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2. Bildungsbericht Augsburg 2012

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Abbildung 136: Schüler_innen an beruflichen Schulen mit Hauptschulabschluss oder Qualifizierendem Hauptschulabschluss

Der Rückgang der Schüler_innen mit (Qualifizierendem) Hauptschulabschluss an beruflichen Schulen hängt mit dem Rückgang der Schüler_innen an Haupt- bzw. Mittelschulen in den ver- gangenen Jahren zusammen (vgl. Kapitel Mittelschule). Dieses Phänomen ist sowohl für Augs- burg als auch - mehr noch als in Augsburg -, für die Landkreise des Umlands festzustellen

(Augsburger Allgemeine 2011), die ebenfalls zum Einzugsbereich vieler beruflicher Bildungsgänge zählen.

1.2 Abschlüsse

Vorweg sei erwähnt, dass der Begriff „Berufliche Schulen“ nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass an beruflichen Schulen jedes Schuljahr auch in beträchtlichem Ausmaß allgemeinbildende Abschlüsse erworben werden. Dabei haben sich, verglichen mit dem Schuljahr 2006/07, einige Entwicklungen ergeben, die mit der Allgemeinen Tendenz hin zu immer höheren Schulabschlüs- sen konform gehen (siehe Kapitel 3.1.3 „Lebenslanges Lernen und Bildungsexpansion - Chancen und Risiken“): Die Anzahl derjenigen Schüler_innen, die an beruflichen Schulen eine allgemeine Hochschulreife erwerben, ist zwischen den Schuljahren 2006/07 und 2009/10 um rund 60 % ge- stiegen (bezogen auf das Schuljahr 2006/07). Die Hauptschulabschlüsse reduzierten sich dagegen im gleichen Zeitraum um rund 20 %.

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Abbildung 137: An beruflichen Schulen erworbene allgemeine Schulabschlüsse, Entwicklung bezogen auf das Schuljahr 2006/2007

1.3 Wirtschaftsschulen

Augsburg verfügt über drei Wirtschaftsschulen, wobei die Jakob-Fugger-Wirtschaftsschule und die Wirtschaftsschule Frenzel in privater Trägerschaft stehen. Trägerin der Reischleschen Wirt- schaftsschule ist hingegen die Stadt Augsburg. Für beide privaten Wirtschaftsschulen ist ein Schulgeld zwischen 100 und 150 Euro zu entrichten, was im Hinblick auf unten stehende Grafik bedeutet, dass der Schulbesuch von rund einem Drittel der Augsburger Wirtschaftsschüler_innen nicht kostenfrei ist.

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Abbildung 138: Schülerzahlen an Wirtschaftsschulen im Verlauf

Es fällt auf, dass die Schülerzahlen der öffentlichen Wirtschaftsschulen in den vergangenen Jah- ren annähernd gleich geblieben sind mit prozentual betrachtet moderaten Schwankungen zwi- schen einem Minimum von 810 Schüler_innen 2010/11 und einem Maximum von 877 Schü- ler_innen 2008/09. Die privaten Wirtschaftsschulen verzeichnen einen kontinuierlichen Anstieg der Schülerzahlen im gleichen Zeitraum und machten im Schuljahr 2010/11 damit rund 29% aller Wirtschaftsschüler_innen aus - im Vergleich zu 25% im Schuljahr 2006/07.

Trotz des Anstiegs der Schülerzahl an privaten Wirtschaftsschulen fällt ein großer Unterschied verglichen mit den Realschulen auf: Während die Schülerzahlen an den Augsburger Realschulen seit 2006/07 drastisch angestiegen sind, verbleibt die Gesamtzahl der Wirtschaftsschüler_innen in Augsburg seit 2006/07 auf gleichem Niveau.

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Abbildung 139: Jungenanteil an der Wirtschaftsschule im Zeitverlauf

Ebenfalls fast gegensätzlich zu den Realschulen verhalten sich die Jungen- bzw. Mädchenanteile.

Während auf Realschulen Mädchen überproportional vertreten sind, überwiegen vor allem auf den privaten Wirtschaftsschulen die Jungen (mit relativ geringem Abstand zu den Mädchen).

Abbildung 140: Anteil der Schüler_innen mit Migrationshintergrund an der öffentlichen Wirtschaftsschule

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Oben stehendes Diagramm illustriert den Anteil der Schüler_innen mit Migrationshintergrund an der öffentlichen Wirtschaftsschule in Augsburg: Seit dem Schuljahr 2006/07 stammen relativ konstant rund ein Viertel der Schüler_innen an der öffentlichen Wirtschaftsschule aus Familien mit Migrationsgeschichte, also anteilsmäßig ebenso viele wie an den Realschulen. Damit besuchen im Vergleich zu den Gymnasien rund 10 % mehr Schüler_innen mit

Migrationshintergrund Wirtschafts- und Realschulen. Für die privaten Wirtschaftsschulen liegen leider keine Daten zum Migrationshintergrund vor.

1.4 Fachoberschule

Wie die Berufsoberschule zählt auch die Fachoberschule zu den beruflichen Oberschulen. In Augsburg gibt es eine Fachoberschule in städtischer Trägerschaft, die in den vergangenen Jahren wachsenden Zulauf zu verzeichnen hat. Zwischen dem Schuljahr 2006/07 und dem Schuljahr 2010/11 ist die Schülerzahl an der Fachoberschule um rund 10 % gestiegen (bezogen auf die Schülerzahl von 2006/07).

Abbildung 141: Schülerzahl an der Fachoberschule im Zeitverlauf

Die steigende Schülerzahl an der Fachoberschule entspricht der allgemeinen Tendenz in Richtung des Erwerbs höherer Bildungsabschlüsse; die Fachoberschule richtet sich an Schüler_innen mit Mittlerer Reife, die dort innerhalb von zwei Jahren die Fachhochschulreife bzw. innerhalb von drei Jahren unter bestimmten Voraussetzungen die allgemeine Hochschulreife erlangen können.

Ähnlich wie bei den Gymnasien ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen männlichen und weib- lichen Schüler_innen relativ ausgeglichen, mit einem relativ geringen Überhang an Mädchen im Vergleich zu z. B. den Realschulen. Diese Situation hat sich im Laufe der vergangenen Jahre nicht in nennenswertem Umfang verändert.

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Abbildung 142: Schüler_innen der Fachoberschule nach Geschlecht

Abbildung 143: Schüler_innen der Fachoberschule nach Migrationshintergrund

Der Anteil der Schüler_innen mit Migrationshintergrund an der Fachoberschule unterlag in den vergangenen Jahren gewissen Schwankungen. Nichtsdestotrotz lässt sich festhalten, dass der Anteil der Schüler_innen mit Migrationshintergrund an der Fachoberschule durchweg um 5 bis 10

% über demjenigen an den Gymnasien lag.

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1.5 Berufsoberschule

Die Berufsoberschule verzeichnet in den vergangenen Jahren einen rapiden Anstieg ihrer Schü- lerzahl: Gemessen am Schuljahr 2006/07 besuchten im Schuljahr 2010/11 rund 30 % mehr Schü- ler_innen die Berufsoberschule. An keiner anderen Schule, die (unter anderem) zur Allgemeinen Hochschulreife führt, verstärkte sich der Zulauf – anteilmäßig betrachtet – in den vergangenen Jahren derart wie an der Berufsoberschule (zum Vergleich: Fachoberschule: 10 % Steigerung, Gymnasium: 3 % Steigerung; jeweils vom Schuljahr 2010/11 ausgehend auf das Schuljahr 2006/07 bezogen). Allerdings besuchen weit weniger Schüler_innen die Berufsoberschule als die Fachoberschule oder die Gymnasien.

Abbildung 144: Schülerzahl an der Berufsoberschule im Zeitverlauf

Der Anstieg der Schülerzahl an der Berufsoberschule bestätigt nicht nur die (bereits mehrfach erwähnte) allgemeine Tendenz hin zu höheren Schulabschlüssen, sondern auch eine erhöhte Be- reitschaft zu lebenslangem Lernen, handelt es sich doch bei der Berufsoberschule streng ge- nommen um eine Schule des zweiten Bildungswegs:

„Vorausgesetzt werden ein mittlerer Schulabsschluss, die Eignung für den Bildungsgang der BOS und der erfolgreiche Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf oder eine mindestens fünfjährige einschlägige Berufstätigkeit.“ (Stadt Augsburg, 2012) Im Gegensatz zur Fachoberschule und den Gymnasien verhält sich das zahlenmäßige Geschlech- terverhältnis in etwa umgekehrt: rund 40 % Schülerinnen stehen rund 60 % männliche Schüler gegenüber. Offenbar stellt die Berufsoberschule also ein gewisses Gegengewicht zu den übrigen Schulen dar, die zu höheren Bildungsabschlüssen führen. Angesichts dessen, dass an der Berufs- oberschule Augsburg ausschließlich die Fachrichtung “Technik” angeboten wird

(Berufsoberschule Augsburg, 2012), erscheint der Männeranteil allerdings nicht überraschend hoch, sondern eher niedrig69.

69 Z. B. verglichen mit den Männeranteilen in technischen Studiengängen (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2010, S. 32)

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Abbildung 145: Schüler_innen der Berufsoberschule - nach Geschecht

Der Anteil von Schüler_innen mit Migrationshintergrund ist an der Berufsoberschule deutlich ge- ringer als an der Fachoberschule und in etwa gleich wie an den Gymnasien. In den vergangenen Jahren lässt sich keine lineare Zu- oder Abnahme feststellen, der Anteil der Schüler_innen mit Migrationshintergrund bewegte sich stets in einer Größenordnung zwischen 11 % und 16 %.

