übernimmt, etwas unkritisch , die Aussage, dass Ibn Killis schon unter al -Mu c
izz
Wesir war , so dass es den Anscheinerweckt , es handle sich um eine
verbürgte
historische Tatsache. Auch wenn die überwiegende Mehrheitder Chronisten
auf
Ibn Killis als Wesir unter al - 'Azfz verweisen , ist al -Imads Interpretation
nicht
ganz von der Hand zu weisen.Da Ibn Züläq ein Zeitgenossedes Wesirs war
und
diesen auch persönlichkannte , müsste man eigentlich davon ausgehenkönnen
,
dass man seiner Aussage Glauben schenkenkann . Problematisch sind
weniger
die sich widersprechenden, bzw . voneinander abweichenden, Aussagen
späterer
Chronisten, als das , was von Ibn Züläqs Überlieferung erhaltenist . Yäqüt ,
eine
Al - Imad , L ., S .iv
Sie geht nicht daraufein,dasssich die Chronisten darüber nicht einigsindund ein Großteil der arabischen Historiker überlieferten,dass Ibn Killis erst vonal - ' AzTzzum Wesir ernannt wurde.
DieNisbaas -SaqlabTweistaufdieslawische Herkunft Gauharshinund bezeichnetdie Truppengattung ,der er angehörte.Dieüberaushäufig gebrauchte Nisbaas -Siqilh"ist falsch undwird deshalbin dieser Arbeit nur
inZitaten erscheinen.
104
Al - Imad , L ., S .2
105Ebd ., S .3
Ebd ., S .4
Streng genommenberuft sie sich nur auf Ibn Züläq,da al-MaqrizI an der von ihrangegebenStelle ( Itti 'äzI,
S .144)diesen zitiert.
21
Quelle , die al -Imad nicht konsultierthat , zitiert in seinemWerk
Jrsäd al
-arib
üä ma rifatal
-adib u eine Passage aus Ibn Züläqs„Siratal
- AzTzc ", die besagt,
dass Ibn Killis von al - cAzIz zum Wesir ernannt wurde . 108 Man darf jedoch
nicht
vergessen , dass die Person Ibn Killis nur einen kleinen Teil von al -hnads
Studie
ausmacht und man solche Details in diesem Rahmen nicht erwarten kann
.
Ibn Killis Stärke lag in seiner Entschlossenheit . So versuchte er mit allen
Mitteln
an die Spitze zu gelangen , alles unter Kontrollezu haben und war
manchmal
kurz davor , sich den Kalifen zum Feind zu machen .
109
Sehr detailliertsind al -Imads Ausführungenzur Struktur der einzelnen Diwane
.
Aufgrundder Größe des fatimidischenImperiums war es notwendig geworden,
das Netzwerkder bestehenden Diwane zu reorganisierenund , zusätzlich zu
den
bestehenden
, neue zu
schaffen. Die
Schaffungneuer Diwane hatte einen
doppelten Effekt. Zum einen
kontrolliertensich die Diwane
gegenseitig,
wodurch ein reibungsloser Ablauf der Bürokratie gewährleistet werden sollte,
und zum anderen wurde dadurch gleichzeitigdie Möglichkeitgeschaffen ,
neues
Personaleinzustellen . So wurden die Magribiner, die in dieser Hinsichtnichtso
versiert waren wie die einheimischenSekretäre, langsam und schrittweisein
das
System eingeführt
.
Von den Ihgldiden hatten die Fatimiden folgende Diwane geerbt :Diwan
al
-gais,
Diwanal
-kiswa wa -t-tiräz , Diwänal
-ahbäs
und Diwan ar -rawätib .uoDiesen
Diwanen fügte Ibn Killis,
natürlich mit der Hilfe vonöauhar -
so al -Imad,
sechszehn neue Büros hinzu .
111
Obwohl
die
Fatimiden die Schaffung eines perfekten theokratischenStaates
alidischer Prägungangestrebt hatten, kamen die Kalifen nicht umhin , einen
Teil
der Macht an ihre Wesire zu delegieren .112 Entsprechendal -KirmänlsModell
dürfen Staatsbeamte , und somit auch der Wesir , nur exekutive Aufgaben , die
der
absoluten Autorität des Imam -Kalifen unterstehen,
übernehmen. Die von
al -Kirmänl artikulierte Staatstheoriegesteht den Wesiren nur begrenzteMacht zu.
