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445

Zu Schlechta-Wssehrd's Ausgabe des „Jussuf und

Suleicha".

(ZDMG. XLin, 1 fg.) Von

M. GrUnbaum.

I.

Die in dem Aufsatze ,Aus Firdussi's religiös - romantischem

Epos ,Jussuf und Suleicha" (ZDMG. XLI, 578) in Aussicht ge¬

stellte üebersetzung des ganzen Gedichtes ist jetzt (1889) erschienen

unter dem Titel ,Jussuf und Suleicha. Romantisches Heldengedicht

von Firdussi". Die hohe Schönheit des Originals tritt hier natür¬

lich noch deutlicher zu Tage , als in der früheren üebersetzung

einzelner Stellen, und das um so mehr, als die meisterhafte Ueber¬

setzung gar nicht den Eindruck einer solchen, sondern den eines

Originals macht.

Im Vorworte (p. V fg.) wird auch die ürsache angegeben,

weshalb Firdusi sich hier in einem ganz anderen Sagen- und Ideen¬

kreise bewegt, als im Schahnameh, zugleich wird aber bemerkt,

dass auch in „Jussuf und Suleicha" einzelne Anklänge an altpersische Vorstellungen vorkommen, wie z. B. der „Magiergreis" (S. 36), der

„Feuertempel" (S. 123), sowie das „Wunderglas" (S. 237 fg.), das

eine Reminiscenz der altpersischen Sage vom „weltabspiegelnden

Zauberbecher" Dschemschid's ist, und Andres mehr.

Eine altpersische Reminiscenz findet sich aber gleich im Ein¬

gange des Gedichtes (p. 1), welcher lautet:

„Im Namen des Gebieters beider Welten,

Des göttlichen Behüters beider Welten

Der Feuerfunken in den Kieselstein

Und in die Wolke schloss den Regen ein ...."

Im Korftn (Sur. 36, 80; 56, 71) wird unter den Beispielen

von Gottes Allmacht und Fürsorge auch erwähnt, dass er aus dem

grünen Holze — y- n'^'i\ y^?^.iJi y — Feuer hervorkommen lässt.

(2)

446 Grünbaum, Zu Schlechta-Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

wie denn auch die beiden Reibzündhölzer — o^'-'^j — sehr oft

bildlich und sprichwörtlich vorkommen (z. B. Harlrt p. Iff, Iv1, f^l

fg.; Freytag, Provv. I, 50, 585, 588, 591; III, 211). Allerdings

wird bei Tabari (I, \U) und Ibn el-Attr (I, H) erzählt, der Engel

Gabriel habe Adam gelehrt, aus Eisen und Stein Feuer zu erzeugen

(wie es auch in einer früher — ZDMG. XXXI, 279 — von mir

angeführten TalmudsteUe heisst, Gott habe Adam die Einsicht ver¬

liehen, durch das Aneinanderschlagen zweier Steine Feuer hervor¬

zubringen), ein Araber pur sang würde aber dennoch in einem

iJÜ Jk.*.5^t, bei der Aufzählung der Beispiele von Gottes Allmacht,

dem Korän folgend, es hervorheben, dass Gott dem grünen Holze

Feuer entspringen lässt. Dass nun Firdusi den Kieselstein erwähnt

ist eine Reminiscenz an eine früher (ibid. p. 280) von mir an¬

geführte Stelle des Schahnameh (ed. Mohl I, 38), in der erzählt

wird, wie Hoscheng gegen die Schlange, welche die Welt verbrennen

will, einen Stein schleudert, aus dessen Zusammenprallen mit einem

anderen Funken entspringen, und wie Hoscheng den Schöpfer dafür

preist und dass zur Erinnerung hieran das n^x^ genannte Fest

(das auch Albirüni p. ffl fg. erwähnt) eingesetzt ward •).

Zu den in meinem Aufsatze im 43. Bande dieser Zeitschrift

(p. 1 fg.) angeführten Parallelstellen kommen mit dem Erscheinen

des ganzen Gedichtes noch einige neue hinzu, die im Folgenden zu

erwähnen ich mir erlaube.

Zamahlari's Erklärung des ju^ (P- ^) ^^^^ sich ähnlich

bei Firdusi (p. 144), wo erzählt wird, dass es Joseph schien, als

strecke sich ihm ein Arm entgegen, auf dessen Hand die Worte

geschrieben waren: ,Des Schöpfers Auge wacht an jedem Orte',

und dann — da dieses wirkungslos blieb — eine Hand mit den

Worten: „Nur Reinen thut sich auf das Paradies'. Da aber aueh

dieses keine Wirkung hatte, erschien ihm der Engel Gabriel in der

Gestalt seines Vaters, auf dessen Ermahnung hin er davon eilt.

Auch dass Joseph dafür bestraft werden sollte, dass er auf

Menschen statt auf Gott vertraute (p. 5), wird bei Firdusi (p. 163)

ihm von Gabriel verkündigt.

Die Erzählung von dem Kinde, das Joseph's Unschuld bezeugt

(p. 9), findet sich ebenfalls bei Firdusi (p. 145 fg.), nur dass dasselbe

von Joseph dazu aufgefordert wird, und ebenso (p. 25 fg., p. 222)

die Erzählung von dem seiner Tante gestohlenen Gürtel (p. 7), der

bei den arabischen Autoren ein von Isaak herstammendes Erb¬

stück ist.

1) Der Unterschied zwischen der arabischen und der persischen Feuer¬

erzeugung wird auch in den Scholien zu Hariri p. \ft erwähnt.

