A 1304 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 29–30|
21. Juli 2014STUDIEN IM FOKUS
In der Hausarztpraxis ist es häufig schwierig, eine tiefe Beinvenen- thrombose (TVT) sicher auszu- schließen, da die Symptomatik auf viele Erkrankungen zutreffen kann.
Inwieweit man sich bei nicht selek- tionierten Patienten sowie speziel- len Patientengruppen auf den Wells- Score verlassen kann, hat ei- ne Metaanalyse von 13 Studien mit mehr als 10 000 ambulanten Patien- ten mit TVT-Verdacht, darunter 2 000 Fälle mit bestätigter Diagno- se, untersucht. Die Daten belegten eine direkte Assoziation zwischen der Höhe des Scores und der Wahr- scheinlichkeit für das Vorliegen ei- ner TVT.
Bei 29 % des Gesamtkollektivs zeigte sich ein Wells-Score ≤ 1 bei gleichzeitig negativem D-Dimer- Test. In dieser Kombination war die Wahrscheinlichkeit einer TVT ex-
trem gering (1,2 %, 95-%-Konfi- denzintervall [KI] 0,7–1,8 %), und zwar bei Männern und Frauen. Das Resultat gilt für alle ambulanten Pa- tienten (auch für diejenigen, die von der Klinik aus mitbetreut wur- den) und unabhängig davon, ob der Wells-Score mit quantitativem oder qualitativem D-Dimer-Test kombi- niert wurde.
Eine Ausnahme stellten Karzi- nompatienten dar, bei denen in 9 % der Fälle die Konstellation Wells- Score ≤ 1 und negativer D-Dimer- Test bestand. Bei 2,2 % dieser Pa- tienten bestand eine TVT. Auch bei Patienten mit TVT in der Anamnese und erneuter Verdachtsdiagnose er- wies sich lediglich der erweiterte Wells-Score, bei dem für eine doku- mentierte TVT in der Vorgeschichte ein zusätzlicher Punkt vergeben wird, als hinreichend zuverlässig.
Fazit: Die Metaanalyse belegt, dass der Wells-Score zusammen mit dem D-Dimer-Test bei ambulanten Patienten ein probates Mittel zur Beurteilung der TVT-Wahrschein- lichkeit darstellt, erläutert Prof. Dr.
med. Dr. phil. nat. Helmut Schinzel, Centrum für Thrombose und Hä- mostase am Universitätsklinikum Mainz. Die Kombination der bei- den Parameter hat sich nach seinen Angaben vor allem zum Ausschluss einer TVT bei einem Score ≤ 1 und gleichzeitig negativem D-Dimer- Test als alltagstauglich bewährt.
Dies gilt nicht für Karzinompa- tienten. Bei ihnen ist wegen der the- rapeutischen Relevanz auch beim kombinierten Vorliegen eines nega- tiven D-Dimer-Tests und eines Wells-Score ≤ 1 eine apparative Diagnostik anstreben. Christine Vetter
Geersing GJ, et al.: Exclusion of deep vein thrombosis using the Wells rule in clinically important subgroups: individual patient data meta-analysis, BMJ 2014; 348: g1340; DOI:
10.1136/bmj.g1340 TIEFE BEINVENENTHROMBOSE
Ausschluss mittels Wells-Score und D-Dimer-Test
Korrekturen von Refraktionsfeh- lern mit Lasertechnologie wie der Lasik sind seit mehreren Jahren ei- ne weit akzeptierte elektive Metho- de für viele Kurz- und Weitsichtige, um ein von Brillen und Kontaktlin- sen unabhängiges Leben zu führen.
In den USA allein werden pro Jahr rund eine Million Lasereingriffe zur Refraktionskorrektur vorge- nommen; die überwiegende Mehr- zahl der Patienten hat anschließend einen Visus von 1,0 (oder nur knapp darunter), und die Zu frie - denheits rate liegt in Umfragen um 95 %. In den Laienmedien wird im- mer wieder die Vorstellung verbrei- tet, dass Ärzte sich seltener den Eingriffen unterziehen oder ihnen ablehnend gegenüberstehen, vor al- lem wegen der potenziell störenden möglichen Effekte wie Haze (Ringe
oder Trübungen um Lichter) und Glare (erhöhte Blendungsempfind- lichkeit).
Das Cole Eye Institute in Cleve- land hat eine Umfrage unter 223 Ärzten durchgeführt, die sich in toto an 439 Augen hatten operie- ren lassen. 132 Mediziner nahmen teil; 28 % von ihnen waren Chirur- gen, weitere 43 % nahmen Inter- ventionen vor, die nicht die Defini- tion eines chirurgischen Eingriffs erfüllten. Als mit dem Ergebnis der Lasik oder der photorefraktiven Ke- ratektomie zufrieden oder sehr zu- frieden äußerten sich 95,3 %, die Frage, ob sie sich dem Eingriff nach den gemachten Erfahrungen aber- mals unterziehen würden, bejahten 96 % der Befragten. Hatten vor der Korrektur 21 % der Ärzte erklärt, dass ihre Fehlsichtigkeit ein Pro-
blem bei der Berufsausübung sei, gaben postoperativ 98 % an, dass die Durchführung ärztlicher Tätig- keiten wie vorher oder leichter sei.
Als häufigstes Problem nach dem Eingriff wurde von 36 % nächtli- ches Autofahren genannt. Die Brechkraft der operierten Augen lag in 96 % der Fälle innerhalb einer und in 80 % innerhalb einer halben Dioptrie um die anvisierte Zielre- fraktion, welche normalerweise die Emmetropie („Null Dioptrien“) ist.
Fazit: Die Zufriedenheitsrate bei Ärzten von gut 95 % nach refrakti- ven Lasereingriffen entspricht exakt jener der Normalbevölkerung und widerlegt zumindest bei dieser Indikation das Klischee, dass Medi- ziner die schwierigsten Patienten seien. Dr. med. Ronald D. Gerste
Pasquali TA, et al.: Long-term follow-up after laser vision correction in physicians: Quality of life and patient satisfaction. J Cataract Refract Surg 2014; 40: 395–402.
REFRAKTIVE LASERCHIRURGIE