Angesichts des Einflusses, zu
dem manche Wesire der Fatimiden gelangten, muss man
feststellen, dass die
fatimidischePraxis dieser Theorie nicht
entsprach .
11
Diesen Umstanderklärt sich al -Imad mit dem Pragmatismusder
fatimidischen
Kalifen . Die Staatsführung wurde in erster Linie von den aktuell
politischen
Erfordernissen bestimmtund die
ismä 'llitische
Propagandaspielte in den
Regierungsgeschäfteneher eineuntergeordneteRolle.
"Although al-Kirmänl '
s
theoryof
government was supposedto be
thebest
model for the theocratic Fatimid State , the Fatimid caliphs and their
advisors
were very pragmatic and knew that such a plan could never work . "
114
108Yäqüt, Irsäd , Bd . m ,TeilI , S .9
"The Fatimidcivil administration was conceived by Ya 'qüb ibnKillis , who with
the help of al -SiqillT was able to create a form of government which was bent on recruiting its employersfrom the indigenouspopulation , both Coptic Christians and SunniMuslim . There was a conscious effort by the architects of the new administration to benon -sectarian and to leave the da cwä in the hands of the duat inorder to avoid confrontationwith the Egyptians. "115
Lukrative und verantwortungsvolle Posten innerhalb des Regierungsapparates standen all jenen offen, die dazu am fähigsten waren , ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit . Somit war es auch Nichtmuslimenmöglich, zum Wesir aufzusteigen .116
In ihrer ersten Fallstudie untersucht sie Ibn Killis . Dabei stützt sie sich ausschließlich auf arabische Quellen und beruft sich auf Fischeis Feststellung , dass Ibn Killis in den jüdischen Quellen seiner Zeit keine Erwähnung findet . Angesichts der Veröffentlichung eines Genizah-Fragmentes , das Ibn Killis
erwähnt , ist diese Aussage heute überholt. Sie schließt sich Fischeis Interpretation an , der das Schweigen der jüdischen Quellen auf Ibn Killis Übertritt zum Islam zurückführt .
Bezüglich der Frage , ob Ibn Killis wirklich Muslim wurde oder ob er nach seinem Übertritt insgeheim am Judentum festhielt, greift sie auf Ibn Hallikän zurück, wobei sie diesen etwas eigenartig zitiert . Indem sie seine Einleitung
„wa -qila "weglässt, erwecktsie den EindruckIbn Hallikän hättebehauptet , Ibn Killis wäre als Jude gestorben und unterstellt ihm damit eine zweideutige
Aussage , die er so nicht formuliert hat .117
Bei der Wiedergabeder biographischen Eckdaten des Wesirs stütztsie sich vor allem auf die Chronisten Ibn as -Sairaff, Ibn Hallikän, Sibt ibn al -GauzI, al -Maqnzl, Ibn Muyassarund Ibn Züläq .
Ibn Killis wurde im Jahre 368 /978der Titel „al-WazTral-AgalF verliehen. Das Datum wird von al -Imad korrektangegeben. Allerdingsdrückt sie sich , so hat es den Anschein, um eine klare Aussage , von welchem Kalifen ihm dieser Titel
bzw . das Wesirsamt verliehenwurde . Sie schreibt: "Ibn Killis became ra Ts al-dawäwln or head of the bureaus at a pointin his career when he was already running the caliph al -Mu cizz ' s affairs from the latter' s palace. A few years afterwards, inRamadän 368 /978 , he wasgiven the titleof al-wazir al-ajall, the glorious vizier . Ibn Killisoutlived his masterand was among the few who were privileged to know that his sovereign had passed away before the news was officially announced by the caliph' s son ; in fact , the vizier was present at the death bed . He was then reappointed vizier by al - 'AzTz in the same year
(368/978 ) . "118
Ebd ., S .57
"'Ebd ., S .58-61
Das betreffende Zitat ist bei Ibn Hallikän eindeutiger als vonal - 'lmäd hierdargestellt. Siehe Kapitel Ibn , Hallikän S . 65.
118
Al-Imad , L ., S . 86f.
23
Für diese Passageberuft sie sich auf die Autoritätal -Qudä cIs, dem sie in
ihrer
Ausführung wahrscheinlich unkritischfolgt . 119 Anders ist es nicht zu erklären,
dass sie das Todesdatumdes Kalifen al-Mu cizz vom Jahr 365 /975 in das
Jahr
368
/
978 verlegt. Dadurch wird es ihr auch möglich,
an ihrervorhergehenden
Aussage
,
dass Ibn Killis schon unter al-Mu cizz Wesir war, festzuhalten,ohne
mit dem Datumseiner Ernennungin Konflikt zu kommen und sich
letztendlich
selbst zu widersprechen
.
