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Archiv "Aufgaben und Möglichkeiten der regionalen plastischen Chirurgie aus der Sicht des Gebietes „Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie“" (30.05.1991)

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Aufgaben und Möglichkeiten der regionalen

plastischen Chirurgie

aus der Sicht des Gebietes

„Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie"

Werner L. Mang und Werner Schwab

In den Jahren 1980 bis 1990 sind an der HNO-Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität Mün- chen jährlich über 1000 die regio- nale plastische Chirurgie betref- fende Eingriffe durchgeführt wor- den. Bei den plastischen und wie- derherstellenden Operationen do- minieren Septorhinoplastik und Ohrmuschelplastik, rekonstrukti- ve Operationen in der Tumorchir- urgie des Kopf- und Halsberei- ches sowie Form- und Funktions- wiederherstellung in der Trauma- tologie gehören zu den Routine- eingriffen, zunehmende Bedeu- tung beanspruchen Palatopharyn- goplastik (bei Rhonchopathien) und Wiederherstellungschirurgie von Hirnnerven im HNO-Bereich.

Die plastisch-ästhetischen Maß- nahmen konzentrieren sich auf fachspezifische Techniken zur Straffung von Hals- und Wangen- haut (Face lifting) sowie Kollagen- Implantation und Laser-Chirurgie im Bereich der Gesichtshaut.

1. Plastische und wiederherstellende Operationen

1.1 Septorhinoplastik (SRP) Anlaß zur SRP sind angeborene oder erworbene Nasenveränderun- gen. Das Prinzip der SRP — im Ge- gensatz zur alleinigen Rhinoplastik (ausschließlich Korrektur der äuße- ren Nase) — besteht in einer Korrek- tur der äußeren und der inneren Na- se mit dem Ziel, eine sich in das Ge- sicht einfügende „normale" Nasen- form herzustellen sowie die Funkti- on der inneren Nase möglichst zu normalisieren. Normales Nasenpro- fil und die wichtigsten Abweichun- gen gehen aus Abbildung la hervor.

Für die Analyse und Therapiepla- nung von äußeren Deformitäten ver- wenden wir ein neues Gerät (Abbil- dung lb). Wie die Atemfunktion (in- nere Nase) von der äußeren Nasen- form beeinflußt werden kann, zeigt Abbildung lc. Die häufigste Anzeige zur SRP ist die funktionelle Höcker- Langnase (Abbildung 2). Manchmal (in bis zu 20 Prozent) wird es notwen- dig, das Gesichtsprofil bei dispropor- tioniertem Kinn durch eine zusätzli- che Kinnkorrektur zu verbessern.

Bei den Sattelnasen werden De- fekte im Nasenrücken-, Columella- und Septumbereich durch autologe Materialien (Ohr-, Rippenknorpel, Beckenkammknochen) aufgefüllt.

Die Korrektur der Schiefnasen beinhaltet zum einen die Geradestel- lung des knorpeligen Anteils sowie

die Begradigung im knöchernen Ge- rüst durch Osteotomien (paramedi- an, basal und lateral, transversal).

Aktuelle Tendenzen bei der SRP sind: Indikation zur Profilplastik (Na- se, Lippe, Kinn), intraoperative Im- plantatwahl (vorwiegend autologe Implantate), extranasales Vorgehen, Kollageninjektion zur Korrektur von kleinen Unebenheiten im Nasenrük- kenbereich (vergleiche 2.4).

Der plastische Verschluß von Nasenseptumdefekten (Ursachen:

Trauma, Voroperation, „bohrender Finger", Applikation von chemi- schen Substanzen und anderes) be- reitet Schwierigkeiten. In unserer Klinik hat sich folgendes Vorgehen bewährt: der Septumverschluß wird durch einen Schwenklappen aus dem hinteren Anteil der Nasenmuschel erreicht; entsprechend dem Ausmaß des jeweiligen Defektes variiert der mobilisierte Anteil.

