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Dieses horizontale BVT-Referenzdokument (Best available techniqueREFerence document - BREF) mit dem Titel „Abwasser- und Abgasbehandlungs-/managementsysteme in der chemischen Industrie“ bezieht sich auf die gesamte chemische Industrie und ist als Hilfestellung und Leitfaden für die Genehmigungsbehörden ge-dacht, um diese in ihrer Entscheidungsfindung bei Genehmigungsverfahren in Bezug auf wässrige und/oder gasförmige Ableitungen aus chemischen Anlagen zu unterstützen. Es ist ein Dokument aus einer Reihe von BREFs, die in Bezug auf die chemische Industrie erstellt wurden und zusammen gelesen werde n sollten. Bei den anderen Dokumenten handelt es sich um:

 Chlor-Alkali-Herstellung,

 Herstellung organischer Grundchemikalien,

 Herstellung anorganischer Grundchemikalien,

 Polymere,

 Organische Feinchemikalien,

 Anorganische Spezialchemikalien, sowie um die horizontalen BREFs

 Industrielle Kühlsysteme,

 Emissionen aus der Lagerung von Schüttgut oder gefährlichen Stoffen,

 Überwachungssysteme,

 Wirtschaftliche und medienübergreifende Belange.

Auch für den Raffineriesektor wird dieses BREF als relevant angesehen.

Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten bei der Abwasser- und/oder Abgasbehandlung in der chemischen In-dustrie muss sich das vorliegende Dokument auf die Techniken beschränken, die in diesem Sektor „üblicher-weise“ eingesetzt werden bzw. einsetzbar sind. Doch selbst mit dieser Einschränkung können nur einige der in der Praxis eingesetzten Techniken behandelt werden. Das bedeutet, dass Behandlungsverfahren, die nur an ei-nem Standort eingesetzt werden bzw. nur für einen speziellen Produktionsprozess entwickelt wurden, nicht be-rücksichtigt werden, sondern in den Anwendungsbereich der entsprechenden vertikalen Dokumente fallen. Da-gegen werden Behandlungstechniken einbezogen, die zwar bisher in der chemischen Industrie nicht eingesetzt wurden, sich aber in anderen Sektoren als erfolgreich erwiesen haben. Voraussetzung ist jedoch, dass die An-wendung dieser Verfahren in der chemischen Industrie als Erfolg versprechend angesehen wird.

Prozess-integrierte Techniken werden in diesem Dokument angesprochen, sofern sie für mehrere Prozesse ein-gesetzt werden können oder ihre Anwendung allgemein anerkannt ist. Typisch standort- oder prozess-spezifische Fragen im Zusammenhang mit der Abwasser-/Abgasbehandlung werden an dieser Stelle nicht be-rücksichtigt; sie werden jedoch im Rahmen eines allgemeinen Ansatzes berücksichtigt, in dem der Umgang mit besonderen Verhältnissen erläutert wird.

Ein weiteres wichtiges Thema dieses Referenzdokuments ist das Abwasser- und Abgasmanagement als Be-standteil des betrieblichen Managements. Management bedeutet die Anpassung der örtlichen Gegebenheiten (wie Produktionsbesonderheiten, Gesetzgebung, örtliche Umweltsituation, Verfügbarkeit und Qualität von Rohstoffen und/oder Hilfsstoffen sowie klimatische Gegebenheiten) an den ökonomisch und ökologisch effi-zienten Betrieb eines Industriestandortes in seiner Gesamtheit. Aufgabe des vorliegenden Dokuments ist, einen Ansatz bzw. Ansätze für Managemententscheidungen zu beschreiben, die auf eine Minimierung der Auswir-kungen von Abwasser- und Abgasemissionen auf die Umwelt abzielen.

