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Archiv "Die „sonderbare und curieuse Magen-Boerste“" (30.11.1989)

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erste Medizinerin. 1914 er- schien ihr Buch „Unfall und Innere Medizin". 1919 schied sie aus der Charit6 aus und eröffnete im Berliner Westen eine Praxis. 1920 erschien aus ihrer Feder das „Therapeuti- sche Taschenbuch der Elek- tro- und Strahlentherapie".

Nach Berichten von Zeitge- nossen wurde Rahel Hirsch von ihren Patienten sehr ge- liebt; ihre Praxis mit „großer Röntgeninstallation" hatte ei- nen guten Ruf.

1933 wurde ihr wie allen jüdischen Ärzten die Behand- lung „arischer" Patienten ver- boten. Sie litt sehr schwer un- ter den Erlebnissen dieser Jahre. Als ihr das Schild mit Namen und Beruf an der Haustür untersagt wurde, verließ sie Deutschland. Am 7. Oktober 1938 traf sie in London ein und wohnte bei ihrer Schwester. Ihren Beruf durfte sie nicht ausüben, sie hätte die Examina nachholen müssen. Dazu fühlte sie sich aber zu alt. So arbeitete sie einige Zeit in einer Klinik als Laborassistentin, schließlich für die „Women's Voluntary Association" als Übersetze-

Die Schrift von Johann Theodor Boetius „Sonderba- re und curieuse Magen-Boer- ste, Kraetzer und Raeumer/

Vermöge welcher ein Mensch seinen Magen von allen Schleim und Unrath reinigen-

. . . kann" (Leipzig, 1711) ist in der Basilisken-Presse Mar- burg als kommentiertes Fak- simile neu aufgelegt worden.

Die Herausgabe dieser hüb- schen Broschüre mit kultur- geschichtlichen Betrachtun- gen des Marburger Medizin- historikers Professor Dr. Ar- min Geus wurde durch die Unterstützung des Phar- maunternehmens Dr. Karl Thomae, Biberach an der Riss, möglich.

Im Zeitalter der Gastro- skopie ist dieses Faksimile ganz besonders eine reizvolle

rin. Die sehr zurückhaltende Emigrantin wurde damals aus Wohltätigkeitsfonds unter- stützt.

Die Kriegsereignissse setz- ten ihr sehr zu; sie wurde me- lancholisch und litt unter Wahnvorstellungen, zum Bei- spiel daß man sie vergiften wolle. Sie wollte schließlich niemanden mehr um sich ha- ben. Man brachte sie in ein

„mental home" in einem Au- ßenbezirk von London. Am 6.

Oktober 1953 starb sie mit 83 Jahren, sie wurde auf dem jü- dischen Friedhof in der Nähe von London beigesetzt.

Rahel Hirsch erfuhr post- hum noch eine Würdigung:

Auf Vorschlag von Professor Volkheimer, Berlin 62, der das Andenken an die verges- sene Rahel Hirsch wiederbe- lebt hat, wurde sie aufgrund ihrer wissenschaftlichen Lei- stungen in die „Galerie be- rühmter jüdischer Wissen- schaftler" in Jerusalem aufge- nommen.

Literatur beim Verfasser:

Dr. med. Kurt Pollak Kreillerstraße 165 8000 München 82

Magenbürste, aus „Berber, Go dofredus: Dissertatio medico curiosa de novo instrumento re purgatorio ventriculi"

Lektüre: Im achtzehnten Jahrhundert war die Magen- bürste offenbar ein beliebtes Instrument, eine Art Fla- schenreiniger. Und in der Tat, sie sieht ebenso aus wie ein Flaschenputzer. Aus knapp fünfzig Zentimeter langem Eisen- oder Messing- draht gewickelt, trägt die Ru- te am Ende einen breiten Bürstenteil aus Ziegen- oder Roßhaar. Das Universal-Lexi- con Johann Heinrich Zedlers aus dem Jahre 1739 emp- fiehlt, das Instrument am be- sten früh morgens durch den Schlund in den Magen einzu- führen, nachdem man ein

„Spitzglas voll von dem be- sten Frantz-Brandtwein, und hierauf ein Quartier Brun- nen-Wasser zu sich genom- men" hat. Man sollte die Bür- ste dann etwas bewegen, so daß „der Schleim, und womit der Magen sonst sich beladen findet, erregt wird, aufsteiget, und durch Erbrechen wegge- het".

