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Frommelt, Christian (2020): Aus 7 werden 3 – aus 12 werden 27. Beitrag im Rahmen der Artikelserie «Der EWR und Liechtenstein» des Liechtenstein-Instituts. Liechtensteiner Volksblatt, 30.4.2020.

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Schwerpunkt 25 Jahre Liechtensteinischer EWR-Beitritt

8|Inland

Der EWR und Liechtenstein

Aus 7 werden 3 – aus 12 werden 27

VON CHRISTIAN FROMMELT

A

m 1. Mai 1995 trat Liechten- stein dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bei. Der EWR verbindet die aktuell 27 Mitgliedsstaaten der Eu- ropäischen Union (EU) und die drei Mitglieder der Europäischen Frei- handelszone (EFTA) Island, Liech- tenstein und Norwegen zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum.

Dieser basiert auf gemeinsamen Re- geln und gleichen Wettbewerbsbe- dingungen, welche laufend aktuali- siert werden. Das oberste Ziel des EWR-Abkommens ist eine beständi-

ge und ausgewogene Stärkung der Handels- und Wirtschaftsbeziehun- gen zwischen den Vertragsparteien.

Die Ursprünge des EWR-Abkom- mens reichen in die 1980er-Jahre zu- rück, als die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) be- gann, ihre Pläne zur Schaffung ei- nes einheitlichen Binnenmarktes vo- ranzutreiben. Um allfälligen wirt- schaftlichen und politischen Nach- teilen einer solchen verstärkten Zu- sammenarbeit in der EWG entgegen- zuwirken, bemühten sich die EFTA- Staaten um engere Beziehungen zur EWG. Im Mai 1992 unterzeichneten die damals sieben EFTA-Staaten und zwölf EWG-Staaten das EWR-Abkom- men. Nachdem das Schweizer Stimmvolk im Dezember 1992 einen Beitritt der Schweiz zum EWR abge- lehnt hatte und nachdem Finnland, Schweden und Österreich 1995 der EU beigetreten waren, verblieben mit Island, Liechtenstein und Nor- wegen nur noch drei Staaten auf der EFTA-Seite des EWR. Zugleich hat sich die Mitgliederzahl der EU schrittweise auf 27 Staaten erhöht.

Zwischenzeitlich haben die drei EWR/EFTA-Staaten neben dem EWR-Abkommen noch weitere Ab- kommen mit der EU abgeschlossen.

Der EWR bleibt für sie aber das mit Abstand wichtigste Abkommen mit der EU. Auch erfreut sich der EWR in allen drei EWR/EFTA-Staaten grosser Unterstützung. Zumindest politisch hat sich das Kräfteverhält- nis im Laufe der Jahre jedoch stark in Richtung der EU verschoben. Ei- ne Folge davon war, dass der EWR

in der EU etwas in Vergessenheit ge- riet. Erst das zwischenzeitlich wie- der sistierte Beitrittsgesuch Islands (2009) sowie der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs brachten dem EWR wieder mehr Beachtung.

Aus Sicht der EU bleibt das EWR-Ab- kommen nämlich einzigartig, da die EU mit keinem anderen Nicht-Mit-

gliedsstaat über so enge Beziehun- gen verfügt wie mit den drei EWR/

EFTA-Staaten.

Aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums der Mitgliedschaft Liechtensteins im Europä- ischen Wirtschaftsraum (EWR) werden in einer Reihe von Kurzbeiträgen die Funk- tionsweise des EWR und dessen Bedeutung für Liechtenstein beleuchtet.

Zur Person

Christian Frommelt leitet seit 1. April 2018 das Liechten- stein-Institut. Vor seiner Funktion als Direktor war er sieben Jahre als Forschungsbeauf- tragter am Institut tätig. Von Juni 2017 bis März 2018 leitete der Poli- tikwissenschaftler zudem die Fach- expertenstelle Brexit.

EWR: Vom Provisorium zur Erfolgsgeschichte

Jubiläum  Am 1. Mai 1995 trat Liechtenstein dem Euro- päischen Wirtschaftsraum (EWR) bei. Auch wenn der Beitritt damals von Hürden geprägt war, ist ein Liechten- stein ohne die EWR-Mitglied- schaft heute nur noch schwer vorstellbar.