Der Ausdruck „Auswirkungen auf die Umwelt“ in diesem BREF beinhaltet beispielsweise:

 den Verbrauch von Ressourcen wie Wasser aus natürlichen Gewässern, Energie, Rohstoffen, chemischen Stoffen usw.; dies ist von umso größerer Bedeutung, soweit nur begrenzt vorhandene Ressourcen betroffen sind, z. B. Wasser (in Gebieten mit ungünstigen klimatischen Bedingungen) oder nicht erneuerbare Ener-gien;

 die Emissionen in Gewässer und/oder Luft, einschließlich Lärm- und Geruchsemissionen;

Die Organisation der Beseitigung von Schlamm oder festen Rückständen aus der Abwasser- und Abgasbehand-lung ist Teil der Betreiberentscheidung für einen Chemiestandort. Da es Standorte gibt, die über geeignete Be-handlungsanlagen für Klärschlamm verfügen, wird dessen Behandlung in das vorliegende Dokument einbezo-gen. Die Behandlung von Abfällen, die kein Klärschlamm sind, fällt in den Anwendungsbereich der vertikalen Dokumente, die für die anderen in Anhang 1 der Richtlinie genannten Sektoren erstellt werden. Das vorliegen-de BVT-Merkblatt will jedoch in keiner Weise vorliegen-dem BVT-Merkblatt zur Abfallverbrennung vorgreifen, das noch zu erstellen ist.

Um Doppelarbeit und Überschneidungen mit den Themen anderer einschlägiger vertikaler und horizontaler BREFs soweit wie möglich zu vermeiden, müssen klare Grenzen gezogen werden. Als Beispiel wird anhand der Abbildung I die Abgrenzung zwischen den vertikalen BREFs im Chemiesektor und dem vorliegenden horizon-talen Dokument für den Bereich Abwasser erläutert; für den Bereich Abgas ist die Situation vergleichbar.

Chemische Reaktion

Aufarbeitung

Produktse-parierung

Rückgewinnung

wäßrige Reststoffe

Teilstrom-behandlung

Abwasser

Zentrale Behand-lungsanlage

Reaktions-gemisch

Hilfsstoffe, Lösemittel, Wasser

Produkt

P R O D U K T I O N

B E H A N D L U N G

horizontal vertikal

Abbildung I: Grenze zwischen produktionszugehörig und behandlungszugehörig bzw. zwischen vertikalem und ho-rizontalem BREF

Dementsprechend umfasst der Anwendungsbereich dieses horizontalen Referenzdokumentes:

 die Beschreibung von Umweltmanagement in den Bereichen Abwasser und Abgas und dessen umwelt-freundlichste Anwendung auf einen Standort der chemischen Industrie;

 die Beschreibung allgemein anwendbarer, prozess-integrierter Maßnahmen (d. h. Maßnahmen, mit identi-scher Verwendung für verschiedene Produktionsprozesse);

 die Beschreibung von Behandlungstechniken für Abwasser und Abgas im Hinblick auf deren Auswirkung auf die Umwelt, ihre jeweilige Effizienz/Leistung, ihre Grenzen und Vorteile sowie ihre Kosten;

 die Beschreibung von Behandlungstechniken für Klärschlamm, sofern diese an den Standorten der chemi-schen Industrie Anwendung finden;

 auf der Grundlage der oben angeführten Informationen - die Beschreibung von Vorhaben mit Optionen, die sicherstellen, dass die Abwasser- und Abgasbehandlungsverfahren (bzw. Kombinationen davon) zu einem Einsatz der besten verfügbaren Techniken beim Betreiben eines Standortes der chemischen Industrie in Gänze beitragen.

Geben aufgeführte Beispiele erreichbare Leistungsdaten zur Unterstützung der BVT-Schlussfolgerung an, so soll damit nicht der Eindruck erweckt werden, die genannten Werte könnten bei jeder individuellen Anwen-dung und unter allen Betriebsbedingungen erreicht werden. Gemachte Empfehlungen oder Vorschläge jedoch sind von allgemeiner Gültigkeit.

Das Dokument hat seine Gültigkeit insbesondere für den Chemie-Sektor. Die technische Arbeitsgruppe hat je-doch anerkannt, dass die behandelten Themen – Managementsysteme und -instrumente, Abwasser- und Abgas-behandlungsverfahren –wertvolle Informationen auch für andere Bereiche enthalten, deren konkrete Umsetzung jedoch in jedem einzelnen Fall einer sorgfältigen Prüfung bedarf.