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IIV G P a p e r s

Veröffentlichungsreihe des Internationalen Instituts für Vergleichende Gesellschaftsforschung/Globale Entwicklungen

Wissenschaftszentrum Berlin

IIV G /d p 8 4 -1 0 8 Das G LO BÜ S-M odell:

G e s c h i c h t e , S t r u k t u r u n d e r s t e b e i s p i e l h a f t e E r g e b n i s s e

von

S t u a r t A. B re m e r -

Mai 19 8.4

Das Forschungsprojekt "GLOBUS" ist das Ergebnis der Arbeit einer Gruppe. Auch wenn die folgenden Ausführungen die Mei­

nung des Autors wiedergeben, ist das Modell als solches das Produkt der Teamarbeit. Die Mitglieder der,Gruppe und das Arbeitsgebiet, für das jeder in erster Linie verantwortlich

zeichnet, sind am Ende dieses Papiers aufgeführt.

Übersetzung von "The GLOBUS Model: History, Structure, and Illustrative Results" (IIVG/dp 84-104)

Publication Series of the International Institute for Comparative Social Research/Global Developments

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Die in dieser Arbeit vertretenen Auffassungen sind die des Verfassers und nicht notwendigerweise die des Internationa

len Instituts für Vergleichende Gesellschaftsforschung/

Globale Entwicklungen.

The views expressed in this paper are those of the author and not necessarily those of the International Institute for Comparative Social Research/Global Developments

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ABSTRACT

GLOBUS is a computer simulation model of some important political and economic relationships within and among 25 prominent contemporary nations. The model is to be used to explore alternative paths of global development to the end of the century. A review of the history of the project reveals a steady evolution of the model towards a higher level of complexity and comprehensiveness. Illustrative results produced by the newly developed NATional MODule

(or NATM0D6, for short) reveal some of the range of national economic and political behavior the model is capable of

simulating.

ZUSAMMENFASSUNG

GLOBUS Ist ein Computer-Simulationsmodell für einige wich­

tige politische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen 25 bedeutenden, ausgewählten Nationen. Das Modell kann an­

gewendet werden, um alternative Wege für die Entwicklung der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts zu untersuchen. Ein Rückblick auf die Geschichte des Projekts zeigt die Ent­

wicklung des Modells bis hin zu dem jetzt vorliegenden hohen Grad der Komplexität und dessen Reichweite. Beispiel­

hafte Ergebnisse, die mit Hilfe des kürzlich entwickelten

"NATionen MODuls" (NATM0D6 abgekürzt) gewonnen wurden, sol­

len die Breite der Möglichkeit des Modells zur Simulation nationalen ökonomischen und politischen Verhaltens verdeut­

lichen.

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Das GLOBUS-Modell; Geschichte, Struktur und erste beispielhafte Ergebnisse

von Stuart A. Bremer Mai 1984

Das Forschungsprojekt "GLOBUS" ist das Ergebnis der Arbeit einer Gruppe. Auch wenn die folgenden Ausführungen die Meinung des Autors wiedergeben, ist das Modell als solches das Produkt der Teamarbeit. Die Mitglieder der Gruppe und das Arbeitsgebiet, für das jeder in erster Linie verantwortlich ist, sind am Ende dieses Papiers aufgeführt.

ZUSAMMENFASSUNG

GLOBUS ist ein Computer-Simulationsmodell zur Untersuchung be­

deutsamer politischer und wirtschaftlicher Zusammenhänge inner­

halb der heute wichtigsten Nationen, wie untereinander. Mit dem Modell sollen mögliche globale Entwicklungen bis zum Ende des 20.Jahrhunderts hochgerechnet werden. Wie der Rückblick auf die Projektgeschichte zeigt, hat das Modell einen immer-höheren Grad an Komplexität und damit an Anwendungsbreite erreicht. ' Einige beispielhafte Ergebnisse, die mit Hilfe des jüngst entwickelten

"NATionen MODulsö", NATMOD6 abgekürzt, erzielt wurden, mögen die Leistungen des Modells bei der Simulation wirtschaftlicher und politischer Prozesse verdeutlichen.

Im Verlauf der Arbeit entstand eine Reihe von Zwischenberichten über die jeweils erzielten Fortschritte (Bremer, 1980; Bremer, 1981; Bremer, 1982;). Das vorliegende Papier will diese Reihe von Berichten ergänzen und erweitern. Wir werden die Entstehung

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des Modells nachzeichnen, den gegenwärtigen Stand seiner Struktur darstellen und zur Verdeutlichung seiner Leistungsfähigkeit aus­

gewählte Ergebnisse vorlegen.

ENTWICKLUNGSPHASEN DES GLOBUS-WELTMODELLS

Zum besseren Verständnis für die heutige Struktur des Modells sollen Ausgangssituation und Entwicklung des Projekts kurz nach­

gezeichnet werden. Komplexe Modelle wie GLOBUS entstehen nicht in einem Wurf. Sie sind das Ergebnis eines evolutionären Wachstums­

prozesses unter den Bedingungen einer spezifischen wissenschaft­

lichen und organisatorischen Umwelt. Wir beginnen daher mit einem Überblick über die Hauptphasen, die zu dem heutigen GLOBUS-Modell geführt haben.

DIE AUSGANGSLAGE

Als Karl W. Deutsch 1976 Direktor des Instituts für Vergleichende Gesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum Berlin wurde, nahm er ein Forschungsprogramm in Angriff, das sich auf Fragen künftiger Weltentwicklung konzentrierte. Ein Schlüsselfaktor war dabei der Einsatz sogenannter Weltmodelle zur Erforschung der Zukunft. Daher war eine der ersten Aufgaben, die Analyse und Bewertung von Struktur und Ergebnissen der bis dahin vorliegen­

den Weltmodelle, vor allem des Welt3-, Bariloche-, WIM- (World Integrated Model), MOIRA- (Model of International Relationships in Agriculture), SARUM- (Systems Analysis Research Unit Model) und. des Leontief-UNO-Mode11s. Einige der Ergebnisse wurden ver­

öffentlicht (Bremer, Kappel, Otto, Weck, Widmaier, 1980). Diese Überprüfung führte zu folgenden Schlussfolgerungen:

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1. Bisher hat jedes Weltmodel zur Entwicklung eines weiteren geführt. Jedes nachfolgende Modell war zugleich eine Verbes­

serung der vorhergehenden. Meist zielte der Neuansatz darauf ab, nicht alle, aber doch einige der Unzulänglichkeiten der Vorgänger zu beseitigen. Diese Verbesserungen wirkten sich unse­

rer Überzeugung nach kumulativ aus. Für uns ergab sich daraus als Konsequenz, dass auch unser Modell eine evolutionäre Fortent­

wicklung, nicht ein radikaler Neubeginn sein sollte.

2. Bei den einander folgenden Modellen zeigte sich, dass ihr Zeithorizont jeweils kürzer wurde, ihre Struktur dagegen immer komplexer. Man nimmt im allgemeinen an, dass Zukunftsprojektio­

nen dynamischer Modelle zunehmende Unschärfen nach sich ziehen.

D.h. der Unsicherheitsfaktor durch die Irrtumskumulation wird um so grösser, je grösser die Zeitspanne der Hochrechnung ist. Wie gross dieser Faktor ist, und wo genau die Grenzen liegen, jen­

seits derer eine Projektion unbrauchbar wird, sind Fragen, auf die es bis heute keine genauen Antworten gibt. Je detail­

lierter und präziser jedenfalls die Projektionen wurden, um so weniger schienen die Konstrukteure der Modelle bereit, sich so weit in das nächste Jahrhundert vorzuwagen, wie etwa die World3- Gruppe mit ihren Projektionen bis zum Jahre 2100. Unsere zunächst intuitive Einschätzung des Unsicherheitsfaktors bei den Pro­

zessen, für die wir ein Modell zu entwickeln suchten, liess uns als Zeitlimite das Jahr 2000, plus vielleicht einer oder zwei Dekaden, annehmen.

3. Im Zug der Weltmodellentwicklung verlagerte sich allmäh­

lich der Blickpunkt von den materiellen Grenzen des Wachstums (die bekanntlich die Struktur des WorId3-Modells beherrschten) hin zu Problemen der Verteilung bzw. Fehlverteilung.. Nach dieser veränderten Sicht liegt das Kernproblem der Zukunft nicht in der unzureichenden Produktion. Es liegt vielmehr in den sozialen,

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politischen und wirtschaftlichen Strukturen, die darüber ent­

scheiden, wie diese Produktion unter der Bevölkerung der Erde verteilt wird. Das war auch unsere Überzeugung. Deshalb ent­

schieden wir uns dafür, in den Mittelpunkt unseres Modells die sozialen und politischen Probleme der Welt zu stellen.