Abbildung 146: Schüler_innen der Berufsoberschule mit Migrationshintergrund

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1.6 Berufsschulen

Berufsschulen bilden eine von zwei Säulen der Dualen Berufsausbildung:

“Die Berufsschule vermittelt den theoretischen Teil der Berufsausbildung. Während die praktische Ausbildung in einem Betrieb stattfindet, ist es vorrangiges Ziel der Berufsschu- le, die fachtheoretischen Kenntnisse für den jeweiligen Beruf zu vermitteln, aber auch die Allgemeinbildung der Schüler zu fördern. Der Unterricht erfolgt dabei als Teilzeitunterricht und kann als Einzeltagesunterricht (z. B. an einem Tag in der Woche) oder als Blockunter- richt (z. B. neun Wochen pro Schuljahr) organisiert sein. Im Berufsgrundschuljahr (BGJ) übernimmt die Berufsschule im ersten Jahr der Ausbildung nicht nur die fachtheoretische, sondern auch die fachpraktische Ausbildung, die ansonsten der Betrieb übernimmt.”

(Stadt Augsburg, 2012).

Berufsschulen sind nach Sprengel organisiert, allerdings sind diese neben dem Wohnort der Schüler_innen auch vom Ausbildungsberuf abhängig. Angesichts von derzeit 344 anerkannten Ausbildungsberufen (Bundesinstitut für Berufsbildung, 2012) allein im Dualen System70, kann der Berufsschulunterricht nicht für alle Berufsgruppen direkt in Augsburg erteilt werden. Andererseits bedeutet diese Art von Sprengelbildung auch, dass eine bedeutende Anzahl von Schüler_innen, die nicht im Augsburger Stadtgebiet wohnen, in Augsburg beschult werden.

Innerhalb der beruflichen Schulen stellten die Berufsschulen mit im Schuljahr 2010/11 mit 10.637 (an öffentlichen Berufsschulen) die größte Anzahl an Schüler_innen (siehe Anfang des Kapitels

“berufliche Schulen”). Allerdings sind die Schülerzahlen an den Augsburger Berufsschulen in den vergangenen Jahren um rund 1000 Schüler_innen zurückgegangen. Nichtsdestoweniger ist Augsburg ein Berufsschulstandort mit großem Einzugsgebiet, wie die hohe Zahl an Bildungs- pendler_innen aus anderen Kreisen belegt. Im Schuljahr 2010/11 stammten rund 45 Prozent der Schüler_innen nicht aus Augsburg Stadt.

Abbildung 147: Schüler_innen an Berufsschulen im Zeitverlauf

70 Berufe, die vollzeitschulisch, also z. B. an Berufsfachschulen erlernt werden können, sind hier nicht mit eingerechnet.

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Die meisten Bildungspendler_innen stammen – ähnlich wie dies bei den allgemeinbildenden Schulen der Fall ist – aus den Umland-Landkreisen; darüber hinaus kommt aber auch rund ein Drittel von weiter her.

Abbildung 148: Schüler_innen der Berufsschulen nach Geschlecht

Weniger weibliche als männliche Jugendliche besuchen die Berufsschulen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass Mädchen mehr als Jungen auf weiterführende Schulen statt in eine Duale Ausbildung gehen (vgl. Kapitel “Wirtschaftsschulen”). Zudem wählen Mädchen oftmals Berufe, die an Berufsfachschulen angeboten werden (s. u.), wohingegen Jungen häufiger in die Duale Ausbildung münden. Die Situation an den Augsburger Schulen stellt sich hier sehr ähnlich dar wie in anderen Städten, etwa in München (Großkurth, Gaupp, Lex, & Kestler, 2010, S. 18).

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Abbildung 149: Schüler_innen der Berufsschulen nach Migrationshintergrund

Es gibt in Augsburg neun Berufsschulen:

Darunter sind mit der Prälat-Schilcher- Berufsschule und der Benedikt-von- Nursia-Berufsschule zwei Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung (die in unseren Daten leider nicht mit enthal- ten sind) in kirchlicher Trägerschaft und sieben Regelberufsschulen unter städti- scher Trägerschaft.

• Gewerbliche Berufsschule I

• Gewerbliche Berufsschule II

• Berufsschule III

• Kaufmännische Berufsschule IV

• Kaufmännische Berufsschule V

• Berufsschule VI

• Gewerbliche Berufsschule VII

• Prälat- Schilcher- Berufsschule

• Benedikt-von-Nursia-Berufsschule Augsburg

Die Vielfalt der Ausbildungsberufe, die die Berufsschulen anbieten, ist zu groß, als dass es sinnvoll wäre, sie hier im Einzelnen abzubil- den. Genauere Informationen hierzu finden sich unter anderem auf dem Bildungsportal der Stadt Augsburg unter http://www.bildung.augsburg.de.

Abbildung 150: Bildungspendler_innen nach Landkreisen

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1.7 Berufsfachschulen

Das Bildungsportal Augsburg des Bildungs- und Schulreferats der Stadt Augsburg

(http://www.bildung.augsburg.de) verzeichnet 19 Berufsfachschulen allein im Augsburger Stadt- gebiet. Ausbildungsrichtungen, Aufnahmebedingungen, Ausbildungsdauer, Praktika, Abschlüsse und weiterführende Bildungswege sind sehr unterschiedlich. So verlangen z. B. die Berufsfach- schulen für Fremdsprachenberufe Mittlere Reife oder Abitur, wohingegen für die Berufsfachschu- le für Hauswirtschaft die Erfüllung der Volksschulpflicht ausreicht (Stadt Augsburg, 2012). Die meisten Ausbildungsgänge an den Berufsfachschulen in Augsburg haben die Gemeinsamkeit, dass dort Berufsabschlüsse erworben werden können - mit Ausnahme der einjährigen Berufs- fachschulen, die in der Regel die Inhalte des ersten Jahres einer Dualen Berufsausbildung vermit- teln. Im Gegensatz zur Dualen Berufsausbildung erfolgt die Ausbildung an Berufsfachschulen jedoch schulisch, in Kombination mit Praktika.

Berufsfachschulen bieten Berufe aus sehr unterschiedlichen Branchen an. Die Augsburger Berufs- fachschulen lassen sich in folgende Bereiche unterteilen:

- Berufsfachschulen für Gesundheitsberufe - Berufsfachschulen für Fremdsprachenberufe

- Berufsfachschulen für Hauswirtschaft, Sozial- und Kinderpflege - Berufsfachschulen für Technik und Informatik

- Berufsfachschulen für Kaufmännische und Technische Assistenten

Die Schülerzahlen der einzelnen Bereiche sind dabei sehr unterschiedlich verteilt. Allein rund 60 Prozent aller Schüler_innen an Berufsfachschulen (Quelle: Amt für Statistik und Stadtforschung) besuchen Einrichtungen für Gesundheitsberufe. Die übrigen Branchen werden leider nur zusam- mengefasst erhoben, d. h. mit Ausnahme der Gesundheitsberufe liegen uns keine nach Branchen aufgeschlüsselten Daten vor.

Abbildung 151: Anzahl der Schüler_innen an Berufsfachschulen im Zeitverlauf

Wie obiger Grafik zu entnehmen ist, besucht der überwiegende Teil der Berufsfachschüler_innen in Augsburg private Berufsfachschulen. Auch in diesem Fall werden die Schulen kirchlicher Trä- ger von der amtlichen Schulstatistik zu den privaten Schulen gerechnet. Vor allem im Gesund-

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heitsbereich, also z. B. den Berufsfachschulen für Kranken- oder Altenpflege, spielen kirchliche Träger eine wichtige Rolle, genaue Zahlen liegen aber leider nicht vor.

1.8 Fachakademien

In Augsburg gibt es folgende Fachakademien:

• Fachakademie für Hauswirtschaft der Stadt Augsburg

• Fachakademie für Heilpädagogik

• Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern

• Fachakademie für Sozialpädagogik der Evangelischen Diakonissenanstalt

An der Fachakademie für Hauswirtschaft der Stadt Augsburg kann neben dem Abschluss zur/

zum Staatlich geprüften Hauswirtschaftliche_n Betriebsleiter_in auch die Fachhochschulreife oder Fachgebundene Hochschulreife erworben werden (jeweils mit Ergänzungsprüfung). An den Fachakademien für Sozialpädagogik werden Staatlich geprüfte Erzieher_innen ausgebildet, an der Fachakademie für Heilpädagogik Staatlich anerkannte Heilpädagog_innen. Sämtliche Ausbil- dungsstätten für Erzieher_innen und Heilpädagog_innen werden von kirchlichen Trägern betrie- ben, Hauswirtschaftliche Betriebsleiter_innen werden dagegen von der Stadt Augsburg ausgebil- det. Rund zwei Drittel aller Schüler_innen an Fachakademien bilden sich also im pädagogischen Bereich fort, circa ein Drittel in Hauswirtschaft.

Abbildung 152: Anzahl der Schüler_innen an Fachakademien im Zeitverlauf

Die Schülerzahlen an Fachakademien verhalten sich seit Jahren relativ konstant. Sämtliche nicht- öffentliche Träger von Fachakademien in Augsburg sind kirchliche Träger, weshalb sie auch in oben stehender Grafik als “kirchlich” geführt werden. Rund zwei Drittel der Schüler_innen an Fachakademien lernen dort.

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Abbildung 153: Schüler_innen an Fachakademien, männlich-weiblich

Die Augsburger Fachakademien werden zu rund 93 % von Frauen besucht. Hierin spiegelt sich weniger ein Spezifikum der Fachakademien wider, sondern vielmehr die große Spaltung des Arbeitsmarktes in „Frauenberufe“ und „Männerberufe“ (iw-Dienst, 2012, S. 6).