1.2 Ohrmuschelplastiken Bei der typischen Ohrmuschel- plastik handelt es sich um die Kor- Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik (Di- rektor: Univ.-Prof. Dr. med. Werner Schwab) der Technischen Universität München, Kli- nikum rechts der Isar

Im Einvernehmen mit der Arbeitsgemein- schaft Plastische Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkun- de, Kopf- und Hals-Chirurgie (Vorsitzender:

Univ.-Prof. Dr. med. Ernst Rudolf Kastenbau- er, Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universi- tät München, Klinikum Großhadem)

A-1976 (40) Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991

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rektur von Stellungsanomalien mit Modeliierung des Ohrmuschelknor- pels CAnthelixbildung u. a., Abbil- dung 3). Bei geringen Ohrmuschel- Tassenohrdeformitäten genügt die Helixaufrichtung von retroaurikulär, bei schwereren Formen muß ein pla- stischer Ohrmuschelaufbau vorge- nommen werden (mit Rippenknor- pel und neuer Haut). Die plastische Neubildung einer gesamten Ohrmu- schel gehört zu den schwierigsten Aufgaben und erfordert umfassende Kenntnisse der Haut- und Knorpel- transplantation. Alternativ kommt die Anpassung einer Epithese in Be- tracht.

Mißbildungen des äußeren, mittleren und inneren Ohres (Mi- krotie mit Gehörgangsatresie bis zur Anotie und Schwerhörigkeit u. a.) gehören in den Zuständigkeitsbe- reich des Otologen: audiologische Abklärung, plastischer Aufbau der Ohrmuschel, Anlage eines äußeren Gehörgangs, operative Gehörverbes- serung (Tympanoplastik) und/oder Hörgeräteanpassung in einem exakt definierten Zeitplan im Hinblick auf eine Sprachentwicklung.

1.3 Wiederherstellung von Hirnnerven im HNO-Bereich Das meiste Interesse bean- sprucht hier die Fazialisparese. Man unterscheidet Frühmaßnahmen (pri- märe End-zu-End-Naht unter dem Operationsmikroskop beziehungs- weise Rerouting, freie Nerventrans- plantatinterposition - N. auricularis magnus, N. suralis -) von Spätmaß- nahmen (Rekonstruktion durch In- terponate - N. hypoglossus oder N.

accessorius - oder Gesichtsrekon- struktionen - Face Iifting, Faszien- und Muskelplastiken -). Weitere Korrekturen an motorischen Nerven betreffen die N. hypoglossus, N. ac- cessorius und N. recurrens.

1.4 Palatopharyngoplastik (bei Rhonchopathien)

Voraussetzung ist eine optimale Nasenluftpassage beidseits. Bedarfs- weise wird deshalb eine Septumpla- stik vorausgeschickt und in diesen Fällen die Palatopharyngoplastik im Sinne einer Straffung des Gaumens

in einer zweiten Sitzung angeschlos- sen: (bei vorhandenen Gaumenman- deln Tonsillektomie beiderseits und) Resektion eines zirka 4 mm breiten Streifens im Bereich des weichen Gaumens mit Absetzen der gesam- ten Uvula. Die Resektion kann stu- fenweise oder en bloc erfolgen. Re- sultieren sollte ein runder gestraffter Gaumen, der nach exakter Blutstil- lung (bipolare Pinzette) mit 4/0 Vic- rylfäden vernäht wird. Zur Verstei- fung kann zusätzlich Kollagen (Zy- derm II) implantiert werden.

1.5 Rekonstruktive Operationen in der Tumorchirurgie des Kopf- und Hals-Bereichs Das zur Verfügung stehende Spektrum an Möglichkeiten ist viel- gestaltig. Beispiele hierfür sind:

.... freie Hauttransplantate zur

Abbildung l: a) links: Normales Nasenpro- fll, Höcker-Langnase, Sattelnase, Schiefna- se; b) Mitte: Cosmetic Imaging Systems, Inc. (Santa Monica, USA): Eine Videoka- mera überträgt das Gesicht des Patienten auf den Bildschirm. Der Computer zerlegt es in 256 000 Einzelpunkte. Danach model- liert der Gesichts-Chirurg mit einem elek- tronischen Computerstift auf dem Monitor alle möglichen Konturen. Stirn, Augen, Na- se, Wangen, Lippen, Kinn und Hals kön- nen so beliebig verändert werden; rechts:

Nasen- und Kinnprofil vor und nach der Therapieplanung; c) unten: Beeinflussung der Nasenatmung durch die äußere Na- senform. Vor allem bei extrem veränder- tem Nasolabialwinkel (hängende Columel- la) kommt es zu einer negativen Verände- rung der Strömungsverhältnisse im Nasen- inneren.

