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2.3 Reaktivitätsmuster der monoklonalen und polyklonalen Antikörper beim Menschen und beim Hund

2.3.2 Antikörper gegen Proteine der Intermediärfilamente

2.3.2.8 Antikörper gegen Desmin

Desminfilamente bestehen aus nur einem Polypeptid (57 kDa). Weitgehend sind sie spezifisch für glatte und quergestreifte Muskulatur (LAZARIDES und HUBBARD, 1976; SMALL und SOBIESZEK, 1977). In nichtmuskulären Zellen kommt Desmin

ausnahmsweise in extrafollikulären (fibroblastischen) Retikulumzellen des Lymphknotens (FRANKE und MOLL, 1987) und in Mesothelzellen (VAN MUIJEN et al., 1987) vor. Beim Menschen befassten sich in den frühen achtziger Jahren eine Reihe von Studien mit der immunhistologischen Differenzierung von Weichteilsarkomen und insbesondere mit Tumoren muskulären Ursprungs (ALTMANNSBERGER et al., 1982; BROOKS, 1982; MIETTINEN et al., 1982; DENK et al., 1983). Die malignen Tumoren der glatten als auch der quergestreiften Muskulatur wiesen immunhistologisch deutlich positive Reaktionen mit dem Antikörper gegen Desmin auf (MIETTINEN et al., 1982). Ähnlich deutliche spezifische und sensitive Ergebnisse konnte MIETTINEN et al. (1988) in einer Folgearbeit an insgesamt 344 mesenchymalen und epithelialen Tumoren des Menschen zeigen. Hier konnte dargestellt werden, dass Desmin spezifisch alle in die Studie aufgenommenen Rhabdomyosarkome (n=17), Leiomyome (n=23) und desmoide Tumoren (n=15) erkannte, während nahezu alle anderen Tumoren negativ reagierten. Bei der immunhistologischen Untersuchung der Leiomyosarkome konnten 29 von 32 Fällen mit Desmin gefärbt werden (MIETTINEN et al., 1988).

Andere Untersucher fanden hingegen in neun immunhistologisch bearbeiteten Leiomyosarkomen des Menschen in keinem Fall eine positive Anfärbung (EVANS et al., 1983). Diese negativen Reaktionen mit Desmin bei den Leiomyosarkomen wird von EVANS et al. (1983) mit der teilweisen Entdifferenzierung der Leiomyosarkomzellen auf der Stufe der primitiven Myoblasten, welche nur wenig Desminfilamente exprimieren, erklärt.

Das Reaktionsmuster von Desmin bei Tumoren der glatten Muskulatur präsentiert sich beim Hund ebenfalls variabel. ANDRAESEN und MAHAFFEY (1987) wiesen immunhistologisch in neun von elf caninen Leiomyomen und in fünf von elf caninen Leiomyosarkomen eine positive Reaktion mit Desmin nach. In einer anderen Untersuchung zeigten von insgesamt 14 Leiomyomen 13 Fälle eine positive immunhistologische Reaktion mit Desmin; von den insgesamt 18 caninen Leiomyosarkomen konnten 15 eindeutig positiv mit Desmin gefärbt werden (LA ROCK und GINN, 1997). Die immunhistologische Untersuchung von caninen Leiomyomen (n=29) zeigte in der Studie von FROST et al. (2003) zu 62 % (n=18)

eine positive immunhistologische Reaktion mit Desmin. Die Tumoren der quergestreiften Muskulatur sind recht selten beim Hund. Dementsprechend gibt es hinsichtlich der immunzytochemischen Reaktivität von Desmin in caninen Tumoren der quergestreiften Muskulatur nur einzelne Falldarstellungen (ANDRAESEN et al., 1988b; DESNOYERS et al., 1990; KIM et al., 1996; KUWAMURA et al., 1998). In allen beschriebenen Fällen zeigten normale quergestreifte Muskulatur und Rhabdomyosarkome des Hundes eine deutliche Reaktion mit Desmin.