(3)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 447

Ein Abschnitt der langen Erzählung von Suleicba's Liebes-

werben trägt die Ueberschrift (p. 150) „Die Pomeranzen". Diese

Erzählung von den eingeladenen ägyptischen Frauen findet sich

übrigens ähnlich im (längst gedruckten) Midrasch Tanchuma zu

Gen. 39, 7, wo es heisst: Die Herrin Joseph's suchte jeden Tag

Joseph's Liebe zu erregen und so wechselte sie auch dreimal täglich

die Gewänder, um seine Aufmei-ksamkeit auf sich zu lenken. Eines

Tages besuchten sie die ägyptischen Frauen, um Joseph zu sehen,

von dessen Schönheit sie gehört hatten. Was that die Frau des

Potiphar? Sie legte jeder derselben Orangen (o-JTinN) vor und

dabei ein Messer. Darauf rief sie Joseph herein. Die Frauen, seine

Schönheit bewundernd , konnten ihre Augen nicht von ihm weg¬

wenden und schnitten sich in die Hände. Darauf sagte sie zu

ihnen: Wenn das euch geschieht, die ihr ihn nur Einmal gesehen,

wie muss erst mir zu Muthe sein, die ich ihn zu jeder Stunde

sehe ? (Dieselbe Conclusio a minori ad majus findet sich ebenso bei

Firdusi, p. 152).

Aus dem S. hajaschar habe ich (p. 14) einen Brief mitgetheilt,

den Jakob an Joseph schrieb, als die Brüder, Benjamin mit ihnen,

nach Aegypten zurückkehrten, während der von Zamahsarl mit¬

getheilte Brief an Joseph von Jakob geschrieben wurde, als die

Brüder, ohne Benjamin, zu ihrem Vater zurückgekehrt waren. Dass

der Verfasser des S. hajaschar ein arabisches Original vor sich

hatte, ist um so wahrscheinlicher, als bei Firdusi (p. 206 fg.,

p. 232 fg.) Jakob in der That beide Male seinen Söhnen einen

Brief an Joseph mitgiebt, den einen als sie mit Benjamin fort¬

ziehen, den andem als sie ohne ihn zurückkehren.

Aber auch sonst findet sich in „Jussuf und Suleicha" Einzelnes,

das auch bei den arabischen — zum Theil auch bei den jüdischen —

Autoren vorkommt.

P. 30 wird erzählt, dass Jakob träumte, wie zehn junge Wölfe

Joseph umringten und ihn zuletzt zerfleischten. Dass Jakob den

Joseph seinen Brüdern deshalb nicht anvertrauen will , weil er

fürchtet, dass ein Wolf ihn zerfleischen würde (Sur. 12, 13), wird

bei Tabart (I, rvf) und Ibn el-Atir (I, Ia) damit motivirt, dass

Jakob im Traume gesehen, wie Joseph auf einem Bergesgipfel war,

wo zehn Wölfe ihn umringten und zerreissen wollten, wie aber

Einer derselben ihn beschützte und darauf die Erde sich spaltete

imd Joseph verschlang, wie er aber nach drei Tagen wieder heraus

kam. Dasselbe wird — nur kürzer — auch von Zamaljsari und

Baidäwi zu Vs. 13 erwähnt.

Eigenthümlich ist, dass bei Firdusi (p. 35) Joseph's Traum

von Sonne, Mond und 11 Sternen — es ist das der dritte, im

Korän der einzige Traum, den er träumt; in der biblischen Er¬

zählung ist es der zweite, welcher aber auch bei Firdusi erwähnt

wird — von seinem Vater dahin erklärt wird, es seien damit seine

elf Brüder, sein Vater und seine Schwester Dinah gemeint. An

(4)

448 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

einer anderen Stelle (p. 256) sagt Joseph (nach Vs. 101), wie sein

Traum sich erfüllt habe, die Brüder seien die Sterne, sein Vater

die Sonne, seine Schwester Dinah, die dem Monde (an Schönheit)

gleicht, sei der Mond. In Vs. 100, wo erzählt wird, dass Joseph's

Eltern von ihm in Aegypten empfangen wurden, bemerken Zamahsarl

(p. Iva) und Baidäwi (p. fvf), dass darunter Jakob und Joseph's

Tante zu verstehen seien, letztere könne um so eher seine Mutter

genannt werden, als Jakob sie nach dem Tode von Joseph's Mutter

heirathete und sie diesen erzog, aber auch sonst werde eine Tante

als Mutter bezeichnet. In der biblischen Erzählung sagt Jakob zu

Joseph : Soll etwa ich mit deiner Mutter und mit deinen Brüdem

zu dir kommen, um vor dir sich zur Erde zu bücken? Damit

wollte Jakob sagen, dass der Traum in der That ein blosser Traum

etwas Leeres und Nichtiges sei, da ja seine Mutter nicht mehr

lebte. So wird es auch im Midrasch (Bereschith R. S. 84) auf¬

gefasst, zugleich aber wird hinzugefügt, Jakob habe nicht gewusst,

dass unter dem Monde Bilhah gemeint war, die Joseph erzog, als

wäre sie seine Mutter.

In der biblischen Erzählung erzählt Joseph diesen und den

vorhergehenden Traum auch seineu Brüdern , was deren Hass und

Neid noch vennehrt. Im Korän ermahnt Jakob den Joseph, seinen

Brüdern nichts von dem Traume zu sagen, dasselbe wird auch bei

Firdusi erzählt, nur dass hier Joseph alle drei Träume — zwischen

dem einen Traum und dem andem liegt je der Zeitraum eines

Jahres —• trotz der väterlichen Warnung seinen Brüdem mittheilt.

Bei Tabari und Ibn el-Atlr (11. cc.) ist es die Frau Jakob's, die

Joseph's Erzählung vom Traume mit angehört und die, trotz Jakob's

Ermahnung das Gehörte geheim zu halten, nichts Eiligeres zu thun

hat, als den Brüdern bei ihrer Heimkehr von der Weide den Traum

zu erzählen, worauf diese sagen : Die Sonne ist Niemand anders als

unser Vater, der Mond, das bist du, die Steme sind wir; in der

That, dieser Sohn Rachel's möchte geme über uns herrschen und zu

uns sagen: Ich bin euer Gebieter.

