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3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.11 Übergangs- und Schwingrasenmoore [7140]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Übergangs- und Schwingrasenmoore

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 2 9 10 21

Fläche [ha] 0,71 6,05 7,78 14,54

Anteil Bewertung vom LRT [%] 4,9 41,6 53,5 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,1 0,4 0,5 1,0

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2018 Beschreibung

Die Übergangs- und Schwingrasenmoore [7140] im FFH-Gebiet sind - bedingt durch die wei-te Spanne von Standorwei-ten und Nutzungs- bzw. Bracheeinflüssen - extrem vielgestaltig. Auf dem Schwingrasen (mit Torfmoor-Schlenken [7150]) um den Blindsee sowie auf den offenen Moorflächen weiter südlich finden sich hochmoornahe und somit mit den Lebensraumtypen 7110* und 7120 verwandte Ausprägungen, für die u. a. Weiße Schnabelsimse (Rhynchospo-ra alba), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris), Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Rund-blättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia), Moor-Wollgras (Eriophorum vaginatum) und Ge-wöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) charakteristisch sind. Standörtlich entgegen-gesetzt finden sich aber auch Bestände, die zu den kalkreichen Niedermooren [7230] vermit-teln, z. B. auf dem Schwingrasen am Nordufer des Vorsees. Neben Weißer Schnabelsimse sind für solche Übergangsmoore u. a. Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium), Steife und Hirsen-Segge (Carex elata, C. panicea) kennzeichnend, außerdem Übergänge zu Schneidrieden [7210*]. Zwischen diesen beiden Extremen (Hoch- oder Niedermoortendenz) liegen die FFH-gebietsweit vorherrschenden Fadenseggenriede. Neben den Hauptbe-standsbildnern Faden- und Steifer Segge (Carex lasiocarpa, C. elata) sowie Schilf (Phragmi-tes australis) sind z. B. häufig Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), Blutauge (Potentil-la palustris), Teich-Schachtelhalm (Equisetum fluviatile) und Wasser-Minze (Mentha aquati-ca) beigemischt. Auch hier gibt es fließende Übergänge zu Schneidrieden [7210*], außerdem zu Schilfröhrichten (dann oft Anreicherung des Sumpf-Lappenfarns – Thelypteris palustris) und Nasswiesen (Lebensraumtyp-Grenzfälle, z. B. am Westufer des Buchsees).

Die allermeisten Übergangs- und Schwingrasenmoore im FFH-Gebiet scheinen wenigstens gelegentlicher Streumahd oder Entbuschung (Wuchsort der Strauch-Birke - Betula humilis am Vorsee) zu unterliegen.

Das lebensraumtypische Arteninventar ist auf knapp zwei Dritteln der Lebensraumtyp-Fläche nur eingeschränkt vorhanden – Wertstufe C. Häufig handelt es sich dabei um Fadenseggen-riede, die außer der Namensgeberin kaum weitere typische Übergangsmoorarten beherber-gen – dafür aber in hoher Deckung bestandsabbauende Arten wie den hier als Eutrophie-rungszeiger zu wertenden Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus) oder den Blut-Weiderich (Lythrum salicaria). Der Neophyt Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) kann ebenfalls

betei-ligt sein. Bei Beständen mit Hochmoortendenz muss das Heidekraut (Calluna vulgaris) in hoher Deckung als Austrocknungszeiger gewertet werden.

Immerhin rund ein Drittel der gesamten Lebensraumtyp-Fläche machen artenreiche Bestän-de aus – Wertstufe B, außerBestän-dem gibt es zwei Erfassungseinheiten mit ausgesprochen wert-voller Artenausstattung – Wertstufe A: die Schwingrasen um den Blindsee sowie am Nord-ufer des Vorsees. Am Blindsee wachsen u. a. die in Baden-Württemberg stark gefährdeten Arten Schlamm-Segge (Carex limosa), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris), Mittlerer und Langblättriger Sonnentau (Drosera intermedia, D. longifolia), am Vorsee – neben den beiden Sonnentau-Arten und ebenfalls stark gefährdet – Kammfarn (Dryopteris cristata), Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii [1903]) und Alpen-Wollgras (Trichophorum alpinum).

Hinsichtlich der Habitatstrukturen zeigt sich im Vergleich zum Arteninventar ein umgekehrtes Bild: Zwei Drittel der Lebensraumtyp-Fläche sind strukturreich – Wertstufe B, im Einzelfall (Schwingrasen am Blindsee) sogar äußerst strukturreich – Wertstufe A. Wertgebend sind u. a. Schwingrasen, ausgedehnte Torfmoosrasen und Schlenken bzw. großflächiger seichter Überstau (wie nordöstlich des Ebenweiler Sees). Strukturarm hingegen sind hoch- und dichtwüchsige, oftmals stark verschilfte Fadenseggen-(Steifseggen-)Riede – Wertstufe C.

Nicht nutzungsgeprägte, aber „baumfähige“ Übergangsmoore wie jenes südlich des Vorsees neigen zur Verbuschung, was allerdings noch kein großes Problem darstellt.

