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Archiv "Interview mit Prof. Dr. med. Volker Hess, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Berlin: „Unabhängige Forschung ist gewährleistet“" (08.07.2013)

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A 1360 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 27–28

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8. Juli 2013

„Unabhängige Forschung ist gewährleistet“

Die Bundesärztekammer und einige Landesärztekammern beteiligen sich an den Kosten eines Forschungs projekts, das sich mit Arzneimittelstudien in der DDR im Auftrag von Westfirmen befasst.

Kaum ist das Thema „Arzneimitteltests in der DDR“ in der öffentlichen Diskus- sion, gibt es dazu ein Forschungs - projekt. Das ist ungewöhnlich schnell.

Können Sie erklären, wieso das Thema jetzt noch einmal eine solche öffentliche Aufmerksamkeit erfährt?

mationen findet man im Bundes - archiv. Es gibt dort zum Teil die kompletten Studienunterlagen, zum Teil liegen nur Unterlagen über die Vertragsverhandlungen vor. Man muss nachforschen, wo sonst noch Unterlagen über die Durchführung der Studien aufbe- wahrt werden. Bis zum Herbst soll ein Fragebogen entwickelt und online gestellt werden, der Betrof- fenen eine Meldung ermöglicht.

Zudem soll eine erste Runde mit Zeitzeugen – Betroffenen, Ärzten, Studienleitern, Vertretern von West- firmen et cetera – stattfinden. Ende des Jahres werden wir einen ersten Überblick haben. Im nächsten Jahr werden auf der Grundlage einer Typologisierung der DDR-Arznei- mitteltests exemplarische Fallstu- dien durchgeführt.

Inwieweit können Sie auf Krankenakten zugreifen?

Hess: Auch hier ist die Zusammen- arbeit mit Betroffenen, die ihre Ein- willigung zur Akteneinsicht geben, wichtig. Die Aufbewahrungsfrist für die Krankenakten beträgt 30 Jahre. Es gibt die Bitte des Bundes- gesundheitsministeriums an die Krankenhäuser, die begonnene Ver- nichtung der Akten aus den 1980er Jahren auszusetzen.

Wie sollen die Forschungsergebnisse präsentiert werden?

Hess: Es werden öffentliche Be- gleitveranstaltungen stattfinden, auch eine Abschlusskonferenz; es wird eine schriftliche Dokumentation und wissenschaftliche Begleitver- öffentlichungen in Form von Auf-

sätzen geben.

Das Interview führte Thomas Gerst.

INTERVIEW

mit Prof. Dr. med. Volker Hess, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Berlin

Volker Hess, Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik in der Medizin, Charité – Universi- tätsmedizin Berlin, will mit den For- schungen zur Versachlichung der öffentlichen Diskus- sion beitragen.

Foto: Institut für Geschichte der Medizin, Chari Berlin

Hess: Das Bundesministerium des Innern (BMI) und mein Institut sind seit Februar im Gespräch, wie das Thema wissenschaftlich bearbeitet werden könnte. Ich beschäftige mich damit ja schon seit mehreren Jahren. Die Nachfrage des Ministe- riums, ob wir uns hier engagieren möchten, habe ich gerne aufgegrif- fen. Die öffentliche Debatte, die sich kürzlich entwickelte, war dann Rückenwind auf der Zielgeraden.

Wie hoch werden die Kosten für das bis Ende 2015 laufende Forschungs- projekt sein?

Hess: Es wird eine Stelle für eine Doktorandin und eine halbe Stelle für einen ärztlichen Wissenschaftler geben. Für das Projekt stehen insge- samt 315 000 Euro zur Verfügung, von denen das BMI rund 70 Prozent trägt. Die anderen Zuwender sind die Bundesstiftung Aufarbeitung, die deutsche Ärzteschaft in Form der Bundesärztekammer und eini- ger Landesärztekammern sowie die pharmazeutische Industrie, vertre- ten durch die beiden Verbände VfA und BPI.

Wie sind die Geldgeber in das Forschungsprojekt eingebunden?

Hess: Sie sind in einen technischen Begleitausschuss eingebunden, der die Durchführung des Projekts un- terstützt und die politische Vernet- zung sicherstellen soll. Eine unab- hängige Forschung ist gewährleis- tet – ein wissenschaftlicher Beirat wird den Fortgang der Forschung kritisch verfolgen.

Hess: Auch ich habe dies mit Stau- nen verfolgt. Erklären kann ich mir das nicht. Die erste Beschäftigung mit diesem Thema zu Anfang der 1990er Jahre war noch von der Fra- ge geleitet, ob dort Experimente an Menschen durchgeführt wurden.

Das konnte damals ganz klar mit Nein beantwortet werden. Heute sind die Fragestellungen andere, wie etwa: Gehört es sich, mit einem diktatorischen Regime solche Ge- schäfte zu machen? Was bedeutet es für die klinische Forschung, wenn sie gleichzeitig der Devisenbe- schaffung dient? Welches Interesse hatten die Westfirmen, diese Studi- en in der DDR durchzuführen?

Womit soll konkret begonnen werden?

Hess: Ziel ist es, bis Ende dieses Jahres einen möglichst vollständi- gen Überblick zu gewinnen, wel- che Versuche wann, wo und womit durchgeführt wurden. Diese Infor-

T H E M E N D E R Z E I T

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