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Gegenklang, Amadeus: Was ist eigentlich...ein musikpädagogisches Konzept?

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Academic year: 2022

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Das 3. Jahrtausend…

Amadeus Gegenklang, der Berliner - AfS-Kolumnist, hat die Entdeckung ge -

macht, dass alle wichtigen Begriffe der Musik pädagogik sich zunehmend in

solchen verdichten, die mit den Buch- staben „Ko…“ beginnen.

Nach der Klarstellung im letzten Heft, was denn ein musikpädagogischer Kon-

gress sei, stellt er heute Frage Nr. 2:

38 GLOSSE

- Magazin 10 / 2000 eder hat’s. Keiner kennt es.

Jeder will’s. Keiner nennt es. Jeder braucht’s. Keiner mag es. Jeder tut’s. Keiner wagt es.

Auszusprechen nämlich, dass ein Konzept ganz gut wäre, wenn man es hätte, aber im Prinzip doch die Praxis mit der Theorie leider… Na, sie wissen schon.

Konzepte sind so alt wie die Menschheit, musikpädagogi- sche so alt wie die Musikpäda - gogik– also etwa fast genau so alt. So mag das mürrische:

„Kannst du nicht deine Mu- schel leiser blasen!“ des Süd- seehäuptlings an seinen Jüng- sten ein erster Anfang eines dynamisch differenzierten mu- sikpädagogischen Konzepts ge- wesen sein.

Heute sind Konzepte viel kom- plexer, haben sich vielfach so- gar zu Konzeptionen ausge- weitet, denen allerdings aus eben diesen Komplexitätsgrün- den ein Extrakapitel gewidmet werden muss. Immerhin gibt es von totaler Konzeptions losig - keit gesegnete Zeitgenossen,

die behaupten können, man habe sie aus dem Konzept ge- bracht. Dies beweist, dass das eine und das andere nicht im- mer zusammenfallen.

Konzepte haben eine kurze, im knappen Dreisatz darstellbare Verfallsdauer. Beispiele sind besonders aus der Politik be- kannt:

1. „Wir werden nicht alles an- ders, aber vieles besser ma- chen.“

2. „Wir werden vieles anders, aber nicht alles besser machen.“

3. „Wir werden alles anders, aber nichts besser machen.“

Erkennen sie die Urheber- schaft? Verfallsdauer von Satz eins zu Satz drei: Zwölf Mona- te.

Konzepte haben Urheber, aber keinen Urheberschutz. So ist das musikpädago gische Gemü- se der letzten zwanzig Jahre auf dem Mist sehr vieler Men- schen gewachsen, die, kaum als Urheber kenntlich, zu ge- wissen Zeiten im Gewühl mu- sikpädagogischer Kongresse untertauchen.

zart ein Wunderkind war), 2.

die Reaktion des Gegenübers wahrnimmt (z. B. „Na und?!“

und 3. etwas Produktives dar- aus macht (z. B. „Na gut, hier hab’ ich den neuesten Hit von Echt.“

Viele andere Varianten sind möglich und haben dem Fach möglicherweise einen zweifel- haften Ruf eingetragen.

Wer daran etwas auszusetzen hat, muss sich fragen lassen 1. welches Konzept er denn vorzuschlagen habe,

2. warum es nicht aufgeht und 3. mit welcher Alternative er sich arrangiert hat.

Der Dünger, mit dem wird die vom Austrocknen bedrohten musikpädagogischen Böden täglich behandeln, heißt „Und trotzdem“, multidehnbar wie jedes lebensfähige Konzept.

So funktionieren Konzepte ge- genüber Konzeptionen. Sie sind Stachel im Fleische der Weltveränderer jeglicher Rich- tung. Gerade weil in der Mu - sik pädagogik als Arbeit mit Kunst und Emotion, mit Unsag- barem und Zeitlichem das Kon- zept eine so starke Rolle spielt, ist vielleicht das Fach eines der Konservativsten, was wieder- um, je nach Konzept, positiv oder negativ bewertet werden kann.

Das musikpädagogische Kon- zept, das uns Praktiker zur Zeit in der Mehrheit umtreibt, ist:

(Verfallsdreisatz inbegriffen):

1. „Schüler haben so viel mit Musik zu tun, dass wir sie nur da abzuholen brauchen, wo sie gerade sind.“

2. „Wir holen Schüler mit Mu- sik ab, weil sie sonst gar nicht mitkommen würden.“

3. „Schüler hören ihre Musik.

Und wer holt mich hier raus?“

Klingt übrigens dem Südsee - häuptling sehr ähnlich, oder?

Was uns dabei aus dem Kon- zept zu bringen scheint, ist in Wahrheit das Konzept selbst.

Konzepte, so lange sie noch nicht zur Konzeption gereift und damit womöglich für die Praxis gänzlich unbrauchbar geworden sind, sind ja im ur- sprünglichen Wortsinn Zusam- menfassungen, also Bündelun- gen dessen, was ist oder gar sein sollte. Alles nicht Fassbare innerhalb des zu Fassenden ist also Teil des Konzeptes, denn als nicht zu Fassendes ist es im- merhin benannt und damit in die Zusammenfassung inte- grierbar. Es passt nicht ins Kon- zept, aber drängt sich bereits als Teil desselben auf.

Konzepte geben keine Ant- wort auf Warum-Fragen. Des- halb kommt ein musikpäda go - gisches Konzept damit aus, dass man 1. etwas möchte (z. B. Kindern zeigen, dass Mo-

AMADEUS GEGENKLANG

Was ist eigentlich...

... ein musikpädagogisches Konzept?

J

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