Deckung oberflächlicher Haut- und Schleimhautdefekte

.... Transplantation zusammen- gesetzter Gewebestrukturen ("com- posite graft") für komplizierte Weichteildefekte

.... Nahlappen-Techniken aus der unmittelbaren Defektumgebung (Verschiebelappen, Transpositions- lappen/Schwenklappen, Rotations- lappen u. a.) für Operationsdefekte der Haut im Gesichts- und Hals-Be- reich

.... Fern-Wanderlappen in Schritten von entfernten Körperre- gionen zur Defektstelle gebracht - (Roll-, Rundstiellappen)

.... mikrovaskuläre Gewebe- transfers: gefäßgestielte fasziokuta- ne Skapularlappen, gefäßgestielte myokutane Pectoralis-major-Lappen einschließlich der versorgenden A.

thorako-acromialis für großflächli- Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991 (41) A-1977

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ehe Hautweichteil- und Schleim- hautdefekte, Interposition eines Je- junumsegmentes einschließlich sei- ner Arkadengefäße für die Anasto- misierung an .~ie Halsgefäße (A. ca- rotis ext. mit Asten) zur Rekonstruk- tion des oberen Speisewegs unter Er- haltung der Peristaltik. Bei diesen Operationstechniken ist eine intensi- ve Zusammenarbeit mit der Allge- meinen plastischen Chirurgie zur Durchführung der Gefäß-Mikrochir- urgie absolut notwendig.

~ Schleimhaut-Verschiebepla- stiken bei Teilresektionen des La- rynx bedarfsweise routinemäßig

~ Plastisch-chirurgische Maß- nahmen zur Wiederherstellung der Stimme nach Laryngektomie: Ver- fahren nach Amatsu, Bildung einer Fistel aus einem Teil der Hinter- wand des Larynx; Verfahren nach Staffieri, Bildung des Shunts in der Pharynxschleimhaut zur Abdeckung des Trachealstumpfes; Verfahren nach Asai, Herstellung eines Haut- schlauches zwischen Trachealstumpf und Larynx; Ventilprothesen (nach Herrmann, Blom-Singer u. a.) an der Hinterwand des Trachealstumpfes.

1.6 Form- und

Funktionswiederherstellung in der Traumatologie Nase und Nebenhöhlen

Das Gesicht ist als exponierter Körperteil bei Unfällen besonders

Abbildung 2: 24jährige Patientin mit Höcker-Langnase (a), postoperativ (b), vor (c) und nach Nasenspitzenkorrektur (d)

gefährdet. Verkehrsunfälle sind die häufigsten Ursachen für Gesichtsver- letzungen; danach folgen Schlägerei- en, Betriebsunfälle sowie Sport- und Freizeitunfälle. Durch die absolute

Zunahme der Unfälle überwiegt der Anteil der Verkehrsunfälle immer mehr. Während in den 30er Jahren der Prozentsatz von Gesichtsverlet- zungen bei Verkehrsunfällen noch

Abbildung 3: 6jähriges Mädchen mit abstehenden Ohrrnuscheln/Ohr-Kopfwinkel85o (a), postoperativ/Ohr-Kopfwinkel25o (b), neu geformte Anthelix (c)

Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991 ( 43) A-1979

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Abbildung 5: 18jähriger Patient mit Kreissägenverletzung des Mittelgesichts (a) und post- operativ (b)

unter 40 Prozent lag, hat diese Zahl in der Folgezeit kontinuierlich zuge- nommen und liegt heute in den west- lichen Industrieländern zwischen 60 und 70 Prozent.

Neben banalen Weichteilverlet- zungen stehen knöcherne Läsionen im Vordergrund, die bei mangelhaf- ter Therapie häufig zu unbefriedi- genden ästhetischen und funktionel- len Ergebnissen führen.

Die Traumen des äußeren Na- sengerüstes (Abbildung 4a) werden baldmöglichst reponiert (Abbildung 4b); sie sind meist kombiniert mit Brüchen der Nasenscheidewand und einem Septumhämatom, die zusätz- lich versorgt werden müssen (Ablei- ten des Septumhämatoms, Aufrich- ten des Septums).

