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Archiv "Vorrang: „Strukturveränderung“" (05.10.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

die stärkere Individualisierung ange- sehen werden, die sich für den ein- zelnen aus der praktischen Gelegen- heit zur Krankenpflege, dem indivi- duellen Verhältnis zu seinem Tutor und aus seiner persönlichen Interes- senlage und Einsatzbereitschaft er- gibt (im Unterschied zur heutigen Tendenz der Verschulung in der Medizin).

Jahresarbeit

statt Abschlußprüfung

Aus allen genannten Faktoren wür- de sich das Verfahren der Zulassung zum weiteren Studium quasi von selbst ergeben. Denn:

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Zum Propädeutikum werden sich nur solche Interessenten anmelden, die eine gewisse Opfer- und Einsatz- bereitschaft für die Krankenpflege mitbringen. Ebenso wäre eine Ab- schreckung derjenigen zu erwarten, denen die Selbständigkeit zu einem individuellen wissenschaftlichen Studiengang, wie ihn das Propädeu- tikum von vornherein fordert, ab- geht. Die gute Abitursnote als Stu- dienmotiv entfiele dabei gleichfalls.

© Der wichtigste einschränkende Faktor für die Bewerberzahl, näm- lich die (echte) Motivation und der Wunsch zum Medizinstudium bei dem Studenten selbst, würde aus zwei Gründen eine entscheidende Verstärkung erfahren. Der Student lernt sich in der praktischen Bewäh- rung seiner Fähigkeiten besser ken- nen, und er kann durch Gespräch und Ratschläge seiner Tutoren seine Berufseignung klarer in Erfahrung bringen. Es wäre zumindest zu er- warten, daß die übrigbleibenden Be- werber ein gewisses Optimum an Eignung, Interesse und Durchhalte- vermögen ausmachen.

® Die eigentliche Zulassung zum Medizinstudium erteilt die betreffen- de Hochschule, bei der das weitere Studium stattfindet (also nicht die Zentralstelle zur Vergabe von Stu- dienplätzen – ZVS) unter Beurtei- lung der im Propädeutikum zustan- de gekommenen Unterlagen, also etwa anhand einer möglichen „Jah-

Propädeutisches Pflegejahr

resarbeit", und einer schriftlichen Stellungnahme der ärztlichen Tuto- ren. Auf Abschlußprüfungen sollte man, wie auch Hornstein (DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT, Heft 40, 1977) schreibt, verzichten, um nicht die frühere Situation zu restituieren.

Für eine beschränkte, aber nicht zu kleine Zahl von Studenten (zirka 500) sollte ein solcher Modellver- such genehmigt und gefördert wer- den. Um einen Ansturm auf diesen Modellversuch zu vermeiden, kann die Bewerbung für das Propädeuti- sche Pflegejahr mit dem Verzicht, über die Zentrale Zulassungsstelle einen Studienplatz erhalten zu kön- nen, zunächst gekoppelt werden.

Erfahrungen mit diesem Modell wer- den das weitere Vorgehen bestim- men.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Hans Jürgen Scheurle Physiologisches Institut Universität Marburg Deutschhausstraße 2 3550 Marburg/Lahn

- ZITAT

Vorrang:

„Strukturveränderung"

„Vorrangiges Ziel der Sozial- demokraten überall in der Europäischen Gemeinschaft ist die Befreiung des Men- schen von jeglicher Ausbeu- tung, Abhängigkeit und Not und die Verstärkung der Rechte und Möglichkeiten jedes einzelnen Bürgers. Um dies zu erreichen, müssen wir eine Änderung der Wirt- schafts- und Gesellschafts- struktur in unseren Ländern anstreben...

Aus der „Gemeinsamen Po- litischen Erklärung der Vor- sitzenden der Sozialdemo- kratischen Parteien im Be- reich der Europäischen Ge- meinschaft", Juni 1978

BRIEFE AN DIE REDAKTION

BRIEFWECHSEL

Die Glosse über den Arzt, der einen Rechtsanwalt (Linksdrall erwünscht, aber nicht Bedingung) kontra die Ärzte- hierarchie suchte (DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 7/1978, Seite 347), hat zu einem Briefwechsel zwischen einem jun- gen Arzt und dem Glossen-Autor (bt) geführt:

„Junggenosse"

Obwohl „nur" Assistenzarzt, möchte ich zur obigen Glosse aus meiner Sicht Stellung nehmen: Sie stellen fest, daß eine solche Anzeige zu denken gebe. Das stimmt zwar.