4. Trotz der zunehmend klaren Einsicht, dass die vorrangigen Weltprobleme eher sozio-politischer als materieller Natur sind, berücksichtigte bis dahin kein Weltmodell politische Aspekte. Wir fanden es geradezu erstaunlich, wie apolitisch sie alle angelegt waren. Sie bauten zum Beispiel auf Erdregionen statt auf Natio­

nen als Grundeinheiten auf. Damit schalteten sie kurzerhand die Probleme konkurrierenden wie unkoordinierten Nationalverhaltens aus, eine Grundursache globaler Probleme in der Vergangenheit und sicherlich auch in der Zukunft. Wurden Regierungen modelliert, so nur als simple Faktoren von marginaler Bedeutung. Verhaltens­

weisen bilden diese Modelle fast ausschliesslich als ökonomische Vorgänge ab; den Welthandel sahen sie allein durch wirtschaft­

liche Motive bestimmt, ignorierten dagegen den starken Einfluss politischer Faktoren auf die Weltwirtschaft. Wir zogen aus all dem den Schluss, dass unser Modell beides, Politik und Wirtschaft einbeziehen, und somit den Nationen und Regierungen die zentrale Rolle einräumen müsse, die sie national wie international haben und in vorhersehbarer Zukunft auch weiterhin spielen werden.

5. Die beachtenswerten Argumente der Bariloche-Gruppe hatten uns nicht überzeugen können, dass die Konstruktion eines normati­

ven Modells sinnvoll sei. Getreu unserem empirisch-analytischen Ansatz sahen wir unsere vornehmliche Aufgabe darin, ein Modell zu schaffen, dass die Welt darstellt, wie sie tatsächlich ist, nicht, wie wir sie uns wünschen. Das soll nicht heissen, Wert­

fragen interessierten uns nicht. Wir meinten aber, unsere Ver­

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antwortung als Wissenschaftler liege zunächst darin, eine nach­

prüfbare Theorie und nicht einen Entwurf für Utopia zu ent­

wickeln. Das schloss den Konsens ein, Voraussetzung für die Schaffung einer besseren Welt sei die Einsicht in die Funktions­

weise der bestehenden. Folglich hielten wir uns hier an die in der Weltmodellforschung vorherrschende Tradition.

ERSTE SCHRITTE

Nach der Überprüfung vorliegender Weltmodelle beschloss eine Teilgruppe der Wissenschaftler, ein weiteres Modell genauer zu untersuchen, das einer ganz anderen Schule entstammte: SIPER, Simulated International Processer, genannt. Dieses vom Verfasser einige Jahre zuvor entwickelte Modell (Bremer, 1977) ging aus Guetzkows INS, der Inter-nation Simulation, hervor, unmittelbar gefördert durch dessen SIP-Projekt (Simulated International Pro­

cesses). Im Vergleich zu anderen Weltmodellen war SIPER ( wie INS übrigens auch) zwar sehr abstrakt und nicht global, umfasste aber sowohl politische wie wirtschaftliche Prozesse auf nationaler wie internationaler Ebene. Daher schien es uns für unser Gemein­

schaftsunternehmen die geeignete Ausgangsbasis. Diese Arbeit, die im Januar 1979 in Angriff genommen wurde, führte im weiteren Verlauf zum eigentlichen "GLOBUS-Projekt" .

Der erste Schritt bestand in der sorgfältigen Analyse von SIPER, um die Elemente auszusondern, die wir für gut oder schlecht befanden, die wir verbessern oder ausscheiden wollten und die wir ergänzen wollten. Diese Arbeit schlug sich in einer Reihe von Papieren nieder, die im August 1979 beim International-Political- Science-Association-Kongress in Moskau vorgetragen wurden (Bre­

mer, Cusack, Pollins, Widmaier). Ziel dieser ersten Schritte war nicht etwa, ein neues, verbessertes SIPER zu bauen - das GLOBUS-

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Modell ist in der Tat in vieler Hinsicht von SIFER fundamental verschieden - , vielmehr sollte SIPER als Grobschema für das Modell dienen, das uns vorschwebte.

In diesem Stadium fielen mehrere wichtige Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen. Die erste war, uns auf die Simula­

tion des Verhaltens und der Interaktion von nur 25 Nationen zu beschränken und alle anderen in der Kategorie "Rest der Welt"

zusammenzufassen. Diese Zahl von Nationen, so meinten wir, liege an der Obergrenze dessen, was wir mit den uns damals zur Verfü­

gung stehenden Computerkapazitäten bewältigen konnten. Die Aus­

wahl der 25 Nationen war nicht einfach. Auf zwei Drittel einig­

ten wir uns einstimmig, sie würden wohl auf jeder, von wem auch immer zusammengestellten Liste der wichtigsten Staaten erschei­

nen. Beim letzten Drittel musste Konsens erst erzielt werden.

Schaubild 1 zeigt, auf welche wir uns schliesslich einigten. Zahl und Auswahl der Nationen zog nämlich Probleme für die Modell­

struktur und für die Daten nach sich, die erforderlich waren, um das Modell auf eine solide empirische Grundlage zu stellen.

Die zweite wesentliche Entscheidung, die zu dieser Zeit fiel, war die Rückkehr von der ausschliesslich nicht-kontinuierlichen (diskreten) Behandlung der Zeitdimension durch SIPER (und fast alle anderen politischen und wirtschaftlichen Modelle) hin zu einer kontinuierlichen Zeitdimensionierung wie bei den meisten früheren Weltmodellen. Dies beruhte auf der Erkenntnis, dass unser Modell über zwei Typen von Entwicklungsprozessen verfügen müsse: Der erste Typus, z.B. Lagerhaltungspreis-Anpassungen, liesse sich am besten durch kleine stetige Anpassungsschritte darstellen, die . durch geschmeidige Rückkopplungs-Schleifen ge­

steuert werden. Eine beliebte Vorgehensweise enthält der System-

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Dynamic-Ansatz, der eine nützliche Methode für die Modellierung einer Fülle gesamtgesellschaftlicher Phänomene ist. Anderseits ist dieser jedoch für die Darstellung von Systemen ungeeignet, in denen Veränderungen verhältnismässig selten, dann aber in be­

trächtlichem Ausmass eintreten. Politische Ereignisse nehmen erfahrungsgemäss häufig einen solchen Verlauf; Kriege, Blockaden, Haushalts- oder Fünfjahrespläne, Revolutionen usw., sie alle

scheinen anzuzeigen, dass ein Zustand sich in jeweils wenigstens einem Aspekt rasch und fundamental verändert. Da uns bewusst war, dass viele der Phänomene, die wir modellieren wollten, diesem letzteren Typus zuzuordnen sind, entschlossen wir uns zur Konstruktion eines gemischten Modells, mit dem beide Arten von Prozessen dargestellt werden können.

Unsere dritte Grundentscheidung, die genau genommen aus einem Bündel von Entscheidungen bestand, war, drei Genotypen von Natio­

nen als Repräsentanten für drei verschiedene Arten politisch­

wirtschaftlicher Systeme zu definieren: den Typus der west­

lichen, hochentwickelten Marktwirtschaft mit freiheitlich demo­

kratischer Verfassung; der Typ der zentral gesteuerten Planwirt­

schaft östlicher Prägung; und den Typ eines Entwicklungslandes mit unterentwickelter Wirtschaft. Wir gingen davon aus, dass jede der 25 Nationen bei geeigneten Parametern und Initialbedingungen hinreichend genau durch ei.ne dieser drei Prototypen dargestellt werden könne. Ferner beschlossen wir, den Handel zwischen diesen Nationen jeweils bilateral, statt, wie bei den meisten anderen Modellen üblich, hochaggregiert über Gesamtexport/lmport (im

"pool approach") darzustellen. Zugrundegelegt werden sechs Güter­

arten: Agrarprodukte, Rohstoffe, Primärenergie, Industriegüter, Waffen und Dienstleistungen. Schliess-lich entschieden wir uns,

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das aussenpolitische Verhalten dieser Nationen ebenfalls bilate­

ral zu modellieren unter Berücksichtigung von zwei vereinfachten aggregierten Verhaltensweisen: Konflikt und Kooperation. Im Ver­

lauf der Arbeit wurde klar, dass nicht alle der angestrebten Ziele gleichzeitig verwirklicht werden konnten.

Die erste gemeinsame Arbeit am Modell befasste sich mit der Darstellung der drei Prototypen nationaler Strukturen. Dabei benutzten wir DARE-P, eine kontinuierliche Systemsimulations­

sprache, die Dynamo ähnlich, aber für die Wiedergabe nicht­

kontinuierlicher Prozesse besser geeignet ist. Kurzfristig war unser Ziel ein Modell mit fünf Nationen (je zwei mit freier Markt- bzw. zentraler Planwirtschaft und ein Entwicklungsland), die auf internationaler Ebene politisch und wirtschaftlich in allen Aspekten miteinander verknüft sein sollten. Bei dieser kleineren Modellversion, so dachten wir, würden wir bereits die meisten, mit einem solchen Modell verbundenen Grundsatz- und Konstruktionsprobleme lösen können, ohne gleich mit der vollen Komplexität einer 25-Nationen-Simulation konfrontiert zu sein.

Diese Version, die unter der Bezeichnung GLOBUS V bekannt wurde (Bremer, 1982; Cusack, 1982; Kirkpatrick, 1982; Pollins, 1982;

Ward, 1982, Widmaier, 1982) lehrte uns, dass die auf uns zu­

kommenden Konstruktionsprobleme wesentlich schwieriger waren als erwartet.