1.9 Fachschulen

An Fachschulen können sich unter anderem Handwerksgesellen auf die Meisterprüfung vorberei- ten. Fachschulen dienen aber auch der Weiterbildung von Berufstätigen in nicht-handwerklichen Berufen. Allgemein formuliert erfüllen Fachschulen folgende Aufgaben:

“Die Fachschule bietet eine vertiefte berufliche Fortbildung oder Umschulung in der Regel mit dem Ziel, ihre Absolventen auf die Übernahme mittlerer Führungsaufgaben oder die unternehmerische Selbstständigkeit vorzubereiten. Daher umfasst der Unterricht neben allgemein bildenden vor allem berufsbezogene Fächer. Es existiert eine Vielzahl von Aus- bildungs- und Fachrichtungen. Aufnahmevoraussetzung ist eine Berufsausbildung und in der Regel eine ausreichende praktische Berufstätigkeit. Der Unterricht findet mindestens ein halbes Jahr in Vollzeitform oder über einen entsprechenden längeren Zeitraum in Teil- zeitform ab. Die mindestens einjährigen Fachschulen können nach Maßgabe der Schul- ordnung den mittleren Schulabschluss verleihen. Aufgrund einer besonderen staatlichen Prüfung kann die Fachhochschulreife erworben werden” (Stadt Augsburg, 2012) .

In Augsburg zählen folgende Einrichtungen zu den Fachschulen: Die Fachschule für Heilerzie- hungspflege, die Fachschule des Fleischerhandwerks, das Rudolf-Diesel-Technikum Augsburg, Technikerschule Augsburg sowie die Fachlehranstalt für Metalltechnik. Alle Fachschulen in Augsburg stehen unter privater Trägerschaft, wobei die Fachschule für Heilerziehungspflege von der katholischen Kirche betrieben wird.

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Abbildung 154: Schüler_innen an Fachschulen im Zeitverlauf

Die Schülerzahl an den Fachschulen ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Auch hier zeigt sich also, dass Fort- und Weiterbildung zunehmend beliebter wird (vgl. Kapitel 3.1.3

„Lebenslanges Lernen und Bildungsexpansion - Chancen und Risiken“). Die geringe Anzahl von Frauen an Fachschulen hängt mit der nach wie vor starken Segregation nach Geschlechtern in der Arbeitswelt zusammen (vgl. a. Fachakademien).

1.10 Überbetriebliche Ausbildungsstätten

Überbetriebliche Ausbildungsstätten werden von Innungen und Kammern betrieben. In Augsburg gibt es folgende überbetriebliche Ausbildungsstätten:

• Ausbildungszentrum Bau der Elias-Holl-Innung

• Berufsbildungs- und Technologie-Zentrum der Handwerkskammer für Schwaben

• Bildungsstätte der Friseur-/ Kosmetik-Innung Augsburg

Die überbetriebliche Ausbildung ist als Teil der betrieblichen Ausbildungsphasen fest im Dualen Ausbildungssystem der deutschen Berufsbildung verankert. Überbetriebliche Ausbildungsstätten unterstützen Ausbildungsbetriebe dabei, ihren Azubis die im Rahmen der Dualen Berufsausbil- dung vorgesehenen Inhalte zu vermitteln. Sie bieten “(…)Ausbildungsteile, die von Auszubilden- den aus verschiedenen Betrieben genutzt werden, weil die einzelnen Betriebe diese Ausbildungs- teile nicht selbst erbringen können” (Stadt Augsburg, 2012).

Leider liegen uns zu überbetrieblichen Ausbildungsstätten keinerlei statistische Daten vor.

1.11 Fazit

Ähnlich wie bei den Allgemeinbildenden Schulen spielen auch bei den Beruflichen Schulen priva- te und kirchliche Schulträger eine große Rolle. Viele Berufsfachschulen und Fachakademien bie- ten Bildungsgänge im sozialen Bereich oder im Gesundheitswesen an - Bereiche, die traditionel- lerweise stark von den beiden Kirchen besetzt werden, die mit ihren Krankenhäusern, Jugendhil- femaßnahmen und vielem anderen auch bedeutende Arbeitgeber in diesen Branchen darstellen.

Insofern bedeutet kirchliches Engagement in diesem Bereich auch ein Investieren in den eigenen Fachkräftenachwuchs. Der Anstieg der Schülerzahlen an privaten Wirtschaftsschulen folgt dage- gen einer bundesweiten Tendenz hin zu mehr privaten Anbietern im Bildungsbereich

(Bildungsberichterstattung, 2012, S. 6).

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217 1 Schulen als Orte non-formaler Bildung

Auch Schulen sind Orte non-formaler Bildung.

Diese findet in einer Vielzahl von Projekten und vor allem im Schulalltag, in der Gestaltung des Schullebens, in der Nutzung des Schulhofes und so weiter statt.

Diese Aspekte in einem Bildungsbericht aufzunehmen und darzustellen, ist sowohl wegen der unzureichenden Datenlagen als auch wegen der Komplexität schier unmöglich.

An dieser Stelle sollen zumindest zwei Augsburger Projekte kurz dargestellt werden – ohne Ans- pruch auf Vollständigkeit und ohne weitere Träger, Sponsoren und Akteure damit geringer zu schätzen.

1.1 Leistungen des „Kultur & Schulservices Augsburg“

Ziel ist es, Kultur und Schule kreativ vernetzen!

Im sechsten Schuljahr nach der Gründung von KS-AUG kann man mit Recht behaupten, dass die Internetplattform "http://www.ks-aug.de/"www.ks-aug.de mit ihrem Kreativpool und den Projekt- angeboten sehr erfolgreich von den Augsburger Schulen genützt wird, um ihr Schulprofil zu stär- ken, ihre Schule in die Stadtgesellschaft zu öffnen und ihren Bildungsauftrag damit zu ergänzen.

Rasante Entwicklung

Über die 5 Jahre gesehen umfasst die Angebotspalette mittlerweile mehr als 800 Angebote für alle Schularten und Jahrgangsstufen, beteiligt waren seit 2007 über 120 Schulen aus dem Groß- raum Augsburg . Von 2007 bis zum Jahr 2011 verdoppelte sich die Zahl der aus dem SchulePlus- Pool geförderten Projekte. Nimmt man noch die Umwelt- und Sportprojekte aus dem KS-AUG Angebot dazu, dann kann man von erstaunlichen 400 finanziell geförderten kreativen Schulpro- jekten zwischen 2007 und 2011 sprechen – vom Theaterworkshop über Kunstaktionen, Sprach- förderprojekte, Rap- und Poetrykurse sowie Tanzpräsentationen bis zu Klimaschutzprojekten.

Damit ist der Stadt Augsburg etwas Einmaliges in der Bildungslandschaft Bayern gelungen.

Erfolgreiche Aktionen und Projekte

Als Beispiele unter vielen anderen möchten wir hier das „Übergangsklassen-Projekt Dramapäda- gogik für junge Migranten“ an der MS St. Georg hervorheben, das gerade auf der DIDACTA in Hannover mit dem Zukunftspreis Schule der Cornelsen-Stiftung ausgezeichnet wurde und erster Preisträger beim neuen SPARDA Innovationspreis Kulturelle Bildung 2012 ist. Zu nennen ist auch das schulartübergreifende, aktuelle Anti-Mobbing-Projekt für die 5. und 6. Jahrgangsstufen –

„Mobb-Stopp!“ sowie die Zusammenarbeit mit „Tanz und Schule“, die mit dem Tanzfestival

„Moving Stories“ im Mai 2012 einen ersten Höhepunkt hatte. Bei all diesen Projekten steht im Mittelpunkt die möglichst nachhaltige Förderung von Sozial- und Kreativkompetenzen und die Stärkung von schülerspezifischen Ressourcen.

Die KS-AUG Aktionstage KulturMachtSchule als öffentliche Präsentation interessanter Kreativpro- jekte konnten von 2008 bis 2012 mit über 50 beteiligten Schulprojekten im Kulturpark West und auf dem Gelände des Abraxas erfolgreich durchgeführt werden. An den EM- und WM-Fußballtur- nieren der Augsburger Schulen, die von KS:AUG organisiert und in Kooperation mit dem Sponsor SPARDA Bank 2008, 2010, 2011 und 2012 veranstaltet wurden, nahmen über 9000 Schüler aus 42 Schulen teil.

Vernetzung als Aufgabe

Neben der alltäglichen Projektarbeit von KS:AUG an den Schulen gibt es projektbezogene Vernet- zungen mit dem Projekt „Mehr Musik“, mehreren Lehrstühlen der Universität und der Hochschu- le Augsburg, der Kommunalen Jugendarbeit, dem Stadtjugendring, dem Migrationsdienst, dem Büro für Frieden und Interkultur, dem Büro für Popkultur, dem Umweltzentrum NANU und dem BFZ/Gfi. Der Kultur- und Schulservice KS:AUG hat sich dabei als Schnittstelle für das Netzwerk Kultur-Bildung-Soziales etabliert.

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Aktuelle Planungen für 2012/13

Ein Ausbau von KS-AUG zu einer gesamtstädtischen Plattform für kulturelle Bildung ist nach wie vor das Ziel, wobei die weitere Entwicklung von Ganzjahresprojekten ebenso im Fokus steht wie die Installierung schulartübergreifender Projekte und Beiträge zur Ganztagsschulsituation.

Weitere Schritte in diese Richtung sind der soeben als Pilotprojekt auf den Weg gebrachte „Kul- turpass für Schüler/Kulturklassen“, ein im Mai 2012 für die Schulen erstmals durchgeführtes

„Festival Junge Literatur: Pop, Poetry & Palaver“, das 2013 in Kooperation mit der Neuen Stadt- bücherei fortgeführt wird. Die feste Etablierung der Workshopreihe „Urbane Kulturen“ und die Verbindung von kreativen schulischen Mit-Mach-Projekten und kulturpädagogischer Kompetenz- stärkung bei den KS-AUG Aktionstagen „KulturMachtSchule“, 2012 zum ersten Mal mit einer international besetzten „Zukunftswerkstatt – futurelab 2012“ mit Teilnehmern aus 7 Nationen.