Die Beeinträchtigungen Eutrophierung (z. T. durch Nährstoffeinträge aus angrenzenden Flä-chen), gestörter Bodenwasserhaushalt, Verschilfung, Ausbreitung von Neophyten sowie Verbuschung werden unter Arteninventar und Habitatstrukturen eingewertet. Weitere Beein-trächtigungen sind nicht zu erkennen – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Die höchste Dichte an Übergangs- und Schwingrasenmooren [7140] weisen die NSG „Dor-nacher Ried [...]“, „Vorsee-Wegenried“ und „Ebenweiler See“ auf. Einzelbestände finden sich zudem in den NSG „Dolpenried“ und „Altshauser Weiher“. Mit 14,54 ha Gesamtfläche sind die Übergangs- und Schwingrasenmoore der flächenmäßig zweitwichtigste Offenland-Lebensraumtyp im FFH-Gebiet.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Fadenwurzel-Segge (Carex chordorrhiza), Faden-Segge (Carex lasiocarpa),

Schlamm-Segge (Carex limosa), Schnabel-Segge (Carex rostrata), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Weichstendel (Hammarbya paludosa), Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), Blutauge (Potentilla palustris), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris), Mittlerer Wasserschlauch (Utricularia intermedia), Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor), Firnisglänzendes Sichelmoos (Drepanocladus vernicosus [1393]), Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Flatter-Binse (Juncus effusus), Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), Schilf (Phragmites australis), Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)

in höherer Deckung auch: Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Moor-Birke (Betula pubescens), Heidekraut (Calluna vulgaris), Faulbaum (Frangula alnus), Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), Grau-Weide (Salix cinerea)

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Rosmarinheide (Andromeda polifolia, RL 3), Strauch-Birke (Betula humilis, RL 2), Schwarzkopf-Segge (Carex appropinquata, RL 3), Fadenwurzel-Segge (Carex chordorrhiza, RL 2), Stern-Segge (Carex echinata, RL V), Saum-Segge (Carex hostiana, RL 2), Faden-Segge (Carex lasiocarpa, RL 3), Schuppenfrüchtige

Gelbsegge (Carex lepidocarpa, RL 3), Schlamm-Segge (Carex limosa, RL 2), Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus, RL V), Wasserschierling (Cicuta virosa, RL 2), Dunkelblättriges Kuppelmoos (Cinclidium stygium, RL 1), Schneide (Cladium mariscus, RL 3), Fleischrotes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata, RL 3), Firnisglänzendes Sichelmoos (Drepanocladus vernicosus [1393], RL 2), Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia, RL 2), Langblättriger Sonnentau (Drosera longifolia, RL 2), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia, RL 3), Kammfarn (Dryopteris cristata, RL 2), Weidenröschen (Epilobium palustre, RL V),

Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris, RL 3), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium, RL 3),Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium, RL 3), Moor-Wollgras (Eriophorum vaginatum, RL V), Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea, RL 3), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea, RL V),

Weichstendel (Hammarbya paludosa, RL 1), Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris, RL 2), Gebirgs-Binse (Juncus alpinoarticulatus, RL V), Knoten-Binse (Juncus subnodulosus, RL V), Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii [1903], RL 2),

Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora, RL 3), Fieberklee (Menyanthes trifoliata, RL 3), Herzblatt (Parnassia palustris, RL 3), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris, RL 2), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre, RL 3), Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris, RL 3), Moor-Kiefer (Pinus mugo ssp. rotundata, RL 3), Moor-Widertonmoos (Polytrichum strictum, RL V), Blutauge (Potentilla palustris, RL 3), Mehl-Primel (Primula farinosa, RL 2), Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua, RL 2), Weiße Schnabelsimse (Rhynchospora alba, RL 3), Kriech-Weide (Salix repens, RL 3), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris, RL 2), Rostrotes Kopfriet (Schoenus

ferrugineus, RL 3), Bastard-Kopfriet (Schoenus intermedius), Kümmel-Silge (Selinum carvifolia, RL 3), Rötliches Torfmoos (Sphagnum rubellum, RL V), Sumpf-Lappenfarn (Thelypteris palustris, RL 3), Gewöhnliche Simsenlilie (Tofieldia calyculata, RL 3), Alpen-Wollgras (Trichophorum alpinum, RL 2), Mittlerer Wasserschlauch (Utricularia intermedia, RL 2), Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor, RL 2),Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos, RL 3), Gewöhnliche Moorbeere (Vaccinium uliginosum, RL V), Sumpf-Veilchen (Viola palustris, RL V)

Beispiele für Tiere im Lebensraumtyp: Bekassine (Gallinago gallinago [A153], RL 1), Raubwürger (Lanius excubitor [A340], RL 1), Kiebitz (Vanellus vanellus [A142], RL 1), Kreuzotter (Vipera berus, RL 2), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum, RL 2), Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior [1014], RL 3), Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana [1016], RL 2), Fieberklee-Uferrüssler (Bagous frit, RL 2),

Blutaugen-Sumpfrüssler (Neophytobius muricatus) Bewertung auf Gebietsebene

Angesichts der Flächenstatistik müsste den Übergangs- und Schwingrasenmooren [7140] im FFH-Gebiet ein durchschnittlicher Erhaltungszustand – C beschieden werden (an der Gren-ze zu gut - B). Aufgrund der großen Bedeutung des Lebensraumtyps für DutGren-zende seltene und gefährdete Arten (s. o.) wird dennoch ein gut - B vergeben.