Bei Firdusi wird nun femer erzählt (p. 47 fg.), wie der so

lange zurückgehaltene Hass der Brüder plötzlich auflodert, nachdem

sie es durch ihre Schmeichelworte dahin gebracht, dass Joseph mit

ihnen gehen darf. Kaum dass er allein mit ihnen ist, beginnt

schon ihre Grausamkeit. Von Durst gequält, bittet er Ruhen um

Wasser, dieser aber überhäuft ihn mit Schimpfwörtern und Flüchen

und sagt höhnisch zu ihm, er solle den Labetrunk von Sonne und

Mond verlangen, die vor ihm sich beugen. Dieselbe Antwort geben

die Uebrigen mit Ausnahme Judah's, der sich seiner annimmt.

Bei Zamahsarl (p. Iff) und Baidäwi (p fof) zu Vs. 15 wird

erzählt, dass die Brüder Joseph sein Gewand auszogen, um dasselbe

blutgetränkt ihrem Vater zu bringen. Als er sie nun flehentlich

bat, es ihm doch zu lassen, antworteten sie ihm: Rufe doch die

(5)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 449

Sonne und den Mond und die elf Sterne herbei, sie werden dich

bekleiden und dir auch Gesellschaft leisten — was auch Tabari

und Ibn el-Atir erzählen. Bei Firdusi (p. 61) bringt Gabriel dem

Joseph ein Kleid aus Himmelssloti'. Nach Zamalisari und Baidäwi

(1. c.) hatte Gabriel dem Abraham, als er ins Peuer geworfen worden

war, ein Kleid aus paradiesischer Seide gebracht. Von Abraham

gelangte dasselbe an Isaak, von diesem an Jakob, der es als Amulet

dem Joseph um den Hals band. Nun kam Gabriel zu ihm, ent¬

faltete das Amulet und bekleidete ihn damit; und das war — wie

beide Commentatoren zu Vs. 93 bemerken — dasselbe Gewand, von

dem Joseph sagte, sie sollten es seinem Vater auf das Angesicht

legen, wodurch er das Augenlicht wieder erhalten werde. Als aus

dem Paradiese stammend hatte es heilende Kraft.

Mit Bezug auf die Eeise der Brüder nach Aegypten heissL es

bei Firdusi (p. 192), dass Joseph den Wächtern an den Thoren die

Weisung gegeljen, alle ankommenden Fremdlinge nach ihrem Namen

und ihrem Stamme zu fragen, wie auch woher sie kämen und was

der Inhalt ihrer Ladung sei, und ihm Kunde davon zu geben. Als

er auf diese Weise die Ankunft seiner Brüder erfahren hatte, be¬

fahl er, dass man ihnen Einlass und Zutritt zu ihm gewähre. Wie

in den von mir früher (p. 6) angeführten Stellen heisst es übrigens auch hier (p. 206, 210), dass sie wegen des „bösen Blicks" zu ver¬

schiedenen Thoren in die Stadt eintraten. Auch im Midrasch

(Bereschith K. S. 91) wird erzählt, dass Joseph zu demselben

Zwecke die Thorwächter beauftragt hatte, darauf zu sehen, dass

jeder Ankommende seinen und seines Vaters Namen aufschreibe,

worauf diese Zettel (oipnc) ihm zugeschickt wurden. Als er so

die Namen seiner Brüder gefunden hatte, befahl er, sie zu ihm zu

schicken.

Bei der Erzählung von der Auffindung des gestohlenen Bechers

bei Benjamin und der desfallsigen Rückkehr der Brüder zu Joseph,

sagen sie (wie bereits früher erwähnt wurde), des Burschen diebische

Natur sei sehr begreiflich , da auch sein Bruder als Knabe schon

seiner Tante ein kostbares Wehrgehäng gestohlen habe (p. 222 fg.),

dennoch aber bitten sie Joseph, um des Vaters Willen statt Ben¬

jamin einen der Anderen da zu behalten. Joseph aber sagt, er sei

durchaus nicht gesonnen, statt des Schuldigen einen Schuldlosen zu

bestrafen und fährt dann fort:

Was denkt ihr nur von mir?! Glaubt ihr, ich richte

Wie einst Sedüm?! —• Ihr kennt ja die Geschichte —

Der jenen Schmied verfolgte, den Verräther,

Doch einen Andern köpfte, statt dem Thäter!

Unter diesem Sedum ist ohne Zweifel einer der Richter von

Sodom (|.,Ju*) gemeint, die sprichwörtlich geworden sind.

Im Talmud (Sanhedrin 109 b) werden — vielleicht mit Bezug

Bd. XLIV. 30

(6)

450 Orünhaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

auf das d'no "'S^'ltp. bei Jesaias 1, 10, welche Stelle übrigens nicht

erwähnt wird — äie Richter von Sodom des Näheren geschildert,

wie auch ihre Namen (oder Beinamen) angegeben werden, nämlich:

•'Nip^, ■'NTnpTt, iD'^iT, ND-ii ■'bi£?3 , also : Lügner, Lügenschmied,'

Fälscher, Rechtsverdreher. Welcher Art ihre Richtersprüche waren

— davon werden mehrere Beispiele gegeben. Daza gehörte , dass

wenn Jemand Einen anklagte , dass er seinem Esel ein Ohr ab¬

gehauen habe , man zum Kläger sagte : Gieb Jenem deinen Esel,

damit er ihn so lange behalte, bis das Ohr wieder angewachsen

ist. Hatte Jemand die schwangere Frau eines Andern geschlagen,

so zwar, dass sie abortirte, so sagte der Richter zum Ehemann:

Gieb Jenem deine Frau, damit er mit ihr ein anderes Kind zeuge.

Wenn Jemand Einen blutig geschlagen hatte und der Geschlagene

ihn verklagte , so wurde diesem gesagt , dass er dem , der ihn ge¬

schlagen, eine Gratification schuldig sei dafür, dass er ihn zur Ader

gelassen , was doch sehr gesund sei — was Alles an das „Urtheil

des Schemjaka" bei Chamisso, sowie an ähnliche Erzählungen in

Benfey's Pantsehatantra (I, 394 fg.) erinnert.

