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66 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2013 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS TATORT APOTHEKE

E

ine Kundin mittleren Al- ters wünscht ein gutes Mittel gegen Diarrhö. Es stellt sich heraus, dass sie seit gestern akute Durchfälle mit Übelkeit und Erbrechen hat. Ihre Nachbarin habe ihr ein loperamid- haltiges Medikament empfohlen. Ge- wissenhaft fragt die PTA nach, ob die

Beschwerden mit Schmerzen, Fieber oder blutigen Stühlen verbunden sind und ob besondere Umstände für den Durchfall verantwortlich sein könn- ten, zum Beispiel Essen, das nicht ver- tragen wurde. Das verneint die Kun- din. Außerdem möchte die Apothe- kenmitarbeiterin wissen, welche wei-

teren Arzneimittel die Dame ein- nimmt und ob es irgendwelche Un- verträglichkeiten gibt. Ihre sonstigen Medikamente sind: L-Thyroxin, Ve- rapamil gegen Herzrhythmusstö- rungen und Citalopram.

Pharmakologischer Hintergrund Weder das Schilddrüsenmittel noch Citalopram weisen ein Interaktions- potenzial mit Loperamid auf. Anders sieht es mit Verapamil aus. Der Wirk- stoff ist ein Kalziumantagonist, der bei koronarer Herzkrankheit, Herz- rhythmusstörungen und arterieller Hypertonie eingesetzt wird. Er wirkt vasodilatorisch und dadurch blut- drucksenkend. Am Herzmuskel wer- den Kalziumkanäle blockiert, sodass das Herz langsamer schlägt (negativ chronotrop) und die Schlagkraft ins- gesamt reduziert wird (negativ iono- trop). Am AV-Knoten wird außer- dem die Erregungsleitung verlang- samt (negativ dromotrop). Weil Ve- rapamil die Herzfrequenz senkt, be- einflusst es tachykarde Herzrhyth- musstörungen günstig. Kalziumanta- gonisten vom Verapamiltyp haben ein gewisses Interaktionspotenzial mit anderen Arzneistoffen. Einerseits sind sie Substrate von CYP3A4.

Zudem ist der Kalziumantagonist ein Hemmstoff des ABC-Transporter- proteins P-Glykoprotein, was zu Wechselwirkungen mit anderen Arz- neistoffen, die ebenfalls auf dieses Protein eine Wirkung haben, führen kann. Hier kommt nun Loperamid ins Spiel. Das Antidiarrhoikum vom Opioidtyp kann bei Erwachsenen die Bluthirnschranke nur wenig über-

winden. Außerdem wird angenom- men, dass es aktiv über Effluxpum- pen (ABC-Transporter) vom P-Gly- koproteintyp aus dem Gehirn trans- portiert wird, so dass es vorwiegend auf Opioidrezeptoren in der Periphe- rie wirkt. Dort entfaltet Loperamid seine motilitätshemmende Wirkung, die insbesondere zur Behandlung akuter Durchfälle gewünscht ist.

Wird Loperamid sublingual einge- nommen, wird der First-Pass-Effekt der Leber umgangen und eine schnellere Wirkung ist zu erwarten.

Hemmstoffe des P-Glykoproteins wie zum Beispiel Verapamil – aber auch Chinin, Chinidin, Ketoconazol, Do- xepin oder Ritonavir – können in Kombination mit Loperamid zentrale opioide Wirkungen von Loperamid hervorrufen. In Drogenkreisen wird dieser Effekt gerne genutzt, um das harmlose Durchfallmittel für zentrale Wirkungen „scharf ” zu machen.

Zurück zum Fall Die PTA erläutert der Kundin, dass das von ihr ge- wünschte Durchfallmittel mit einem ihrer Dauermedikamente in Wech- selwirkung treten könne. Sie emp- fiehlt ihr stattdessen eine orale Elek- trolytlösung, um den Flüssigkeits- haushalt und die Elektrolyte wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Außer- dem gibt sie ihr Kapseln mit Milch- säurebakterien mit, die einen güns- tigen Effekt auf die Darmflora haben.

Falls die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen nicht besser werden, soll- te sie einen Arzt aufsuchen.

p

Dr. Katja Renner, Apothekerin Loperamid

ist der Klassiker unter den Durchfallmedikamenten in

der Selbstmedikation. Aber Achtung – zusammen mit einigen Wirkstoffen können unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten.

Die PTA ermittelt

Die PTA ermittelt.

© Sergey Nivens / 123rf.com

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