A 418 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 112|
Heft 10|
6. März 2015 Ereignisse bei Patienten, die sicheiner elektiven, nicht kardialen Operation unterziehen, besonders, wenn der Schlaganfall weniger als 9 Monate zurückliegt. Danach sta- bilisierte sich das Risiko, war aber höher als in der Gruppe ohne Schlaganfall, was nach Meinung der Autoren künftig in den Leitlini- en berücksichtigt werden sollte.
Aus Sicht von Prof. Dr. med.
Christian Förch, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie am Univer- sitätsklinikum Frankfurt, ist die Stu- die hilfreich, weil sie robuste Daten
aus einem großen Register zu einer Frage liefere, die man im Patienten- gespräch bisher eher „nach Bauchge- fühl“ beantwortet habe: „Nun lässt sich präziser angeben, wie stark das Risiko einer elektiven Operation er- höht ist, wenn sie mit kurzem Zeitab- stand zum Schlaganfall durchgeführt wird im Vergleich zu einem späteren Zeitpunkt.“ Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Jørgensen ME, et al.: Time elapsed after ischemic stroke and risk of adverse cardiovas- cular events and mortality following elective noncardiac surgery. JAMA 2014; 312:
269–77.
Die Risiken einer Nierenlebend- spende werden im Allgemeinen als gering bewertet, wenn Spender oder Spenderin zum Zeitpunkt der Nephrektomie gesund sind. Für be- stimmte Subgruppen gibt es aber Wissenslücken, zum Beispiel bei nachfolgender Schwangerschaft.
Kurz nach unilateraler Nephrekto- mie ist die glomeruläre Filtrations- rate um circa 35 % reduziert. Frau- en mit ähnlich verminderter Nieren- funktion unterschiedlicher Genese haben ein erhöhtes Präeklampsie- risiko, wenn sie schwanger werden.
In einer Kohortenstudie mit 85 Frauen, die nach Nierenspende schwanger geworden waren (131 Schwangerschaften), sind die Risi- ken für Gestationshypertonus oder Präeklampsie verglichen worden
mit denen einer in relevanten Krite- rien gematchten Kontrollkohorte der Allgemeinbevölkerung (510 ge- sunde Nichtspenderinnen mit 788 Schwangerschaften). Primäre End- punkte waren Hypertonus oder Präeklampsie nach mindestens 20 Schwangerschaftswochen und bis maximal 12 Wochen nach Geburt.
Schwangerschaftshochdruck war mit 11 % vs. 5 % (15/131 Schwan- gerschaften von Nierenspenderin- nen vs. 38/788 Schwangerschaften in der Kontrollkohorte) statistisch signifikant häufiger nach Nierenle- bendspende als ohne (Odds Ratio [OR]: 2,4; 95-%-Konfidenzinter- vall [KI]: 1,2–5,0; p = 0,01). Die OR betrug 2,5 für Gestationshoch- druck und 2,4 für Präeklampsie. In der Subgruppe der Frauen aller- SCHWANGERSCHAFT NACH NIERENLEBENDSPENDE
Gestationshypertonus und Präeklampsie sind häufiger
dings, die zum Zeitpunkt der Schwangerschaft ≥ 32 Jahre alt wa- ren, war das Risiko nach Nieren- spende deutlich erhöht (siehe Ta- belle). Bei tödlichen Komplikatio- nen bei Mutter und Kind gab es keine Unterschiede, die meisten Schwangerschaften nach Lebend- spende verliefen unkompliziert.
Fazit: Bei Frauen, die im fruchtba- ren Alter eine Niere spenden (29/30–35/36 Jahre in Spender-/
Kontrollkohorte der Studie) ist das Risiko für Präeklampsie und Gesta- tionshochdruck bei nachfolgender Schwangerschaft circa 2,5-fach er- höht. „In diesem Punkt Klarheit zu haben, ist wichtig für die Beratung jüngerer Frauen“, kommentiert Prof. Dr. med. Oliver Witzke vom Universitätsklinikum Essen. „Ob- wohl die Nierenlebendspende bei fertilen Frauen von ärztlicher Seite kritisch gesehen wird, kommt sie gelegentlich vor, meist zugunsten eines leiblichen Kindes“, so der Nephrologe. „Wir haben am Klini- kum ein bis zwei junge Nierenspen- derinnen pro Jahr, aber deutlich mehr Anfragen. In Bezug auf Schwangerschaftsrisiken können wir nun besser informieren.“
Durchschnittlich 60 % der Lebend- nierenspenden stammten in den letzten 5 Jahren von Frauen, bei ih- nen liegt der Anteil der maximal 40-Jährigen zwischen 8 und 11 %.
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
Garg AX, Nevis IF, McArthur E et al.: Gestatio- nal hypertension and preeclampsia in living kidney donors. N Engl J Med 2015; 372:
124-33
TABELLE
Subgruppenanalysen zur Assoziation zwischen Nierenlebendspende und Risiken für Schwangerschaftshypertonus oder Präeklampsie Untergruppe
Alter der Schwangeren
≤ 32 Jahre
≥ 32 Jahre
Vorausgeg. Schwangerschaft Ja
Nein
Schwangerschaften nach Nierenspenden
Zahl der Ereignisse/Patienten im Risiko (%)
≤ 5/85 (≤ 6)
≥ 10/46 (≥ 22)
≤ 5/31 (≤ 16)
≥ 10/100 (≥ 10)
Schwangerschaften ohne Nierenspenden
30/492 (6) 8/296 (3)
7/173 (4) 31/615 (5)
Odds Ratio (95-%-KI)
Risiko geringer für Risiko höher für Nierenspenderinnen Nierenspenderinnen
0,9 (0,3–2,7) 9,4 (3,2–27,5)
1,6 (0,3–9,1) 2,7 (1,2–6,0)
p-Wert 0,004
0,61
modifiziert nach: Engl J Med 2015; 372: 124-33