B
ei der Narkolepsie han- delt es sich um eine chronische neurologi- sche Erkrankung mit gestör- tem Wach-Schlaf-Rhythmus.Kennzeichnend ist die extre- me Tagesschläfrigkeit, die sich in häufigen, abrupt einsetzenden Schlafanfällen äußert. Die genaue Ursache ist bisher unbekannt. Die Narkolepsie kann zwar durch Enzephalitiden ausgelöst wer- den. Meist handelt es sich jedoch um eine autosomal- dominant vererbte Erkran- kung mit geringer Penetrati- on, die durch vier Hauptsym- ptome geprägt ist:
G Tagesschläfrigkeit, G kataplektische Attak- ken (Anfälle von Muskel- schwäche, meist in Verbin- dung mit plötzlichen emotio- nalen Reaktionen),
G Schlafparalyse (wäh- rend des Einschlafens oder Aufwachens eintretender To- nusverlust) und
G hypnagoge Phänomene (meist beim Einschlafen auf- tretende akustische und opti- sche Halluzinationen).
Die Mehrzahl der Patien- ten benötigt Medikamente gegen Schlafanfälle und Ka-
taplexie. Dabei kommen sti- mulierende Substanzen wie Amphetamin oder Methyl- phenidat zum Einsatz, die die Tagesmüdigkeit beheben.
Nachteilig sind allerdings die mögliche Toleranzentwick- lung bei bis zu einem Drittel der Patienten und das Ab- hängigkeitspotential. Gegen die Kataplexie werden trizy-
klische Antidepressiva, La, MAO-Hemmer oder die neueren selektiven Seroto- nin-Wiederaufnahmehem- mer eingesetzt. Modafinil, ein
Benzhydrylsulfinylacetamin, ist eine neue vigilanzsteigern- de Substanz, die sich che- misch und pharmakologisch von üblichen zentralstimulie- renden Medikamenten ab- hebt. Der genaue Wirkme- chanismus wurde bislang nicht geklärt. Zentrale norad- renerge Systeme werden nicht, dopaminerge und sero- tonerge Systeme nur bei extrem ho- hen Dosen be- einflußt. Für die Vigilanzsteigerung scheint eine re- duzierte GABA- Freisetzung in mehreren Hirnre- gionen verant- wortlich zu sein, die über eine spezifische Ak- tivitätspotenzierung alpha-l- adrenerger Rezeptoren ver- mittelt wird. Pharmakokine- tische Studien belegen eine
Dosislinearität von Modafinil zwischen 50 und 400 mg, das heißt, im therapeutischen Be- reich. Der maximale Plasma- spiegel ist zwei bis drei Stun- den nach oraler Gabe er- reicht; die Eliminationshalb- wertszeit liegt zwischen acht und zehn Stunden. Die Phar- makokinetik von Modafinil wird durch Nahrungsaufnah- me nicht beeinflußt. Da bei Patienten mit Leber- und Niereninsuffizienz maxima- ler Plasmaspiegel und Halb- wertszeit steigen, wird eine Dosishalbierung empfohlen.
Modafinil (Vigil®, Merck- le) wurde zunächst in mehre- ren offenen Studien bei ambu- lanten Narkolepsie-Patienten evaluiert. Dabei wurden mit Dosen zwischen 200 bis 400 mg/Tag bei rund zwei Drittel der Studienteilnehmer gute bis sehr gute Behandlungser- gebnisse erzielt. Unter der Therapie zeigte sich bei den Respondern in erster Linie eine ausgeprägte Abnahme der Tagesmüdigkeit. Verein- zelt wurde auch über eine Re- duktion kataplektischer An- fälle berichtet, die sich aber in kontrollierten Studien nicht verifizieren ließ. EB
A-3230 (58) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 50, 11. Dezember 1998
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Modafinil
Neue Therapieoption bei Narkolepsie
Chemische Strukturformel von Modafinil
K U R Z I N F O R M I E R T Vertriebsstopp für Ser- dolect® – Schwere kardiale Nebenwirkungen, die sowohl bei systematischer als auch bei Spontanerfassung berich- tet wurden, haben das Unter- nehmen H. Lundbeck A/S (Kopenhagen) dazu bewo- gen, einen Vertriebsstopp für das Psychopharmakon Ser- dolect® anzuordnen. Das Präparat mit dem Wirkstoff Sertindol ist zur Therapie der Schizophrenie indiziert. Pati- enten, so das Unternehmen, sollten keinesfalls eigen- mächtig die Behandlung be- enden.
Für die Umstellung der Patienten empfiehlt es sich, die Serdolect®-Dosierung al- le vier Tage um 4 mg zu redu- zieren und gleichzeitig die neue Behandlung einzu- schleichen. Für die Fälle, bei denen Serdolect® die letzte
therapeutische Alternative darstellt, werden die be- handelnden Ärzte gebeten, sich mit dem Unternehmen Promonta Lunbeck Arznei- mittel GmbH & Co. in Ver- bindung zu setzen: Telefon 0 40/23 69 40. zyl Hepatitis-B-Impfstoff – Ab sofort ist der Hepatitis-B- Impfstoff für Erwachsene von Pasteur Mérieux MSD und Chiron Behring, Gen H-B- VAX®, als Fertigspritze ohne Kanüle im Handel. Eine Fer- tigspritze für Kinder, Gen H- B-VAX K®, liegt bereits seit Juli 1998 vor. EB Hessische Berglandklinik Bad Endbach – Die Berg- landklinik Koller GmbH &
Co. KG wird Mitte Septem- ber 30 Jahre alt. Gegründet im ehemaligen Kneipp-Sana- torium „Haus Dennoch“ im heutigen Bad Endbach/Hes-
sen, wurde die Hessische Berglandklinik Ende 1977 mit 104 Planbetten in den hessischen Krankenhausbe- darfsplan aufgenommen. Mit Hilfe der öffentlichen För- derung wurden bauliche Erweiterungen durchgeführt und in den Jahren 1985/88 ein neuer Bettentrakt errich- tet. Im Rahmen der dritten Fortschreibung des Landes- krankenhausplans wurde für die Berglandklinik 1994 fol- gender Versorgungsauftrag definiert: Krankenhaus für postoperative und konserva- tive Frühnachsorge, physika- lische Medizin und Geriatrie (geriatrische Akutnachsor- ge). Die Berglandklinik ist spezialisiert auf die stationäre Behandlung von Patienten nach erfolgten Operationen im orthopädischen, unfall- chirurgischen und allgemein- chirurgischen Bereich, nach und mit schweren chronisch
internistischen Erkrankun- gen und Schlaganfällen, für Patienten, die an chronischen Wirbelsäulen- und Gelenk- erkrankungen leiden und nach ambulanter Therapie keine Besserung erfahren
haben. EB
Rehabilitations-Klinik Loipl wurde zwanzig – Die Rehabilitations-Klinik Loipl bei Bischofswiesen-Berchtes- gaden wurde zwanzig. Die Einrichtung wurde 1978 als Neurologische Klinik eröff- net, 1988 und 1993 erweitert und modernisiert. Zugleich erweiterte die Klinik ihr Lei- stungsangebot auf das gesam- te Spektrum der orthopädi- schen Rehabilitation und der Anschlußheilbehandlung. Die 170-Betten-Klinik arbeitet mit mehreren Qualitätspro- grammen. In der Reha-Klinik finden regelmäßig Symposien
statt. WZ