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„Memminger Köpfe 2011“

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BLÄK informiert

Bayerisches Är zteblatt 1-2/2012

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geschaffen werden, um die ärztliche, und vor allem die wohnortnahe, Versorgung langfris- tig auch im ländlichen Bereich sicherstellen zu können. „Ich begrüße die Zusage der baye- rischen Staatsregierung, den Ausbau der Ärzte- häuser stärken zu wollen“, gab sich Kaplan op- timistisch.

„Wie ist Ihre Prognose für den Verbleib der Kreiskliniken Ottobeuren, Mindelheim und Memmingen in 20 Jahren?“, wandte sich Kustermann abschließend fragend an den Prä- sidenten. Kleine Kliniken litten häufig unter finanziellen Engpässen, erklärte Kaplan. Grö- ßere Krankenhäuser hätten dank einer Misch- kalkulation bei einem größeren Leistungs- spektrum eine bessere Budgetverteilung. „Ich plädiere weiterhin für eine duale Finanzierung des Krankenhauswesens, wünsche mir aber zugleich, dass die Zuschüsse für die Investiti- onskosten durch den Staat nicht, wie in den vergangenen Jahren, immer mehr abnehmen“, betonte Kaplan. Die geplante Fusion der Kreis- kliniken sei sinnvoll, dabei empfehle sich eine unterschiedliche Schwerpunktbildung. Die Be- reitschaft zur engeren Zusammenarbeit sei bei Ärzten und Pflegenden bereits vorhanden, die verantwortlichen Politiker müssten dies nun nachvollziehen, mahnte Kaplan.

Sophia Pelzer (BLÄK)

Nachwuchssorgen

„Der medizinische Nachwuchs ist das zentra- le Problem“, betonte Kaplan. „Generell haben wir es mit einem Fachkräftemangel zu tun, der sämtliche Berufe im Gesundheitswesen betrifft.“ Trotz der demografischen Verände- rungen, die uns in den nächsten Jahren bevor- stünden, müsse die Qualität der medizinischen Versorgung weiterhin auf hohem Niveau ge- halten werden. „Eine Tätigkeit als Landarzt ist einfach eine große Herausforderung, weil teilweise eine 24-Stunden-Rundumversorgung notwendig ist.“ Aber nicht allein die hohen Ar- beitsbelastungen schreckten viele junge Kolle- ginnen und Kollegen ab. Ärzte wollten heute ihren Beruf auch mit ihrer Lebensplanung ver- einbaren können. Bei der derzeitigen ärztlichen Versorgungssituation auf dem Land teilweise keine Selbstverständlichkeit, wie Kaplan auch aus eigenen Erfahrungen weiß. Er verwies auf Regelungen im Bereitschaftsdienst, den sich zum Beispiel in Pfaffenhausen gerade ein- mal sechs Kolleginnen und Kollegen aufteilen müssten. „Als Hausarzt fühlt man sich da schon manchmal allein gelassen.“ Auch die fehlenden finanziellen Anreize im Bereitschaftsdienst seien ein Problem.

Ausblick

„Aktuell haben wir bereits einen Ärztemangel, aber noch keine Unterversorgung, was sich in den kommenden Jahren aber ändern wird.“

Kaplan prognostiziert, dass es in fünf Jahren in Bayern zirka 1.400 Hausärzte weniger geben wird als heute. Derzeit seien 23 Prozent der bayerischen Hausärzte älter als 60 Jahre. „Be- sonders die kleinen Gemeindeverbünde haben Probleme, ihre Hausarztsitze nachzubesetzen“, erklärt der Präsident. Als Konsequenz würden einige Patienten wohl zukünftig längere Wege und Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

Kaplan verwies auch auf das seit Januar 2012 in Kraft getretene Versorgungsstrukturgesetz.

Das Gesetz sei ein guter Ansatz, aber noch kein großer Wurf, resümierte er. Entscheidend sei vielmehr, wie konkrete Punkte, beispiels- weise die kleinräumigere Bedarfsplanung, neue Anreize im Vergütungssystem oder die Förderung mobiler Versorgungskonzepte, zu- künftig von der Politik angegangen würden.

Es müssten mehr Kooperationsmöglichkeiten

Fünf prominente Memminger waren es

Mitte Dezember, die sich im Rahmen des alljährlichen Jahresrückblickes der „Mem- minger Zeitung“ den Fragen des Modera- tors Helmut Kustermann stellten. Unter ihnen: Dr. Max Kaplan, Präsident der Baye- rischen Landesärztekammer (BLÄK), der Landrat Dr. Friedrich Zeller (SPD), Profitor- hüter Jörg Butt vom FC Bayern München, der Stürmer Kevin Volland vom TSV 1860 München und der Kabarettist Wolfgang Krebs. Bereits zum fünften Mal richtete die

„Memminger Zeitung“ diese Veranstaltung aus, deren Erlös einem wohltätigen Zweck zugute kommt.

Den Anfang machte der BLÄK-Präsident vor rund 300 Zuschauern im Maximilian-Kolbe- Haus. Von Kustermann angesprochen auf seine Motivation Arzt zu werden, erklärte Kaplan, dass er stets den Wunsch gehabt habe, einmal einen Beruf auszuüben, der von sozialem En- gagement geprägt sei. Sein Hausarzt habe ihm damals als Vorbild gedient. Ein Praktikum in der Kreisklinik Ottobeuren kurz vor dem Abitur habe ihn als Jugendlichen schlussendlich über- zeugt, Medizin zu studieren.

Rückblick

Mittlerweile blickt der Hausarzt auf eine fast 30-jährige Tätigkeit als Landarzt zurück, in der sich vieles verändert hat, sei es hinsicht- lich der medizinischen Versorgung oder was das Anspruchsdenken der Patienten anbelange.

Sie seien heute meist informierter, was positiv sei, die Wissensasymmetrie zwischen Arzt und Patient aber nicht überwinden könne. Negativ beurteilte Kaplan die zunehmende Fremdbe- stimmung der Ärzte durch Dritte und verwies dabei auf die wachsende Bürokratie und Öko- nomisierung. „Die zunehmenden Reglemen- tierungen erschweren den Arztberuf heute“, erklärt Kaplan. „Wie viel ein Arzt für seine Pati- entenversorgung vergütet bekommt, ist heute genau festgeschrieben. Vieles, was er an Mehr- leistungen erbringt, wird mit Budgetkürzungen bestraft.“ Immer mehr Kollegen fürchteten sich daher vor Regressen. Langfristig leide so das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Pati- ent und es sei kein Wunder, dass der Arztberuf teilweise an Attraktivität verloren habe.

„Memminger Köpfe 2011“

Dr. Max Kaplan sprach in Memmingen über die Zukunft der medizinischen Versorgung.

Foto: „Memminger Zeitung“.

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