• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Krankheitslast auf unseren Schultern" (19.09.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Krankheitslast auf unseren Schultern" (19.09.2014)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 38

|

19. September 2014 627

M E D I Z I N

EDITORIAL

Die Krankheitslast auf unseren Schultern

Klaus Berger

Editorial zum Beitrag:

„Entwicklung der Krankheitslast in Deutschland –

Ergebnisse, Potenziale und

Grenzen der Global Burden of Disease-Studie“

von Dietrich Plass und Koautoren auf den folgenden

Seiten

Um diese beiden Szenarien gibt es eine lebhafte Diskussion, die vor allem aus (gesundheits-)ökono- mischer Sicht geführt wird und auf die hohen Kosten einer potenziellen Krankheitsextension hinweist.

Interessanterweise gibt es jedoch für Deutschland kaum verfügbare Studienergebnisse, die als Anhalts- punkte für eine Extension oder Kompression heran- gezogen werden könnten. Wahrscheinlich ist die De- batte deshalb so rege.

Für täglich in der Patientenversorgung tätige Ärztinnen und Ärzte sind Begriffe wie „Disability Adjusted Life Years (DALYs)“ oder „Years of Life Lost due to premature death (YLL)“ schwer verdauli- che Kost. Sie beruhen auf einer komplexen Methodik und haben so gar nichts mit der eigenen, täglichen Pa- tientenerfahrung zu tun. Vermutlich ist das ein we- sentlicher Grund, warum diese Begriffe und das da- hinterstehende Konzept in Deutschland auf geringes Interesse stoßen und wenig Anwendung finden.

Krankheitslast in Deutschland

Der Artikel von Dietrich Ploss et al. (1) gehört zu den wenigen Studien, die Antworten auf die Frage geben, in welche Richtung sich die Verteilung der Krank- heitslast in Deutschland bewegt. Das Ergebnis fällt differenziert aus und zeigt, dass im Zeitraum 1990 bis 2010 der Zuwachs der gesunden Lebenserwartung deutlich niedriger war als der Zuwachs der Gesamtle- benserwartung. Das bedeutet, dass sich weder das Szenario der Krankheitsextension noch das der -kom- pression ausschließlich bewahrheiten wird. Stattdes- sen zeigt sich, dass für einen gewissen Teil der ge- wonnenen Lebenszeit, die wir im Vergleich zu unse- rer Vorgängergeneration haben, der Preis in reduzier- ter Gesundheit besteht. Eine Antwort auf die Frage, ob dieser Preis im Verlauf der 20-jährigen Studien - periode im Trend eher kleiner oder eher größer ge- worden ist, gibt die Studie jedoch nicht. Dabei wäre es wichtig zu sehen, ob die Zunahme der gesunden Lebenserwartung (Health Adjusted Life Expectandy, HALEs) sich in den zwei Dekaden der Studien - periode unterschiedlich entwickelt hat.

Internationaler Vergleich

Die Global Burden of Disease-Studie hat ihre eigene Methodik, die bei der Interpretation der nachfolgen- den Ergebnisse zur Mortalität und den Risikofakto- ren stets berücksichtigt werden muss. Sie wurde ge-

E

s ist nicht klar, wie viele Leserinnen und Leser dieser Zeilen sich schon einmal ernsthaft darüber Gedanken gemacht haben, in welchem Gesundheits- oder Krankheitszustand sie die zusätzliche Lebenszeit, die sie im Mittel gegenüber der ihrer Eltern gewonnen haben werden, verbringen möchten. Bei den meisten Menschen liegt es in der Natur, sich kaum mit existen- ziellen Fragen zu beschäftigen, die noch weit entfernt sind. Was so für den einzelnen sicher zutrifft, sollte Ärz- tinnen und Ärzte aus medizinischer Sicht beim Blick auf die gesamte Bevölkerung jedoch interessieren.