Diese Richter von Sodom kommen nun auch bei den arabischen

Autoren vor. Bei Jäküt s. v. ^^j^ (III, ol) heisst es, es sei das

der Name einer der Städte des _bjj nach Anderen war es der

Name eines Richteis, der sprichwörtlich geworden, wie bei Meidäni

das Sprichwort vorkomme : ^^^^ CT* ' "^'^^^^ ^'''^

in der That auch in Freytag's Proverbien (I, 336 , Nr. 194) an¬

geführt und zugleich auf Scbultens' Sammlung (p. 144, Nr. 230)

verwiesen. Dasselbe Sprichwort — fi'-^ i>^«jXs\Jt ^i, ^j-=>-5 —

wird auch bei Mas'üdi (III, 160) angeführt und ebenso bei Ja'kübl

(ed. Houtsma p. cr): i»»^*« fJ^»- y Ja'kübi erwähnt zu¬

gleich die Namen zweier Richter in Sodom, J^Äii», {^Ji^, die

also dem Laute wie dem Sinne nach den oben angeführten ähnlich

sind. Als Beispiel davon, wie bei ihnen das Summum jus in der

That eine Summa injuria war , erzählt Ja'kübi , dass , wenn Einer

von einem Anderen blutig geschlagen worden war, der Geschlagene

dem Schläger für den heilsamen Blutverlust eine Belohnung geben

musste, was wiederum der Talmudstelle entspricht.

Auf diese Antwort Joseph's folgt nun eine sehr heftige und

leidenschaftliche Scene. Zunächst wird „Simeon's Wuth" geschildert,

die äusserlich sich darin kund gab, dass alsdann seine Augen wie

zwei Schalen voll Blut in dunkler Röthe strahlten, dass alle Haare

seines Körpers gleich Nadeln sein Hemd durchdrangen und dass er

Töne ausstiess, die wie Donner klangen. Alles dies aber verschwand

im Nu, sobald Jemand aus Jakob's Stamm ihm von rückwärts die

Hand auf die Schulter legte und leise reibend hin und her bewegte.

Als nuu Joseph diese ihm wohlbekannten Anzeichen von Simeon's

(7)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 451

Wuth gewahr ward, befahl er seinem Sohne, ihm von rückwärts

die Hand sacht auf die Schulter zu legen und ihn sanft zu reiben.

In der That hatte dieses besänftigende Mittel augenblickliche Wirkung,

und zwar wiederholt sich das fünf Mal, so dass Simeon ausruft, es

müsse Jemand aus Jakob's Stamme seine Schulter berührt haben,

da sein Zom mit einem Male, wie Peuer im Wasserstrahl, erloschen

sei. Er fügt dann noch hinzu, was er, ohne diese lindernde Frottirung, Alles gethan hätte:

Die späte Menschheit hätte noch berichtet

Vom Riesenunheil, das ich angerichtet —

worauf es weiter heisst:

Doch, strengen Ton's „Gemach, gemach, Hebräer!"

Fiel Joseph ihm in's Wort — „was für ein jäher

Geselle bist du doch! Aufsteigt dein Haar,

Wild rollen deine Augen — und nun gar

Ereiferst du in fremden Lauten dich,

Zeihst — also däucht mich — schweren Unrechts mich !

Zwar deiner Worte Sinn versteh' ich nicht.

Doch vorlaut klingt, was deine Zunge spricht, Als ob du allzuviel dir selbst vertrautest . . . ."

Nach diesen und anderen Worten ergreift Joseph — um auoh

seinerseits eine kleine Kraftprobe zu geben — ein in der Nähe be¬

findliches Gewölb aus Stein —- von wohl 60 Fuss im Umfang —

hebt es in die Höhe und schleudert es weg, so dass weithin in der

Runde der Boden dröhnt und bebt').

Bei Baidäwi zu Vs. 80 (p. f'\^) wird erzählt, dass Ruhen zu

Joseph sagte, er solle sie Alle mit Benjamin ziehen lassen, er würde sonst Töne ausstossen so stark, dass in Folge davon alle schwangere

Frauen abortiren würden, dabei starrten die Haare seines Körpers

empor, so dass sie sein Gewand durchdrangen. Nun war bei den

Söhnen Jakob's das Eigenthümliche, dass ihr Zorn sich legte, wenn

Einer aus ihrer Familie seine Seite berührte. Joseph sagte nun zu

seinem Sohne, er solle Ruben von der Seite berühren, was dieser

auch that. Ruben's Zorn verschwand und er fragte : Wer in dieser

Stadt ist aus Jakob's Stamme?

1) Weiter lieisst es:

„Kein Wunder auch,

Sind Kraft und Kühnheit doch Prophetenbrauch Und Gottgesandte kein Geschlecht so schmächtig Und lahm wie wir — nein, jeder Grossthat mächtig!"

Aucb bei Tabari {I, 0..) heisst es gelegentlich der Erzählung von Moses' Kampfe mit 'Og, dass Moses, wie alle Propheten, sehr stark war. Auch im Talmud (Nedarim 38a) ist körperliche Stärke eine der Eigenschaften, die der besitzen muss, auf dem die Schechina (hier der göttliche Geist, die Prophetie) ruhen soll. Als Beispiel wird Moses angefuhrt.

30*

(8)

452 Grünbaum, Zu Schlechta- WesehrcV« Ausg. d. „Jtissuf u. Suleicha".

Im Midrasch (Ber. R. S. 93) heisst es, dass, als Joseph Ben¬

jamin nicht mit den Anderen ziehen lasseu wollte, Judah ihm drohte

er werde zuerst ihn und dann Pharaoh umbringen, worauf Manasseh,

auf einen Wink von Joseph hin, auf den Boden stampfte, so dass

der ganze Palast erbebte. Da sagte Judah: Dieser Stoss stammt

aus meines Vaters Hause. Ferner heisst es •— und ähnlich Jalkut

Gen. § 150 und Hiob § 897 — dass, als Joseph an Judah die

Anzeichen des Zornes bemerkte, dass nämlich seine Augen blutunter¬

laufen waren und die Haare seines Körpers emporstanden und seine

Kleider durchdrangen, er auf das steinerne Gerüst, auf dem er stand,

mit dem Fusse stampfte und es zertrümmerte. Da sagte Judah:

Der ist stärker als ich.