Das Förderprogramm SchulePlus+

Grundvoraussetzung und Garant für das Funktionieren und Florieren des Kultur- und Schulservice Augsburg ist zweifelsohne das Förderprogramm SchulePlus+. Ohne dieses Förderprogramm - erstmals aufgelegt im Jahr 2007 - wäre ein Großteil der in den letzten Jahren durchgeführten Projekte und Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren der kulturellen Bildung nicht realisierbar gewesen. Insbesondere Grund- und Mittelschulen sowie Berufsschulen haben im Gegensatz zu den weiterführenden Schulen in aller Regel keine Fördervereine, die in der Lage sind, Workshops bzw. externe Projektleiter zu finanzieren.

Waren es im Jahr 2007 noch 27 durchgeführte und finanziell geförderte Projekte, so wuchs diese Zahl kontinuierlich an - bis auf 96 im Jahr 2011.

Der Rückgang der geförderten Projekte bei den Mittelschulen im Zeitraum von 2008 bis 2010 erklärt sich durch die Neustrukturierung der Hauptschule, während die Zunahme der bezu- schussten Projekte im Grundschulbereich in erster Linie auf die Zunahme von Ganztagsangebo- ten zurückzuführen ist.

Abbildung 155: Durch SchulePlus+ geförderte Projekte / Anteil und Anzahl der jeweiligen Schularten

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Im Zeitraum von 2007 bis 2011 ist die Gesamtfördersumme stetig gestiegen - bis auf ca. 120000 Euro im Jahr 2011.

Die durchschnittliche Fördersumme pro Projekt hat sich schulartübergreifend bei ca. 1300 Euro eingependelt, wobei der Eigenanteil für weiterführende Schulen 30% und bei sonstigen Schulen 20 % betrug.

Abbildung 156: Öffentliche Mittel für SchulePlus+ / alle Schularten

Abbildung 157: SchulePlus+ Förderung pro Sparte

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Abbildung 158: Volksschulfond - geförderte Projekte

Gerade in den beiden letzten Kalenderjahren ist im Zuge des Ausbaus der gebundenen Ganztags- klassen ein deutlich erhöhter Förderbedarf festzustellen, der teilweise deutlich das Budget des SchulePlus+ Fördertopfs sprengt. Soweit möglich wird im Grund- und Mittelschulbereich ver- sucht, diesen erhöhten Bedarf durch Mischfinanzierung mit Mitteln aus dem Volksschulfonds abzudecken, wobei sich die maximale Fördersumme jeweils an der Anzahl der gebundenen Ganz- tagsklassen der antragstellenden Schulen orientiert.

Die Verteilung der durch SchulePlus+ geförderten Projekte auf die Sparten Kunst, Theater, Präven- tion, Sport, Sprachbildung und Interkultur verdeutlicht die gesamte Bandbreite der realisierten Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren der kulturellen Bildung. We- sentliche Kriterien für die Förderung durch SchulePlus+ waren zum einen Nachhaltigkeit (Einbet- tung der spezifischen Projektarbeit in das Leitbild der Schulen) und Innovation im Sinne einer zeitgemäßen und dynamischen Schulentwicklung.

1.2 Schulprojekte aus Stiftungsmittel

Eine wichtige Ergänzung zum Fördertopf SchulePlus sind die Stiftungsmittel des Volksschul- fonds. Da Grund- und Mittelschulen im Gegensatz zu weiterführenden in der Regel auf keine För- dervereine zurückgreifen kön-

nen, ist es möglich hierdurch Projekte aus unterschiedlichsten Bereichen zu fördern, die an- sonsten nicht realisiert werden könnten.

Die Anzahl der geförderten Pro- jekte und die Fördersummen sind aus der nebenstehenden Grafik ersichtlich.

Für besonders aufwändige Pro- jekte im Rahmen des Ausbaus der gebundenen Ganztagsschule hat sich die Co-Finazierung durch das Förderprogramm SchulePlus und den Volksschul- fonds bewährt.

1.2.1 Tanz und Schule Augsburg

Qualifizierte kulturelle Bildung im Bereich Tanz findet im Verlauf eines Schü- lerlebens, wenn überhaupt, nur vereinzelt statt; im Lehrplan ist diese Kunst- form nur sporadisch vorgesehen. Durch Tanz und Schule Augsburg haben im Schuljahr 2011/2012 weitere Klassen aus Augsburger Schulen vertiefte Einblicke in zeitgenössischen Tanz erhalten. Um möglichst alle Schüler zu

erreichen, unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialem Hintergrund, fanden alle Projekte vor- wiegend im Regelunterricht im Klassenverband statt.

Moving Stories – Festival für Jungen Tanz

Den Schwerpunkt bildete „Moving Stories – Festival für jungen Tanz“ im Kulturhaus abraxas vom 14. bis 16. Mai 2012 zusammen mit dem Jungen Theater - mit Vorstellungen von Schulklassen, professionellem Tanz für Kinder und Jugendliche und Schnupperworkshops. Die Schüler bereite- ten sich in mehrmonatigen Projekten zusammen mit den Projektleiter_innen von Tanz und Schule Augsburg auf ihren Auftritt vor. Sie erlebten einen künstlerischen Prozess selbst durch, von der ersten Idee über Bewegungsfindung und Improvisation, Gestaltung, Entstehung einer Choreogra- fie, Proben, Vorbereitungen hinter der Bühne, Lampenfieber bis hin zum Auftritt vor Publikum.

Ihre eigenen Tänze präsentierten die 3c der Herrenbach-Grundschule, die 2b der St.-Anna- Grundschule und die 3b der Friedrich-Ebert-Grundschule; die 6. Klasse der Agnes-Bernauer-

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Realschule entwickelte ein Projekt aus 2010/2011 weiter. Insgesamt standen damit rund 80 Augsburger Schüler_innen auf der Bühne.

Damit kulturelle Bildung im Tanz umfassend wird, ist für Schüler die Erfahrung als Zuschauer unabdingbar. Zeitgenössische Tanzstücke für Kinder und Jugendliche sind in Deutschland noch Mangelware, beim Festival sahen 5 Grundschulklassen (aus Herrenbach-Schule, Anna-

Grundschule, Friedrich-Ebert-Schule, Ulrich-Schule) mit „Giraffensicht“ der Tanzweberei Augs- burg zum ersten Mal professionellen zeitgenössischen Tanz auf der Bühne. Über das Festival bzw. nach angebotenen Schnupperworkshops zeigten neue Schulen ein konkretes Interesse an künftigen Tanzprojekten, um die kulturelle Arbeit mit ihren Schülern um diese Kunstform zu er- weitern.

Im Juli erlebten Ganztagsschüler aus der 5. und 6. Klasse der Herrenbach-Mittelschule in einer Projektwoche täglich Tanz und zeigten eigene Ideen in einer abschließenden Schulpräsentation.

Die Projekte und ihre Ergebnisse

Im zeitgenössischen Tanz lernen Kinder und Jugendliche ihren Körper mit seinen gestalterischen Möglichkeiten kennen. Auf diese Weise erfahren sie, wie sich Themen, Gefühle und Aussagen über Bewegung ausdrücken lassen. So lassen sich die unterschiedlichsten Fragen auf neue Weise erfahren: Dieses Schuljahr arbeiteten die Projektleiter u.a. zu Begriffen wie Luft- und Raumwege, tänzerische Darstellung von Schulfächern, intermodales Arbeiten (mit Schultaschen), Rhythmus- bildung mit Körper und Stimme, langsame und schnelle Bewegungen, Sprünge, Figuren-Bilden, eigene Reihenfolgen erstellen: individuell, mit Partner und in der Gruppe. Wie die Abschlussbe- richte der Projektleiter zeigen, war für die meisten Kinder der Tanz ein völlig neues Erlebnis. Die Schüler, Jungen wie Mädchen, waren von Beginn an mit großer Motivation und Freude dabei.

Auch die Lehrer_innen begleiteten die Projekte aktiv und unterstützend, so dass der Tanz gut in den Unterricht integriert wurde. Nach Abschluss des Projekts stellten die Projektleiter_innen u. a.

eine positive Veränderung der Gruppendynamik und des Zusammenhalts fest sowie eine zuneh- mende Offenheit und Leistungsbereitschaft von Außenseitern und Kindern mit Konzentrations- schwierigkeiten.

1.2.2 Praxisbeispiel: Das Augsburger Lesebuch – eine Idee setzt sich durch

„Pack's, Augusta!“ - Schüler schreiben Frieden Das erste Augsburger Lesebuch

zum 450. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens „Pax Augustana“ 2005

„Wir zwey taugen recht zusammen“ - Schüler schreiben über Partnerschaft, Freundschaft, Liebe

(Ein Zitat Mozarts, das die Zuneigung zu seinem „Bäsle“ ausdrückt.) Das zweite Augsburger Lesebuch zum Mozartjahr 2006

„Schreibfluss“ - Schüler über Wasser

Das dritte Augsburger Lesebuch zum aktuellen Thema „Wasser“ desAugsburger Pax-Jahres 2007

„Ortswechsel“ - Schüler schreiben hier und da

Das vierte Augsburger Lesebuch zum aktuellen Thema „Migration“ des Pax-Jahres 2008

„Die Stadt lebt“ - und Schüler schreiben darüber Das fünfte Augsburger Lesebuch 2009

Als großformatiges, aufwändig gestaltetes Einzelexemplar in der Neuen Stadtbücherei ausgestellt und inzwischen in der Staatsbibliothek Augsburg aufbewahrt; begleitet von einer literarischen Aktion: ausgewählte Texte daraus werden auf Plakate gedruckt, die an den Scheiben der Augsburger Straßenbahnen kleben, so dass von Schülern geschaffene Literatur in die Stadtgesellschaft hineingetragen wird.

