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2.3 Reaktivitätsmuster der monoklonalen und polyklonalen Antikörper beim Menschen und beim Hund

2.3.2 Antikörper gegen Proteine der Intermediärfilamente

2.3.2.7 Antikörper gegen Vimentin

Vimentin ist ein einzelnes Peptid mit einem Molekulargewicht von 58 kDa (FRANKE, 1978a). Mesenchymale Zellen wie Fibroblasten, Fibrozyten, Endothelzellen, hämatopoetische Zellen, Zellen melanozytärer und lymphatischer Herkunft, etc.

exprimieren konstant Vimentin (DU BOULAY, 1985, MOLL, 1991a; BANERJEE und HARRIS, 2000). In einer großen Anzahl von immunhistologischen Studien erwies sich Vimentin beim Menschen und bei verschiedenen Vertebraten in physiologischen und neoplastisch veränderten mesenchymalen Geweben als zuverlässiger Marker (FRANKE et al., 1979; ALTMANNSBERGER et al. 1981; MIETTINEN et al., 1982;

GOWN und VOGEL, 1985). In einer umfangreichen immunhistologischen Arbeit von GOWN und VOGEL (1985) konnte in diversen neoplastisch veränderten mesenchymalen Geweben immunhistologisch die konstante Expression von Vimentin dargestellt werden. Ebenso konnten beim Menschen in zytologischen Präparaten Tumorzellen mesenchymaler Herkunft mit Vimentin erkannt werden

(RAMAEKERS et al., 1983; ALTMANNSBERGER et al., 1984; DROESE et al., 1984).

In Tumoren mesenchymaler Herkunft des Hundes wurde ebenfalls eine konstante Vimentinexpression beobachtet (MOORE et al., 1989; RABANAL et al., 1989;

DESNOYERS et al., 1990; KOENIG et al., 2001). In der Studie von SPANGLER et al. (1994) zeigten auch Metastasen mesenchymaler caniner Tumoren (n=58) unabhängig von ihrem Differenzierungsgrad eine deutliche immunhistologische Reaktion mit dem Antikörper gegen Vimentin.

In den meisten der epithelialen Tumoren des Menschen zeigte sich immunhistologisch keine Vimentinexpression (GOWN und VOGEL, 1985).

Ausnahmen bildeten hier endometriale adenosquamöse Karzinome, Adenokarzinome der Schilddrüse und des Hodens und adenoide zystische Karzinome der Speicheldrüse mit immunhistologisch schwachen Farbreaktionen sowie Nierenzellkarzinome und pleomorphe Adenome der Speicheldrüse mit mäßiger Farbintensität für Vimentin (GOWN und VOGEL, 1985). In einer Folgearbeit (AZUMI und BATTIFORA, 1987) konnte beim Menschen eine Vimentinexpression in einer ähnlichen Auswahl an malignen epithelialen Tumoren festgestellt werden.

Diese Ergebnisse ließen darauf schließen, dass es in weit mehr epithelialen Neoplasien beim Menschen zu einer Vimentinkoexpression kommt, als zunächst angenommen wurde. Diese wichtige Feststellung ließ weitere Untersuchungen folgen, deren Ergebnisse von MOLL (1993) zusammengefasst worden sind: neben der zu erwartenden Keratinexpression konnte in humanen epithelialen Normalgeweben (proximales Tubulusepithel, Mesothel, Prostatadrüsen, Schilddrüsenfollikel, respiratorisches Epithel, etc.) sowie in neoplastisch veränderten epithelialen Geweben (Nierenzellkarzinom, Mesotheliome, Ovarialkarzinom, Prostatakarzinom, Schilddrüsenkarzinom, Lungenkarzinom, Plattenepithelkarzinom, Mammakarzinom etc.) eine Koexpression von Vimentin nachgewiesen werden. Auf zellulärer Ebene handelt es sich um eine echte Koexpression, d.h. Vimentin und Keratin bilden getrennte zytoplasmatische Filamentsysteme, was zuerst in Zellkulturen beobachtet wurde (FRANKE et al., 1978a; 1982).