Sie
versucht Ibn Killisin
al -Mäwardls Konzept einzuordnen, der zwischen Wizärat at
-tanfid und Wizärat at
-tafwid
unterschied .120Zu Beginn des
fatimidischen Kalifats entsprach das Wesirat dem ersten Typus . Da IbnKillis
der erste war,
der dieses Amt innehatte, sollte man meinen,
dass al -Imadbei
dieser Feststellung gerade ihn im Auge hatte . Doch sie schreibt: "He wasa
vizier fromArbäb al
-aqläm andhis
power was unlimitedas
al -MäwardT 's
WazTr
al
-taßvidrm
An
diesem Widerspruch kannman
deutlich erkennen,
dassnur
wenigeder
fatimidischenWesire den
Beschreibungen al -Mäwardlsund erst recht der
Theorie al -Kirmänls gerecht wurden. Ihre KlassifizierungIbn Killisals Wazir al
-tafivid
begründet sie folgendermaßen : "Ibn Killis ' s power as a vizierwas
unlimited because of his personal ties as trustedadviser and friend of al - cAziz
.
In many instances his word overruled that of the caliph himself. " 122 Dabei
beruft
sie sich auf die Ereignisseum Bakgur, als Ibn Killis versuchte, den Kalifen
zu
überzeugen
, dass es
vernünftiger wäre,
diesennicht zum
Gouverneurvon
Damaskus zu ernennen. Sie interpretiert eine Passage bei al -MaqrM so, dass
Bakgurerst
Gouverneur werden konnte,
nachdem Ibn Killisder Ernennung
zugestimmt hatte .123 Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich Ibn Killis dem
Willen des Kalifen beugen musste . Wäre seine Macht so groß gewesen, wie
von
al -Imad angenommen
,
wärees
für ihn ein Leichtes gewesen,
dieErnennung
Bakgurs zu vereiteln .Es scheint eher so gewesen zu sein , dass der Kalif ihm
ein
hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeitzugestand ,
solange
seine Maßnahmenmit dem Willendes Kalifenübereinstimmten . Setzte er
sich
eigenmächtig über Anweisungendes Kalifen hinweg ,verwies dieser ihn in
seine
Schranken
.
Es war mir leider nichtmöglich ,die betreffende Passage beial - Qu ^ a "! nachzuprüfen,da es sich um eine Handschrift handelt, die mir leider nicht zur Verfügung stand und deshalb in dieser Arbeit nicht berücksichtigt wurde.
EinWazirat-tanfid handelt nurentsprechenddenAnweisungendesKalifen,hat aber nicht dieBefugnis nach eigenem Ermessen Entscheidungen zu fällen und entsprechende Maßnahmen zu initiieren. Ein anderer Terminus für Wesire dieser ArtistArbäb al-qalam .Ein Wesir des TypusWazirat-tafwid war berechtigt
(bzw .nahmsichmeistdasRecht ) ,das seinerMeinungnachNotwendige zu veranlassen und seinen Willen
durchzusetzen .Dieser Typus wird oft auch alsWaziras-saif wa-l-qalambezeichnet.Insolch einem Wesirat hatte derAmtsinhaberebenfalls volle Kontrolle über die Staatskasse und die Münzanstalten .Siehe Al - ' Imäd,
L ., S .62-68
Ebd ., S .87
Ebd ., S .89
Al -MaqrlzT, Itti ' äz I , S .259
24
Daher ist al -Imads Behauptung , "Ibn Killis had becomeat least an equal to
the
caliph , if he did not exceed him in power" 124 , nicht ganz nachvollziehbar ,
zumal
sie selbstauf
eine Machtdemonstration seitens des Kalifen eingeht . Al -Imad
äußert sich zu Ibn Killis ' Verhaftung373
/
983 dahingehend , dass sieschreibt ,er
wurde wegen einer angeblichenVerschwörung , die einen Freund desKalifen
das Leben kostete , ins Gefängnis geworfen worden . In der Fußnotedazu heißt
es
dann , seine Unschuld sei bewiesen worden und er wurde wieder in sein
Amt
eingesetzt. Die Quelle , aus der sie diese Information bezieht ,nennt sie