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Zur Situation von Frauen in der Medizin

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364 Bayerisches Ärzteblatt 7-8/2009

Varia

sie in anderen Branchen für hochqualifizierte Arbeitskräfte selbst in Deutschland bereits Standard sind. Dadurch geht das Potenzial vie- ler gut ausgebildeter Ärztinnen insbesondere den Universitätskliniken verloren.

Appelle zur Verbesserung der Lage richten sich an Kliniken, Ministerien und Krankenkassen:

Um den Ausfall einer Ärztin während Schwan- gerschaft und Mutterschutz abzufedern, ist die Schaffung eines Stellenpools sinnvoll, der zusätzliche Arztstellen für die betroffene Ab- teilung bereithält. Arbeitsbereiche für schwan- gere Ärztinnen und gute Kinderbetreuungs- angebote müssen bereitgestellt werden. Um langfristig den Frauenanteil bei den Spitzenpo- sitionen in der Medizin zu steigern, ist es wich- tig, Frauen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, möglichst frühzeitig in Förderpro- gramme und Netzwerke einzubinden.

In Würzburg fördert das „Mentoring med“- Programm als Kooperationsprojekt von Univer- sität und Klinikum seit 2008 junge Ärztinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Ha- bilitationswunsch. Am Programm nehmen der- zeit 42 Mentees und 35 Mentorinnen und Men- toren teil. Für Studentinnen startet im Sommer

„Mentoring studmed“, um ihnen bei der Karri- ereplanung behilflich zu sein.

Informationen und Kontakt:

Sibylle Brückner, Mentoring-Projekt- koordination, Frauenbüro der Universität Würzburg, Mensagebäude am Hubland, 97074 Würzburg, E-Mail:

sibylle.brueckner@uni-wuerzburg.de Nachdem ich diese Einmischung in mein Pri-

vatleben abgelehnt hatte, erhielt ich schriftlich eine Absage. An einer anderen Universitätskli- nik erhielt ich zwar eine Stelle aber nur sehr kurzfristige Verträge (drei und sechs Monate), keine operative Ausbildung und wurde bei der Vergabe von Oberarztpositionen übergangen.

Wie sehr mein Geschlecht ein Karrierehinder- nis darstellt, verspürte ich vorwiegend nach meiner Facharztprüfung und besonders nach meiner Hochzeit.

Die Ursachen für die Bedenken von Klinikchefs bei der Einstellung junger Ärztinnen, die po- tenziell Kinder bekommen können, liegen auf der Hand: 14 Wochen umfasst der gesetzliche Mutterschutz. Darüber hinaus dürfen Ärz- tinnen während der Schwangerschaft keine Nachtdienste leisten und keine Narkosen und Operationen durchführen. Auch Arbeiten mit ionisierenden Strahlen (Radiologie, Strah- lentherapie, Nuklearmedizin), mit Gefahr- stoffen (unter anderem Chemotherapie) und der Umgang mit infektiösen Materialien oder Patienten sind ihnen untersagt. Eine schwan- gere Ärztin im Team bedeutet daher stets ei- ne Mehrbelastung, eventuell Überstunden für Kollegen, führt in stark betroffenen Bereichen zum „Zusammenbrechen“ des Betriebs. Au- ßerdem gehen die Arbeitgeber, meist leider zu Recht, davon aus, dass, der in Deutschland immer noch üblichen konventionellen Rollen- verteilung bei der Familienarbeit folgend, die jungen Ärztinnen auch nach der Elternzeit in ihrer „Einsetzbarkeit“ eingeschränkt sein wer- den, während junge Väter unter den Ärzten diesen Einschränkungen weniger unterliegen.

Um diese Probleme zu vermeiden, werden Be- werbungen junger Frauen nicht berücksichtigt, Vertragslaufzeiten möglichst kurz gehalten, und Förderung, Qualifikationsmaßnahmen, Aufstiegschancen und höhere Positionen be- vorzugt an Männer vergeben.

... So verhindert die gesetzliche Regelung des Mutterschutzes die Einstellung von Frauen im Vorfeld, da die größte Last des Mutterschutzes vom Arbeitgeber getragen werden muss. Zum anderen leidet gerade die Medizin noch stark unter den verknöcherten Strukturen, die aus einer reinen Männerwelt entstanden sind, in der Ehefrauen ihren Männern in familiärer und sozialer Hinsicht den Rücken frei hielten, so- dass sich diese ausschließlich dem Beruf wid- men konnten. Es gibt kaum flexible Arbeitszeit- oder Führungskräfteentwicklungsmodelle, wie In den vergangenen Jahren ist der Frauenan-

teil unter den Studienanfängern in der Me- dizin kontinuierlich bis auf mehr als 60 Pro- zent angestiegen. Als Ursache hierfür wird einerseits angeführt, dass die Zulassung nach Abiturnoten junge Frauen gegenüber jungen Männern bevorteilt. Andererseits scheinen schwierige Arbeitsbedingungen und hohe zeit- liche Belastungen in Krankenhäusern, wach- sende Schwierigkeiten bei der Niederlassung, finanzielle Risiken einer Praxiseröffnung und insgesamt geringer werdende Verdienstmög- lichkeiten zu einer verringerten Attraktivität des ärztlichen Berufs insbesondere für junge Männer geführt zu haben. Bei den Approbati- onen und Promotionen und unter den Berufs- anfängern stieg der Frauenanteil ebenfalls und beträgt im Moment etwa 50 Prozent. Bis in die Leitungspositionen allerdings reicht diese

„Feminisierung der Medizin“ bislang nicht. Ein deutlicher „Karriereknick“ ist bei Ärztinnen oft während der Endphase der Facharzt-Weiterbil- dung oder Habilitation zu beobachten, in der Phase also, in der die jungen Frauen potenziell oder tatsächlich Kinder bekommen. Die Erfah- rungen einer 37-jährigen Fachärztin, verheira- tet, ein Kind (vier Monate) zeigen dies:

Bis zu meinem 30. Lebensjahr habe ich per- sönlich keine schlechtere Behandlung erfahren als meine männlichen Kollegen … . Mit meiner Ausbildung war ich zufrieden, machte die kli- nische Arbeit sehr gerne und hatte zusätzlich zwei universitätsinterne Forschungsstipendien erhalten.

Die erste Schlüsselszene erlebte ich bei einem Planungsgespräch mit meinem damaligen Chef bezüglich meiner weiteren klinischen und wissenschaftlichen Entwicklung. Er fragte mich, wie alt ich sei, „ach ja, 31, das ginge ja noch“ mit eindeutigem Bezug auf meine Fa- milienplanung. Nach meinem 30. Lebensjahr, obwohl noch ungebunden, erhielt ich vorwie- gend Arbeitsverträge mit einer Laufzeit von sechs Monaten, während meine männlichen Kollegen deutlich bessere Verträge erhielten.

Zudem wurde nach meiner Facharztprüfung die operative Ausbildung eingestellt. Dies lag auch bei selbstkritischer Betrachtung nicht an meinem Einsatz oder meinen Leistungen. Bei einem Bewerbungsgespräch an einer Universi- tätsfrauenklinik als Fachärztin mit damals 33 Jahren wurde mir vom Klinikdirektor eine Stelle angeboten mit der „Auflage“, in den nächsten beiden Jahren nicht schwanger zu werden.

Zur Situation von Frauen in der Medizin

Foto: © photoCD – Fotolia.com

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