Wenn aber ein Kollege einen Rechtsanwalt mit „Linksdrall"

wünscht, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß er selbst einen sol- chen Standpunkt vertritt. Es stimmt sehr bedenklich, einem Kollegen, für was auch immer er einen solchen Rechtsanwalt wünscht, dieselbe Ge- sinnung zu unterstellen. Hat sich der Autor einmal überlegt, daß sich viel- leicht sogar ein Kollege mit „Rechts- drall" eines „linkslastigen" Anwalts deswegen bedient, weil er sich von diesem eine besonders engagierte Wahrnehmung seiner wie auch im- mer gearteten Interessen erhofft? Ist denn die Ärztekammer so erstarrt, daß es als sakrosankter Grundsatz gelten muß, ihre Meinung habe au- ßerhalb jeder Kritik innerhalb der Ärzteschaft zu stehen? Wie steht es denn mit der so viel zitierten Freibe- ruflichkeit bzw. Freiheit des Ärzte- standes, die es sicher zu verteidigen gilt? Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen – ich möchte nicht in die Kategorie der „Jungge- nossen", „Sozialisten" und derglei- chen eingereiht werden. Ich halte ebenso wie die Bundesärztekammer daran fest, daß unser Gesundheits- system sich seit Jahrzehnten be- währt hat und darum auch erhalten werden soll. Allerdings muß man auch für notwendige Reformen auf- geschlossen sein, um Systemverän- derern das Wasser abzugraben. Das ist nach meiner Auffassung der Kernpunkt, der in allen standespoli- tischen Fragen viel zu wenig beach- tet wird. Aber gerade eine solche

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 40 vom 5. Oktober 1978 2293

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Briefe an die Redaktion

Aufgeschlossenheit ist nötig, um auf lange Sicht das Ansehen des freien Arzttums zu erhalten. Ich selbst möchte mich auch niederlassen und beobachte die politische Szenerie mit großer Sorge. Aber in meinen Augen hat die offizielle Ärzteschaft zu wenig Kontakt zur Basis.

Dr. med. Peter Pohle

Meine Glosse haben Sie — glaube ich

— ein wenig zu ernst genommen. Im- merhin war ja schon in der Anzeige, auf die sich die Glosse stützt, davon die Rede, daß der Linksdrall zwar angenehm, jedoch nicht Vorausset- zung sei. Die zu glossierende Frage war eine ganz andere: Wozu braucht man gegenüber den Kammern einen Rechtsanwalt? Daran habe ich ein paar Bemerkungen geschlossen, die dazu dienen sollen, die Kammermit- glieder auf ihre Chancen und Mög- lichkeiten der berufspolitischen Mit- arbeit hinzuweisen. Wie nötig das hin und wieder einmal ist, dafür nur ein kleines Beispiel: In der Kammer- versammlung einer Landesärzte- kammer, die vor wenigen Wochen neu gewählt worden ist, sind nur sie- ben von 56 Delegierten Kranken- hausärzte. Der Grund: In den Kran- kenhäusern, insbesondere in den großen Krankenhäusern, war die Wahlbeteiligung minimal. Es ist aber eine mißliche Sache, gegen die

„Ärztehierarchie" in den Kammern zu schimpfen, wenn man von den gegebenen Möglichkeiten, die Zu- sammensetzung dieser Hierarchie zu bestimmen, keinen Gebrauch macht. Die Kammern können eben nur soweit repräsentativ sein, wie Kammermitglieder an der Herstel- lung dieser Repräsentativität sich zu beteiligen bereit sind, und es ist dann ungerecht, von „Erstarrung"

oder fehlendem Kontakt zur Basis zu sprechen, wenn diese Basis sich nicht rührt. bt

III

Besten Dank für Ihr Schreiben. Ob das Ziel Ihrer Glosse so erreicht

wird, wage ich ernsthaft zu bezwei- feln. Ich meine, es wäre vernünfti- ger, beispielsweise den Leser zu in- formieren, wie man Delegierter wird, in welchem Turnus entsprechende Wahlen stattfinden. Damit wäre der Sache wohl eher gedient. Ich bei- spielsweise habe über diesen Fra- genkomplex keine Ahnung. Daher sind mir wegen mangelnder Infor- mation in meiner Eigenschaft als