Die Komplexität des Modells hatte zwei Hauptprobleme zur Folge.

Das erste ergab sich aus der technischen Begrenzung des DARE-P - Pakets. Während dieses ein gut funktionierendes Instrument für die rasche Entwicklung und Prüfung verhältnismässig einfacher Modelle darstellt, ist es für eine effiziente Berechnung/Si- mulation grösserer Modelle ungeeignet. Es handelt sich um einen Vorprozessor, der, festlegt, in welcher Reihenfolge die Glei­

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chungen des Modells berechnet werden, und der ein diese Gleichun­

gen enthaltendes Fortran-Programm aufstellt und durchführt. Die Sortierzeit bereits bei einem einzigen komplexen Ein-Nationen- Modell ist unverhältnismässig lang, bei fünf Nationen demnach unannehmbar lang. Ausserdem ergab sich, dass die in DARE-P ge­

schriebenen Fortran-Programme für Modelle wie GLOBUS ineffizient und viel umfangreicher als nötig sind. Einige überschlägige Berechnungen belegten, dass das einer 25-Nationen-Welt entspre­

chende Programm von der angestrebten Komplexität die Kapazität des dafür benutzten Grossrechners (eine Cyber 170-835) bei weitem überschreiten würde. Offensichtlich waren mit GLOBUS V die Gren­

zen von DARE-P bereits erreicht.

Das zweite schwerwiegende Problem bestand in der theoretischen Komplexität des Modells selbst. Es war einfach nicht möglich, 25 Nationen mit drei verschiedenen politisch-wirtschaftlichen Syste­

men, die - wie wir es vorhatten - auf internationaler Ebene politisch und wirtschaftlich über Austauschbeziehungen miteinan­

der verknüpft sein sollen, gleichzeitig zu modellieren. Mit ande­

ren Worten, wir versuchten, zu viel Komplexität auf einmal in den Griff zu bekommen.

Auf diese Probleme reagierten wir in zweifacher Weise. Erstens entwickelten wir ein neues Simulationspaket, das auf den für uns brauchbaren Elementen von DARE-P aufbaute, dessen Begrenztheiten aber vermied. Von einer Vielzahl kleinerer Modifikationen abgese­

hen, führten wir folgende wesentlichen Änderungen ein:

1.) Wir disaggregierten das Modell in acht fixierte Module, oder auch Teilmodelle. Jedes dieser Module setzt sich zusammen aus einer Programmeinheit für den Zeitfaktor, einer zur Initiali­

sierung der in diesem Modul enthaltenen Parameter und Variablen

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und einem Datenspeicher, der die für die Initialisierung erfor­

derlichen Werte liefert.

2. ) Alle Programmeinheiten wurden in Fortran geschrieben, die Kompilierung des Input-Codes sollte entfallen. Die Einheiten sollten in kompilierter Form gespeichert werden. Nur die Module, die geändert wurden, müssen neu kompiliert werden, nicht aber das Gesamtmodell.

3. ) Die Reihenfolge der Bearbeitung in den Modulen wurde festgelegt. Somit entfiel auch das Sortieren der Gleichungen durch das Simulationspaket selbst.

Diese und andere Modifikationen ermöglichten uns, für die Modell- Simulation dynamische Bedingungen festzulegen, die eine nach Zeit und Umfang weit grössere Computereffizienz zuliessen als DARE-P, auch wenn sie eine gewisse Einbusse an Flexibilität bedeutet.

Dem Problem zu grosser theoretischer Komplexität suchten wir, durch eine Planung zu begegnen, die in der Hauptsache folgendes vorsah: Alle internationalen politischen und wirtschaftlichen Transaktionen zwischen den 25 Nationen sollten durch zwei spezi­

fische Module geleitet werden. Das eine, RELATR, sollte als Verteiler für feindliche und kooperative Beziehungen unter den Nationen dienen, das andere, SWAPPR, galt der Bestimmung bilate­

raler Handelsströme (und später von Hilfsmassnahmen). Diese bei­

den Module sollten, nachdem in einem bestimmten Zeitabschnitt jede der Nationen tätig geworden war, als Clearing-House-Mecha- nismus wirken. Eine wesentliche Vereinfachung, die wir damals einführten, bestand darin, dass wir die sechs zwischen den 25 Nationen gehandelten Güterarten zunächst zu einem einzigen Kom­

plex zusammenfassten. Das Modell, das weiter unten beschrieben wird, enthält jedoch bereits die sechs verschiedenen Güterkate­

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gorien.

Der Bearbeitungszyklus des Modells durch den Rechner wird in Schaubild 2 in den Grundzügen vorgestellt. Auf der rechten Seite sehen wir die Vorbereitung der für SWAPPR und RELATR erfor­

derlichen Inputs für jede Nation durch das, was wir ein NATMOD nennen. Das TRDMOD-Modul, Trade Modul, bestimmt die Einfuhrnach­

frage, den Ausfuhrpreis und den zusätzlichen Gewichtungsfaktor der Partnerpräferenz für jede Nation. Letzteres ist eine Variab­

le, die die Auswirkung preisunabhängiger Faktoren - wie etwa Bündniszugehörigkeit oder Feindseligkeit - auf die Gestaltung des Handels zur Geltung bringt. Das FORMOD-Modul bestimmt die Grund­

tendenz der Aussenpolitik einer Nation gegenüber jedem der ande­

ren 24 Staaten. Konflikt und Kooperation der Staaten untereinan­

der werden dabei als Reaktion auf das aussenpolitische Verhalten der jeweiligen Partnernationen, nicht als autonome Entscheidung eines Staates modelliert.

Die nächsten drei Schritte im Zyklus bestehen in der Einführung der Zustands-Variablen, die sich entsprechend dem, was im vorher­

gehenden Zeitschritt geschah, verändern, dem Ausschreiben der Ergebnisse und der Zeitprogression. Die beiden Module, RELATR und SWAPPR, bestimmen dann Ausmass und Richtung der internationalen Handelsströme und politischen Interaktionen, die sich aus den früher im Zyklus erfolgten Entscheidungen der 25 Nationen erge­

ben. Diese Ergebnisse bestimmen ihrerseits die Gestaltung der auswärtigen Umwelt jeder der 25 Nationen, und der Zyklus beginnt von neuem.

Um dieses Grundschema anzuwenden und zu prüfen, schufen wir ein nationales Modul (NATMOD), das sich aus nur zwei der Module,

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FORMOD und TRDMOD, zusamnensetzte (siehe Schaubild 2). Innerhalb dieses NATMODO, wie wir es nennen, werden Entscheidungen über Handel und Aussenpolitik nach ganz einfachen Regeln getroffen.

Sie basieren weitgehend auf der Wirkung von Herkunft und Gewohn­

heit. Mit Hilfe dieses einfachen Handlungseinheits-Konzeptes ent­

wickelten wir eine Welt, die aus 25 Nationen besteht (den Rest der Welt fassten wir zu einem 26. Akteur zusammen). So entstand unser erstes 25 Nationen-GLOBUS-Modell. Diese vereinfachte Ver­

sion gab uns, was wir brauchten, um die Mechanismen internationa­

ler Beziehungen sowie auch das Simulationspaket selbst testen und vervollständigen zu können. Sie lieferte, wie wir es nicht anders erwartet hatten, keine interessanten Ergebnisse.

Der zweite Teil der Planung bestand darin, in der Nachfolge des NATMODOs komplexere NATMODs zu entwickeln. Auf diese Weise konn­

ten wir die Komplexität nationaler Binnenstrukturen allmählich erweitern. Dann wurde die Binnenstruktur der Nationen um vier Module ergänzt: durch ECOMOD, das den Verlauf von Produktion, Konsum und damit zusammenhängende' Wirtschaftsphänomene simu­

liert; BUDMOD, das vornehmlich Regierungsbeschlüsse über Besteue­

rung und öffentliche Ausgaben behandelt; DEMMOD, das ermittelt, i"

wie sich die Gesamtbevölkerung einer Nation und deren Alters­

gruppenstruktur verändert; und durch POLMOD, das sich mit der Bürgerreaktion auf die Regierungspolitik und auf sich verändernde Lebensbedingungen befasst. Unser erstes Nationenmodell, NATMOD1, das diese mit den inneren Verhältnissen befassten Module ein­

schliesst, war das Ergebnis eines raschen Bemühens um die Ent­

wicklung einer Version, die die meisten der von uns für die Modellierung vorgesehenen Phänomene berücksichtigte und alle 25 Nationen repräsentierte. Dieses Modell bedeutete einen Rück­

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schritt gegenüber der Komplexität von GLOBUS V, da leicht zu schätzende und weitgehend linear angelegte Formeln verwendet wurden. Es enthielt jedoch alle 25 Nationen. Das Resultat war ermutigend. Die Dokumentation zu diesem Modell kann beim Institut angefordert werden.