„Eis“ - Schüler erwärmen sich fürs Schreiben Das sechste Augsburger Lesebuch 2010

„(un)Glück“ - zum Glück gibt’s Schüler, die schreiben Das siebte Augsburger Lesebuch 2011

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„Zeitreise – Schüler schreiben ihre Zukunft“

Das achte Augsburger Lesebuch 2012

Wie kommen diese einzigartigen Bücher zustande?

Für ausnahmslos alle Schularten und Klassenstufen in der Stadt Augsburg wurde jedes Jahr ein Schreibwettbewerb ausgelobt mit einer begrenzten Laufzeit von etwa drei Monaten, der unter einem Thema steht, das oft an das Jahresmotto der Stadt angeglichen wurde. Es sind dabei alle literarischen und journalistischen Textformen möglich; auch experimentelle Texte sind

willkommen. Bei der Auswahl der Produktionen durch eine unabhängige, kompetente Jury geht es um keine Platzierungen, sondern um die Frage: Welcher Text kann qualitativ so bestehen, dass er es zur Veröffentlichung im Buch schafft?

Die Zahl der Texteinsendungen pro Wettbewerbsjahr steigerte sich einmal bis zu einer Anzahl von 1754. Jedes Mal aber werden weit über 1000 Texte eingeschickt. (Die Jury hat also immer eine Menge zu tun!)

Jeder Schüler erhält ein kostenloses Buchexemplar (Auflage jeweils: 30 000).

Ausschreibung des Wettbewerbs: Bildungs- und Schulreferat der Stadt Augsburg

Finanzierung: Stadt Augsburg sowie öffentliche und private Sponsoren; seit 2010 ist die PSD- Bank alleiniger Sponsor des Projekts, verantwortet und engagiert mitgetragen von dem Vorstandsvorsitzenden Herrn Thomas Hausfeld

Redaktion: Wißner-Verlag Augsburg

Projektleitung: Gertrud Hornung, Maria-Theresia-Gymnasium Augsburg Welche Partner arbeiten hier zusammen?

• Bildungs- und Schulreferat der Stadt Augsburg

• Projektleitende Lehrkraft: Koordination: Termine, Sitzungen, Betreuung Jury, Kontakte mit den Schulen und den Schülern, Organisation Workshops, Mitarbeit Lektorat (G. Hornung)

• Wißner-Verlag Augsburg: Lektorat und Produktion

• Sponsoren: Vertreter aus Wirtschaft, Bankwesen, Stiftungen und Privatpersonen

• Juroren: Autoren, Germanisten, Lehrer, interessierte Vertreter der Wirtschaft, Journalisten, private Lesebegeisterte, Schülerinnen und Schüler

• Schiedsstelle für strittige Texte: Universität Augsburg: Prof. Kaspar Spinner

• Lesebuchbeauftragte: eine engagierte Kontaktperson (Lehrer/in) pro Schule, die schon bei Anlauf des ersten Schreibwettbewerbs von der Schule benannt wurde

• Medienpartner: Augsburger Allgemeine Zeitung

• Hunderte Schüler als originäre Autoren, die Gegenwartsliteratur schaffen Welche Aktionen begleiten jeden Wettbewerb?

• Auftaktveranstaltungen: Einladung an alle Lesebuchbeauftragten der Schulen, an die Juroren und die Medien zu wechselnden Schauplätzen, die jeweils eine Besonderheit in der Stadt mar- kieren (z. B. Baustelle der Neuen Stadtbibliothek Augsburg mit Führung), meist verbunden mit einer Dichterlesung

• Werbe-Aktionen an allen Schulen: Flyer für jeden Schüler und Plakate zum Aushang in den Schulen informieren über Thema und Procedere des Wettbewerbs

• Schleppseiten in der Augsburger Allgemeinen werben für den laufenden Wettbewerb

• Lehrerfortbildungen zum Kreativen/Literarischen Schreiben, angelehnt an des jeweilige Wett- bewerbsthema, durchgeführt von Augsburger Autoren (z. B. Peter Dempf, Andreas Nohl, Tom Schulz, Lydia Daher)

• Workshops für Schüler zum Thema des jeweiligen Wettbewerbs, durchgeführt von Augsbur- ger Autoren

• Gemischte Workshops: Schüler und Lehrer schreiben gemeinsam, betreut von Autoren

• Abschlussveranstaltungen: jeweils „größtes Autorentreffen Deutschlands“, denn alle Schüle- rinnen und Schüler, die einen Text eingesandt haben – ungeachtet der Bewertung – sind gela- den; ausgewählte Schüler lesen dort ihre Texte: Lesungen, Musik und andere Vorführungen durch Schülergruppen; Ausgabe des jeweiligen druckfrischen Buches unter Hochspannung, denn jeder will wissen: „Bin ich drin?“

Was macht diesen Wettbewerb so einzigartig?

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• Alle Schulen einer Stadt widmen sich dem Literarischen Schreiben.

• Hunderte Schüler finden über das Aufsatzschreiben hinaus zu neuen, sehr persönlichen Aus- drucksformen.

• Ein sprachlicher wie sozialer Integrationsprozess läuft unbemerkt ab.

• Schulartenspezifische Qualitätsunterschiede werden beim Literarischen Schreiben nivelliert.

• Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund finden in diesem sprachlichen Freiraum zu so kreativen individuellen Ausdrucksformen, dass ihre Texte nicht von denen der Mutters- prachler zu unterscheiden sind.

• An den Schulen formieren sich Schreibwerkstätten als Wahlkurse, in denen Schüler, meist betreut von Deutsch-Lehrkräften, regelmäßig zusammen kommen, um literarische Texte zu produzieren – häufig angeregt vom Jahresthema des Augsburger Schreibwettbewerbs.

• Dem Schreiben geht das Lesen voraus (Lernen an literarischen Vorbildern) und das Schreiben zieht das Lesen nach sich.

• Viele Kooperationspartner verfolgen ein gemeinsames Ziel: Freude an Bildung.

Zum wiederholten Male (2006 und 2007 und 2009) wurden aus der Menge der Schülerautoren 10 Kinder ausgelost, die auf Einladung der chinesischen Partnerstadt Jinan anlässlich eines

jährlichen Jugendfestivals kostenfrei eine Woche in Jinan und Peking verbringen durften. Die Flugtickets konnten durch Patenschaften mit Augsburger Firmen gesponsert werden.

Hier eine kleine Kostprobe aus den Augsburger Lesebüchern:

Zeitgedanke

In sieben Sekunden haben sie gelernt zu töten In sieben Minuten lernen sie zu zerstören

In sieben Stunden haben sie gelernt, wie man Kriege führt In sieben Tagen lernen sie die Kontinente zu erobern In sieben Wochen haben sie gelernt andere zu unterdrücken

Sieben Jahrhunderte wird es brauchen sie eines Besseren zu belehren Simone Kronau, Maria-Ward-Realschule, Klasse 9c

Ein Mensch träumt

Ein Mensch träumt:

Dass alle Menschen sich verstehen und zusammen den Rasen mähen.

Ein Mensch träumt:

Dass jeder seinen Nächsten liebt

Und niemals die Schuld auf einen anderen schiebt.

Ein Mensch träumt:

Dass man seinen Freunden traut und niemanden misstrauisch anschaut.

Und genau genommen

kann der Frieden bald kommen.

Allerdings nur dann, wenn wir ihm helfen, denn erledigen können es keine Elfen.

Yasemin Öz, Maria-Theresia-Gymnasium, Klasse 6 c

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Die Leichtigkeit meines Lebens

Die Leichtigkeit meines Lebens droht mich zu erdrücken und ich entfliehe ihr.

Ich sehe Seen. So groß wie Meere, sehe Meere, so blau wie der Himmel, der sich in den Flüssen spiegelt.

Ich sehe die Sonne, die ihre Strahlen genussvoll in den Tümpeln dreht, und doch sehe ich Wolken, die den Kreislauf des Wassers am Leben halten.

Ich sehe Stürme und Tsunamis, die den Menschen ihr Leben und alles, was es lebenswert macht, nehmen.

Ich sehe Schwimmer, Taucher, Surfer, ich sehe Glück.

Und ich sehe das Ende. Ich sehe kein Wasser mehr. Keine Menschen.

Ich sehe die Zukunft.

Linda Mitterweger, Maria-Theresia-Gymnasium, Klasse 9 c (Schreibwerkstatt) In diesem Augenblick

In diesem Augenblick

spielen zwei Freundinnen in China Schach, stürzt ein Flugzeug in den Pazifik,

jagt in Australien ein Känguru übers Gras, verschwindet ein Fisch im Rachen eines Hais, stirbt ein Kind in Afrika an Aids,

sucht sich ein Zebra Futter.

Ich bin nur hier. Aber überall ist jetzt.

Fulya Karin Yarasir, Volksschule Firnhaberau, Klasse 5 a

Brief an Sven Lieber Sven,

kannst du dich noch an unsere Zeit im Kindergarten erinnern? An die tiefen Löcher, die wir in den Sandkasten gebuddelt haben, oder an die Wettrennen, die wir mit den Minibulldogs gefahren sind?

Später sind wir zusammen in die Schule gegangen und kamen sogar in dieselbe Klasse. Jeden Tag hast du mich abgeholt und wir sind zusammen den gleichen Schulweg gegangen – später sind wir dann gerollert.

Am letzten Schultag der 1. Klasse hast du mich leider zum letzten Mal abgeholt. Wir mussten uns noch am selben Tag verabschieden, denn der Umzugswagen war schon gepackt.