VON SEBASTIAN ALBRICH

E

s war ein langer Weg. Nach- dem Regierungschef Hans Brunhart am 2. Mai 1992 in Porto seine Unterschrift unter das EWR-Abkommen setzte, sollte es noch mal drei Jahre dau- ern, bis Liechtenstein am 1. Mai 1995 dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beitrat. Denn bereits im Ok- tober 1992 hatte das Fürstentum zu- erst eine Staatskrise zu bewältigen, die aus der Uneinigkeit von Fürst und Regierung über das Datum der EWR-Volksabstimmung entstand.

Schlussendlich stimmt Liechten- stein trotzdem nach der Schweiz ab, die den Beitritt ablehnte. In Liech- tenstein sprachen sich 55,8 Prozent für den Beitritt aus.

Im April 1995 standen sich jedoch erneut EWR-Gegner und -Befürwor- ter bei einer Volksabstimmung ge- genüber und hatten Liechtensteins Zukunft im EWR in der Hand. Doch wie Fürst Hans-Adam II. damals be- tonte, habe das Volk das «letzte Wort» und auch hier war dieses Wort ein Ja mit 55,9 Prozent der Stimmen. Womit das Abkommen auch hierzulande in Kraft treten konnte.

«Richtiger Weg»

Fürst Hans-Adam II. zeigte sich schon früh davon überzeugt, dass der EWR-Beitritt der «richtige Weg für Liechtenstein» ist. Auch der da- malige Regierungschef-Stellvertre-

ter Thomas Büchel nannte den Be- tritt wenige Tage vor dem Inkraft- treten die «wesentliche aussenpoliti- sche Entscheidung dieses Jahrhun- derts», die Liechtensteins Eigen- staatlichkeit weiter stärke. Auch wenn sie angesichts der vergange- nen 25 Jahre und trotz vieler Heraus- forderungen recht behalten sollten, konnte damals wohl noch kaum je- mand ahnen, dass der oft als Provi- sorium bezeichnete und «Warte- raum der Europäischen Union» ge- schimpfte EWR zu so einem zentra- len Fundament des heutigen Euro- pas werden wird.

Heute umfasst der Binnenmarkt 30 Staaten und rund 518 Millionen Bür- ger und hat auch der liechtensteini- schen Volkswirtschaft viele Vorteile gebracht. Seine Freiheiten vom frei- em Waren-, Dienstleistungs-, Kapi- tal- und Personenverkehr sind heute für Liechtensteins exportorientier- te Unternehmen wie auch Studen- ten und Bürger im Allgemeinen selbstverständlich und es ist für vie- le befremdlich, wenn sie wie aktuell

durch die Coronakrise plötzlich wieder eingeschränkt werden.

Rückblick und Ausblick

Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums nutzt das «Volksblatt» die Gelegen- heit, um auf das vergangene Viertel- jahrhundert und den Weg Liechten- steins im EWR zurückzublicken und auch die Frage zu stellen, wohin es in Zukunft gehen wird. Dazu hat das

«Volksblatt» das Thema aus verschie- denen Blickwinkeln beleuchtet und Interviews mit diversen Persönlich- keiten geführt, die in den kommen- den Tagen und Wochen veröffent- licht werden. Den Anfang macht heu- te Prinz Nikolaus, der als Leiter der liechtensteinischen Delegation die Verhandlungen zum EWR-Beitritt führte und jahrelang als liechtenstei- nischer Botschafter in Brüssel diente.

In einer Reihe des Liechtenstein-Ins- titutes, dessen erster Beitrag eben- falls heute erscheint (siehe unten), werden zudem die zentralen Inhalte und Herausforderungen des EWR-Ab- kommens beleuchtet werden.

Die Titelseite des «Volksblatts» vom 29. April 1995. (Faksimile: VB)

Prinz Nikolaus (l.) mit Josef Doswald, Schweizer Delegations-

chef, bei der Pressekonferenz zum geänderten Zollvertragstext bei EWR-Bei- tritt. (Foto: LI LA SgAV_11_1983_001/

Landesarchiv/Beat Schurte, Schaan)

EWR/EFTA-Staaten EWR/EU-Staaten

PT ES

FR IS

NO SE

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IT AT DE DK

BE NL

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GR CH

UK

EWR/EFTA- und EWR/EU-Staaten bei

Unterzeichnung des EWR-Abkommens (Mai 1992).

EWR/EFTA-Staaten EWR/EU-Staaten

PT ES

FR IS

NO SE

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IT SI HR AT

CZ DE DK

PL LT

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NL LU IE

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BG

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EWR/EFTA- und EWR/EU-Staaten heute.

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