Nach der Fertigstellung von NATM0D1 im Frühjahr 1983 ging die Projektarbeit in zwei Richtungen weiter. Zum einen wurden die drei genotypischen Nationenmodelle weiter entwickelt, in der Erwartung, dass aus ihnen NATM0D2 (entwickelte Marktwirtschaft), NATM0D3 (zentral gesteuerte Wirtschaft) und NATM0D4 (Entwick­

lungswirtschaft) entstehen würden. Zum anderen wurde der NAT- M0D1 Genotyp auf die verschiedenste Weise erweitert. Diese Ver­

sion erhielt den Namen NATM0D6. Im nächsten Abschnitt wird das NATM0D6-Modell eingehender beschrieben.

DIE STRUKTUR DES GLOBUS-MODELLS

Wie sich aus dem vorhergehenden Abschnitt ergibt, ist GLOBUS kein Einzelmodell, sondern eine ’’Modellfamilie". Die Gesamtstruktur war darauf angelegt, die Behandlung verbesserter oder alter­

nativer theoretischer Gebilde im nationalen wie im internationa­

len Bereich zu erleichtern. Unsere Absicht war und bleibt, mit einer Vielzahl von Modellen zu arbeiten. Die Version, um deren Erweiterung wir uns in erster Linie bemühen, ist die NATMOD 6- Version. Die folgenden Ausführungen befassen sich ausschliesslich mit diesem - zweifelsohne zentralen - Mitglied der GLOBUS-Fami- lie.

Wie zuvor erwähnt, ging NATM0D6 aus dem früheren NATMODl-Modell hervor. Beide beruhen auf der Annahme, dass die Unterschiede

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zwischen unseren 25 Nationen mit grösserer Genauigkeit durch Parameter- und Initialwertvariationen als durch Variationen der Struktur dargestellt werden können. Daher gibt es für alle 25 Nationen ein Grundmodell. Diese Annahme wirkt sich nicht so einengend aus, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Zum Beispiel stellen Regierungen sowohl in der Markt- wie in der zentralen Planwirtschaft Ressourcen für Investitionen bereit, um das Bruttosozialprodukt zu erhöhen. Allerdings sind in der Markt­

wirtschaft öffentliche Investitionen im Vergleich zur Gesamtin­

vestition niedrig, während in den zentralen Planwirtschaften praktisch alle Investitionen von der Regierung bestimmt werden.

Daher ist auf einer gewissen Abstraktionsebene der Unterschied zwischen diesen beiden Nationensystemen eher graduell als typen­

bedingt. Diese graduellen Unterschiede führen wir mit Hilfe der Parameter- und Initialwertvariationen ein. Wenngleich NATM0D6 und NATM0D1 gemeinsam von dieser Annahme ausgehen, beinhaltet NATMOD6 (so meinen wir) eine in jeder Hinsicht komplexere und realisti­

schere Darstellung der Welt.

In dem hier zur Verfügung stehenden begrenzten Raum kann ich nur einen Überblick, keine detaillierte Beschreibung dieses Modells vorlegen, aber das wird reichen, um zu vermitteln, was das Modell enthält. Die folgende Beschreibung zeigt nur die wesentlichen Züge der Module auf, Einzelheiten werden in der NATM0D6-Dokumen- tation enthalten sein, die demnächst erstellt wird.

DIE NATIONALE VOLKSWIRTSCHAFT

Der Kern des volkswirtschaftlichen NATMODß-Modells, das im we­

sentlichen von Barry Hughes entworfen wurde, befasst sich mit den

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Ausgleichsraechanismen für Angebot und Nachfrage in der Volks­

wirtschaft. Produktion und Konsum der sechs Kategorien, d.h.

Agrarprodukte, Rohstoffe, Primärenergie, Industrieprodukte, Rü­

stungsgüter und Dienstleistungen, werden erfasst, wobei die je­

weils verfügbaren Vorräte beim Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle spielen. Der Umfang der Gesamtpro­

duktion wird durch das verfügbare Kapital, den Einsatz von Ar­

beitskraft und die Produktivität der Technologie bestimmt. Die Gesamtproduktion verteilt sich auf die sechs Sektoren nach Mass­

gabe des allgemeinen Standes der Wirtschaftsentwicklung und des Preisniveaus in den einzelnen Sektoren.

Die Produktion schafft Einkommen, das letztlich in drei Bereiche mündet: bei der Regierung in Form von Steuereinnahmen, im Ver­

brauch der Privathaushalte und bei den Kapitalrücklagen. Der private Verbrauch hängt in erster Linie von den Einkommensverän- derungen, den Verbraucherpreisen und dem Zinsniveau ab. Preise Variieren im umgekehrten Verhältnis zur Grösse der Lagerbestände, die ihrerseits durch Produktion und Einfuhr wachsen, durch Ver­

brauch und Ausfuhr schrumpfen.

Die finanzielle Seite des Modells befasst sich vornehmlich mit dem Ausgleich zwischen Sparen und Investition. Investitionen erfolgen seitens der Regierung und der Unternehmen. Erstere werden in den Staatshaushalten festgesetzt, die wir weiter unten behandeln, letztere richten sich nach dem Wirtschaftswachstum, den Preisen und dem Zinsniveau. Die Zinssätze schwanken entspre­

chend dem Verhältnis von Investitionen zu Sparkapital, das im wesentlichen definiert wird als die Summe von Binnensparquote und Zahlungsbilanzsaldo. Die zu irgendeinem Zeitpunkt bestehende Diff-erenz zwischen Investitionen und Sparquote wird durch Kre­

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dite an das Ausland oder Anleihen aus dem Ausland ausgeglichen,, Dies wiederum führt zur Akkumulation von Auslandsschulden oder guthaben. Auslandsschulden ziehen Zinszahlungen nach sich, die die Kapitalreserven vermindern, während Auslandsguthaben ent­

sprechend dem Zinsniveau Einkommen erzeugen, das die Sparquote erhöht. Der Wechselkurs des Dollars ändert sich als Reaktion auf den Stand der Zahlungsbilanz und des Schuldendienstes.

DER STAATSHAUSHALT

Dieser Teil des Modells, den Thomas Cusack entwarf, ist vornehm­

lich mit der Art und Weise befasst, wie die simulierten Regie­

rungen ihre Entscheidungen über Steuern und Staatsausgaben tref­

fen. Die Entscheidung über solche Ausgaben fällt in einem Drei­

stufenprozess. Auf der ersten Stufe legen die politischen Ent­

scheidungsträger auf höchster Ebene fest, wie hoch die Einnahmen der Regierung aufgrund der zu erwartenden Wirtschaftsentwicklung voraussichtlich sein werden. Sie legen fest, wie hoch das Defizit bzw. der Überschuss sein soll und bestimmen aufgrund der zu erwartenden Einnahmen und des vorgesehenen Defizits bzw. Über­

schusses die Höhe der voraussichtlichen Gesamtausgaben.

Die zweite Stufe der Ausgabenprojektionen setzt am Entschei­

dungsprozess der verschiedenen Ministerialbürokratien an. Voraus­

gesetzt wird, dass für jede der sieben Kategorien von Regierungs­

ausgaben (Bildung, Gesundheit, Soziales, Investitionen, Entwick­

lungshilfe, Verteidigung und Verwaltung) die jeweilig zuständige Bürokratie den Finanzbedarf für ihren Bereich aufgrund funktiona­

ler Kriterien schätzt. Der gewünschte Bedarf auf dem Erziehungs­

sektor z.B. bestimmt sich nach der voraussichtlichen Grösse des

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Bevölkerungsanteils im schulpflichtigen Alter und der erwünschten Höhe des Aufwands je Schüler für die Ausbildung. Am Ende dieser Phase liegen die sieben Wunschzahlen der jeweiligen Ressorts vor.

Die dritte Stufe befasst sich damit, die fast unvermeidliche Differenz zwischen den auf höchster Ebene veranschlagten Gesamt­

ausgaben und der Summe der auf unterer Ebene für die einzelnen Kategorien aufgestellten Bedarfsgrössen auszugleichen. Ist die erste Summe grösser als die zweite, so ist im Haushaltsvoran­

schlag noch "Luft", und dieser Überschuss wird unter den Ressorts aufgeteilt. Ist jedoch der gesamte Voranschlag kleiner als die Summe der Einzelvoranschläge, werden Ausgabenkürzungen vorgenom­

men, und zwar mit verschiedenen Prioritäten je nach Schuldentil­

gung, Verteidigungsbudget und zivilem Haushalt. Das Ergebnis dieses Prozesses ist schliesslich der Staatshaushalt für den nächsten Zeitabschnitt.

Eine Erhöhung oder Senkung der Steuersätze kommt hauptsächlich dann in Gang, wenn auf längere Sicht ein unzureichendes oder überhöhtes Steueraufkommen zu erwarten ist. Dessen Höhe hängt seinerseits von der voraussichtlichen Schuldentilgung und der Differenz zwischen den zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben ab.

Im Falle, dass eine Erhöhung oder Senkung der Steuersätze begrün­

det erscheint, werden die vier Einnahmequellen der öffentlichen Hand - indirekte Steuern, Einkommenssteuern, Gewerbesteuern und Sozialbeiträge - im Verhältnis zu ihrer Ergiebigkeit, und je nach der nationalen Neigung, manche Steuersätze rascher zu ändern als andere, angepasst.