Heute gehe ich unseren Schulweg allein. Ich vermisse dich sehr.

Dein Robin

Robin Brendel, Friedrich-Ebert-Volksschule, Klasse 2 c

Angst

Ein halbes Jahr. 6 Monate. 180 Tage. 4 320 Stunden. 259 200 Minuten. 15 552 000 Sekunden.

Das ist die Zeit, die mir bleibt. Die Zeit, die mir hier bleibt. Hier, bei dir.

Der Gedanke löst viel in mir aus. Angst, Unsicherheit.

Ich verdränge ihn. Verdränge ihn, bis der Moment kommt. 15 552 000 Sekunden.

Tagsüber klappt die Verdrängung. Nachts ist der Gedanke stärker.

Ich liege wach. Denke nach. Der Gedanke holt mich ein. Holt mich ein, bevor ich schlafe.

Beängstigt mich. Verunsichert mich.

Ich male es mir aus. Male mir aus, wie es dort ist.

Neue Menschen. Neuer Job. Neue Stadt.

Ohne dich. Ohne Familie.

Ich habe Angst.

Ein halbes Jahr bleibt. Dann bin ich allein. Ohne dich. Allein in einer anderen Stadt.

Corinna Specht, Maria-Theresia-Gymnasium, K 13

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Was ist Glück?

Glück ist Freundschaft.

Freundschaft, die ewig hält,

die zerbricht, wenn man sie verletzt.

Die sich wieder findet und zu Eins wird.

Glück ist Liebe.

Liebe, die sich findet, auch wenn es dunkel ist.

Die zu heiß wird, wenn man zu nahe kommt.

Die immer verzeiht, egal was passiert.

Glück ist Traurigkeit.

Traurigkeit, die verblasst, wenn man getröstet wird.

Die mehr wird, wenn man gegenhält.

Die einen verletzt und einem hilft.

Glück ist Geborgenheit.

Geborgenheit, die einen schützt.

Die einen warm hält.

Die einem das Gefühl gibt geliebt zu werden.

Arbresha Hajrullah-Sella, Berufsschule IV, Klasse VEF 10b

1.2.3 MEHR MUSIK!

MEHR MUSIK! konzentriert sich in seiner Arbeit zum einen speziell auf Kinder und Jugendliche in Augsburg und der Region; zum anderen will das Projekt mit seiner Konzertschiene, in der eher Unerhörtes für die Ohren geboten wird, interessierte Zuhörerinnen aller Altersgruppen anspre- chen.

Im Fokus des Projektes steht einerseits das Hörerlebnis, das Öffnen der Ohren für die Vielspra- chigkeit der „Jetzt-Musik“ bzw. der Neuen Musik und ihren vielseitigen Klangsprachen. Neue Musik - damit sind die Formen aktueller Musik gemeint, die, ohne Unterscheidung zwischen E- und U-Musik, unseren Alltag, unsere Realität reflektieren und wiedergeben. Andererseits können junge Menschen sich durch die Aktivitäten des Projektes eigene Wege zur Musik erschließen.

Das Projekt war von Anfang an breit angelegt, um möglichst viele Menschen erreichen zu kön- nen. Gearbeitet wird in 6 Aktionsbereichen: Schule, Freizeit, Fortbildung, Konzertleben, Uni- versität, Großprojekte.

In diesen Bereichen gibt es

Nachhaltige Angebote (z.B. Fortbildungen etc.), um Ideen durch Multiplikatoren weiter tra- gen zu können

fundierte Angebote, um Wissen zu vermitteln (z.B. Vorträge etc.)

spannende Angebote, um neugierige Menschen „mitzunehmen“ – z.B. die Konzerte

• und zahlreiche niederschwellige Angebote, um vor allem jungen Augsburgerinnen und Augsburgern, egal welchen Bildungsgrads und welcher Herkunft, über das Klangexperiment einen Zugang zum kreativen Umgang mit Musik zu verschaffen.

Dieser Einsatz für die Musikvermittlung wurde auch außerhalb der Stadt belohnt: Gleich fünf Mal durften sich die Projektverantwortlichen von MEHR MUSIK! bisher über nationale Auszeichnun- gen für einige ihrer Projekte freuen - zwei Mal erhielt MEHR MUSIK! den "junge ohren preis"

des netzwerks junge ohren e.V., und zwei Mal wurden MEHR MUSIK!-Projekte im Wettbewerb

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"Kinder zum Olymp!" ausgezeichnet. Im Jahr 2012 war MEHR MUSIK! Co-Preisträger im Rah- men des Sparda-Innovationspreises für kulturelle Bildung.

Seit 2012 hat das Projekt seinen Arbeitsschwerpunkt noch mehr in Richtung kulturelle Bildung verlagert; in praktisch allen Angeboten steht nun die Komponente der kreativen Begegnung von professionellen Musikern / Künstlern mit Schülerinnen und / oder Menschen in Lern- und Ausbildungsprozessen (Berufsschule, Universität, Laien) im Mittelpunkt. Im Anhang befindet sich eine Übersicht über die insgesamt rund 180 MEHR MUSIK!-Projekte im Bereich Kulturelle Bildung.

Geschichte und Finanzierung des Projekts

Das Augsburger Musikvermittlungsprojekt MEHR MUSIK gibt es seit dem Frühjahr 2008.

Als eines von 15 quer über die Bundesländer verteilten Projekten im Rahmen des Netzwerks Neue Musik Berlin erhielt das Projekt vier Jahre lang Mittel von der Kulturstiftung des Bundes, um dem Thema Neue / Experimentelle Musik im Augsburger Kulturleben einen festen Platz zu verschaffen.

Für diese Arbeit setzte der Bund pro Jahr € 100.000,00 in das Augsburger Projekt ein; den glei- chen Betrag brachten die Stadt Augsburg (€ 75.000,00 p.a.) und die Stadtsparkasse Augsburg (€

25.000,00) für MEHR MUSIK! auf.

Mit diesem Etat, aus dem alle das Projekt betreffenden Kosten abgedeckt werden - vom Personal bis hin zur Büromiete - entwickelte ein kleines Team (erst einköpfig, besetzt mit Ute Legner, ab 2009 dann zweiköpfig) ein umfangreiches Programm, um auf vielfältigste Weise zu zeigen, dass die Kunstmusik der Gegenwart lebendig ist – ein Programm mit der ganzen Bandbreite von Ver- mittlungsformaten, vom Workshop bis hin zum Klangkunstprojekt, vom Wandelkonzert bis hin zur Lehrerfortbildung, von der Kompositionsklasse bis hin zum Opernprojekt mit 180 jugendlichen Mitwirkenden.

Ende 2011 liefen die Bundesmittel aus, doch anders als in anderen Städten konnte das überaus erfolgreiche Projekt in Augsburg gehalten werden. Die Stadt Augsburg und die Stadtsparkasse Augsburg erhielten ihr finanzielles Engagement aufrecht; darüber hinaus konnten für Projekte im Bereich der Musikvermittlung an den Grund- und Mittelschulen Gelder aus dem Kulturfonds Bayern / Staatsministerium für Unterricht und Kultus akquiriert werden. Geldgeber fanden sich auch für Einzelprojekte; so finanziert etwa die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung 2012 ei- nen Kompositionsauftrag. Dadurch, dass MEHR MUSIK! seinen eigenen Etat ausschöpfte, musste bei der Durchführung von Projekten in den Schulen nicht auf andere in Augsburg vorhandene Geldtöpfe zurückgegriffen werden (der Topf von „SchulePlus+“ wurde z.B. nur insgesamt dreimal für Kooperationsprojekte bemüht).

Ausblick

Die Stadtsparkasse Augsburg und der Kulturfonds Bayern haben für das Jahr 2013 bereits Mittel in derselben Höhe wie bisher zugesagt. Somit können auch für das Jahr 2013 Musikvermitt- lungsprojekte im Rahmen von MEHR MUSIK! geplant werden.

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227 2 Kinder- und Jugendarbeit

Die Kinder- und Jugendarbeit sowie deren Förderung ist eine Pflichtaufgabe der Kommune.

Sie wird vom Gesetzgeber ausdrücklich auch als „Bildung“ gesehen: In §11 Kinder- und Jugend- hilfegesetz (SGB VIII) wird unter den Schwerpunkten der Jugendarbeit an erster Stelle und damit hoher Priorität die „...außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, ge- sundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung“ genannt.

Unstrittig bleibt, dass die Kinder und Jugendarbeit ein sehr wichtiger und ganzheitlicher Beitrag zur Bildung ist, vor allem in den Lerndimensionen „Lernen zusammen zu leben“, „Lernen das Leben zu gestalten“ und „Lernen zu handeln“ (vgl. Kapitel 3.1.4 Formale – non-formale - informel- le Bildung, Seite 22, da vor allem die Grafik zu den 4 Lerndimensionen). Also ist die Arbeit mit- Kindern damit in 3 von 4 Dimensionen vertreten. Sie ist „Alltagsbildung“, die in vielen Bereichen Schlüsselkompetenzen vermittelt (vgl. Thomas Rauschenbach & Rauschenbach, 2010).

Festzuhalten ist auch, dass Schule und Jugendhilfe/Jugendarbeit wie bereits dargestellt, unter- schiedliche Bildungsbegriffe verwenden.

Eine Bildungsberichterstattung, die sich in wesentlichen Elementen auf ein Kennzahlensystem stützt, kommt schnell an Grenzen.

