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Archiv "Studienreise nach Indonesien: Animistische Zeremonien und moderne Verkehrsmittel" (09.06.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Studienreise nach Indonesien:

Animistische Zeremonien und moderne Verkehrsmittel

Wach seiner aktiven beruf- .131 lichen Tätigkeit als Mi- krobiologe bei Oxoid in der Schweiz, in den Niederlan- den und Deutschland hat Dr.

Sinia eine zweite Lebensauf- gabe in Angriff genommen:

Er will Kontakte zwischen in- donesischen Ärzten und Kol- legen aus seiner Heimat, Holland, und aus seinem Be- kanntenkreis in Deutschland und anderen europäischen Ländern fördern.

Zum achten Mal hatte Dr.

Sinia Einladungen von vier medizinischen Fakultäten in Jakarta, Ujung Pandang, Denpassar und Surabaya zu.

Besuchen, Vorträgen und Se- minaren vermittelt. In seiner Reisegruppe hatten sich zwölf Mikrobiologen und Ärzte aus Holland, Deutsch- land und der Schweiz zusam- mengefunden. Die indonesi- schen Kollegen hatten als in- teressierende Themen Fra- gen der klinischen Mikrobio- logie, Anzüchtung und medi- zinische Bedeutung von Le- gionella, Campylobacter, die europäische Problematik in der AIDS-Infektion und den Einsatz von Rechnern in der klinischen Mikrobiologie und der ärztlichen Weiterbildung vorgeschlagen.

Indonesien war 1949 nach 350 Jahren holländischer Ko- lonisation und dreijähriger japanischer Besatzung selb- ständig geworden. Für den Besucher aus Europa wird je- den Tag an immer neuen Bei- spielen deutlich, welche Pro- bleme der Weg in die Selb- ständigkeit mit sich bringt:

die Zusammenführung von weit mehr als 300 verschiede- nen Stämmen und Völkern und die Organisation und Verwaltung eines Reiches aus 13 677 Inseln, darunter 992 bewohnten, die mehrere tausend Kilometer voneinan- der entfernt sind. Ein hollän- discher Schriftsteller, Dou- wes Dekker, umschrieb das Problem poetisch: „Indone- sien, ein Gürtel von Smarag- den, ausgeschüttet zu beiden Seiten des Äquators". Die Verkehrserschließung dieses Landes ist bisher nur mit ko- stenintensiven Flugverbin-

dungen gelungen, Schiffsver- kehr und Fähren sind dabei auf dem Stand der Kolonial- zeit zurückgeblieben.

Das größte wirtschaft- liche, soziale und wohl auch politische Problem bringt die Bevölkerungsexplosion mit sich: Bei Neubeginn des Staa- tes 1949 lebten auf der Hauptinsel Java etwa 40 Mil- lionen, heute vermutlich 96 Millionen Menschen. Bei et- wa 170 Millionen Einwoh- nern beträgt die Bevölke- rungsdichte in manchen Ge- bieten mehr als 1000 Einwoh- ner pro Quadratkilometer, das „übervölkerte" Deutsch- land erreicht „nur" 200 Ein- wohner/km2 . Hinzu kommt die starke Agglomeration in den großen Städten: Jakarta mit 7 Millionen, die „Klein- stadt" Surabaya (so uns vom Dekan der medizinischen Fa- kultät vorgestellt) mit 3,5 Mil- lionen Einwohnern. Insbe- sondere die Außeninseln Bor- neo (Kalimantan), Celebes (Sulawesi), alle kleineren, auch Bali, sowie Nord Neugui- nea (Irian Barat) sind dünnbe- siedelt und mit Ausnahme von Sumatra kaum verkehrsmäßig durch Straßen oder Eisenbah- nen erschlossen.

— --emmammem

Ausbildung

im eigenen Land Vor wenigen Jahren wur- de die allgemeine Schulbil- dung aufgebaut. Auch die medizinische Betreuung er- folgt flächendeckend über so- genannte poliklinische Statio- nen. Ärzte wurden in der Ko- lonialperiode in Holland, England und Deutschland ausgebildet, aber auch in ei- ner medizinischen Fakultät in Jakarta. Eine Technische Hochschule mit einer einge- schränkten medizinischen Ausbildung bestand in Sura- baya. Neue Universitäten mit

Fakultäten für Medizin wur- den in Denpassar, Medan, Yogyakarta, Bandung, Se- marang und Ujung Pandang aufgebaut. Heute erfolgt die Ausbildung überwiegend im Lande, nur wenige jüngere Kollegen haben die Möglich- keit, Ausbildung oder Wei- terbildung in Europa, Ameri- ka oder im Nachbarland Au- stralien zu absolvieren. Die Sprache an der Universität ist

„Bahasa Indonesia", eine 1945 eingeführte Kunstspra- che auf der Grundlage des Malayischen, angereichert mit vielen Lehnwörtern aus europäischen und arabischen Sprachen.

