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Archiv "Bayerischer Ärztetag: Agieren im politischen Wartestand" (31.10.2008)

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A2314 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 44⏐⏐31. Oktober 2008

P O L I T I K

U

ngewöhnlich mager fiel das Grußwort von Bayerns So- zialministerin Christa Stewens an den 66. Bayerischen Ärztetag in Würzburg aus. Ihr kühner Ausblick ins Allgemeine: Der Arbeitsalltag der niedergelassenen Ärzte müsse angenehmer gestaltet werden, um die Attraktivität des Berufs zu stei- gern. Hinsichtlich der zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro, die ab 2009 für die niedergelassenen Ärzten bereit- stehen sollen, hielt Stewens der Bayerischen Staatsregierung zu- gute, sichergestellt zu haben, dass das Honorarvolumen für die nieder- gelassenen Haus- und Fachärzte in Bayern im nächsten Jahr zumindest nicht sinkt. Bayerischer Verhand- lungskunst rechnet sie auch zugute, dass für die Hausärzte „der Vorrang ihres eigenständigen Verhandlungs- mandats“ gesetzlich festgeschrie- ben wird. Wichtig für Bayern sei es ferner, dass die Vergütungsanteile für Hausärzte einerseits und Fach- ärzte andererseits in den nächsten drei Jahren weiterhin aufgeteilt blie- ben. Das möge, hofft Stewens, zur innerärztlichen Befriedung beitra- gen. Zwiespältig wirkte auch Ste- wens Anmerkung zum Gesund- heitsfonds. Dank der CSU habe sichergestellt werden können, dass die Finanzabflüsse aus Bayern nicht mehr als hundert Millionen Euro pro Jahr betrügen. Das heiße Thema Krankenhausfinanzierung sparte die Sozialministerin aus.

Bayern lebt halt im politischen Wartestand, bis sich die ungewohn- te Koalition und die neue Staats- regierung gefunden und zusammen- gerauft haben. Der neue Minister- präsident, Horst Seehofer, ist den Ärzten immerhin vertraut aus langjähriger Zusammenarbeit, hefti- ge Streitereien inklusive. Der Präsi- dent der Bayerischen Landesärzte- kammer, Dr. med. H. Hellmut Koch,

konnte sich denn auch einen Seiten- hieb nicht verkneifen: Er sei ge- spannt darauf, wie Seehofer, einer der Väter des Gesundheitsfonds, den Fonds demnächst in Bayern erklären werde, nachdem sich die zuständige Staatsministerin bisher dagegen aus- gesprochen habe. Über die Kranken- hausfinanzierung will Koch reden,

„wenn unsere Staatsregierung wie- der handlungsfähig ist“. Dann müsse nach Möglichkeiten gesucht wer- den, die Personalkostensteigerungen bei der Krankenhausvergütung „voll zu berücksichtigen“.

Der 66. Bayerische Ärztetag, der vom 10. bis 12. Oktober 2008 statt- fand, verabschiedete einen umfang- reichen Forderungskatalog, um Stu- dierende für die hausärztliche Ver- sorgung zu gewinnen. So sollten zu- sätzliche Studienplätze geschaffen werden, verbunden mit der Ver-

pflichtung, in der Patientenversor- gung tätig zu werden. Die Allge- meinmedizin müsse in Forschung und Lehre stärker repräsentiert wer- den. Das Angebot von Praktika in Arztpraxen sei zu erweitern und im praktischen Jahr sei Allgemeinme- dizin als Pflichtfach einzuführen.

Differenziert äußerte sich der Ärz- tetag zur Kooperation mit nicht ärzt- lichen Gesundheitsberufen. Befür- wortet werden arztentlastende und arztunterstützende Funktionen, arzt- ersetzende Maßnahmen jedoch strikt abgelehnt. Zurückhaltend gaben sich die Bayern auch zu Medizinischen Versorgungszentren. Man erkennt

„positive Ansätze“ an, befürchtet aber Fehlentwicklungen, sollten Ka- pitalgesellschaften oder Krankenkas- sen solche Zentren betreiben.

Zum Auftakt des Ärztetages hatte Dr. Edgar Piel vom Institut für De- moskopie Allensbach über das Arzt- bild referiert. Das Institut erfragt seit Jahrzehnten das Berufsprestige ausgewählter Berufsgruppen. 1967 zählten 84 Prozent der Westdeut- schen den Arztberuf zu den fünf Be- rufen, vor denen sie die meisten Achtung haben, 2003 waren es

„nur“ 70 Prozent, 2008 immerhin wieder 78 Prozent. Kammerpräsi- dent Koch sieht das Arztbild beein- trächtigt durch den enormen ökono- mischen Druck und die Durchdrin- gung der Medizin durch das Recht

„in einer Intensität, die historisch kein Vorbild besitzt“. Mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise, die Koch als Vertrauenskrise kennzeichnete, bemerkte der Kammerpräsident, die Ärzte brauchten nicht wie die Ban- ken Milliardengarantien der Bun- desregierung, wohl aber „angemes- sene Rahmenbedingungen für unser ärztliches Tun, um nicht das Ver- trauen unserer Patientinnen und Pa- tienten enttäuschen zu müssen“. I Norbert Jachertz

BAYERISCHER ÄRZTETAG

Agieren im politischen Wartestand

Bayerns Ärztekammerpräsident will erst dann über die Krankenhausfinanzierung reden, wenn die Staatsregierung wieder handlungsfähig ist.

Ich bin gespannt, wie Seehofer den Gesundheitsfonds demnächst in Bayern erklären wird.

Dr. med. H. Hellmut Koch, Präsident

der Bayerischen Landesärztekammer

Foto:BLÄK

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