Insgesamt wird hier davon ausgegangen, dass die Regierungen ihre

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Einnahmen und Ausgaben im Verhältnis zu den wechselnden Bedürf­

nissen nach öffentlichen Dienstleistungen, der voraussichtlichen Entwicklung der Wirtschaft und den Gesichtspunkten des Schulden­

dienstes gestalten.

INTERNATIONALER HANDEL

Wie bereits erwähnt, setzt sich der Handel der 25 Nationen und der übrigen Welt untereinander aus sechs Gütern zusammen: Land­

wirtschaftsprodukten, Rohstoffen, Primärenergie, Industriegütern, Rüstungsgütern und Dienstleistungen. Da Handelsströme in der Regel zwischen je zwei Nationen und nicht zwischen der einzelnen Nation und einem Gesamtpool stattfinden, ergeben sich 3900 ( 25 Partnernationen x 6 Güterklassen) individuelle Handelsströme pro Mode11zyklus.

Die Schlüsselfaktoren, die die Richtung und die Grössenordnung dieser Ströme bestimmen, sind Importnachfrage, Preisindex, Wech­

selkurse und Länderpräferenzen. Die sektorspezifische Einfuhr­

nachfrage einer Nation ändert sich mit ihrer binnenwirtschaft­

lichen Produktivität und dem Verhältnis des Weltpreises einer Ware zu ihrem Inlandspreis und dem jeweiligen Wechselkurs. Bei besonderen Umständen, etwa Zahlungsbilanzschwierigkeiten, kann es

zu Einfuhrbeschränkungen kommen.

Sobald jede Nation entschieden hat, wieviel sie von jeder Ware einführen will, muss diese Nachfrage unter den 25 potentiellen Anbieternationen verteilt werden. Wieviel ihrer Importe eine Nation von einer anderen bezieht, hängt grundsätzlich von den Preisen ab, zu denen alle potentiellen Liefernationen eine Ware

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anbieten, und von den politischen Präferenzen, die die Ein­

fuhrnation für oder gegen den Einkauf dieser Ware bei der einzel­

nen Exportnation hat. Dieser Präferenzfaktor soll vor allem die politischen, preisunabhängigen Einflüsse auf die Richtung der Handelsströme erfassen. Diese "Vorzugskoeffizienten" wurden zur Zeit der Niederschrift des vorliegenden Papiers aus den Daten für 1970 abgeleitet und als von da an konstant behandelt. Wir werden in Kürze die Abhängigkeit der relevanten Vorurteile von Faktoren wie internationaler Feindseligkeit und Kooperation im Modell dynamisch gestalten.

Bilateraler Handel und Gesamtexport jeder Nation ergeben sich direkt aus dem Einfuhrbedarf ihrer 25 potentiellen Kunden und dem Anteil an der Gesamteinfuhr, den jeder von diesen dem Exporteur abnimmt. Die Gesamteinfuhr- und -ausfuhrzahlen beeinflussen die Volkswirtschaft, indem sie Vorratsbestände und Preise verändern und sich über die Zahlungsbilanz auf das Sparquoten-Investitio- nen- Verhältnis auswirken. Dieses Handelsmodell wurde von-Arming­

ton (1969) übernommen und GLOBUS angepasst. Peter Brecke und Brian Pollins sind für die Implementierung und das Schätzverfah­

ren dieses Teils unseres Modells verantwortlich.

DEMOGRAPHISCHE VERÄNDERUNGEN

Im Hinblick auf die relativ kurzfristige Zeitperspektive des Modells bis zum Jahr 2000 wird das demographische Modell nicht durch sozio-ökonomische Veränderungen, sondern entsprechend den Wachstumsraten gelenkt, wie sie die Projektionen der ILO (Inter­

national Labour Office) von 1977 ergeben. Ausser der Gesamtbe­

völkerung und dem Anteil an Beschäftigten berücksichtigt das Modul fünf Altersgruppen-: 0-9 Jahre, 10-14 Jahre, 15-19 Jahre,

(23)

20-24 Jahre und 65 Jahre oder älter. Die ersten vier sind be­

stimmend für die Zahl der Auszubildenden, was sich auf den Bil­

dungsaufwand auswirkt, die letzte Gruppe beeinflusst die aufgrund der staatlichen Sozialprogramme zu leistenden Zahlungen.

INNENPOLITIK

Im innenpolitischen Bereich behandeln wir drei Verhaltensweisen:

Massendemonstrationen, organisierte Gewalt und Regierungssank­

tionen. Zur ersten gehören Oppositionshandlungen gegen die Re­

gierung mit einer Vielzahl von Beteiligten, aber geringer Ge­

waltanwendung, z.B. Demonstrationen und politische Streiks. Die zweite Protestform, organisierte Gewalt, wird in der Regel von einer verhältnismässig kleinen, aber gut organisierten Gruppe ausgeführt und tendiert in einem hohen Mass zu Gewalttätigkeit.

Politischer Mord bis zum Bürgerkrieg sind Beispiele hierfür.

Staatliche Sanktionen sind Massnahmen der Regierung, um Wider­

spruch. und Opposition zu unterdrücken. Verbot einer politischen Partei oder einer regierungsfeindlichen Zeitung sind Beispiele für diese Kategorie. Die empirische Basis für diese drei Grund­

typen politischen Verhaltens lieferten die von Taylor und Jodice (1983) zusammengestellten sogenannten Ereignisdaten.

Das Modell, das Veränderungen dieses Verhaltens im Zeitablauf darstellt, wurde von Thomas R. Cusack entworfen. Es wird z.Z. von Thomas R. Cusack und Wolf-Dieter Eberwein weiterentwickelt. Es beruht auf der Annahme, dass sowohl Massenproteste wie organi­

sierte Gewalt ihren Grund in öffentlicher Unzufriedenheit mit der Regierung haben, wenn diese den vom Volk erwarteten Lebensstan­

dard nicht zu erreichen und/oder zu erhalten vermag. Ferner steht Protestverhalten in Beziehung zu staatlicher Unterdrückung und

(24)

der spezifischen Gewalttradition, während organisierte Gewalt als Funktion des Massenprotestes und vorausgegangener Regierungs­

sanktionen gesehen wird. In welchem Ausmass eine Regierung in ihrem Verhalten gegenüber der Opposition zur Repression greift, hängt davon ab, welcher Art und Stärke diese Opposition ist, wieweit die Regierung sich zur Verhängung von Sanktionen imstande sieht und welche geschichtlich bedingte Neigung besteht, dieses Instrument gesellschaftlicher Machtäusübung einzusetzen.

AUSSENPOLITIK

Vereinfacht gesprochen, gibt es, wenn man Aussenpolitik modellie- I

ren will, zwei Hauptansätze. Dem ersten zufolge besteht aussenpo- litisches Verhalten aus einer Fülle einzelner Handlungen, von denen jede das Ergebnis eines auf inhaltlichen, taktischen und manchmal strategischen Erwägungen beruhenden Entscheidungspro­

zesses ist. Der andere Ansatz betrachtet aussenpolitisches Ver­

halten als das mehr oder weniger kontinuierliche Bemühen der Nationen, durch Wort und Tat zu erkennen zu geben, was sie für erwünscht oder unerwünscht betrachten. Innerhalb dieses Rahmens sind die einzelnen Handlungen nur ein partieller Ausdruck der Grundeinstellung einer Nation zur anderen. Das bedeutet, dass man die Gesamtheit der Handlungen in ihrer Mischung und Intensität in Betracht ziehen muss, wenn man die Grundzüge der Aussenpolitik insgesamt feststellen will.

Im Prinzip sind beide Ansätze nicht nur miteinander verein­

bar, sondern sogar komplementär. Der erste Ansatz eignet sich zum Beispiel besser für die Interpretation kurzfristigen, der zweite für das Verständnis langfristigen Verhaltens. Sicherlich müsste

(25)

eine umfassende Theorie der Aussenpolitik Elemente beider Ansätze integrieren. Leider hat bisher niemand, uns selber eingeschlos­

sen. eine solche Synthese in Angriff genommen.

Aufgrund des zweiten Ansatzes und der COPDAB (Conflict and Peace Data Bank)-Daten entwickelten wir Indexwerte für Konflikt und Kooperation der 25 GLOBUS-Nationen, wie sie es im Verhältnis zueinander im Zeitraum von 1948 bis 1978 an den Tag legten. Es geht uns hierbei vor allem darum, Verhaltensmuster internationa­

ler Freundschaft oder Feindschaft statt individueller Akte einer Nation gegenüber anderen zu modellieren. Da unser Zeitrahmen einige Jahrzehnte umfasst, hielten wir diesen Ansatz für den am besten geeigneten.

Das von Dale Smith entwickelte Aussenpolitik-Modul beruht im wesentlichen auf dem Konzept des Aktions-/Reaktionsverhaltens.

Danach wird eine Nation zu feindlichem oder kooperativem inter­

nationalem Verhalten primär durch das feindliche oder kooperative Verhalten motiviert, das ihr selber widerfährt. Daraus ergibt sich die hier entscheidende Frage, ob eine Nation diese Feind­

schaft oder Kooperation, die eine andere ihr erweist, in verstärktem Masse, in gleicher Weise oder weniger stark erwidert.

