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Bay. Hausärztinnen und Hausärzte
Dr. med. Wolfgang Krombholz Vorsitzender des Vorstandes Telefon: (0 89) 5 70 93-2000 Fax: (0 89) 5 70 93-2005 Wolfgang.Krombholz@kvb.de 19.03.2013
Wirtschaftlichkeitsprüfung Arznei-/Heilmittel
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Vertreterversammlung der KVB (VV) hat in ihrer Sitzung am 16.03.2013 die Kran- kenkassen einstimmig aufgefordert, die Wirtschaftlichkeitsprüfungen Arzneimittel und Heilmittel auf der Basis des Fachgruppendurchschnittessofort einzustellen. Begründet wurde diese Aufforderung mit der Rechtswidrigkeit der derzeit gültigen Prüfsystematik.
Vor etwa einem Jahr habe ich eine Arbeitsgruppe beauftragt, die Systematik und die Er- gebnisse der Wirtschaftlichkeitsprüfung zu untersuchen. Die ersten Ergebnisse habe ich Ihnen in Form einer Broschüre zukommen lassen. Weitere Berechnungen haben die ers- ten Erkenntnisse bestätigt und gleichzeitig belegt, dass diese Prüfsystematik nach fach- gruppenspezifischen Durchschnittswerten auch durch Berücksichtigung vieler Faktoren, wie Versorgungstiefe und Morbidität der jeweiligen Patientenstruktur der einzelnen Pra- xen nicht gangbar und rechtskonform gemacht werden kann. Einer der Gründe ist bei- spielsweise die Spreizung der Generikapreise in Deutschland um bis zu 450%.
Für die Heilmittelprüfung gilt das Gleiche. Sie ist ebenso aus mehreren Gründen rechts- widrig.
Ich gehe davon aus, dass die Kassen bis zum Abschluss einer neuen Prüfvereinbarung auf weitere Prüfmaßnahmen verzichten und auch die laufenden Prüfverfahren einstellen werden. Sollte dies nicht der Fall sein, verweisen Sie bitte ggf. in Ihren Widerspruchs- schreiben auf die Beschlüsse der VV vom 16.03.2013 (Anträge Nr. 08 neu und Nr. 09 neu; diese Anträge wurden der Prüfungsstelle Ärzte Bayern bereits übermittelt). Die Kol- leginnen und Kollegen, die bereits vor dem SG um ihr Recht kämpfen, mögen sich bitte
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zum Schreiben vom 19.03.2013
Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
schriftlich an mich persönlich wenden. Gerne unterstützen wir diese im Rahmen ihrer Ar- gumentation. Da der Gesetzgeber die Vertragsärzteschaft weiterhin nicht aus der Haf- tung für ihre Verordnungen entlassen will, obwohl Deutschland mit offensichtlicher Tole- rierung der Politik ein Arzneimittel-Hochpreisland ist, bin ich der Meinung, dass die Ver- tragsärzteschaft künftig nur mehr für das haften kann, was sie auch selbst beeinflussen kann.
Wir werden deshalb den Kassen eine neue Prüfsystematik auf der Basis einer Wirkstoff- prüfung vorschlagen. Kurz zusammengefasst bedeutet dies, dass die wesentlichen in der hausärztlichen Versorgung verordneten Arzneimittel in Indikationsgruppen zusam- mengefasst werden. Bezogen auf jede Indikationsgruppe wird festgestellt, wie hoch der derzeit erreichte durchschnittliche Prozentsatz an Generika in der jeweiligen Gruppe ist.
Diesen Prozentsatz abzüglich eines vorher festgelegten Abschlags von x % muss jede Praxis als Wirtschaftlichkeitsziel erreichen. Um nicht in die Prüfung zu kommen, muss die Praxis bspw. in 7 von 10 Medikamentengruppen ein „grünes Häkchen“ bekommen.
Diese Art der Prüfung ist unabhängig von den Medikamentenpreisen, der Zahl der Versi- cherten einschließlich deren Morbidität. Er zielt lediglich auf den Generikaanteil im jewei- ligen Indikationsgebiet ab. So sollen Ressourcen auch ohne aufwändige Prüfung geho- ben und der ärztliche Alltag spürbar erleichtert werden.
Natürlich müssen viele Details noch bearbeitet werden und auch die neue Prüfvereinba- rung mit den Kassen muss erst einmal abgeschlossen werden. Wir werden Sie auf diese neue Prüfsystematik jedoch so schnell wie möglich durch praxisspezifische Frühinforma- tionen vorbereiten. Ich denke, dass wir mit der Überführung der bisherigen und seit Jahr- zehnten gültigen Prüfsystematik in ein gerechteres Verfahren für die Vertragsärzteschaft viel erreichen können und werde mich mit Nachdruck dafür einsetzen.
Freundliche kollegiale Grüße
Dr. Krombholz
Vorsitzender des Vorstandes