Für den Touristen und den Arzt aus europäischer und westlicher Zivilisation ist die Reise eine ständige Erin- nerung zurück in die eigene Vergangenheit vor 50, 100, manchmal auch 500 Jahren.

Die Wohnverhältnisse, die dörfliche Struktur, der Ackerbau, die Autarkie der einzelnen Familie, aber auch hygienische Probleme und gesundheitliche Gefahren, die in Europa nur noch aus Geschichtsbüchern zu erfah- ren sind, waren unsere täg- liche Anschauung und ständi- ges Diskussionsthema. Der

„Tour Leader", Dr. Sinia, und sein indonesischer Be- gleiter, Dr. Juwana Wirja mit Diplom der Kunstgeschichte, europäischer Erfahrung und exzellenten Sprachkenntnis- sen im Englischen, Französi- schen und Deutschen, waren die idealen Partner bei dieser Reise. Ihre Begeisterung für das Vaterland, solide und de- taillierte Kenntnisse, aber auch Erfahrung mit der Span- nung, die sich in der Begeg- nung zweier so verschiedener Kulturen aufbaut, ließen Fra- gen und Gespräche nie unin- teressant werden.

Beim Seminar in Jakarta standen Fragen zur Erfah-

rung mit der neuen Infek- tionskrankheit der westlichen Länder und Überlegungen zur Prophylaxe im eigenen Land im Vordergrund. Die bei uns inzwischen eingeführ- te generelle Untersuchung al- ler Blutspenden scheint für Entwicklungsländer allein wegen der Kosten unmöglich zu sein oder würde der Un- terstützung von außen bedür- fen. Manchmal wurde aller- dings auch deutlich, daß dort das AIDS-Problem noch so gesehen wird wie bei uns vor etwa vier Jahren.

Bei Kliniken und Universitäten In Ujung Pandang veran- staltete die Fakultät ein ein- tägiges Seminar zu Fragen der klinischen Mikrobiologie und des Einsatzes von Rech- nern in der Ausbildung. Die Probleme der Ausrüstung von diagnostischen Labors und der Zugang zu neuen Methoden und Verfahren standen im Vordergrund.

Obwohl die klassischen und akuten Infektionskrank- heiten natürlich ganz im Mit- telpunkt des gesamten Krankheitsspektrums stehen, bestand lebhaftes Interesse für Fragen der Erkennung und Vorbeugung bei nosoko- mialen Erkrankungen und insbesondere für die Zusam- menarbeit zwischen Labor- diagnostik und klinischer Diagnose und Therapie. Das große Interesse für den Ein- satz des Rechners wird ver- ständlich, wenn man zweier- lei bedenkt: einerseits die Aufgabe, Wissen möglichst ohne aufwendige Zentralver- anstaltungen weiterzugeben, andererseits die Unbefangen- heit der Indonesier und gute Erfahrungen im Umgang mit moderner Technik. Die Tele- kommunikation im Inselreich konnte zum Beispiel von An- fang an nicht mit konventio- neller Verkabelung, sondern nur durch frühe Nutzung von Satelliten aufgebaut werden.

In einem Seminar an der Universität Udayana in Den- pasar auf Bali wurden uns A-1756 (104) Dt. Ärztebl. 85, Heft 23, 9. Juni 1988

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Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

Mit Gebührenverzeichnis für ärztliche Leistungen

Jetzt mit Hinweisen für die Berechnung neuartiger Untersuchungs- und Behandlungsverfahren

Textausgabe mit ausführlichem Sachverzeichnis, einer Tabelle der Steigerungssätze sowie einer Ein- führung mit Darstellung der Neuregelungen von R. Hess, Dezernentin in der Bundesärztekammer ca. 280 Seiten, broschiert

DM

19,80 ISBN 3-7691-3051-0 (Erscheinungstermin: Juni 1988)

Die Dritte Änderungsverordnung, die am 1. Juli 1988 in Kraft tritt, sieht eine generelle Anhebung des Punktwerts um 10 Prozent vor. Ausgenommen von dieser Punktwertanhebung sind die Kapitel

„Laboratoriumsuntersuchungen" und „Diagnosti- sche Leistungen, 2. In-vitro-Untersuchungen", bei denen das Honorar pauschal um 12 Prozent abge- senkt wird. Einzelne Regelungen des Allgemeinen Teils sind verändert, neue Leistungen — die weit- gehend den Analogen Bewertungen der Bundes- ärztekammer entsprechen — aufgenommen wor- den.