Unsere erste Implementierung dieses Submodells ging von der ver­

einfachten Annahme aus, dass sich das bilaterale Reaktions­

verhalten im Verlauf von einigen Jahrzehnten nur sehr langsam, wenn überhaupt, verändert. Da Kooperation und Feindseligkeit zwei getrennte Verhaltensweisen sind, erforderten die Schätzungen bei diesem Modell 1200 Regressionen (25 Nationen x 24 Nationen x 2 Reaktionsweisen). Die neue Version dieses Moduls nimmt die Reak­

(26)

tionen nicht als konstant an, sondern geht davon aus, dass sie sich unter dem Einfluss des internationalen Klimas (z.B. der Ost- West Spannungen), der Bilanz bilateraler (dyadischer) politischer Beziehungen (d.h. ihrer Mischung aus Feindschaft bzw. Konflikt und Kooperation), der Handelsbeziehungen und der relativen mili­

tärischen Stärke verändern. Die Schätzungen werden gegenwärtig durchgeführt, in Kürze wird diesesTeilmodell die bisher verwandte Version ersetzen.

DIE ROLLE DER REGIERUNG

Wie bereits erwähnt, spielt die Regierung eine zentrale Rolle in NATM0D6. Schaubild 3 verdeutlicht diese Stellung im Verhältnis zu den vier Bereichen, in denen sie tätig wird. Im volkswirtschaft­

lichen Bereich hat die Regierung eine überwachende, reagierende und in beschränktem Umfang steuernde Funktion des Wirtschaftsge­

schehens. Die Regierung versucht, durch ihre.Steuer- und Ausga­

benpolitik zur Erreichung bestimmter Ziele auf das Wachstum, die Beschäftigung, die Preise und dergleichen Einfluss zu nehmen.

Auch die innenpolitischen Entwicklungen werden aufmerksam ver­

folgt. Bei politischen Unruhen in Form von Massendemonstrationen und/oder organisierter Gewalt greifen Regierungen vielfach zu Sanktionen als direkter Massnahme, um die Opposition in Schach zu halten. Eine Regierung kann auch versuchen, durch Änderung ihrer Steuer- und Ausgabenpolitik Widerstände zu vermindern.

Auf internationaler Ebene versuchen Regierungen, die Beziehun­

gen, die ihre Nation zur übrigen Welt hat, in geordneten Bahnen zu halten. Im internationalen Wirtschaftsbereich ist eine Regie­

rung beispielsweise mit der Zahlungsbilanz, der Auslandsverschul­

dung, dem Wechselkurs und der Entwicklungshilfe befasst. Sie ist

(27)

ferner in hohem Masse daran interessiert, dass Entscheidungen im Welthandel mit ihren aussenpolitisehen Zielen harmonieren. Zu den einer NATM0D6-Regierung in diesem Bereich zur Verfügung ste­

henden Instrumenten gehören Importregulierungen nach Menge und Herkunftsland, die Festsetzung des Wechselkurses sowie Höhe und Zielrichtung der Entwicklungshilfe.

Die Regierung überwacht auch die Stellung und den Status ihrer Nation in der internationalen Politik und versucht durch ihre Aussen- und Sicherheitspolitik, das Verhalten anderer Nationen zu beeinflussen. Gegenstand der Aussenpolitik ist in diesem Fall die spezifische Einstellung, mit der die einzelne Nation mehr oder weniger feindselig oder kooperativ auf das aussenpolitische Ver­

halten der anderen reagiert. Diese Einstellung kann sich im Laufe der Zeit durch Veränderungen innerhalb der Nation selbst oder im internationalen Bereich wandeln. Die von Regierungen auf dem Gebiet der Verteidigung getroffenen Entscheidungen unterliegen dem Einfluss der entsprechenden Massnahmen anderer Nationen und beeinflussen diese ihrerseits. Daher beobachten Regierungen den für sie relevanten internationalen Bereich, um zu erkennen, wel­

che der Nationen etwa feindselige Absichten hegen und zugleich über ein bedeutendes Militätpotential verfügen. Ihr Haupt­

machtmittel, um solchen Drohungen entgegenzutreten, ist die Stei­

gerung der eigenen Verteidigungskapazität.

Insgesamt betätigt sich also eine NATM0D6-Regierung gleichzeitig in verschiedenen Bereichen und verfolgt dabei eine Vielzahl von Zielen mit unterschiedlichen Instrumenten. Ein Hauptproblem für eine Regierung ist es dabei, dass sie die direkte Interdependenz der vier Bereiche, nicht zu steuern vermag und folglich

(28)

bestenfalls in beschränktem Masse, in manchen Fällen aber über­

haupt nicht in der Lage ist, ihren Einfluss geltend zu machen.

EINIGE BEISPIELHAFTE ERGEBNISSE

Die im folgendem Abschnitt beschriebenen Ergebnisse sind vorläu­

figer Natur. Sie sollen lediglich einige Zusammenhänge illustrie­

ren, die das Modell darzustellen imstande ist. Zum Zeitpunkt dieser Simulationsläufe (April 1984) war der Prozess der Parame­

terschätzung, der Modelleinstellungen und Strukturänderung noch keineswegs abgeschlossen. Deswegen ist das Vertrauen in die vor­

gelegten Ergebnisse noch keineswegs so hoch, wie wir es wünschen.

Nichtsdestoweniger kann man aus diesen vorläufigen Resultaten Einblick in das grundlegende Modellverhalten bekommen.

Zunächst sollen jedoch einige der Vorüberlegungen erklärt werden, auf denen die hier vorgelegten graphischen Darstellungen beruhen.

1. Zwei verschiedene Typen von Summen werden verwendet. Er­

stens die sogenannten Weltwerte, die sich auf die 25 Nationen von GLOBUS beziehen. Zweitens die sogenannten Globalwerte, die sich aus den Summen der 25 Nationen und dem Rest der Welt erge­

ben. Diese zweite Art der Summe wird nur für den internationalen Handel verwendet, wo die übrige Welt eine nicht zu vernachlässi­

gende Rolle spielt.

2. Die 25 Nationen wurden aus diversen Gründen einer von drei Gruppen zugeordnet:

a) Westen - Kanada, Frankreich, Deutschland (West), Italien, Japan, Grossbritannien und die Vereinigten Staaten

(29)

b) Osten - Tschechoslowakei, Deutschland (Ost), Polen und die Sowjetunion

c) Süden - Argentinien, Brasilien, China, Ägypten, Indien, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigerien, Pakistan, Saudi Arabien, Südafrika, Türkei und Venezuela

3. In einigen Diagrammen sind die Ergebnisse nach Wirtschaftsbereichen aufgeteilt, wobei folgende Abkürzungen verwendet wurden:

a. AG - Agrarprodukte b. RM - Rohmaterialien c. PE - Primärenergie d. MN - Industriegüter e. AR - Rüstungsgüter f. SR - Dienstleistungen

4. Zwei Indizes werden verwendet. Der erste, der CON (=Konzen- trations) Index, ist von Ray und Singer (1973) übernommen. Er geht von 0, der absoluten Gleichverteilung, bis 1.0, der totalen Konzentration. Der MPC (Militärische Macht Konzentration) Index wurde von Thomas Cusack 1981 zur Messung konventioneller Militär­

macht entwickelt. (Der Leser, der an weiteren Einzelheiten dieser Konstrukte interessiert ist, wird auf die oben zitierte und im Anhang aufgeführte Arbeit von Cusack verwiesen.)

5. In vielen der folgenden Diagramme sind die Ergebnisse in Währungseinheiten aufgeführt. Dabei ist immer der Wert des US- Dollar von 1970 zugrundegelegt. Die nationalen Währungen wurden aufgrund der vom Modell errechneten entsprechenden Wechselkurse in US-Währung umgewandelt und dann aufsummiert. Zwei häufig ge­

brauchte Abkürzungen sind MIO, für Millionen und TSD für Tausend.

(30)

So bedeutet z.3. TSD Millionen 1.000 Millionen oder eine Milliar­

de .

Wenden wir uns nun der Betrachtung des Modellverhaltens in vier Bereichen zu: Wachstum und Produktion, Welthandel, Ressourcen­

allokation durch die Regierungen und nationale Sicherheit.

WACHSTUM UND PRODUKTION

Diagramm 1 zeigt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die gesamte Welt und die einzelnen Regionen, das mit dem Modell von 1970 ausgehend bis 2000 hochgerechnet wird. Das Welteinkommen vervierfacht sich im Laufe dieser 30 Jahre. Das Gesamtbrutto­

inlandsprodukt des Westens verdreifacht sich, während das des Ostens und Südens etwas stärker wächst als das des Weltdurch­

schnitts insgesamt.

Diese regionalen Unterschiede werden deutlicher, wenn wir Dia­

gramm 2 hinzunehmen. Hier sind die jährlichen Wachstumsraten des weltweiten und der regionalen Bruttoinlandsprodukte dargestellt.