Bei fast allen Mitttelgesichts- frakturen (Oberkiefer-Querbrüche/

Le Fort I, II, III; laterale Mittel- gesichtsfrakturen, Blow-out-Frak- turen [Orbitaboden], isolierte Joch- bogenfrakturen, Kombinations-Zer- trümmerungsfrakturen) sind die Nebenhöhlen mitbeteiligt, oft auch die Schädelbasis (Frontobasis). Die Mittelgesichtsfrakturen verlangen, damit die Resultate funktionell und kosmetisch optimal ausfallen, eine enge interdisziplinäre Zusam- menarbeit, vor allem zwischen Oto- Rhino-Laryngologen, Ophthalmolo-

Abbildung 4 a): Schematische Darstellung der verschiedenen Frakturen des Nasenge- rüsts:

L einseitige Impression (seitliche Delle) II. Abriß der distalen Nasenpartie (Sattel-

nase)

III. komplette Seitwärtsverschiebung der Nase (Schiefnase)

IV. Impressionsfraktur mit Septumfraktur (Breitnase)

V. Trümmerfraktur der Nase (Breit-Platt- Nase)

VI. isolierte Septumfrakturen

VII, Grünholzfraktur = knöcherne Läsion unter intaktem Periost

gen (präoperativ, intra operationem, postoperativ) und Kieferchirurgen (bedarfsweise ergänzt durch Neuro- chirurgen), aber auch unterstützt durch den Röntgenologen (entschei- dende Hinweise in der Diagnostik,

Abbildung 4 b): Nasengerüstfraktur durch Gewalteinwirkung von vorn und von der Seite und die jeweilige Reposition. Die Reposition geschlossener Nasengerüstfrakturen sollte innerhalb der ersten 24 Stunden erfolgen oder nach Abschwellung spätestens 8 Tage nach dem Unfallereignis. Dabei ist die klassische Behandlung die geschlossene Reposition mit einem Elevatorium. Durchvorsichtiges Anhe- beln und Herausdrücken der imprimierten Nasenknochen und gleichzeitiges Abtasten und Gegendrücken werden die Frakturen re- poniert und durch entsprechende Nasentam- ponaden von innen fixiert. Die äußerliche Fi- xierung erfolgt durch einen individuell ange- paßten Nasengips, der 10 Tage liegenbleibt.

Auch bei erheblicher Einstauchung ist eine transnasale Drahtnaht aus kosmetischen Gründen nicht günstig. Bevorzugt wird die Aufrichtung mit dem Elevatorium und eine Fi- xierung durch Tamponaden-Gipsverband. — Bei offenen Nasengerüstverletzungen wer- den zunächst eine Säuberung (Wundreini- gung), anschließend die Reposition des dis- lozierten Nasengerüstes und ein atraumati- scher Wundverschluß durchgeführt.

kontrollierende Aussagen über das postoperative Ergebnis), den Allge- meinchirurgen (wegen zusätzlicher Verletzungen an den Extremitäten, Thorax, Bauch u. a.) und den Anäs- thesiologen.

Jede Mittelgesichtsfraktur ge- hört - wie jede Schädelfraktur - um- gehend in stationäre Behandlung, am besten in entsprechend ausge- stattete große Kliniken mit trauma- tologischen Zentren. Die jeweiligen Verantwortlichkeiten sind fachlich und hinsichtlich des Behandlungsab- laufs aufeinander abzustimmen

Spezielle rhinochirurgische Auf- gaben bei der operativen Behand- lung der Verletzungen des Mittel- gesichts sind Weichteilversorgung, Versorgung von Nase und Nasenne- benhöhlen, gegebenenfalls Kontrolle der knöchernen Schädelbasis und A-1980 (44) Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991

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der Flügelgaumengrube sowie Kor- rekturen des Gesichtsschädels und der knöchernen Orbita. Durch tech- nische Fortentwicklungen konnten die therapeutischen Maßnahmen ausgeweitet und verbessert werden.

Hierzu zählt die stabile Fixierung der Mittelgesichtsfrakturen durch Draht- und Plattenosteosynthesen und der Einsatz der Fibrinklebung an der Schädelbasis (Abbildung 5).

Die Wiederherstellung von Weichteilverletzungen im Gesicht (Stirnregion, Wange, Teile der Nase- Nasenflügel, Nasensteg- und Ge- samtnase, Lippen) komplettiert das Aufgabengebiet der regionalen Pla- stischen Chirurgie.

Ohr und Hals

Zahlenmäßig geringer sind Traumatisierungen im Bereich von Ohr und Hals (Oropharynx, Larynx, Trachea). Kleinere Defekte der Ohrmuschel, Ohrmuschelteilabrisse, Subtotal- und Totalabriß der Ohr- muschel können mit unterschiedli- chen plastischen wiederherstellen- den Techniken korrigiert oder re- konstruiert werden.