In Zeiten des demografischen Wandels, in dem die Lebenserwartung zunimmt und sich die Alterszusam- mensetzung der Bevölkerung ändert, kommt der Beob- achtung der Krankheitslast eine große Bedeutung zu.

Sie ist Thema der aktuellen Studie von Dietrich Ploss und seinen Koautoren in dieser Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts (1). Mit dem Begriff „Krankheitslast“ ist hier die Häufigkeit, das mittlere Alter bei erstem Auf- treten, der Schweregrad des Verlaufs und die Letalität von Erkrankungen mit all ihren individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekten gemeint. Deshalb ist die Krankheitslast einer ganzen Bevölkerung immer beträchtlich und verändert sich in Zeiten des demogra- fischen Wandels. Sie betrifft nicht nur die Zu- oder Ab- nahme einzelner Erkrankungen, sondern auch Ver- schiebungen im Krankheitsspektrum einer Bevölke- rung mit allen daraus folgenden Konsequenzen, zum Beispiel der Zahl notwendiger Fachärzte in bestimmten Bereichen.

Prognose der Krankheitslast

Bei den verschiedenen Prognosen, in welche Richtung sich die Krankheitslast durch den demografischen Wandel verändert, werden vor allem zwei mögliche Szenarien diskutiert: Im Falle einer „Krankheitsexten- sion“ treten die großen Volkserkrankungen in ähnlichen Altersgruppen und Häufigkeiten wie heute auf. Stei- gende Lebenserwartung bedeutet dann vor allem ein länger mit Krankheit verbrachtes Leben.

Bei einer „Krankheitskompression“ gelingt es, das Auftreten insbesondere der häufigen Erkrankungen – wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall oder verschie- dener Krebserkrankungen – gegenüber heute durch ge- eignete Präventionsmaßnahmen in ein höheres Lebens- alter zu verschieben. Auftretende Erkrankungen kom- primieren sich für die meisten Menschen auf eine kurze Phase am Lebensende.

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Prof. Dr. med.

Berger, MPH, MSc

(2)

628 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 38

|

19. September 2014

M E D I Z I N

wählt, um die Gesundheits- und Krankheitslage in ganz unterschiedlichen Ländern dieser Welt ver- gleichbar zu machen. Hierin liegt auch die große Stärke dieses Ansatzes, die Krankheitslast in Deutschland mit derjenigen in anderen Ländern zu vergleichen. Wie bereits in den Studien zuvor, liegt Deutschland im Mittelfeld der Länder Europas. Auch dies ist ein Ergebnis, das die Diskussion befeuert, in- wieweit ein Zusammenhang zwischen der gesund- heitlichen Lage der Bevölkerung und den Kosten ih- res Gesundheitssystems besteht.

Die Notwendigkeit, eine einheitliche Methodik zum besseren Vergleich zwischen Ländern anzuwenden, er- reicht ihre Grenzen bei der Menge der verfügbaren Daten zur Krankheitshäufigkeit pro einzelnem Land (2). Der Ansatz der Global Burden of Disease-Studie behilft sich hier mit einer Reihe von Annahmen und Algorithmen, um fehlende Krankheitshäufigkeiten zu schätzen (2). Auch werden nicht alle existierenden Datenquellen in einem Land identifiziert beziehungs- weise genutzt. Wünschenswert für die Zukunft und den nächsten Bericht wäre eine Angleichung der Me- thoden und Instrumentarien, so dass die regionale und nationale Gesundheitsberichtserstattung in Deutsch- land einen besseren Beitrag für den internationalen Vergleich der Krankheitslast leisten kann.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

LITERATUR

1. Plass D, Vos T, Hornberg C, Scheidt-Nave C, Zeeb H, Krämer A:

Trends in disease burden in Germany–results, implications and limitations of the Global Burden of Disease Study. Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 629–38. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0629 2. Murray CJL, Lopez AD: Measuring the Global Burden of Disease.

