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Gestaltungsdimensionen guter Mensch-Roboter-Zusammenarbeit

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Academic year: 2022

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Gestaltungsdimensionen guter Mensch-Roboter-Zusammenarbeit

S. Wischniewski, P. H. Rosen

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Die Umsetzung von Arbeitssystemen mit einer engen Zusammenarbeit von Menschen und Robotern ist ein insbesondere im Bereich der Produktionsarbeit derzeit viel diskutiertes Themenfeld. Produktionsarbeit trägt wesentlich zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bei: Auch wenn der Anteil in den vergangenen Jahren rückläufig ist, so liegt der BIP-Beitrag des produzierenden Sektors stabil bei 20 % (Statistisches Bundesamt, 2016). Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2012 liefern Daten für typische Arbeitsbedingungen: Produktionsbeschäftigte geben häufiger im Vergleich zu allen Erwerbstätigen an, dass sich ein und derselbe Arbeitsgang wiederholt und sie sehr schnell arbeiten müssen. Im Vergleich zur Ge- samtstichprobe können sie ihre Arbeit seltener selbst planen und einteilen und haben seltener Einfluss auf die Arbeitsmenge oder Aufgabenart. Eine zusätzliche Auswertung der Arbeitszeitbefragung (BAuA, 2015) zeigt zu- dem, dass ca. 75 % der Beschäftigten an Produktionsmaschinen und -anlagen eine durchschnittliche Taktzeit von bis zu 11 Minuten haben. Eine durchschnittliche Taktzeit von weniger als drei Minuten haben ca. 40 % der Befragten an Produktionsmaschinen und -anlagen.

Mit der zunehmenden Digitalisierung ist auch eine zunehmende Veränderung der Produktionsarbeit zu erwar- ten. Ein Beispiel hierfür ist die direkte Zusammenarbeit von Mensch und Roboter. Dabei ist bei jedem Einsatz zunächst zu prüfen, welche Art der Interaktion für die Aufgabenerfüllung sinnvoll und zielführend ist: Kollabora- tion, Kooperation oder Ko-Existenz. Echte Kollaborationsszenarien sind derzeit in der Praxis noch selten: Hier stellt sich die Frage, inwiefern vorherrschende Erwartungen und erwartete Potentiale der Mensch-Roboter- Kollaboration noch eine Korrektur erfahren werden. In der Reihen- oder Fließmontage sind vermehrt Koopera- tionsszenarien in Form von Teilautomatisierungen denkbar: Hier bietet die Mensch-Roboter-Interaktion sowohl Chancen als auch Risiken. So kann der Roboter dem Menschen überlastende Aufgaben abnehmen. Gleichzei- tig kann sich die Möglichkeit in der Folge ergeben, höherwertige Tätigkeiten zu übernehmen. Risiken bestehen dahin gehend, dass beispielsweise lediglich Resttätigkeiten an den Menschen delegiert werden.

Für die Analyse, Bewertung und Gestaltung verschiedener Interaktionsszenarien stellt sich die Frage, inwiefern bestehende Prinzipien der Dialoggestaltung weitestgehend auf die Mensch-Roboter-Interaktion anzuwenden sind. Dabei sind sowohl technikbezogene als auch personenbezogene Interaktionsmerkmale zu berücksich- tigten. Wesentliche technikbezogene Dialogprinzipien sind analog zur DIN EN ISO 9241-110 Aufgabenange- messenheit, Individualisierbarkeit, Lernförderlichkeit, Steuerbarkeit, Fehlertoleranz, Selbstbeschreibungsfä- higkeit und Erwartungskonformität.

1 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund

Diese Veröffentlichung ist ein Beitrag zum 3. Workshop „Mensch-Roboter-Zusammenarbeit - Gestaltung sicherer, gesunder und wett- bewerbsfähiger Arbeit“ am 29./30.03.2017 in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund. Die gesamte Workshop-Dokumentation finden Sie unter: www.baua.de/dok/8733424

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Im Bereich der Softwaregestaltung können die Dialogprinzipien anhand des IsoMetrcis Verfahrens beurteilt werden (Gediga, Hamborg & Duntsch, 1999). Dieses Verfahren wurde an die Mensch-Roboter-Interaktion angepasst und in einem ersten Laborversuch anhand einer Montageaufgabe mit einem Leichtbauroboter eva- luiert. Erste deskriptive Ergebnisse zeigen, dass das Verfahren in Teilen geeignet ist, um die Prinzipien der Dialoggestaltung auf die Mensch-Roboter-Interaktion zu übertragen und die Interaktion anhand ebendieser zu bewerten. Weitere Arbeiten zur Instrumentenevaluation sind geplant, um die psychometrischen Eigenschaften des Instruments weiter zu konkretisieren.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass eine sichere, gesunde und wettbewerbsfähige Zusammenarbeit zwi- schen Mensch und Roboter eine sorgfältige Analyse und Auswahl der Arbeitsaufgabe voraussetzt. Zur Ana- lyse, Bewertung und Gestaltung der verschiedenen Interaktionen können bekannte Prinzipien weitestgehend genutzt werden. Werden diese Aspekte berücksichtigt, so bietet die Mensch-Roboter-Interaktion die Chance, Arbeit in modernen Produktionssystemen aufzuwerten und menschengerecht zu gestalten.

Stand: März 2017

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) | Friedrich-Henkel-Weg 1-25 | 44149 Dortmund | Tel.: 0231 9071-2071 | info-zentrum@baua.bund.de | www.baua.de

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