Zur Reinigung des Ma- gens wurde eine solche Bür- ste, für die sich auch die Be- zeichnungen Magenräumer oder Magenkrätzer finden, vor allem Ende des 17. Jahr- hunderts angewandt. Jüngere Untersuchungen eines Ethno- logen berichten aber auch von einem auffälligen Hals- schmuck der Eingeborenen eines Stammes auf Neugui- nea, der insbesondere bei In- itiationsritualen bis ins Ma- geninnere vorgeschoben wird.

Ansonsten wenden die Män- ner dieses Mittel zur Magen- entleerung vor der Jagd nach wilden Tieren an.

Die Sondierung des Ma- gens mit dem Ziel, Brechreiz auszulösen, hatte ihre Blüte- zeit freilich in der römischen Kaiserzeit. Wer kennt nicht das überlieferte Bild von fei- sten Römern, die sich eine Feder in den Hals steckten, damit sie immer neuen kuli- narischen Gelüsten auf ihren zahlreichen Orgien frönen konnten? Kaiser Claudius wurde die Vogelfeder indes zum Verhängnis. Sie war ver- giftet. Andere, vor allem me- dikamentöse Brechmittel hat- ten auch ihre Nachteile. Sie

standen dem Genuß ganz of- fensichtlich im Wege. Und überhaupt fand die dekaden- te Lust am Erbrechen mit dem Niedergang des römi- schen Imperiums ihr Ende.

Fortan wurden Brechmittel nur noch auf ärztlichen Rat hin verabreicht. Die Indika- tionen waren Magenerkran- kungen, Vergiftungen sowie Fremdkörper in den Speise- wegen. Sonden zur Extrak- tion von Fremdkörpern muß- ten freilich stabil sein. Die Magenbürste des 18. Jahr- hunderts erfüllte diese Bedin- gung. Im deutschsprachigen Raum ist sie durch Johann Theodor Boetius aus Leipzig populär geworden. hem

KULTURNOTIZ

Debüt des

Ärzteorchesters NRW

Nach einer mehrtägigen, intensiven Probenphase in der Landesmusikakademie in Heek bei Bocholt fand mit Konzerten in Witten und in Oberhausen die erste Pro- ben- und Konzertphase des Nordrhein-Westfälischen Ärzteorchesters ihren Höhe- punkt und Abschluß. Die Zu- hörer, die leider nicht in der erhofften Anzahl kamen, wa- ren begeistert, und die Presse lobte die „solide Orchester- arbeit". Geplant ist eine zwei- te Proben- und Konzertphase im Februar 1990, ebenfalls in der Landesmusikakademie in Heek.

Um die Arbeit fortsetzen zu können, ist das Orchester allerdings auf finanzielle Hil- fe angewiesen, die von inter- essierten und musikbegeister- ten Kollegen erhofft wird:

Diese werden um Spenden gebeten, die steuerlich gel- tend gemacht werden kön- nen, da das Orchester als ge- meinnütziger Verein aner- kannt ist. Nähere Auskünfte erteilt: Nordrhein-Westfäli- sches Ärzteorchester e. V., Dr. med. Hans-Joachim Mey- er-Krahmer, stellv. Vorsitzen- der, Von-Esmarch-Straße 149, 4400 Münster. M-K

Die „sonderbare und

curieuse Magen-Boerste"

A-3724 (78) Dt. Ärztebl. 86, Heft 48, 30. November 1989

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