahrtindustrie können so Wartungsprozesse unterstützt und dokumentiert werden. Die Bedingung von Anlagen kann Fehlerfrei bzw. Fehlerminimiert stattfin-den. Das Durchführen von Arbeitsprozessen durch fehlende Fachkräfte wäre denk-bar. Sollten Fragen entstehen, könnten die Personen die zentralen Fachkräfte per Skype kontaktieren und die Probleme interaktiv gemeinsam lösen. Die eingebauten Kameras übertragen die “echte“ Umgebung und der Experte kann interaktive diese mit virtuellen Objekten ergänzen, die wiederum die andere Person eingeblendet bekommt.

In der Chemieindustrie wird so komplexe Verfahrenstechnik interaktiv unterstützt.

Ganze Anlagen stehen virtuell zur Verfügung und in Echtzeit können Ventile ge-schlossen werden oder Messwerte abgelesen werden. Dabei steht der Mitarbeiter vielleicht tausende Kilometer entfernt von der Anlage und sieht diese Lebensgroß vor sich stehen.

Die Automobileindustrie setzt MR bereits für die holografische Abbildung von Robo-tern ein, die es erlauben diese virtuell zu programmieren und dann dem Digitalen Zwilling zu übertragen oder in Echtzeit diesen zu steuern.

Die Vernetzung in ERP, CRM und anderen Systemen spielt genauso eine Rolle wie die Kommunikation über IoT und MES. Das Mensch-Maschine-Interface (MMI) steht hierbei im Mittelpunkt. Durch AR/MR rückt diese immer näher an den Körper des Menschen und bezieht die unterschiedlichen Sinne mit in die Experience ein.

Nicht zuletzt hat Mircosoft mit Sharepoint.Space klargemacht, dass alle Dokumente und zukünftigen Inhalte auch VR/AR fähig sein werden.

Logistik

Schon heute werden in der Logistik einige Systeme zur Optimierung von Prozessen eingesetzt und stellen sicher, die Anzahl der benötigten Arbeitsmaterialien für den nächsten Prozessschritt zusammengestellt zu haben (Pick-and-Place). Das “Leiten“

auf dem kürzesten Weg zu den passenden Gegenständen und damit Weg und Zeitoptimierung wird in Zukunft immer mehr mit AR/MR-Systemen durchgeführt werden.

Erste Beispiele zeigen auch, dass Bepacken von LKWs oder Containern wird mit MR unterstützt, damit Sichergestellt, dass dem Paket nichts passiert und es Doku-mentiert ist, wo es sich gerade auf dem Weg befindet.

Die sogenannte Inhouse-Navigation kann hier mit Markern mit AR unterstützt und vereinfacht werden.

Wartungs-/Serviceprozesse

Erste AR/MR-Projekte laufen mit dem Ziel der digitalen Unterstützung für Service-techniker und Fernwartung. Über Brillen wie der Microsoft Hololens sehen Nutzer 3D-Projizierungen in ihrer realen Umgebung, wie zum Beispiel zusätzliche Informa-tionen zu Produkten oder SimulaInforma-tionen. Hier sieht die Industrie große Vorteile. Was aber sehr schnell vergessen wird, ist der Einbezug von Echtdaten aus den Syste-men und die Möglichkeit mit Objekten zu interagieren. Dies ist in vielen Umgebun-gen noch gar nicht realisierbar.

Verkaufs-/Beratungsprozesse

In Produktverkaufs- und Beratungsprozessen wird über AR/MR vermehr die Pro-dukte und Dienstleistungen erlebbar einem potentiellen Kunden dargestellt. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn die Produkte nicht mit zum Kunden genom-men wer- den können, z.B. wenn diese einfach zu groß sind oder nicht alle Varian-ten mitgenommen werden können. Auch können die Produkte erlebbar gemacht werden.

Von der Rolltür, einer Schraubenverbindung, über Autos oder Fenster – es ist alles denkbar. Die Objekte können z.B. über ein Smartphone einfach auf den Tisch beim Kunden gestellt werden, oder Lebensgroß in den Raum platziert werden. Interaktion ermöglicht die Funktionsweise des Produktes zu erläutern und den Mehrwert dem Kunden deutlicher zu machen. Auch VR-Lösungen sind denkbar. Z.B. wenn es um Anlagenbau geht, hier könnte mit dem Kunden gemeinsam die Anlage in der virtuel-len Welt verändert und angepasst werden und dies in Lebensgröße.

Selbst im Privatumfeld halten diese Technologien schon Einzug. Ein großes Ein-richtungshaus nutzte AR als Assistenten, über den Kunden das virtuelle Sofa test-weise in ihrem Wohnzimmer platzieren konnten. Oder wenn Sie Wandfliesen oder Bademöbel schon einmal in das eigene Bad platzieren wollen.

Im Beratungs- und Verkaufsumfeld sind fast keine Grenzen denkbar. Hier könnte eine intelligente Vernetzung mit der Produktion in einen wirklichen Mehrwert für Kunden und für die Produktionskosten münden. Biege- und Schweißroboter, die direkt nach dem gemeinsamen Erstellen des Produktes im Verkaufsprozess produ-ziert werden könnten. Dies Materialschonend und schnell.

Die Einsatzszenarien zeigen, dass weder nur bestimmte Branchen noch Unterneh-mensgrößen betroffen sind, sondern alle in den nächsten Jahren mit dem Thema in Kontakt kommen werden.

4 Auf den Punkt gebracht...

“Die Welt wird immer komplexer. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) können durch neue Visualisierungen Themen begreiflicher machen und den Zu-gang vereinfachen”, sagt der Autor Torsten Fell, Vorstandsmitglied des Ersten Deutschen Fachverbands für Virtual Reality.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: “Ich kann Daten mit den Händen greifen und bear-beiten und so das Thema Big Data erfahrbar machen oder digitale Zwillinge von Maschinen bewegen.” Auch wenn es noch dauern wird, bis die Technologie in vol-ler Breite Anwendung findet.

Der Zugang zur Hardware und die Leistungsfähigkeit wird schnell einfacher sein und um das Vielfache wachsen. Durch Geräte wie das iPhoneX oder die neuen Mixed Reality (MR)-Brillen z.B. Magic Leap oder Microsoft Hololens 2 wird es für ein breite Ziel- gruppe möglich sein, neue Settings und Szenarien zu erleben.

Insbesondere die Integration und das direkte Vernetzen im Industrieumfeld wird in 2019 erheblich an Fahrt aufnehmen. Roboter die bereits heute mit einer VR-Brille von einem anderen Standort gesteuert werden können, werden komplett virtualisiert und erlebbar werden. Holografische Abbildungen von ganzen Industrieanlagen sind machbar und werden ansatzweise umgesetzt werden. Das Training wird immer realitätsnaher standfinden, durch bessere Grafik und zusätzliche Eingabegeräte bzw. einfache Handsteuerungen und Gestenerkennung.

“Firmen, die jetzt schon Erfahrungen damit sammeln, werden später im Vorteil sein, weil sie die Technologie kennen.”, Torsten Fell

Wer also die neue Technologie versteht und sinnvoll und zielführend in die Prozes-se integrieren kann und die technischen und organisatorischen Rahmenbedingun-gen schafft, hat einen Vorsprung. Starten Sie noch heute damit.

Alles rund um die Maschine - Begehbare

Im Dokument VAR² 2019 – Realität erweitern (Seite 38-43)