„Basismitglied" irgendwelche Mög- lichkeiten zu einer aktiven Teilnah- me genommen. Nimmt man, anstatt das Ärzteblatt gleich in den Papier- korb zu werfen, zu einigen Artikeln Stellung, so „blitzt" man gleich ab, wie dieser Fall nun einmal wieder zeigt. Und damit kommen wir in ei- nen Circulus vitiosus: Standespoliti- sches Interesse der jungen Ärzte- schaft, auch wenn es nicht immer mit der herrschenden Meinung kon- form ist, wird so einfach abgewürgt.

Dr. med. Peter Pohle Stuttgarter Straße 74 7300 Esslingen

IV

Und um diesen Circulus vitiosus zu unterbrechen, steht nun alles hier.

Und auch deshalb, um die jungen Kammermitglieder daran zu erin- nern, daß sie nicht nur verpflichtet sind, Kammerbeiträge zu bezahlen, sondern damit auch Rechte erwer- ben, die sich in der „herrschenden Meinung" niederschlagen könnten.

Und schließlich, um die Geschäfts- führungen der Landesärztekam- mern darauf aufmerksam zu ma- chen, daß offensichtlich das Adres- senproblem bei Assistenzärzten doch recht groß ist: Wie kann es sonst kommen, daß ein junger Arzt noch nicht erfahren hat, daß er wahlberechtigt ist? Zur Information:

Natürlich ist auch schon daran ge- dacht worden, Medizinstudenten in den höheren Semestern regelmäßig über die berufspolitischen Probleme ihres späteren Berufes zu informie- ren. Solche Projekte sind bisher im- mer daran gescheitert, daß die Auf- stellung einigermaßen zuverlässiger Adressenlisten für Studenten un- möglich ist. Die Gründe für die

schon vielfach beklagte geringe Wahlbeteiligung bei den jüngeren Krankenhausärzten sollten einmal genauer untersucht werden. bt

EINKOMMEN

Liebe Leser, bitte mal sorgfältig mitrech- nen!

Stundenlohn rund 20 Mark

... Bisher hat sich niemand die Mühe gemacht, mal die Stundenlöh- ne der Ärzte auszurechnen:

Nach Auskunft der Gewerkschaften ist Bereitschaftsdienst = ausgefalle- ne Freizeit = voll zu bezahlende Überstunden (Ü), Nacht-(N-) bzW.

Sonntags-Feiertags-(SF-)Dienst: Ü

= 25 Prozent, N + S = 50 Prozent, Weihnachten/Ostern/Pfingsten = 100 Prozent Aufschlag.

Dienst hier: Mo bis Sa insgesamt 120 Std. 10 Std. übernimmt der Nachbar- kollege (= 110 Std.). Davon 60 Std.

N; 40 Std. Normal; 10 Std. Ü = 145 Std. [sind's nicht unter Beachtung der oben genannten Zuschlagssätze 142,5 Std? die Red.] wö. x 46 (6 Wochen Urlaub) = 6670 Std. Ca. 8 x Wochenenddienst (ä 12 x Ü = 16, 36 x N+S = 54) = 560, 2 x F = 96. Divisor: 6670 + 560 + 96 = 7326 Std. jährlich.

Umsatz: 200 000 DM = Stundenlohn ca. DM 27

Umsatz: 150 000 DM = Stundenlohn ca. DM 20

Umsatz: 135 000 DM Stundenlohn ca. DM 18.

Wenn man damit die Stundenlöhne der Handwerkerrechnungen ver- gleicht!!! 1967 kostete die Eichung einer Personenwaage in der Praxis DM 3,60 + Wegegebühren, 1977 DM 40 + Wegegebühren!! Von den DM 3 (GOÄ + BMÄ) für eine ärztli- che Beratung will ich erst gar nicht anfangen!

Dr. med. 0. Brauss Silcherstraße 4 7405 Dettenhausen

2294 Heft 40 vom 5. Oktober 1978 DEUTSCHES ÄRZ IEBLATT

Referenzen

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nimmt, daß es sie zerbricht oder zerschmettert. Gar nicht einleuchtend aber ist es, wenn auch ürmibhib plnvamänab sich auf das „rötliche Roß". beziehen soll. Oij)enbebo's