Die weltweite Wachstumsrate nimmt in der Zeitspanne 1970 - 2000 ständig ab, von etwa 4,5 auf 3,8% jährlich. Dieses Absinken ist hauptsächlich auf den Westen, Rückgang von 4,2 auf 3,8% jährlich, und auf den Osten, von ungefähr 5 auf 4% jährlich, zurückzufüh­

ren. Auch im Süden sinkt die Wachstumrate, aber nur geringfügig, von 5,5 auf 5,2% jährlich.

Setzen wir diese projizierten Gesamterträge zu der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung in Beziehung, so erhalten wir die in Diagramm 3 dargestellten Ergebnisse. Das weltweite und regionale

(31)

Pro-Kopf-Einkommen verdoppelt sich, wie wir sehen, in diesen 30 Jahren, aber das ist weitgehend ein Folge dessen, was sich im Westen und im Osten abspielt. Im Westen steigt das Pro-Kopf- Bruttoinlandsprodukt von 1970 etwas über 3000 US Dollar auf über 8000 US Dollar im Jahre 2000, während es im Osten von etwa 1800 US Dollar auf fast 6000 US Dollar jährlich zunimmt. Die Wachs­

tumsrate des Südens ist weit bescheidener. In dieser Region steigt das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von etwa 200$ auf rund 500$ im Jahre 2000. Nimmt man dieses Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als Masstab, um die Kluft zwischen Nord und Süd zu messen, so ist das Ergebnis klar: sie wird sich bis zum Ende unseres Jahrhunderts erweitern, nicht aber verringern.

Die folgenden drei Diagramme (4-6) verdeutlichen, wie der über 30 Jahre hin projizierte Weltoutput sich zusammensetzt. Diagramm 4 zeigt eine Aufgliederung des Welt-BIP nach Wirtschaftssektoren und macht deutlich, dass die vorhergesagte Wirtschaftsexpansion vor allem in zwei Bereichen stattfindet: bei den Dienstleistungen und bei der Industrieproduktion. Der Zuwachs in den vier anderen Sektoren - Landwirtschaft, Rohmaterialien, Primärenergie und Rüstung - ist im Vergleich hierzu als recht bescheiden zu be­

zeichnen .

Diese Entwicklung ist aber viel komplexer, wenn die relative Grösse der Sektoren in Betracht gezogen wird. In Diagramm 5 zeigen wir die Gesamtprodukte der Sektoren in Prozent des Welt- BIP. Die Kurven verlaufen sehr viel ruhiger als in Diagramm 4.

Ein einziger Wirtschaftsbereich, nämlich die Industrieproduktion, wächst rascher als das Welt-BIP und vermehrt seinen Anteil an der Weltproduktion entsprechend. Ausgeglichen wird dieses Wachstum durch ein relatives Schrumpfen aller fünf - anderen Sektoren.

(32)

Ein bedeutsames Thema der aktuellen Nord-Süd-Debatte betrifft die Herkunftsländer der verschiedenen Warengattungen. Ein Aspekt ist dabei der Wunsch der unterentwickelten Nationen, einen grösseren Anteil an der weltweiten Industriegütererzeugung zu produzieren. Um Strukturveränderungen in der Weltwirtschaft ein­

zubeziehen, messen wir mit Hilfe des früher erwähnten CON Index den Konzentrationsgrad der Produktion jeder der sechs Waren­

gattungen innerhalb der 25 Nationen. Diese Indexwerte sind in Diagramm 6 dargestellt. In vier Bereichen - Rüstung, Dienstlei­

stungen, Rohmaterialien und Primärenergie - ist die Tendenz zur Konzentration rückläufig. Das bedeutet, dass sich die Anteile der Nationen an der Weltproduktion hier stärker angleichen. Im Landwirtschaftssektor konzentriert sich die Produktion in der ersten Hälfte des dargestellten Zeitraums, während sie danach leicht abnimmt. Die Industrieproduktion zeigt durchgehend einen leichten, aber erkennbaren zunehmenden Konzentrationstrend.

Insgesamt weisen diese sechs Diagramme auf eine Entwicklung hin, die in den Dritte-Welt-Ländern auf Unwillen und gegebenfalls Widerstand stossen dürfte. Trotz der hohen Wachstumsraten im Süden wird sich die Kluft zwischen Nord (West wie Ost) und Süd bis zum Ende des Jahrhunderts beträchtlich vertiefen. Ausserdem entspricht die Entwicklung der Weltproduktion nach Zusammenset­

zung und Standort nicht den Wünschen der Dritten Welt. Die Konzentrationsindizes deuten auf eine weltweite Arbeitsteilung hin, bei der jene Nationen, die bereits heute relativ grosse Agrarproduzenten sind ( meist im Süden) verhältnismässig noch mehr produzieren werden. Jede Nation, die einen grossen Teil der Welterzeugung an Industriegütern hat (d.h. der Norden), wird

(33)

ihren Anteil - dieser Projektion zu Folge - bis zum Jahrhundert­

ende noch steigern.

WELTHANDEL

Diagramm 7 zeigt das Exportvolumen von 1970-2000 global, also GLOBUS und den Rest der Welt, wie regional. Dass sich die Exporte weltweit gesehen verdreifachen, ist weitgehend eine Folge der Tatsache, dass der Westen seine Exporte vervierfacht.

Im Süden und Osten steigen dagegen die Ausfuhren nur geringfü­

gig, wenn auch erkennbar an. Es ist daher anzunehmen, dass sich an der beherrschenden Stellung des Westens im Welthandel nichts ändern wird.

Aus Diagramm 8 und 9 geht die Zusammensetzung des weltweiten Handels im Zeitablauf hervor. Das erste zeigt die sechs Waren­

ströme in absoluten Zahlen nach US? 1970, das zweite in Prozenten der Globalexporte. Diagramm 8 lässt erkennen, dass alle sechs Warengattungen in absoluten Zahlen der Aufwärtsbewegung der Ge­

samtexporte folgen, wobei die Steigerung der Industrieausfuhren besonders eindrucksvoll ist. Diese letzte Entwicklung ist jedoch, wie Diagramm 9 ausweist, etwas irreführend. Überprüfen wir den Umfang des Gesamthandels, indem wir die Handelsströme der einzel­

nen Wirtschaftssektoren in Prozenten der Globalexporte messen, so ist die Zusammensetzung des Welthandels, mit einer Ausnahme, in dieser Zeitspanne durchgehend bemerkenswert stabil. Die Ausnahme ist der geringe, jedoch erkennbare Rückgang des Handels mit Landwirtschaftsprodukten. Insgesamt ergibt die Projektion, dass sich die Zusammensetzung des Welthandels bis zum Ende des Jahr­

hunderts nur geringfügig verändert.

(34)

Das letzte Diagramm, das wir beim Welthandel heranziehen wollen, zeigt Projektionen, die zwar interessanter sind als die bisheri­

gen, aber auch problematischer. Diagramm 10 stellt die voraus­

sichtliche Entwicklung der relativen Weltpreise für jede der sechs Warengattungen dar. Bevor wir diese Ergebnisse interpretie­

ren, ist eine Erklärung über diese Preise notwendig. Im Rahmen unseres Modells dienen Preise als Indikatoren für Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage, sind also nicht identisch mit den üblichen Marktpreisen. Sie zeigen daher nicht Auswirkungen von Inflation im üblichen Sinne an, sondern langfristig Knapp- heit/Überangebot bestimmter Waren. Und natürlich müssen wir bei der Aggregation nationaler Preise zur Gewinnung eines Welt­

preisindex auch die Wechselkursschwankungen beachten.

Beachtet man diese Überlegungen, so führt eine Analyse des Dia­

gramms 10 zu dem Schluss, dass langfristig die Versorgung der Welt mit Agrarpr.odukten, Rohstoffen, Primärenergie die weltweite Nachfrage nur unzureichend decken kann. In den anderen Sektoren - Industriegüter, Rüstung und Dienstleistung - besteht ein leichtes Überangebot, jedoch ohne Anzeichen eines wesentlichen Ungleich­

gewichts. Zwar sollte man heute aus diesen Ergebnissen noch keine festen Schlüsse ziehen. Interessant ist aber, dass die drei Sektoren, für die das Modell langfristig Versorgungsmängel vor­

hersagt, eben jene sind, die auch andere Beobachter als künftige Problembereiche bezeichnet haben.

STAATLICHE RESSOURCENALLOKATION

Wie wir bereits ausgeführt haben, können im Rahmen unseres Mo­

dells Regierungen für eine Vielzahl von Zwecken Ressourcen Zutei­

len. Wir wollen uns hier nur mit einem Ausschnitt aus diesen

(35)

Ausgabenkategorien befassen: auf Verteidigung, Wohlfahrt, Bil­

dung, Gesundheit, ferner einer Zusammenfassung der drei letzten Kategorien, die wir Sozialleistungen nennen wollen.