Als mögliche Ursache für dieses Phänomen wird die Auflockerung oder gänzliche Aufhebung der epithelialen Zellverbände, wie das in der Zellkultur allgemein (FRANKE et al., 1982) oder auch bei exfoliierten Karzinomzellen in Körperhöhlenergüssen (RAMAEKERS et al., 1983) der Fall ist, genannt. Als weitere stimulierende Faktoren für die Vimentinexpression in epithelialen Zellen wird die Proliferationsrate und die Differenzierunggsreduktion diskutiert (GROENE et al., 1987; MOLL et al., 1991b; WARD et al., 1992). So wurde bei Mammatumoren eine direkte Korrelation der Vimentinexpression mit der Ki-67-Wachstumsfraktion aufgezeigt (DOMAGALA et al., 1990a). Unabhängig von den genannten Faktoren bestehen ausgeprägte zelltypabhängige Unterschiede in der Bereitschaft zur Vimentinkoexpression (MOLL, 1993). Diese Bereitschaft ist bei vielen dieser Gewebe an deren mesodermale Herkunft (proximaler Tubulus, Müllerscher Gang, Mesothel) geknüpft, da in mesodermalen Geweben in der embryonalen Phase zunächst Vimentin exprimiert wird (FRANKE et al., 1982) und mit weiterer Differenzierung im Rahmen der Entwicklung es zu epitheltypischen Keratinexpressionen kommt (MOLL et al., 1991). In Epithelien und Karzinomen ento- bzw. ektodermalen Ursprungs (Prostata, Schilddrüse, Bronchialepithel, Pankreas, Magen, Gallengänge, Mamma) konnte ebenfalls die Expression von Vimentin neben Zytokeratin beobachtet werden, ist aber im Vergleich zu den Epithelien mesodermaler Herkunft seltener anzutreffen (FRANKE et al., 1982; MOLL, 1993).

Das Vimentin ist zwar das am weitesten verbreitete Intermediärfilamentprotein, hat aber eben deswegen nur eine geringe Aussagekraft hinsichtlich der Zelldifferenzierung (MOLL, 1993). Diese Beobachtung der Vimentinkoexpression machten auch DOMAGALA et al. (1988) in zytologischen Feinnadelaspiraten von Nierenkarzinomen, Schilddrüsenkarzinomen und endometrialen Karzinomen des Menschen, welche alle positiv mit dem Antikörper gegen Vimentin reagierten, zeigen.

Beim Hund konnte in verschiedenen Arbeiten bezüglich bestimmter Organsysteme eine ähnliche Vimentinexpression beobachtet werden. In den Studien von VOS et al.

(1993a; 1993b; 1993c) wurde die Vimentinexpression an Paraffin-eingebettetes Material von gesundem sowie benigne und maligne verändertem Mammagewebe untersucht. In gesundem Mammageweben konnte weder in den luminalen noch in

den myoepithelialen Anteilen der Gänge und Acini eine Vimentinexpression nachgewiesen werden (VOS et al., 1993a). Bei den gutartigen caninen Mammatumoren wurde eine deutliche intensive immunhistologische Anfärbung insbesondere in den spindelzelligen Anteilen beobachtet (VOS et al., 1993b). In den malignen Varianten der caninen Mammatumoren zeigt sich neben der Vimentinexpression in den spindelzelligen Anteilen auch eine vermehrte Vimentinexpression in den epithelialen Anteilen (VOS et al., 1993c). In der Arbeit von HELLMEN und LINDGREN (1989) zeigte sich bei benignen und malignen caninen Mammatumoren eine ähnliche Vimentinexpression. Die in dieser Studie untersuchten rein mesenchymalen Tumoren der Mamma wiesen eine konstante Vimentinexpression beim Hund auf.

Die immunhistologische Anfärbbarkeit der caninen Prostata mit dem Antikörper gegen Vimentin zeigte im physiologischen Gewebe keine Reaktion (GRIECO et al., 2003). In den elf untersuchten Prostatakarzinomen jedoch konnten GRIECO et al.

(2003) zumeist eine deutliche positive Reaktion mit Vimentin unabhängig vom Differenzierungsgrad nachweisen. Eine positive Reaktion von Vimentin neben dem Antizytokeratin konnte auch in einem Fallbericht von SHIGA und SHIROTA (2000) in einem gut differenzierten hepatozellulären Karzinom beschrieben werden. Diese Ergebnisse aus verschiedenen immunhistologischen Untersuchungen verschiedener epithelialer caniner Neoplasien lassen die Vermutung zu, dass beim Hund eine ähnliche Vimentinkoexpression in epithelialen Zellen und deren neoplastischen Veränderungen wie beim Menschen stattfindet. Eine systematische Arbeit zur Überprüfung einer zum Menschen vergleichbaren Koexpression von Vimentin in caninem epithelialen Geweben und deren Neoplasien ist bisher auch an histologischen Präparaten nicht durchgeführt worden.