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Archiv "Retinoblastom: Die Enukleation ist durch Chemoreduktion vermeidbar" (22.11.2013)

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wurde zusätzlich nach unterschied- lichen IVF-Techniken differenziert.

In die populationsbasierte prospek- tive Kohortenstudie gingen mehr als 2,5 Millionen Kinder ein, 30 959 (1,2 %) davon IVF-Kinder. 103 der 6 959 Kinder mit Autismus und 180 von 15 830 der mental Retardierten waren IVF-Kinder (1,5 bzw. 1,1 %).

Verglichen mit spontan konzi- pierten Kindern gab es kein erhöh- tes Risiko für Autismus, aber ein geringgradig signifikantes Risiko für eine verzögerte geistige Ent- wicklung (Relatives Risiko [RR]

1,18; 95-%-KI: 1,01–1,36) der IVF- Mehrlinge. Bei IVF-Einlingen be- stand dieser Unterschied nicht. Im direkten Vergleich beider Techniken ging die ICSI-Methode bei Einlin- gen mit einem höheren Risiko für mentale Retardierung einher als die IVF: Dies war sowohl beim Trans- fer frischer (RR 1,60; 95-%-KI:

1,00–2,57) als auch aufgetauter

Embryonen (RR 2,36; 95-%-KI:

1,04–5,36) der Fall und bei Verwen- dung ejakulierter Spermien (RR 1,47; 95-%-KI: 1,03–2,09). Bei Mehrlingen, nicht aber bei Einlin- gen, wurde beim Einsatz testikulä- rer Spermatozoen ein signifikant erhöhtes Risiko für Autismus (RR 4,6; 95-%-KI: 2,14–9,88) und mentale Retardierung (RR 2,35;

95-%-KI: 1,01–5,45) gefunden.

Fazit: Die Ergebnisse dieser Studi- en mit vergleichsweise hohen Fall- zahlen und langem Follow-up wer- tet Prof. Dr. med. Heribert Kente- nich, Berlin, als „eher beruhigend“:

Kleinere Untersuchungen hätten in der Vergangenheit ein höheres Risi- ko der ART-Techniken für Autis- mus und mentale Retardierung nahe - gelegt. „Ein gesundes Kind zu ver- sprechen, ist im Rahmen einer Ste- rilitätstherapie nicht möglich“, so der Reproduktionsmediziner unter

Verweis auf das bekannte erhöhte Risiko bei Zwillingen. Auch ART- Einlinge seien durch erhöhte Früh- geburtlichkeit und SGA (small for gestational age) stärker gefährdet.

„ICSI scheint möglicherweise mit besonderen Risiken behaftet zu sein, wie wir es aus einigen Studien zu Geburtsauffälligkeiten kennen“, meint Kentenich. „Auch die metho- disch sehr gute schwedische Studie scheint dies zu bestätigen. Meine Schlussfolgerungen daraus: Die In- dikation für ICSI muss differenziert gestellt werden, und es bedarf bei dieser Methode einer besonderen Aufklärung der ungewollt kinderlo- sen Paare.“ Dr. rer. nat. Renate Leinmüller

1. Bay B, et al.: Fertility treatment and risk of childhood and adolescent mental disorders:

register based cohort study. BMJ 2013;

347: doi: 10.1136/bmj.f3978

2. Sandin S, et al.: Autism and mental retarda- tion among offspring born after In vitro fer- tilization. JAMA 2013; 310: 75–84.

Mit einer Inzidenz von eins auf cir- ca 20 000 Lebendgeburten ist das Retinoblastom der häufigste intra- okulare Tumor bei Kindern. Bei ei- nem Drittel der Erkrankung sind beide Augen betroffen. Der natürli- che Verlauf des Tumors führt – sieht man von seltenen Spontanre-

missionen ab – zum Tode. Mit loka- ler Behandlung, Strahlentherapie, Chemotherapie und/oder Enukleati- on lassen sich Überlebensraten von bis zu 95 % erzielen. Außerdem sollen sekundäre Neoplasmen ver- hindert und Bulbus und Visus mög- lichst erhalten werden.

An der Augen- und Kinderklinik der Universität Essen ist ein von be- kannten Protokollen abweichendes Chemotherapieregime etabliert und getestet worden. Es besteht aus Cy- clophosphamid, Vincristin und Eto- posid, Carboplatin wird in der Do- sis reduziert. In die Studie einge- schlossen wurden 40 Patienten mit 56 retinoblastombefallenen Augen.

Die Kinder waren bei der Diagnose im Durchschnitt 8 Monate alt und wurden median sechseinhalb Jahre nachbeobachtet. Die Therapie galt als fehlgeschlagen, wenn enukleiert werden musste oder eine externe Strahlentherapie notwendig wurde.

Ein primärer Therapieerfolg der Chemoreduktion wurde bei 75 % der Augen erreicht. Der Erfolg hing

vom Tumorstadium ab: Während Tumoren der Kategorie A und B in 75 % bzw. 85 % mit der Chemothe- rapie kontrollierbar waren, waren solche der Kategorien D/E (große Tumoren, teilweise mit Ausbreitung unter die Netzhaut und in den Glas- körper) in 83 % nicht erfolgreich mit der Chemoreduktion allein zu behandeln. Nur 4 Augen mussten entfernt werden. Es gab keinen reti- noblastombedingten Todesfall.

Fazit: Bei einer Therapie nach dem sogenannten Essener Protokoll bleiben die erkrankten Augen bei den meisten Patienten erhalten, die unerwünschten Wirkungen sind ak- zeptabel (Neutropenie bei 22,5 % der Patienten war die häufigste Komplikation). Das Essener Proto- koll müsse nun in Studien mit zwi- schenzeitlich neu hinzugekomme- nen Behandlungsmodalitäten wie der intraarteriellen Chemotherapie verglichen werden, meinen die Au- toren. Dr. med. Ronald D. Gerste

Künkele A, et al.: Chemoreduction improves eye retention in patients with retinoblastoma:

a report from the German retinoblastoma re - ference centre. Br J Ophthalmol 2013; 97:

1277–83.

RETINOBLASTOM

Die Enukleation ist durch Chemoreduktion vermeidbar

GRAFIK

Erfolg der Chemotherapie in Abhängigkeit vom Tumorstadium nach der ICRB-Klassifikation (International Classification of Retinoblastoma)

Ereignisse (%)

ICRB-Stadium Rückfall kein Rückfall 25 –

20 –

15 –

10 –

5 –

0 –

A B C D

modifiziert nach: Br J Ophthalmol 2013; 97: 127783

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 47

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22. November 2013 A 2271

M E D I Z I N R E P O R T

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