Diagramm 11 zeigt die vorausberechnete Höhe der verschiedenen Ausgaben dieser 25 Nationenwelt bis zum Jahrhundertende. Be­

trachten wir zunächst die Verteidigung (DEX) und die Gesamtheit der Sozialleistungen (SOX), so zeigt sich eine erhebliche Ver­

schiebung in der Grössenrelation. Waren die Sozialleistungen in diesen Ländern 1970 etwa doppelt so hoch wie der Verteidigungs­

aufwand, so werden sie zum Ende des Jahrhunderts mehr als viermal so hoch. Sehen wir uns die Komponenten der Sozialleistungen Wohlfahrt (WEX), Bildung (EDX) und Gesundheit (HEX) - an, so

finden wir, dass das Anwachsen der Ausgaben Folge der mehr als fünffachen Steigerung der Wohlfahrtsleistungen ist. Prüfen wir nun, wie weit diese Gesamtentwicklung auch auf unsere drei Regionen zutrifft.

An Diagramm 12 wird die Entwicklung der Ausgaben in den sieben Ländern, im Westen, abgebildet. Diese Gruppe bestimmt das Grund­

muster für die gesamte GLOBUS-Welt. Sozialleistungen vervier­

fachen sich bei Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu den Ver­

teidigungsausgaben. Diese starke Erhöhung geht vornehmlich auf die höheren Wohlfahrtsleistungens, nicht auf vermehrten Auf­

wand für Bildung und Gesundheit zurück.

Für den Osten ist die entsprechende Ausgabenentwicklung in Dia­

gramm 13 dargestellt. Hier erkennen wir das gleiche Grundmuster wie im Westen, jedoch mit einigen interessanten Unterschieden.

Auch hier wachsen die Sozialausgaben stärker als die für die

(36)

Verteidigung, aber die Schere öffnet sich die ganze Epoche hin­

durch weit weniger als im Westen. Und wie zuvor sehen wir wieder, dass das Anwachsen der Sozialausgaben in erster Linie auf die Erhöhung der Wohlfahrtsleistungen zurückgeht. Jedoch sind hier die Bildungsausgaben offenbar ein mitbestimmender Faktor. Neben­

bei wäre anzumerken, dass die Wohlfahrtsleistungen im Osten nach dieser Projektion die Verteidigungsausgaben erst zu Ende der 80er Jahre überrunden, während sie im Westen immer schon höher waren.

Angenommen diese Ergebnisse treffen zu, dann heisst das, dass der Osten gegen Ende des Jahrhunderts eine grundlegende Neuorientie­

rung bei der staatlichen Ressourcenallokation vollzogen hat.

Unsere Ergebnisse für den Süden gehen aus Diagramm 14 hervor.

Hier erkennen wir ein Muster, das teils ähnlich, teils verschie­

den von dem im Westen und Osten ist. In dieser Region waren die Sozial- und Verteidigungsausgaben 1970 ungefähr gleich hoch, während im Jahr 2000 der Sozialaufwand um etwa 50 Prozent höher liegt als der für die Verteidigung. Es zeigt sich also auch im Süden ein zunehmender Grössenunterschied zwischen den Sozial- und den Verteidigungsausgaben. Verursacht wird das Anwachsen des Sozialaufwandes jedoch wie im Osten sowohl durch Wohlfahrts- wie durch Bildungsausgaben, nicht hauptsächlich durch den Wohl­

fahrtsaufwand wie im Westen.

Nimmt man die Ressourcenzuteilung durch die Regierung zum Mass­

stab, so sieht die von dem Modell vorgezeichnete Zukunft gar nicht so unbefriedigend aus. Viele haben einen Prioritätenschub von der nationalen Sicherheit hin zur sozialen Wohlfahrt gefor­

dert, und das ist, relativ gesehen, genau, was die Ergebnisse vorweisen. Zum Teil ist diese Verschiebung eine Folge der erwar­

teten demographischen Veränderungen (z.B. ein proportionales

(37)

Anwachsen der Zahl der über 65-Jährigen mit Rentenansprüchen).

Allerdings lassen weitere Überlegungen, die wir noch diskutieren werden, dieses Zukunftsbild als zu optimistisch erscheinen.

NATIONALE SICHERHEIT

Im vorigen Kapitel wurde über das Verhältnis der Verteidigungs­

ausgaben zu den Sozialleistungen gesprochen. Nunmehr werden wir den Verteidigungsaufwand und das sich daraus ergebende Anwachsen militärischer Macht genauer untersuchen. Diagramm 15 zeigt die Verteidigungsausgaben weltweit und für der die drei Regionen. In diesen 30 Jahren (1970-2000) hat sich der Verteidigungsaufwand weltweit ungefähr verdreifacht, ist also langsamer gewachsen als das Welt-BIP. Proportional vermindert sich also der weltweite Verteidigungsaufwand in dem ganzen Zeitraum. In den drei Regio­

nen wachsen die Verteidigungsausgaben in leicht unterschiedlichem Masse an. Der Osten bleibt zurück, beim Ende des Jahrhunderts hat sich hier der Abstand zwischen den beiden Regionen vergrössert.

Im Süden beobachten wir eine Verdreifachung der Verteidigungsaus­

gaben, und das ist wesentlich weniger als das dort ungefähr fünffache Anwachsen des Bruttoinlandsprodukts. In der Tat geht der Verteidigungsaufwand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt

in allen drei Regionen zwischen 1970 und 2000 zurück.

Diagramm 16 zeigt, wie diese Ausgabenentwicklung sich auf das konventionelle Militärpotential auswirkt. Auf Weltniveau erken­

nen wir einen langsamen, aber stetigen Anstieg des MPC (Military- Power Concentration) Index, was darauf schliessen lässt, dass die 25 Nationen in ihrer Gesamtheit ihre konventionelle Rüstung bis zum Ende des Jahrhunderts stetig vergrössern. Bricht man den Gesamtkomplex nach Regionen auf, so erhält man einige interessan­

(38)

te Ergebnisse. Zwischen West und Ost verringert sich der Abstand an konventioneller Militärmacht, der sich zunächst in den 70er Jahren vergrösserte. Der Abstand zwischen Westen und Süden dage­

gen wird immer kleiner, bis am Ende der Periode die Machtstellung von Ost und Süd sich im Vergleich zu 1970 umgekehrt hat.

Die letzte Frage in diesem Abschnitt befasst sich mit der Vertei­

lung konventioneller Militärmacht unter den 25 Nationen. Wir bedienen uns des früher beschriebenen CON-Index, um zu messen,

in welchem Masse sich die Militärkapazität zwischen 1970 und 2000 mehr oder weniger gleichmässig verteilt. Eine Prüfung der konven­

tionellen Militärkapazitäten ergibt, wie Diagramm 17 zeigt, eine scharfe Konzentration in den 70er Jahren. Sie wird später gerin­

ger, d.h. die 25 Nationen gleichen sich im ganzen in ihrem konventionellen Militärpotential wieder etwas mehr einander an.

Hinsichtlich der nationalen Sicherheit müsste man daraus fol­

gern, dass die hier gezeigte Zukunft recht stabil und bis zu einem gewissen Grade verhältnismässig "freundlich" aussieht. Zwar hat Abrüstung nicht stattgefunden. Dafür expandiert der Militär­

sektor als Ganzes langsamer als die Wirtschaftsproduktion. Ein ausser Rand und Band geratendes weltweites Wettrüsten ist nicht erkennbar. Das mag, in der Tat, das Beste sein, was man von der Zukunft zu erwarten hat.'

(39)

SCHAUBILD 1 DIE GLOBUS-WELT

Francc Nigeria United Kingdom

BRA Brazil

IN D India

PAK Pakistan

CAN INS POL

Canada Indonesia Poland

C H N [RN SAU

China Iran Saudi Arabia

CZE ITA SAP

Czechoslovakia Italy South Africa

GDR JPN USR

East Germany Japan Soviet Union

EGY MEX TU R

Egypt Mexico Turkey

USA United States VEN Venezuela FRG West Germany

IIVG /G E

(40)

SCHAUBILD 2 DIE. GLOBUS-STRUKTUR

ALLE NATIONEN

RELATR SW APPR

D yadische Ström e von F e i n d s e l i g ­ k e i t u . Ko- [ o p e r a t io n

D yadische Ström e von H andel und E n tw ic k lu n g s h i l f e

ECOMOD

JEDE EINZELNE NATION

BUDtoO D PO LM O D

N

A

T

M O D

P ro d u k tio n >

Konsum/

B e s c h ä f t i ­ g u n g sg rad , P r e i s e

DEM M O D

-G esam tbevöl-—

k e r u n g ,

A rb e ite n d e Be v ö lk e ru n g , A lterszusam m e

S t e u e r s ä t z e , A usgaben, S ch u ld e n ­ management

“ M a s s e n p ro te s te , O r g a n i s i e r t e G e w a lt,

R e g ie ru n g s­

s a n k tio n e n

TRDM .O D

—Im p o r t e / A u sfu h r­

p r e i s e , P a r t n e r p r ä ­ f e r e n z

FO RM O D

R e a k tio n s g ra d a u f f e i n d s e l i g e und k o o p e r a tiv e Ström e

I n t e g r a t i o n d e r V a r ia b l e n ,

E rfa s s u n g d e r E r g e b n is s e ,

Z e i t f o r t l a u f

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