Im S. hajaschar (108 a) heisst es — wahrscheinlich nach

arabischen Quellen — dass Manasseh, auf Joseph's Geheiss, um

Judah's Wuth zu zähmen, seine Hand auf dessen Schulter legte,

worauf dieser sagte: Das ist kein ägyptischer Knabe, der stammt

aus dem Hause meines Vaters.

Bei Firdusi (p. 228 fg.) folgt auf jene Kraftprobe Joseph's die

„Verständigung". Die Brüder unterwerfen sich demüthig seinem

Ausspruche und kehren nach Kanaan zurück, mit Ausnahme Judah's,

welcher in Aegypten h'eibt. Als sie darauf wieder vor Joseph er¬

scheinen und ihm zugleich den Brief ihres Vaters übergeben, sagt

Joseph, er wolle gerne Jakob's Wunsch gewähren und Benjamin

entlassen, nur sollten sie ihm die Geschichte Joseph's wahrheitsgetreu

erzählen. Darauf erzählt ihm Simeon sehr ausführlich und mit ge¬

radezu dichterischer Erfindungsgabe die rührende Geschichte vom

Wolfe, der Joseph raubte. Darauf folgt ein Abschnitt „Das Wunder¬

glas" (p. 237 fg.). Wie in den früher (p. 11 fg.) von mir angeführten Stellen ist es auch hier ein magischer Pokal, den Joseph scheiubar

befragt und der ihm die Geschichte seines Verkaufs ausführlich er¬

zählt. Die Brüder aber beharren bei ihrem Läugnen. Nun aber

hatten sie bei dem Verkaufe Joseph's einen Kaufbrief ausgestellt

und dem Käufer eingehändigt (p. 81 fg.). Als nun auf Joseph's

Gebet jener so plötzlich eingetretene Samum aufhörte, sagte Malik

zu ihm, er solle was immer von ihm verlangen, er würde es ihm

gewähren, worauf Joseph ihn bat, ihm jenen Kaufbrief zu schenken,

was Malik gerne that. Diesen Kaufbrief zieht Joseph nun hervor

und wirft ihn seinen Brüdem vor die Füsse hin. Dieser Wurf

hatte eine noch grössere Wirkung als der früher erwähnte. Es

war das in der That ein Argumentum ad oculos, ein Dokument,

das alle Gegenrede abschnitt. Und so rufen sie Alle aus:

Du selbst bist Joseph, bist der Reine, Liebe;

Und — bist du's — sei barmherzig, Gnade übe!

Und Joseph übt Gnade und verzeiht ihnen.

Als sie darauf nach Kanaan zurückkehren, giebt Joseph dem

Levi einen Brief an seinen Vater mit, in dem er ihm unter Anderem

(9)

Grünbaum, Zu Schlechta- Waaehrd'a Auag. d. „Juaaufu. Suleicha". 453

schreibt, dass er ihm gerne schon längst geschrieben hätte, dass

ihn aber jedes Mal der Engel Gabriel, auf göttlichen Befehl, davon

abgehalten habe (p. 243). Bei Zamaljsari (p. Iva) und Baidäwi

(p. fvf) zu Vs. 101 wird eraählt, dass nach Jakob's Ankunft in

Aegypten Joseph ihn umherführte und ihm auch die verschiedenen

Vorrathskammern zeigte, die zur Aufbewahrung des Goldes und

Silbers, der Schmuckgegenstände, der Gewänder, der Waffen und

anderer Dinge dienten. Als er ihm nun auch das Papierraagazin

(jj^^Lüli 'i~^j=>) zeigte, sagte Jakob : 0 mein Sohn, du hast hier

so viel Papier, und doch hast du während der langen Zeit nie

daran gedacht, mir einmal zu schreiben. Joseph antwortete, er

habe schreihen wollen, aber der Engel Gabriel hahe ihn daran ver¬

hindert. Gabriel, um die Ursache befragt, sagte, es sei das auf

göttlichen Befehl geschehen, zur Strafe dafür, dass Jakob, als seine

Söhne ihn baten, Joseph mit ihnen gehen zu lassen, gesagt hatte:

Ich fürchte, dass der Wolf ihn fressen werde (Vs. 13). Es erinnert

das unwillkürlich an eine Talmudstelle (B. Kamma 50a), in der es

heisst, dass Gott es mit den Frommen sehr genau nimmt und bei

ihnen auch den geringsten Mangel an Gottvertrauen bestraft.

n.

Das ,Poema de Jos^*, von welchem ich in meinem früheren

Aufsatze (p. 27 fg.) nach Ticknor's History of Spanish Literature

mehrere Specimina mittheilte, wird im 4. Bande von Gayangos'

Uebersetzung dieses Buches (Appendice II, p. 247 — 275) vollständig

(d. h. so weit das MS. überhaupt reicht) mitgetheilt, und zwar nach

einer zweiten Handschrift, die im Vergleich mit der ersten, mit

liezug auf die Schreibweise und einzelne Ausdrücke, mehrere Varianten

bietet. In dieser Form bietet das Gedicht natürlich auch mehr

Anhaltspunkte zur Vergleiehung mit anderen Sagen, wie aus dem

Folgenden zu ersehen.

Auch hier — wie bei Firdusi — bittet gleich zu Anfang

(p. 249) Joseph seine Brüder um Wasser, sie aber spotten seiner

und zugleich seiner Träume (ä quien cree en tus suennos que vies

en los altos?), bis endlich Judah sich seiner erbarmt.