Immer ist bei Ohrmuschelverlet- zungen auszuschließen, daß äuße- rer Gehörgang und/oder Mittelohr (Trommelfell, Gehörknöchelchen- kette u. a.) mitbetroffen sind; beja- hendenfalls werden zusätzliche ohr- mikrochirurgische Maßnahmen er- forderlich.

Pfählungsverletzungen im Gau- menbereich u. a. werden rekonstruk- tiv versorgt. Larynxfrakturen (Quer- und Längsbrüche) erfordern meist eine "innere Kehlkopfschienung", Laryngotracheal-Abrisse eine End- zu-End-Anastomose der Stümpfe;

Sicherung der freien Atmung ist im- mer vorrangig. Spätere Narbenste- nosen sind Folgezustände mit der Notwendigkeit oft langwieriger Wie- derherstellungschirurgie.

1. 7 Kollagen- und Lasertherapie bei rekonstruktiven Maßnahmen im Bereich der Luftwege ..,.. Oropharynx: Kollagenim- plantation als Zusatzmaßnahme bei der Rhonchopathie-Palatopharyn- goplastik (vergleiche 1.4).

Abbildung 6: 62jährige Patientin vor (a) und nach Hals-Wangen-Straffung (b)

..,.. Tuba Eustachii: Kollagenim- plantation in dem Bereich der Tu- benmündungen im N asopharynx bei Autophonie (Syndrom der offenen Tube, dröhnender Widerhall der ei- genen Stimme) als Folge einer Insuf- fizienz des Tubenverschlußmecha- nismus beziehungsweise eines klaf- fenden Tubenostiums.

..,.. Kehlkopf und Luftröhre:

Kollagenimplantation zur Stimm- lippenunterfütterung bei Rekurrens- paresen u. a. - Plastische Korrektu- ren (über ein Endoskop) mittels

Abbildung 7: 4ljährige Patientin vor (a) und nach Nasolabialfalten-Korrektur mit Kolla- gen/Zyderm-Essex (b)

COrLaser von nicht zu ausgedehn- ten Prozessen in Kehlkopf und Luft- röhre (Stenosen, Segelbildungen, Diaphragmen).

2. Plastisch- ästhetische Maßnahmen

2.1 Lidkorrekturen

Ästhetische Lidkorrekturen wer- den ab dem 35. Lebensjahr in örtlicher Betäubung und ambulant vorgenom- men.

2.2 Straffung von Hals- und Wangenhaut (Face Iifting) Der ideale Patient ist in der Re- gel Mitte 40 bis 70 Jahre alt, wobei es von Vorteil ist, wenn die Gesichtszü- ge schlank und die Wangen und Bak- kenknochen betont sind. Durch die Platysma-Technik ist es möglich, die Straffung der Gesichtshaut in zwei Ebenen (Hautfaszien) vorzunehmen.

Die Präparation darf nicht zu tief er- folgen, damit wichtige anatomische Strukturen (Gefäße und Nerven) nicht verletzt werden. Die Hals- Wangenstraffung wird im Dämmer- schlaf während eines kurzen statio- nären Aufenthalts durchgeführt: Un- terminierung der Hals-Wangenhaut oberhalb der Muskelfaszien unter Schonung von Nerven und Gefäßen.

Darstellung von Platysma, individu- Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991 (47) A-1981

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eile Platysma-Plastik. Der Hautlap- pen wird unter leichtem Zug nach posterio-kranial in die Retroauriku- larregion gezogen und durch Schlüs- selnähte nach vorhergehender Haut- inzision fixiert. Dabei ist es wichtig, daß die Wundränder nach der Re- sektion der überschüssigen Haut präaurikulär spannungsfrei aneinan- derliegen. Vor Fixierung des Haut- lappens mit N abtmaterial wird auf die gesamte abpräparierte Fläche Fibrinkleber (Tissucol-Immuno) ge- sprüht. Für Feinkorrekturen zusätz- lich Kollagen-Implantation (Abbil- dung 6).

2.3 Chemabrasion und Derrn- abrasion zum Abtragen unreiner oder faltenreicher Haut

~ Chemabrasion: Die chemi- sche Reaktion beim chemical peeling führt zu einer oberflächlichen Ver- schorfung der Epidermis.

