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Ablauf der CO 2 -Betäubung und Verhaltensweisen der Schweine unter CO 2 -Anflutung

2.1.5. Physiologie und Auswirkungen der CO 2 -Betäubung

2.1.5.4. Ablauf der CO 2 -Betäubung und Verhaltensweisen der Schweine unter CO 2 -Anflutung

BLOMQUIST (1957) beleuchtete in seinen Untersuchungen die Wirkungen des Kohlendioxid auf das Schwein. Er führte seine Versuche mit einem Gemisch aus

70 Vol. % CO2 und 30 Vol. % Luft durch.

Der Autor gibt an, dass sich die Schweine während der ersten 15 Sekunden nach dem Beginn der Einatmung von CO2 unauffällig verhalten: Die Schweine liefen herum, schnüffelten und zeigten keinerlei Symptome von Pharynx- und Bronchialkrämpfen.

Anschließend traten Exzitationen und Krämpfe auf und die Tiere fielen um. Nach 5 weiteren Sekunden schienen sie die Schmerzempfindlichkeit verloren zu haben. Der Cornealreflex verschwand 15 Sekunden nach Beginn des Krampfanfalles.

LOHMHOLT (1983) beschreibt den Ablauf der CO2-Betäubung wie folgt: In den ersten 10-15 Sekunden der CO2-Betäubung verhalten sich die Schweine ruhig.

Dies geht aus seinen eigenen Beobachtungen, der Beschreibung von Blomquist (1957) sowie aus den von CANTIENI und MÜLLER (1977) gedrehten Film über die CO2 -Betäubung hervor. Anschließend tritt eine 5 bis 10 Sekunden dauernde Exzitation ein, in der viele Schweine schreien und heftige Muskelbewegungen zeigen. Nach der Exzitationsphase liegen die Tiere ganz ruhig und die Muskeln sind entspannt. Dieser Zustand setzt sich während des Ausblutens fort. CANTIENI (1977) konnte in seinen CO2-Betäubungsversuchen in einer hierfür extra eingerichteten CO2-Kammer folgende Reaktionen der Schweine beobachten: Nach dem Betreten der Versuchskammer, die mit einer CO2-Konzentration von 71± 3 Vol. % CO2 geflutet war, verhielten sich die Schweine in den ersten 11 Sekunden ruhig. Einige Schweine hoben in dieser Zeit den Rüssel in die Höhe. In der zweiten Phase zeigten die Schweine eine heftige motorische Unruhe. Im Mittel traten die Erregungszustände 11,7 Sekunden nach dem Betreten der CO2-Kammer auf. Die Exzitationen begannen mit einem Zurückweichen der Versuchsschweine. Anschließend schüttelten sie den Kopf und rannten in der CO2 -Kammer herum. Kurz vorher oder gleichzeitig mit dem Umfallen (im Mittel 22,7 Sekunden nach dem Betreten der Kammer) zeigten die Schweine schnappende Atmung mit einer Frequenz von 12-16 Atemzügen pro Minute. Dabei sperrten die Versuchstiere bei jeder Inspiration das Maul weit auf. In der darauffolgenden dritten Phase lagen die Schweine betäubt und ruhig in Seitenlage. Die Konjunktiven und Skleren der Schweine waren gerötet. Die Haut v. a. am Unterbauch wies bläulich-violette Flecken von unterschiedlicher Größe auf. Häufig wurde während dieser Phase Kotabsatz beobachtet.

Wissenschaftliches Schrifttum 19

Nachdem die CO2-Kammer gelüftet worden war, zeigten die Tiere allmählich die folgenden Erscheinungen: Zuerst begann das Lidspiel zu funktionieren, dann verschwand die Schnappatmung, worauf die Schweine mit den Extremitäten Ruderbewegungen ausführten. In der letzten Phase kamen die Schweine nach einigen Aufstehversuchen allmählich zum Stehen.

Einen umfassenden Überblick der Verhaltensweisen der Schweine unter CO2 -Anflutung geben ERHARDT et. al. (1989). Sie haben bei ihren Versuchen zur CO2 -Betäubung das Verhalten der Tiere in einer Plexiglaskammer per Videoaufnahmen dokumentiert. Für die markantesten Verhaltensweisen wurden die Mittelwerte und Standardabweichungen ihres zeitlichen Auftretens errechnet. Diese wurden dann in zeitlicher Beziehung zu den ebenfalls von den Autoren ermittelten Veränderungen der arteriellen Blut pH-Werte gesetzt. Als Parameter der Verhaltensstudien von ERHARDT et. al. (1989) fanden folgende Erscheinungen der Tiere Beachtung:

Kopfheben, Schnüffeln, Aufsetzen, Aufstehen, verschärfte Bauchatmung, Unruhe, Schmatzen, weites Maulöffnen, keuchende Atmung, Husten, Luftschnappen, seitliches Kopfschlagen, Schwanken, seitliches Umkippen, Exzitationen, Einbrechen in den Hinterextremitäten, Speichelfluss und Lautäußerungen. Die hier genannten Reaktionen charakterisieren die Verhaltensweisen der Schweine unter der Anflutung von CO2. Die Zeitdauer von der Zuführung der Tiere in die CO2 Atmosphäre bis zur Aus-prägung der heftigen Erregungserscheinungen betrug durchschnittlich 31,7 ± 6,6 sec.

Kein Tier zeigte in dem Zeitraum vor dem seitlichen Kopfschlagen ein Verhalten, das auf Angst- oder Erregungszustände hindeutete. Als Angst- oder Erregungszustände im Wachzustand definierten die Autoren dabei folgende Erscheinungen: spontaner Kot- und Urinabsatz, weites Öffnen der Augen, Hautblässe, Zittern, Rückwärtsdrängen, Vorwärtsfliehen, Erstarren, lautes gellendes Schreien oder unmotiviertes, heftiges Bewegen. Weiterhin berichten ERHARDT et. al. (1989), dass bei den Tieren kein vermehrter Lidschlag als Ausdruck einer konjunktivalen Reizung durch das Kohlendioxid zu registrieren war. Eine ausführliche Beschreibung der Verhaltens-weisen geben auch TRÖGER und WOLTERSDORF (1991). Die Autoren führten Betäubungsversuche in der Plexiglaskammer unter Laborbedingungen mit Mast-schweinen bekannten Halothanreaktionstyps durch.

Unmittelbar nach dem Einbringen der Schweine in das Gasgemisch ( 60 bis 90 Vol. % CO2) zeigten sich auch bei den höchsten Konzentrationen keine ausgeprägten Reaktionen. Panik und Fluchtreaktionen traten in keinem Fall auf. Die Augen blieben geöffnet. Diese erste reaktionslose Phase wurde nach ca. 10 Sekunden von einer Phase der Benommenheit abgelöst. Die Tiere begannen im Stehen zu schwanken und lehnten sich häufig seitlich an den Gitterkasten. Nach 20 bis 25 Sekunden traten unterschiedliche Reaktionen auf. Besonders bei niedrigen CO2-Konzentrationen um 60 Vol. % zeigte ein Teil der Tiere plötzlich heftige Reaktionen in Form von Sprüngen oder schnellen Laufbewegungen aus dem Stand. Bei anderen Tieren, besonders bei CO2-Konzentrationen von über 80 Vol. %, folgte auf die Phase der Benommenheit ein Absetzen auf die Hinterhand und ca. 30 Sekunden nach Beginn der Gasexposition befanden sich die Schweine in Seitenlage.