Wie in dem früher Mitgetheilten heisst es auch hier (p. 250)

— nur mit etwas verschiedenen Ausdrücken —, dass Jakob Gott

anflehte, dem herbeigebrachten Wolfe Sprache zu verleihen, worauf

dieser seine Unschuld betheuert und sagt, dass er in diesem Lande

ganz fremd sei, dass aber jene ihn gefangen, um ihm als Sünden¬

bock (oder Sündenwolf) die Schuld an Joseph's Tode aufzuladen.

Rogö Yacob al Criador, y el lobo Iuego fue ä fablar:

No manda AUah que a nahi fuese yo a matar,

En tan extranna tieiTa me fueron ii buscar;

Hanme fecho pecado, viöngolo u lacerar.

(10)

454 Grünbaum, Zu Schlechta- WssehrtVa Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

Bei Firdusi (p. 84) bittet Joseph Mahk um die Erlaubniss

von jenen Zehn Abschied nehmen zu dürfen —: '

Malik zwar begreift ihn nicht,

Doch, achselzuckend, stimmt er bei und spricht:

„Geh immerhin! nicht will ich dir's verwehren —

Nur möge Gott dir klüg'ren Sinn bescheren!"

Auch im spanischen Gedichte (p. 251) richtet Joseph dieselbe

Bitte an den Anführer der Karawane , der sie ihm gewährt , aber

zugleich sagt, ihm sei das unbegreiflich, da Jene ihn doch ver¬

kauften, als sei er ein Schaf, und ihn ausserdem noch als falsch

und diebisch bezeichneten, er für seine Person würde keinen Pfiffer¬

ling um solche Gesellen geben.

Dijo el mercader: „Esta hi es maravella, Ellos te vendieron como si fueses ovelha, Diciendo que eras ladron y de falsa pellelha, Yo por tales como aquesos non daria una arbella".

Auch hier schreiben die Brüder einen Kaufbrief, den sie dem

Käufer übergeben, und wie bei Firdusi (p. 82) fügen sie mündlich

noch die Clausel hinzu, den Gekauften doch ja mit Ketten und

Banden zu belasten (ibid.).

Nach der am Schlüsse meines vorigen Aufsatzes mitgetheilten

Stelle, in der von der plötzlich eingetretenen Finsterniss die Rede

ist, heisst es hier — ähnlich wie bei Firdusi (p. 92) und in der

in dieser Zeitschrift mitgetheilten Uebersetzung — weiter (p. 252),

dass der Anführer der Karawane denjenigen, der irgend einen

Frevel begangen, auffordert, es einzugestehen, dass darauf der Neger

seine Misshandlung Joseph's gesteht und dem Joseph übergeben

wird, damit er Rache au ihm nehme. Darauf antwortet auch hier

Joseph, dass er — wie gross auch ein an ihm begangenes Unrecht

gewesen sei — nicht zu denen gehöre, die an der Rache, sondera

zu denen, die am Verzeihen Vergnügen finden —

Dijo Yusuf: „Amigo, eso no es de mi afar;

Que yo non soy de aquesos que se quieren vengar,

Mas soy de tal rais, que quiero perdonar, Gran yerra que seia, yo asi lo quiero far."

Darauf hin verschwindet die Finsterniss und der Tag leuchtet

wieder hell.

Bei Firdusi wird (p. 101 fg.) Joseph auf einem öffentlichen

Platze an den Meistbietenden versteigert. Der Sklavenmakler giebt

eine dichterische Schilderung seiner Schönheit und schliesst seine

Lobpreisung mit den Worten:

Wer kauft den Sklaven, der, wie Feensöhne,

Die höchste Tugend eint mit höchster Schöne?!

(11)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 455

Joseph aher sagt zu ihm, er möge ihm doch andere und für die

Situation passendere Epitheta beilegen, wie z. B.

Wer kauft den Sklaven, den verfolgten, flücht'gen, Den diebischen, nichtswürdigen, untücht'gen?

Auch im Poema de Jose (p. 253) preist der Ausrufer Joseph

als frommen und weisen Propheten, worauf dieser zu ihm sagt:

Rufe lieber aus: Wer kauft einen nichtswürdigen und verachteten

Sklaven ? Das werde ich wohl bleiben lassen, mein Lieber — ant¬

wortet Jener — denn wer würde dich alsdann kaufen? Nun —

erwidert Joseph — so sage die Wahrheit und rufe aus : Wer kauft

einen Propheten von edler Abstammung, einen Sohn Jakob's, wenn

ihr von ihm gehört habt? —

Di : i quien compra profeta y de alto lugar ?

Pilho es de Yacop, si le Oistes nombrar.

Auf das Capitel von den Pomeranzen folgt bei Firdusi

(p. 153 fg.) ein anderes mit der Ueberschrift: „Suleicha bittet die

ägyptischen Damen um ihre Fürsprache bei Joseph'. Diese sind

gerne hierzu bereit , und einzeln , eine nach der anderen , wandern

sie zu Joseph und versuchen ihn zu überreden, Suleicba's Liebe zu

erwidem. Da aber Alles vergeblich ist, versucht Jede einzeln ihn

für sich selbst zu gewinnen, worauf aber Joseph lächelnd erwidert,

wenn er zu wählen hätte, wäre ihm Suleicha immer noch lieber

als Jede von ihnen.

Auch im Poema de Jose wird (p. 256) erzählt, wie Zalija (so

heisst hier Suleicha) den Frauen ein reiches Mahl bereiten und

ihnen Orangen nebst Messer vorlegen lässt, wie sie aber beim An¬

blick der engelgleichen Schönheit Joseph's die Besinnung verlieren

und ohne es zu merken sich in die Hände schneiden, worüber Zalija

sich sehr freut:

Ellas, de que lo vieron, perdieron su cordura,

Tanto era de apuesto e de buena fegura;

Pensaban que era tan ängel, e tornaban en locura,

Cortabanse las manos, e non de habian cura.

Que por las toronjas la sangre iba andando;

Zalija, cuando lo vido , toda se fue alegrando . . .