In der immunhistologischen Untersuchung von MIETTINEN et al. (1988) beim Menschen konnten in den mesenchymalen nicht muskulären Tumoren (n=195) mit Ausnahme von einem pleomorphen Liposarkom, einem Glomustumor; und sieben nicht weiter differenzierten, zum Teil pleomorphen Sarkomen keine Reaktionen mit Desmin beobachtet werden. In den verschiedenen epithelialen malignen Tumoren (n=47) wurden ebenfalls immunhistologisch keine Anfärbungen mit dem Antikörper gegen Desmin festgestellt (MIETTINEN et al., 1988). In der Differenzierung von mesenchymalen gastrointestinalen Tumoren des Menschen wurden die Leiomyome (n=24) zu 100 % mittels Desmin identifiziert, während die stromalen, nicht muskulären Tumore (n=116) zu 97 % negativ mit Desmin reagierten (SARLOMO-RIKALA et al., 2002). Auch in zytologischen Präparaten von Tumoren muskulärer Herkunft des Menschen konnten diese mittels Desmin differenziert werden (ALTMANNSBERGER et al., 1984; ABENDROTH und DABBS, 1995; DABBS et al., 1995).

Die Zellen des Mesothels weisen beim Menschen aufgrund ihres biphasischen Charakters aus mesenchymaler Herkunft, epithelialer Differenzierung und Pluripotenz neben einer Expression von Zytokeratin und Vimentin eine Koexpression von Desmin auf (STOSIEK und GOERTCHEN, 1986; VAN MUIJEN et al., 1987;

MOLL, 1993). Daher wurde Desmin beim Menschen zur Differenzierung von reaktiven Mesothelzellen bzw. Mesotheliomzellen von Karzinomzellen eingesetzt, wobei die bislang vorliegenden Studien auf unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich des diagnostischen Wertes von Desmin hinweisen. STOSIEK und GOERTCHEN (1986) untersuchten immunhistologisch zwei maligne Mesotheliome des Menschen mit Desmin, wo insbesondere in der mesenchymalen Komponente des biphasischen

Mesothelioms und in den sarkomatösen Mesotheliomen in allen Bereichen eine deutliche Anfärbung mit Desmin festgestellt werden konnte. In einer immunhistologischen Untersuchung von 45 Mesotheliomen des Menschen konnte in nur zwei Fällen eine positive Reaktion mit Desmin nachgewiesen werden. Beide Desmin-positiven Mesotheliome zeigten eine biphasische Ausprägung, während alle Mesotheliome des epithelialen und sarkomatoiden Typs keine Reaktion mit Desmin zeigten (MAYALL et al., 1992). In der Arbeit von HURLIMANN (1994) wurden insgesamt neun von 16 untersuchten malignen Mesotheliome (13 Mesotheliome des epithelialen Typs und drei Mesotheliome des biphasischen Typs) des Menschen immunhistologisch positiv mit Desmin gefärbt. Im Gegensatz zu der Studie von MAYALL et al. (1992) waren von den neun Desmin-positiven Mesotheliomen acht vom epithelialen Typ und eins vom biphasischen Typ. Wiederum andere Ergebnisse erhielt die Arbeitsgruppe um GARCIA-PRATS et al. (1998). Hier konnten die verschiedenen Mesotheliome (n=40) folgendermaßen immunhistologisch mit Desmin gefärbt werden: zwölf von 26 epithelialen, vier von zehn sarkomatoiden und zwei von vier biphasischen Mesotheliomen zeigten eine positive Reaktion mit dem Antikörper gegen Desmin. Alle in der zuletzt zitierten Studie immunhistologisch aufgearbeiteten Adenokarzinome verschiedenen Ursprungs waren Desmin-negativ. In der immunzytochemischen Charakterisierung von Mesothelzellen in Körperhöhlenergüssen gelang KUPRYJANCZYK und KARPINSKA (1998) die Darstellung von reaktivem Mesothel verschiedenen Ursprungs mittels Desmin. Alle in dieser Studie aufgenommenen Gewebeproben von reaktivem Mesothel (n=25) zeigten eine deutliche immunhistologische Anfärbung mit Desmin. In Kombination mit Vimentin und Zytokeratin konnten reaktive Mesothelzellen eindeutig von anderen Geweben differenziert werden (KUPRYJANCZYK und KARPINSKA, 1998). Analoge Ergebnisse bezüglich des reaktiven Mesothels in Ergüssen erhielten FERRANDEZ-IZQUIERDO et al. (1994); GILL et al. (2000) sowie AFIFY et al. (2002). Alle exfoliierten Zellen von Adenokarzinomen waren Desmin-negativ (FERRANDEZ-IZQUIERDO et al., 1994; AFIFY et al., 2002). Beim Hund gibt es bislang noch keine systematischen Studien – weder in histologischen noch zytologischen Präparaten – zur Typisierung von Mesothelzellen und deren Neoplasien mittels Desmin.