~ Dermabrasion: Die Derrn- abrasion erlaubt ein kontrollierteres Abschleifen der oberen Hautschich- ten. Die wichtigsten Indikationen sind Akne, Unfallnarben, Fremdkör- pereinsprengungen, Tätowierungen, Muttermale der Oberhaut, Talgdrü- senvergrößerung, Rhinophym und Alterstal ten.

2.4 Kollagen-Implantation (Gesichtshaut)

Das injizierbare Kollagen ist ein hochgereinigtes, dermales Rinder- kollagen vom Typ I. Als Ergänzung zu chirurgischen Maßnahmen hat man mit Kollagen die Möglichkeit zu Feinkorrekturen von ästhetisch stö- renden Hautveränderungen.

Die richtige und korrekte intra- dermale Plazierung ist dann erreicht, wenn bei der Injektion der Hautbe- zirk weiß wird (Blan<;.he-Effekt) und erhaben erscheint (Uberkorrektur). Vier Wochen vor Beginn der eigent- lichen Behandlung (Indikationen:

Operations-, Unfall-, Aknenarben, Altersfalten) muß ein Test mit 0,1 ml Kollagen an der Unterseite des Un- terarms durchgeführt werden. Eine sorgfältige Beobachtung erlaubt den Ausschluß von Patienten mit positi- ven Testreaktionen (Allergien 1,3 Prozent). Sorgsame Patientenaus-

Abbildung 8: 48jähriger Patient mit Besenreiser-Gesicht vor (a) und nach Argonlaser-Be- handlung (b)

wahl, negative Substrat-Testreakti- on, richtige Indikationsstellung und korrekte Injektionstechnik sind die Voraussetzungen für eine erfolgver- sprechende Behandlung. Dem Pa- tienten muß mitgeteilt werden, daß das erzielte Resultat nicht von unbe- grenzter Dauer ist und Erhaltungsin- jektionen nach einiger Zeit notwen- dig werden (Abbildung 7).

2.5 Lasertherapie (Gesichtshaut)

An Lasergeräten stehen be- kanntlich zur Verfügung: COrLaser, Neodym Yag-Laser und Argon-La- ser. Für die plastisch-ästhetische Ge- sichtschirurgie verwenden wir den Argon-Laser. Hiermit wird ein La- serstrahl erzeugt, der aufgrund sei- ner physikalischen Eigenschaften klare Medien durchdringt und vor allem in pigmentierten Geweben durch Hitzeentwicklung wirkt. Ein- satzgebiete: Besenreiser, kleine Hämangiome und Pigmentflecken (Naevus flammeus u. a.) im Gesicht.

Dabei wird beim Argon-Laser das grün emittierte Licht vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin resorbiert, so daß die darüberliegende Haut na- hezu unverletzt bleibt und die darun- terliegenden kleinen Gefäße verödet werden. Nach der Laserung kommt es zu einer kurzzeitigen Schwellung der Haut. Nebenwirkungen sind bei richtiger Dosiseinstellung und ent-

sprechender Erfahrung nicht zu er- warten (Abbildung 8).

Die meisten hier aufgeführten plastischen Operationen wird der Oto-Rhino-Laryngologe mit entspre- chender Ausbildung und den not- wendigen Fähigkeiten allein verant- wortlich vornehmen können.

Bei einer Reihe von Eingriffen (Rhinoplastik, Ohrmuschelplastik, Lidkorrekturen, Face Iifting u. a.) gibt es Überschneidungen (Neben- einander) mit der Allgemeinen pla- stischen Chirurgie. Für die mikrovas- kulären Techniken ist die enge Zu- sammenarbeit (Miteinander) mit der Allgemeinen plastischen Chirurgie unabdingbare Voraussetzung.

In der Traumatologie des Mit- telgesichts (einschließlich der Nase, der Nebenhöhlen und der Rhino- basis) wird eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Oto-Rhi- no-Laryngologen, Kieferchirurgen, Neurochirurgen, Ophthalmologen, Röntgenologen, Allgemeinchirurgen und Anästhesisten erfolgreich prak- tiziert.

Anschrift für die Verfasser:

Univ.-Prof. Dr. med. Werner Schwab Direktor der Hals-Nasen-Ohren- klinik und Poliklinik der

Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar

Ismaninger Straße 22 W-8000 München 80 A-1982 (48) Dt. Ärztebl. 88, Heft 22, 30. Mai 1991

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