Auch hier bittet Zalija die Prauen um ihre Fürsprache bei

Joseph. Sie gehen auch Alle zu ihm , d. h. nicht zusamraen , ob¬

schon ein solcher Massenangriff mehr Erfolg versprach, sonderu jede

einzeln, und zwar von vorn herein in der Absicht, Joseph an sich

selbst zu fesseln, keineswegs — wie Zalija meinte — um die Ver¬

mittlerin zu spielen :

Pensäbase Zalija que por eila iban a rogar,

Mas cada una iba para si a recabar.

3 3

(12)

456 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

Aber auch dieses wiederholte Sturmlaufen auf Joseph's Herz

blieb ohne Erfolg.

Bei der Erzählung von Joseph's Entlassung aus dem Gefängniss wird auch (p. 260) erwähnt, dass er an dessen Pforte die Inschrift

machen liess: Das Gefängniss ist ein Grab der Lebenden, ein Ort

der Hölle und Verdammniss, Gott schütze alle unsere Preunde davor.

Bei Zamahsarl (p. Iir) und ähnlich bei Ibn el-Atir (p. l.r) wird

erzählt, dass Joseph an die Thüre des Gefängnisses die Worte

schrieb : Das ist die Wohnung des Unglücks, das Grab der Lebenden,

ein Prüfstein der Freunde, eine Schadenfreude der Peinde.

Wie in den von mir (p. 13) angeführten Stellen heisst es auch

hier (ibid.), dass der König Joseph in 70 verschiedenen Sprachen

anredete und Joseph in allen antwortete , dass aber er alsdann zu

dem König in einer Sprache sprach, die dieser nicht verstand, und

wie sich der König über sein grosses Wissen verwunderte:

Con setenta fablaches el rey lo hobo fablado,

E respondiöle Yusuf ä cada uno privado,

E fablö Yusuf al Rey, e el Rey no supo dar recabdo,

E maravillöse el Rey de sa saber granado.

Auch hier (p. 267) giebt Jakob, als er Benjamin mit seinen

Brüdern nach Aegypten ziehen lässt, ihnen einen Brief an Joseph

mit, worin er ihm ans Herz legt, Benjamin wohlbehalten wieder

zurückkehren zu lassen, da er sein Trost für Joseph sei und er

ohne ihn nicht leben könne.

Wie in den von mir (p. 11 fg.) angeführten Stellen sagt auch

bei Firdusi (p. 214) Joseph, am Beslen wäre es, dass immer zwei

der Brüder, die Söhne Einer Mutter, beisammen sässen, worauf er

Benjamin zu seinem Tiscbgenossen wählt. Dasselbe wird auch

hier (p. 269) erzählt, aber noch hinzugefügt, dass Benjamin, auf

Joseph's Frage ob er Kinder habe, ihm antwortet, er habe deren

drei, denen er Namen gegeben, die ihn fortwährend an seinen Bruder

erinnem sollten, nämlich: Joseph, Wolf (Lobo) und Blut (Sangre).

Mit Bezug auf den bei Benjamin gefundenen Becher (oder

Kornmaass — mesura — wie in den früher — p. 27, 28 — von

mir angeführten Stellen) sageu auch hier (p. 271) die Brüder, es

sei das kein Wunder, denn auch sein Bruder, von Einer Mutter

mit ihm, habe schon als Knabe einen werthvollen Gürtel gestohlen :

Dijieron: „Sefior, si ha furtado, no lo hayas ä maravella;

Que un hermano tenia de muy mala pelelha;

Cuando era chico, furtönos la cinta bella; •

Ellos eran de una madre, e nosotros non de aquella'.

Da nun Joseph, trotz ihrer Vorstellungen, dabei beharrt, keinen

Anderen als Benjamin zurück behalten zu wollen, droht ihm Judah,

er werde ein Geschrei ausstossen, so stark, dass alle Frauen abor¬

tiren würden, und als Beweis seiner Stärke schleudert er einstweilen 3 3

(13)

Grünhaum, Zu Schlechta- Wssehrd'» Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 457

einen grossen und schweren Stein, als wäre es ein Apfel, in die

Höhe. Joseph fängt ihn auf und wiederholt dasselbe Kunststück;

als er nuu sieht, wie Judah's Wuth sich steigert, sagt er zu seinem

Sohne, er solle ihn berühren (p 273):

Yudas en aquella hora empezöse de ensanyar,

Y el Rey, como lo conocia, dejöle bien hinchar,

E cuando entendiö que habia de vaciar

Aseno a su filho que lo fuese a tocar.

Darauf legt sich Judah's Zorn und er sagt, es müsse ihn

Jemand aus Jakob's Hause berührt haben.

Da nun Alle ruhiger geworden, klopft Joseph an seinen Becher

und sagt: Dieses Maass erzählt mir, dass ihr jenen euren Bruder

in einen Brunnen geworfen und dann für 20 Denare verkauft habt :

E dijoles el Rey: „Amigos, la mesura me ha fablado,

E dice que ad aquel vueso hermano en un pozo habeis echado . . ..

E cuando lo sacastes, por mal precio fue vendido,

Disteslo por veinte dineros, como mozo abatido".

Als die Brüder das läugnen, zieht Joseph den hebräisch ge¬

schriebenen Kaufbrief hervor, den er bis jetzt aufbewahrt hatte, und

giebt ihn dem Judah zu lesen:

E sacö el Rey una carta que tenia en alzado,

Escripta, en hebraico del tiempo pasado;

De como lo vendieron e lo hubieron mercado,

Guardada la tuvo el valido fasta daquel estado.

Die Brüder aber sagen, der Kaufbrief betreffe einen Sklaven,

den sie verkauft, aber keineswegs ihren Bruder, jedenfalls aber leisten sie weiter keinen Widerstand.