Sollen die Beiträge der Kinder- und Jugendarbeit zum Bildungsgeschehen dargestellt werden, müssten diese in zumindest rudimentärer Form validiert werden. Anders als bei der Schule (curri- culare Bildung), bei der Übertritte, Klassenwiederholungen und Abschlüsse Kennzahlen liefern, aber auch mit Notensystemen und Testverfahren (z.B. PISA) Leistungseinschätzungen vorliegen, kann bei der Jugendarbeit im Wesentlichen nur auf Teilnehmerzahlen - und die liegen verlässlich auch nur sehr begrenzt vor – zurückgegriffen werden. Eine Messung wesentlicher Bildungserfol- ge würde nach Meinung von Fachleuten auch wesentliche Bildungserfolge erschweren (z.B. die der Selbstbildung). Die Bildungsberichterstattung steht vor einem Dilemma, das noch nicht mal ansatzweise gelöst ist.

Trotzdem soll die Kinder- und Jugendarbeit in den Bildungsbericht aufgenommen und erste Aus- sage dazu sollen getroffen werden.

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz nennt vier Leistungsbereiche:

• Jugendarbeit §11 SGB VIII71

• Förderung der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit §12 SGB VIII72

• Jugendsozialarbeit73§ 13 SGB VIII

(bereits bei den Schulen mit dem Angebot Jugendsozialarbeit an Schulen angeschnitten)

• Erzieherischer Jugendschutz

71 § 11 Jugendarbeit

(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfü- gung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestal- tet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Enga- gement anregen und hinführen.

(2) Jugendarbeit wird angeboten von Verbänden, Gruppen und Initiativen der Jugend, von anderen Trägern der Ju- gendarbeit und den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe. Sie umfasst für Mitglieder bestimmte Angebote, die offene Jugendarbeit und gemeinwesenorientierte Angebote. § 11 Abs. 1 u. 2 SGB VIII

72 § 12 Förderung der Jugendverbände

(1) Die eigenverantwortliche Tätigkeit der Jugendverbände und Jugendgruppen ist unter Wahrung ihres satzungsge- mäßen Eigenlebens nach Maßgabe des § 74 zu fördern.

(2) In Jugendverbänden und Jugendgruppen wird Jugendarbeit von jungen Menschen selbst organisiert, gemein- schaftlich gestaltet und mitverantwortet. Ihre Arbeit ist auf Dauer angelegt und in der Regel auf die eigenen Mitglieder ausgerichtet, sie kann sich aber auch an junge Menschen wenden, die nicht Mitglieder sind. Durch Jugendverbände und ihre Zusammenschlüsse werden Anliegen und Interessen junger Menschen zum Ausdruck gebracht und vertre- ten. § 12 Abs. 1 u. 2 SGB VIII

73 § 13 Jugendsozialarbeit

(1) Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchti- gungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre so- ziale Integration fördern. § 13 Abs. 1 SGB VIII

(28)

228

In der folgenden Darstellung soll auf die wichtigsten Leistungsbereiche, für die auch erste Kenn- zahlen vorliegen, eingegangen werden. Der Bildungsbeitrag der anderen, nicht erwähnten Berei- che soll damit nicht geschmälert werden.

2.1 Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit

2.2 Jugendhäuser und Jugendtreffs

Eine eindeutige Trennung zwischen den Aufgaben nach § 11 und nach § 13 SGB VIII ist in der Praxis schwer möglich. Schnittstellen zwischen offener Jugendarbeit § 11 SGB VIII und Jugend- sozialarbeit §13 SGB VIII werden z.B. in den Bereichen QA-Training und Bewerbungstraining für Mittelschüler und der bei den Jugendhäusern angesiedelten „aufsuchenden Jugendar-

beit“/Streetwork deutlich.

Kennzahlen zur Arbeit in den Jugendhäusern und Jugendtreffpunkten liegen nur wenige vor. Eine Analyse der Einzugsbereiche der Jugendhäuser konnte bislang nur für das Jugendhaus „Madi- son“, Kriegshaber, das Jugendhaus „Lehmbau“, Hochzoll und den Abenteuerspielplatz, Firnhau- berau detaillierter vorgenommen werden.

Die Einzugsbereiche anderer Jugendhäuser wurden gemeinsam mit den Fachleuten des Stadtju- gendrings eingeschätzt. Deshalb findet nur eine allgemeine Darstellung statt.

Auf der nächsten Seite ist der Bestand an Einrichtungen der offenen Jugendarbeit (Jugendhäuser und Jugendtreffpunkte) dargestellt.

In der Karte fehlen die Angebote „Abenteuerspielplatz“, „Café Schülertreff“, Infolad’n“ und „Ju- gendfarm“, da sie sich entweder an eine andere Zielgruppen richten oder sich noch im Aufbau befinden. Sie sind ebenso ein wichtiger Baustein der Jugendbildung.

Eine umfassendere Darstellung findet im „Bericht zur Fachentwicklung der Kinder- und Jugend- arbeit sowie Jugendsozialarbeit“ statt.

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Bestand „offene Jugendhäuser und Jugendtreffs“

Abbildung 159: Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in Augsburg

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2.3 Verbandliche Jugendarbeit

Die Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden inklusive der Jugendarbeit in Kirchen und religiösen Gemeinschaften ist sehr ausdifferenziert und im ständigen Wandel begriffen.

Eine verlässliche Darstellung im Bildungsbericht und eine Aufnahme in das Bildungsmonitoring kann daher nur einen kleinen Ausschnitt und

eine Momentaufnahme wiedergeben. Ver- läufe sind wegen der hohen Flexibilität nur schwer darstellbar. An dieser Stelle sei nochmals auf den Beitrag vor allem der, überwiegend ehrenamtlichen geleisteten und selbstorganisierten verbandlichen Ju- gendarbeit zur Bildungsteilhabe hingewie- sen. Sie vermittelt in vielen Bereichen Schlüsselkompetenzen. Deshalb sollen die wenigen Daten, die uns vorliegen, auf jeden Fall im Bildungsbericht dargestellt werden.

Die Vereine und Verbände der Kinder- und Jugendarbeit sind im Stadtjugendring, einer

Körperschaft des öffentlichen Rechts, in Form der Selbstorganisation zusammengeschlossen. Die Kommune ist verpflichtet, die verbandliche Kinder- und Jugendarbeit finanziell zu fördern. Der Stadtjugendring verteilt die Zuschüsse laut Satzung an seine Mitgliedsverbände weiter.

Die Verteilung der Zuschüsse ist derzeit die einzig vorliegende Quelle, die es ermöglicht, eine erste quantitative Beschreibung der Bildungsmaßnahmen in diesem Bereich vorzunehmen.

Auch wenn diese Zahlen nur einen sehr ungenügenden Einblick geben, so können sie eine Dis- kussionsgrundlage bilden – und, falls Jugendbildung auch in der Bildungsberichterstattung einen deutlich höheren Stellenwert bekommen soll, den Ansporn, zukünftig weitere Informationen auf- zubereiten. 74

74 Vgl. Stellungnahme des SJR: „Die Auswertung der Empfänger der Mittel zur Förderung der Augsburger Jugendorgani- sationen stellt für uns [SJR] jedoch keinen umfassenden Indikator dar, um Umfang und Vielfalt der Leistungen sowie Zielgruppen und regionale Verteilung bestimmen zu können. Eine Erhebung der Bildungsleistungen der Jugendorgani- sationen, die ausschließlich oder maßgeblich auf diesen Zahlen beruht, erfasst nicht die wesentlichen Bildungsleis- tungen, die durch die kontinuierliche Arbeit der Jugendgruppen vor Ort geschieht.

Das informelle Lernen der Kinder und Jugendlichen findet zum weitaus größten Teil, wir gehen von über 90% aus, in den unterschiedlichsten Lernsituationen statt eingebettet im Alltag der Jugendorganisationen, in den wöchentlichen Treffen, den Gruppenstunden, Trainingszeiten etc. . Diese Leistungen sind ausdrücklich von einer Förderung durch die o.g. Richtlinien ausgeschlossen (§4 Abs.1).

Die Wertediskussion der Kath. Jugend, die Bachbegehung der Fischerjugend, die Zeltlagerplanung der Pfadfinder, der Diskussionsabend der Alevitischen Jugend, die Sanitätsübung des JRK, die Rettungsübung der DLRG… werden hier nicht erfasst.

Darüber hinaus engagieren sich die Jugendorganisationen in Projekten und kooperieren mit anderen Einrichtungen.

Streitschlichterausbildung an Schulen (JRK), Veranstaltungen für Schülerzeitungsredakteure (Junge Presse Bayern), Projektwochen zur Partizipation (Alawitische Jugend), Aktionen gegen Rechts (DGB-Jugend), Deeskalationsschulun- gen (Bayr. Sportjugend)… Auch diese Bildungsmaßnahmen werden durch die Fördermittel der Stadt Augsburg nicht erfasst.

Kennzahlen, die diese Maßnahmen erfassen könnten, sind uns leider nicht bekannt, wir wären aber an der Entwick- lung sehr interessiert und bieten unsere Unterstützung bei der Schaffung und Erhebung verwertbarer Daten gerne an.“ (Helmut, Jesske; Stadtjugendring , 2012).

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2.3.1 Zuschüsse zur Förderung der verbandlichen Arbeit

Die größten Empfänger von Zuschüssen sind die kirchlichen Jugendverbände und die Pfadfinder (gesamt 65%). Vereine und Verbände der Migrantenselbstorganisation sind derzeit noch deutlich

unterrepräsentiert.

Der Bayerische Jugendring fördert die Aus- und Fortbildung von ehrenamtlichen Jugendleiterin- nen und Jugendleitern. Die Anträge laufen über die Mitgliedsverbände. Wegen der überregiona- len Organisation der meisten Mitgliedsverbände ist weder eine kleinräume Zuordnung noch eine Zuordnung zur Stadt überhaupt durch den Bayerischen Jugendring möglich. Damit ist der Be- reich, der das größte Fördervolumen und die meiste Relevanz für die Mitarbeiterbildung aufweist, nicht für den Bildungsbericht auswertbar.

