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Leserbriefe

302 Ärzteblatt Sachsen 7 / 2017

Schöne@digitale Welt?

Leserzuschrift zum Editorial

„Ärzteblatt Sachsen“, Heft 5/2017 (redaktionell leicht gekürzt):

Sehr geehrter Herr Dr. Lipp,

Ihren Artikel „Schöne@digitale Welt?“

habe ich mit sehr viel Unruhe gele- sen.

Ich bin niedergelassene HNO-Ärztin und somit tagtäglich den Patienten mit Problemen, Sorgen und Nöten gegenüber konfrontiert, welche eine wesentliche Basis ihrer Beschwerden bilden. Um darauf wirklich in Ruhe und dem Patienten gerecht eingehen zu können, brauche ich Fachwissen, viel Empathie und Zeit. Ich kann somit Ihrer Aussage „Durch die Digi- talisierung der Medizin wird das bis- herige Tätigkeitsfeld des Arztes mit dem Dreiklang Anamnese, Diagnose und Therapie grundsätzlich erwei- tert“ nicht folgen. Im Gegenteil, ich finde es bedauerlich, dass nun ein Großteil unserer Patienten einem Arzt gegenübersitzt, welcher perma- nent seinen Blick zwischen Bild- schirm und Patienten wechselt. Ich zitiere: „Digitalisierung bietet indivi- duelle Patientenfreundlichkeit“. Aber sind wir als Ärzte nicht ständig um individuelle Patientenfreundlichkeit in unserer alltäglichen Praxis bemüht, so wie es der Eid des Hippokrates von uns abverlangt? Ich finde in unserem Eid überhaupt keine Spur davon, dass das digital zu erfolgen hat.

Wer drängt uns Ärzten eigentlich diese ganze Digitalisierung auf? Sind es nicht die Wirtschaft und die Industrie, die leider immer noch gewinnorientiert arbeiten und nicht angepasst den Bedürfnissen der Menschen? Ist tatsächlich der Wunsch

von uns Ärzten gekommen, die doch nur im Sinne des Menschen agieren dürfen? Sind die Ärzte nicht zur Genüge mit den ganzen negativen Folgen der digitalen Welt konfron- tiert? Es gibt so viele Menschen, die extrem leiden unter der beruflichen täglichen Bildschirmtätigkeit von acht bis zehn Stunden; ein Patient von mir arbeitet in einem Großraum- büro mit 80 Kollegen durchweg am Bildschirm, ist das wirklich men- schengemäß?? Es gibt die neue Sucht: Computersucht, an der leider viele und schon sehr junge Men- schen leiden und in ihrer freien Ent- wicklung eingeschränkt sind. Wenn wir als Ärzte die Digitalisierung wei- ter unterstützen, dann wird es weiter Tausende von Menschen geben, die ständig vor den Bildschirmen sitzen und programmieren oder Daten registrieren und verarbeiten und und und …

Wollen wir als Ärzte das weiter unterstützen? Oder ist es nicht an der Zeit, mal endlich zu sagen: „Nein, so wollen wir das nicht!“? Eine Reihe von Wissenschaftler warnt uns vor der digitalen Welt, wie Prof. Spit- zer in seinem Buch „Die digitale Demenz“. Warum hören wir nicht darauf? Und wenn es darum geht, zu verhindern, dass „andere, gewinn- orientierte Konzerne“ in die Regeln und Grenzen eingreifen, dann wäre das doch mal Aufgabe einer Regie- rung, dem entgegenzutreten. Aber so ist es leider nicht.

Dr. med. Kathrin Uhlig, Dresden

Sehr geehrte Frau Kollegin Uhlig, ich danke für Ihr Schreiben, zeigt es, dass dies Thema Sie im Innersten berührt. Sie äußern Bedenken vor

einer Entwicklung, die keinen Le - bensbereich auslässt. Ärzte nutzen Digitalisierung im privaten Bereich um ein Vielfaches mehr als im Beruf (Homebanking, das Navisystem im Auto, verschiedenste Apps und Computerprogramme). Warum dann diese Bedenken? Ich darf auch auf ein Missverständnis hinweisen. Digi- talisierung ist nicht identisch mit Telemedizin. Sie ermöglicht diese.

Und Telemedizin wird doch nicht das ärztliche Gespräch ersetzen, sondern ergänzen. Patientenströme und deren ärztliche Inanspruchnahme werden in Kombination mit den gro- ßen Themen Kostendämpfung, der Substitution ärztlicher Leistungen und den digitalen Möglichkeiten Ver- änderungen erzwingen. Nicht Politik und Konzerne erzwingen dies. Es sind die Versicherten, die die Chan- cen und Möglichkeiten der Digitali- sierung zu ihrem Nutzen einfordern.

Zu Recht! Ob wir wollen oder nicht, und unumkehrbar. Die Frage ist allei- nig: Gestalten wir im Sinne unseres Berufsstandes wie auch der Patien- ten mit oder überlassen wir die Aus- gestaltung dieser Szenarien den von Ihnen negativ konnotierten Konzer- nen, der Politik? Digitalisierung bie- tet zweifellos sehr viel Positives, aber auch Risiken, die es zu identifizieren und einzudämmen gilt. Ihre Ängste erinnern mich an die frühere Diskus- sion um die Sonografie, die keiner wollte, für Unsinn hielt. Digitalisie- rung bietet Chancen, Fach-/Exper- tenwissen, höhere Qualität und neue Versorgungsmethoden in der tägli- chen Praxis zu etablieren. Telemedi- zin wird, wie die Sonografie, in kür- zester Zeit Eingang in die meisten Arztpraxen finden. Für Ihre Beden- ken sehe ich überhaupt keine Grund- lage.

Dr. med. Thomas Lipp Vorstandsmitglied

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