N Engl J Med 2013; 369: 448–57.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Klaus Berger, MPH, MSc Institut für Epidemiologie und Sozialmedzin Westfälische Wilhelm-Universität Münster Domagkstraße 3

48149 Münster bergerk@uni-muenster.de

Zitierweise

Berger K: The disease burden on our shoulders.

Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 627–8. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0627

@

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

Sechs Gründe für Autorinnen und Autoren, wissenschaftliche Übersichts- und Originalarbeiten in der Rubrik Medizin im Deutschen Ärzteblatt zu publizieren

1. Die Reichweite des Deutschen Ärzteblattes

– Das Deutsche Ärzteblatt ist mit einer Auflage von mehr als 400 000 Exemplaren nicht nur die mit Abstand größte medizinische Zeitschrift in Deutschland, sondern auch eine der größten Fachzeitschriften der Welt.

– Einen cme-Artikel im Deutschen Ärzteblatt bearbeiten im Durchschnitt mehr als 19 000 Teilnehmer.

– Der wissenschaftliche Teil des Deutschen Ärzteblattes wird mit steigender Tendenz auch in der meinungsführenden Publikumspresse als wichtige Quelle wahrgenommen.

2. Die englische Ausgabe: Deutsches Ärzteblatt International

Alle wissenschaftlichen Artikel des Deutschen Ärzteblattes werden vollständig und kostenfrei übersetzt und in unserer

englischen Online-Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt International publiziert. Damit sind Artikel im Deutschen Ärzteblatt international zitierfähig.

3. Die Möglichkeit, Beiträge in zwei Sprachen einzureichen

Manuskripte können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache eingereicht werden.

4. Die Präsenz in allen wichtigen Datenbanken

Alle wissenschaftlichen Artikel im Deutschen Ärzteblatt sind durch ihre Publikation in der englischen Ausgabe Deutsches Ärzteblatt International in Medline gelistet und darüber hinaus in 15 weiteren Datenbanken vertreten.

5. Der Impact-Faktor

Deutsches Ärzteblatt International ist in den Datenbanken Web of Knowledge und Journal Citation Report gelistet. Der aktuelle Impact-Faktor beträgt 3,608 (JCR 2013).

6. Der freie Zugang zu allen Artikeln

Alle Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sind im Internet frei zugänglich (open access). Dies gilt für die deutsche und für die englische Fassung.

Die Redaktion freut sich auch über unverlangt eingereichte Übersichts- und Originalarbeiten.

Für interessierte Autoren sind wir jederzeit ansprechbar.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Um die Weiterbildung bei der Bundeswehr abzuschließen, muss man sich für weitere drei Jahre ver- pflichten, was eignungsabhängig etwa 90 Prozent der Sanitätsoffizie- re

Die Redakteurskollegen beim Hessischen Ärzteblatt lesen das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT offenbar ganz be- sonders intensiv. Und dieser Fortbildungsaufwand lohnt sich für sie auch: hier

April 2011 (bitte das Startgeld in Höhe von 40 Euro und gegebenen- falls 10 Euro für das Schachseminar auf das im Kasten Anmeldung angegebene Konto

So hat sich zum Beispiel ein gro- ßes deutsches Elektrounterneh- men an die kommunalen Behör- den verschiedenster Bereiche in der Bundesrepublik gewandt und

Wie groß wäre die maximale Spannung, die an den Kondensator angelegt werden kann, ohne dass die Folie durchschlagen wird.. Lösung:

Die Koordinaten der deutschen Aussenpolitik – Westbindung, europäische Integration, Ostpolitik, Multi- lateralismus – werden sich nicht grundle- gend verschieben, auch wenn

Jetzt kann sich der Leser auch mit Hilfe einer Themenübersicht in- formieren. Zudem sind bei jeder Nachricht weitere News zum selben

„Der Spiegel") soll in seinem Ver- bandsblatt unter anderem folgen- des „enthüllt" haben (zum Zeit- punkt des Erscheinens des „Spie- gel" hätte es grammatikalisch