Abbildung 160 Zuschussvergabe des Stadtjugendrings nach Verbänden

Abbildung 161: Zuschussvergabe des Stadtjugendrings nach Bereichen - Zeitreihe

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2.3.2 Zuschüsse zu Erholungs- und Freizeitmaßnahmen des nach Stadtteilen

Laut Satzung des SJR können Mitgliedsverbände Zuschüsse für Erholungs- und Freizeitmaßnah- men, außerschulische Jugendbildung, internationale Jugendbegegnung und Mitarbeiterbildung beantragen. Diese Daten sind kleinräumig auswertbar.

Der Stadtjugendring fördert über Mitarbeiterbildung, aber nur als ergänzende Defizitabfederung.

Der Umfang der gestellten Anträge ist so gering, dass diese nicht für eine Analyse im Bildungsbe- richt hergenommen werden können. Gleiches gilt für die außerschulische Jugendbildung und für die Internationale Jugendbegegnung.

Einzig der Bereich der Erholungs- und Freizeitmaßnahmen bietet die Möglichkeit der kleinräumi- gen Auswertung, wohl wissend, dass die vielen und vielfältigen Maßnahmen, wie Gruppenstun- den, Sporttraining, Übungsstunden etc., die regelmäßig stattfinden, derzeit nicht erfassbar sind.

Die für den Bildungsbericht vorliegenden Daten geben nur ein Bild für die zeitlich umfangreiche- ren Maßnahmen.

Es bleibt festzuhalten, dass aus Sicht der Bildung beide wichtig und wertvoll sind.

Maßnahmen, die mehrere Tage dauern, können allerdings junge Menschen anders erreichen und ermöglichen damit nochmals andere vertiefte Bildungsprozesse.

Nachfolgend die Darstellung der regionalen Verteilung der geförderten Maßnahmen:

Der Leiter–Teilnehmer-Quotient gibt die Relation der geförderten Teilnehmer_innen zu den geför- derten Leiter_innen wieder. Ein Wert von 0,2 z.B. sagt aus, dass auf 5 Teilnehmer_innen eine Leiter_in kommt. Bei den in 2011 geförderten Maßnahmen kommt durchschnittlich auf jeweils 6 Teilnehmer_innen eine Leiter_in.

Wie aus der vorhergehenden Grafik zu erkennen ist, sind die geförderten Maßnahmen sehr un- gleichmäßig über die Stadt verteilt und erreichen vorwiegend mittelstandsorientiertes Klientel.

In der nächsten Grafik sind die geförderten Maßnahmen der Erholung und Freizeit in Bezug zu den jungen Menschen und dem Sozialindex Jugend gesetzt. Da die Werte für die einzelnen Jahre schwanken, wurde der Durchschnitt der letzten 4 Jahre als Grundlage genommen.

Der Sozialindex Jugend ist ein Hinweis darauf, in welchen sozioökonomischen Rahmenbedin- gungen Kinder und Jugendliche aufwachsen (Stadt Augsburg Sozialreferat, 2012).Je höher der

Abbildung 162: Erholungs- und Freizeitmaßnahmen: Vom Stadtjugendring geförderte Teilnehmer_innen und Leiter_innen 2011

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Wert ist, desto schlechtere Rahmenbedingungen herrschen für das Aufwachsen von jungen Menschen.

Da z.T. junge Menschen auch an mehreren Maßnahmen teilgenommen haben können sowie die Altersgruppe nicht genau bestimmt ist, werden nur eine Nutzungsquote und kein Anteil an jun- gen Menschen unter 18 Jahren für die Sozialmonitoring-Bezirke dargestellt. Zudem sind die Da- ten immer auf den „Sitz“ des Veranstalters, also einer Mitgliedsorganisation des Stadtjugend- rings, bezogen. An den einzelnen Angeboten nehmen sicher – wenn auch eher in geringem Um- fang - auch junge Menschen aus anderen Stadtteilen teil. Trotzdem gibt die Grafik einen ersten Hinweis auf die sozialräumliche Verteilung der Angebote wieder. Bis auf wenige Ausnahmen (v.a.

Wolfram- und Herrenbachviertel) ist dort, wo der Sozialindex hoch ist, der Nachfragequotient schlechter. Bezogen auf das Wolfram- und Herrnbachviertel bleibt zu diskutieren, ob dort alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen erreicht werden.

2.4 Angebot der Ferienbetreuung

Das Gesamtferienprogramm, das die Angebote von rund 100 Anbietern/Veranstaltern unter ei- nem Dach zusammenführt ist „Tschamp“. Dieses wird hauptsächlich im Bereich „Ferienfahrten und (Zelt-)Lager durch das Programm des Stadtjugendrings ergänzt.

Für Tschamp konnten die Daten für 2011 erstmalig kleinräumig ausgewertet werden und werden im Folgenden dargestellt.

Abbildung 163: Förderung von Erholungs- und Freizeitmaßnahmen durch den SJR, Nachfrage und Sozialin- dex bezogen auf den Sitz des Veranstalters

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234

2.4.1 Tschamp

„Tschamp“ ist das Ferienangebot der Stadt Augsburg. Unter dem Dach der Kommunalen Ju- gendarbeit werden eigene Angebote der Kommunalen Jugendarbeit im Amt für Kinder, Jugend und Familie, aber auch die vieler unterschiedlicher Träger koordiniert, beworben, verwaltet und z.T. durch die Kommunale Jugendarbeit selbst durchgeführt.

Da Teilnehmer_innen sich für mehrere Angebote anmelden können, wird zwischen Plätzen und Teilnehmer_innen unterschieden.

2011 hat Tschamp 6365 anmeldepflichtige Plätze für Kinder, Jugendliche und z.T. deren Eltern in den unterschiedlichsten Bereichen und über alle Ferien verteilt.

Nicht alle tatsächlichen Teilnehmer_innen wurden zentral angemeldet. Folgende weitere Angebo- te konnten erfasst werden:

Tabelle 24: Weitere Angebote von "Tschamp"

Angebot Stadtteil Teilnehmer_innen

Ferienprogramm des KIDS Stützpunkt Süd Göggingen 80

Ferienprogramm von LILALU Göggingen 110

Tenniskurs des TSV/TC Haunstetten Haunstetten 24

Kurse in der Neuen Stadtbücherei Stadtmitte 181

Kurse im Jugendhaus r33 Kriegshaber 60

Schwimmkurse im Hallenbad Haunstetten 80

Besucher beim Spielmobil gesamtstädtisch 940

Besucher beim Spielwagen gesamtstädtisch 1965

Hockey-Training vom TSV Schwaben Hochfeld 20

Abenteuerspielplatz Hammerschmiede 742

4020

Darüber hinaus gab es einige offene und kostenlose Angebote. Auch hier liegen keine Daten vor.

Durch die Angebote werden insgesamt Mädchen und Jungen in gleichem Maße erreicht.

Wie aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich, wurden die Angebote, die unter dem Label Tschamp laufen, die letzten Jahre von 326 (2009) auf 612 (2011) kontinuierlich ausgebaut.

Abbildung 164: Tschamp - Ferienangebote: Entwicklung 2009 bis 2011

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Rund 50% der Kinder sind im Grundschulalter.

Wie im Abschnitt „allgemeinbildende Schulen“ dargestellt, bieten die Betreuungsarrangements an den Schulen (Mittags- und verlängerte Mittagsbetreuung) standardmäßig keine Betreuungen in den Ferien an. Eltern, die berufstätig sind, benötigen auch in Ferienzeiten eine Betreuung für ihre Kinder. Über Tschamp leistet die Stadt auch einen „Bildungs“-Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Einen Hinweis darauf, inwieweit Tschamp dazu beitragen kann, bietet eine Auswertung nach den Angeboten für Kinder im Grundschulalter für die Angebotsbereiche, Feriencamps und Erlebnisse mit Übernachtungen. Nachfolgende Grafik verdeutlicht die Verteilung der Teilnehmer_innen über die Grundschulsprengel. Die Nutzungsquote gibt einen Hinweis darauf, wie intensiv das Ferien- programm durch Grundschüler_innen in Bezug auf die Gesamtschülerzahl genutzt wird - je höher der Wert, desto intensiver. Die blauen Rauten geben diese Relation wieder.

Die Nutzung ist sehr ungleich verteilt. Der Grund dafür dürfte vor allem in der Nachfrage der El- tern liegen. Da die Daten zu den Ferienfahrten und den Feriencamps nicht kleinräumig vorliegen, ist keine Gesamtaussage möglich. Erfahrungsgemäß erreichen die Jugendverbände eher junge Menschen aus bildungsnahen Milieus.

Deshalb soll bei einer weiteren Analyse der Daten vor allem den Grundschulsprengeln Aufmerk- samkeit gewidmet werden, die einen hohen Bildungsindex aufweisen.

2.4.2 Bildungsangebot „Ferienprogramm“ sozialräumlich betrachtet

Der Bildungsindex gibt einen Hinweis darauf, inwieweit Kinder in einem bildungsfernen Umfeld aufwachsen bzw. familiäre und Umfeldbelastungen die Bildungsteilhabe erschweren.

Wie aus der Grafik der nächsten Seite ersichtlich, nutzen Grundschüler_innen, die in einem Grundschulsprengel mit hohem Bildungsindex wohnen, Tschamp seltener, als solche, die in ei- nem Grundschulsprengel mit niedrigem Bildungsindex wohnen.

Wie u.a. eine Expertise zur Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit (Thomas Rauschenbach &

Rauschenbach, 2010) darstellt, wird der Bildung über Jugendarbeit ein hoher Stellenwert für eine allgemeine Bildungsteilhabe zugeschrieben.

Abbildung 165: Tschamp - Ferienangebote: Altersverteilung 2011

Referenzen

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