Die bisherige Ausgabe der GOÄ ist damit nicht mehr zu benutzen; sie wird durch die angekündig- te veränderte Neuauflage ersetzt.

Deutscher Ärzte-Verlag

Postfach 40 02 65 • 5000 Köln 40 Telefon (0 22 34) 7011-316

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Expl. GOÄ (Stand 1. 7. 1988) je DM 19,80

Name, Vorname PLZ, Ort

von Chirurgen und Mikrobio- logen Erfahrungen über die Behandlung der Perfora- tionsperitonitis nach Typhus- erkrankungen (18 Fälle in 2 Jahren!) und die Diagnostik bei Verdacht auf Typhus und Salmonellen dargestellt. Von unserer Seite konnten der Er- regerwandel in den letzten 100 Jahren, von früher Sal- monella typhi zu den heute dominierenden sogenannten Enteritis-Salmonellen, und die phatogenetische Bedeu- tung anderer Bakterien und Viren erklärt werden; auch über Erfahrungen in der The- rapie bei Peritonitis oder von Darmchirurgie konnten wir berichten. Die AIDS-Proble- matik wurde abseits der Hauptstadt und im Mittel- punkt des Tourismus offener und nüchterner diskutiert.

An der Universität Air- langga in Surabaya hatten der Dekan und der Pädiater zwei Seminare arangiert. Mit der Bereitstellung von elf Klein- rechnern konnte sogar die praktische Erfahrung von Ausbildungsprogrammen, die an der Universität Leiden im Fachgebiet Chirurgie ent- wickelt worden sind, demon- striert werden. Die Thematik der klinischen Mikrobiologie, Peritonitis-Behandlung, An- tibiotika-Prophylaxe und Therapiestrategie sowie die AIDS-Problematik fanden großes Interesse bei über 80 teilnehmenden Ärzten des Hospitals.

Vielfältige Eindrücke An allen medizinischen Fakultäten wurde die herzli- che Bitte ausgesprochen, sol- che Kontakte weiterzuführen, und zu intensivieren. Die eu- ropäischen Teilnehmer äu- ßerten den Wunsch, über Se- minare hinaus auch Kontakt und Einblick in die tägliche medizinische Problematik auf der Station und im Labor, vielleicht auch etwas näheren Einblick in die Situation des niedergelassenen Arztes und der Poliklinken zu gewinnen.

Sicher wären entsprechende Kontakte auf der Ebene der

Pflege- und Laborassistenz- berufe wertvoll.

Allgemeine Medizin, Mi- krobiologie und Hygiene wa- ren aber nicht nur in Semi- narräumen zu erleben, son- dern täglich oder gar stünd- lich bei den Fahrten durch die Dörfer. Zum Beispiel als Gast bei einer Totenfeier der Torajas, bei der sieben Büffel geschlachtet, später auf dem Dorfplatz zerlegt und an Fa- milien und Clans verteilt wur- den, beim Studium der To- ten- und Begräbniszeremo- nien dieses Volksstammes, als Gast der hinduistischen Bevölkerung auf Bali und der animistischen Urbevölkerung der Sassak auf Lombok. „En passant" erlebten wir eine Beschneidungszeremonie und das sich anschließende Fest, nahmen an Hochzeits- feiern und inmitten von wohl 500 Dorfschülern an einer Unterrichtsstunde teil.

Bei einem Treffen mit dem Kulturattachd der Deut- schen Botschaft auf einer Plantage in Kaliklatak auf Ostjava wurde deutlich, daß Deutschland zwar nicht hin- ter den besonders engagier- ten Holländern zurückstehen möchte, daß aber die bisheri- gen Kontakte zwischen Deutschland und Indonesien kaum unserem Kenntnis- und Erfahrungsstand über Afri- ka, Südamerika und die an- deren asiatischen Länder ver- gleichbar sind.

Der sehr herzliche Dank aller Teilnehmer wie auch der indonesischen Gastgeber gilt Herrn Dr. Sinia, dessen deutsch-indonesische Initiati- ve bereits im achten Jahr läuft. Er wird auch weiterhin Reisen nach Indonesien ver- anstalten. Interessenten wird empfohlen, sich bei Dr. H.

R. Sinia, De Meibrink 21, 7091 ZH Dinxperlo, Nie- derlande (Telefon: 00 31/

83 55 30 50) zu melden.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. R. Ringelmann Städtisches Klinikum Karlsruhe

Moltkestraße 14 7500 Karlsruhe 1

DÄ A-23/88

Straße Datum, Unterschrift

Irrtümer und Preisänderung vorbehalten. A-1758 (106) Dt. Ärztebl. 85, Heft 23, 9. Juni 1988

Referenzen

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