Das MS. schliesst — ebenso wie das früher erwähnte —

damit, dass die Brüder ohne Benjamin zu ihrem Vater zurückkehren, dem sie auch die Ursache angeben, weshalb Benjamin zurückgehalten

worden sei. Nach Sur. 12, 83 fg. wird ferner erzählt, dass ihr

Vater ihnen keinen Glauben schenkt, vielmehr verlangt, sie sollten

versuchen, Benjamin und Joseph zurückzubringen. Auf ihre Gegen¬

vorstellungen antwortet er: Thut was ich euch sage, ich weiss von

Gott, was ihr nicht wisst:

Dijoles: „Faced lo que yo mando; que yo se de la aitura

Lo que vosotros no sabeis, de buen Senor de natura'.

III.

Jussuf und Suleicha, das moslemische Hohelied der Liebe,

bildet auch den Inhalt eines anderen spanisch-arabischen Buches,

das i. J. 1888 erschien: „Leyendas de Jose hijo de Jacob y de

Alejandro Magno, sacadas de dos manuscritos moriseos de la bibliteca

(14)

458 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

nacional de Madrid, por F. Guillen Robles*. Diese „Leyenda" ist

nicht nur ebenfalls in arabischer Schrift, sondern auch in der s. g.

Lengua aljamiada ') geschrieben, d. h. in der Sprache der Moriseos, zu deren Eigenthümlichkeiten gehört, dass in derselben viele arabische

Ausdrücke , zum Theil als voces hybridae , d. h. mit spanischer

Endung , vorkommen , sowie Arabismen , wie andererseits viele alt¬

spanische Wörter, die zur Zeit, als diese Schriften verfasst wurden,

ausser Gebrauch waren, bei den Moriseos sich aber erhalten hatten

— eine Erscheinung, wie sie unter ähnlichen Verhältnissen auch in

anderen Literaturkreisen vorkommt.

Wie aus dem Folgenden zu ersehen, kommt in dieser Leyenda

de Jose Vieles vor, was sich in den anderen oben erwähnten Schriften findet.

In der Uebersetzung des Firdusi heisst es (p. 99):

So spricht Ben Ka'ab — denn aus seinem Munde

Stammt, die ich hier verkünde, diese Kunde ...,

wozu in der Note bemerkt wird, es sei das „der wirkliche oder

fingirte Name des arabischen Chronisten, welchem Firdusi einige

Daten seines Gedichtes entlehnt zu haben versichert'. In dieser

Leyenda de Jose heisst es nun gleich zu Anfang (p. 4): Diso Caab

el historiador und so wird dieser Caab fast auf jeder Seite als der

Erzähler angeführt.

Wie vieles Andere, wird auch Joseph's Erzählung von seinen

Träumen sehr ausgeschmückt. Zunächst erzählt (p. 5) Joseph seineu

Brüdern einen Traum, der in keiner der bekannten Schriften erwähnt

wird. Darauf wird, unter Anführung der Koranstelle (Vs. 4), der

eigentliche Traum erwähnt. Dixo Jose a sa padre:

Yo he visto once estrellas y el sol y la luna, ä mi todos se

prosternaban^). Dieser Traum wird aber noch weiter ausgeschmückt:

1) Für Lengua aljamiada gebrauelien die spanisclien Autoren auch da»

Wort Aljamia. Letzteres wird im Diccionario der Akademie mit „La Iengu&

arabe corrompida, que hablaban los moros; y estos liamaban asi la lengua castellana" erklärt. Gayangos (in dem oben angeführten Buche p. 419) definirt aljamia, welches Wort selbst der Sprache der Moriseos angehört, mit „Mezcia del castellano y arabigo", was etymologisch zutreffender ist, da das Wort, das diese Mischsprache bezeicbnet, ohne Zweifel von gebildet, also selbst eia romanisirtes arabisches Wort ist. Das zeigt sich besonders deutlicb bei dem Worte Aljama, nach dem Diccionario „Junta de Moros ö Judiös", bei Gayangos.

(1. c. p. 423) „Ayuntamiento de Moriseos", das also dem arabischen jxLjSjt

entspricht. Die in dieser Leyenda de Jose vorkommenden Ausdrücke der

lengua aljamiada — sowohl die romanisirten arabischen, als auch die jetzt un¬

gebräuchlichen spanischen Wörter — werden im Texte mit den gangbaren spanischen Ausdrücken übersetzt und die ursprüngliche Form in der Note an¬

gegeben. Auch die rein arabischen Wörter werden im Texte übersetzt, während in den Noten das arabische Wort in Transscription gegeben wird.

2) Im Original asachadaban, ein von lA^pVw gebildetes Wort.

(15)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 459

Die Pforten des Himmels waren geöffnet, die Berge und Hügel

erglänzten, die Geschöpfe sangen Gottes Lobpreis und ausser jenen

elf Sternen erglänzten noch andere, die sich alle vor Joseph neigten,

nämlich Almizan y Azzahar y Almoxtar y Assombol, y Yahotared

y Alferkadem y Almaicen y Almarij '). Darauf wird wieder die

Koränstelle (Vs. 5) angeführt, wie Jakob sagt: i Oh fiyo! no cuentes

tu sueno a tus hermanos, que haran alguna artimana contra ti, que

Satanäs ^) es ä la persona enemigo declarado. Wie in der oben

angeführten Stelle Tabarl's und Ibn el-Atir's sagte Jakob zu seiner

Frau, die Alles mit angehört hatte, das Gehörte geheim zu halten.

„Gerne" antwortet sie, als aber die üebrigen nach Hause kommen,

erzählt sie ihnen den Traum und giebt selbst dessen Deutung.

Es wird darauf das Complott der Brüder gegen Joseph erzählt,

zunächst der Anschlag ihn zu tödten (nach Vs. 9), dann der Rath

Judah's: Dixo Judä, que era el mayor de ellos de dias: No mateis

ä Jose, lanzadlo en lo interior del aljibe *), que lo encuentren algunos

de los caminantes , si vosotros lo haceis Ruhen aber giebt den

Rath, um Jakob zu bewegen, Joseph mit ihnen gehen zu lassen,

wollten sie vor Joseph spielen, damit er Lust bekomme, auch ein

Mal daran Theil zu nehmen. Das geschieht dann, und als Joseph

den Wunsch ausspricht, mit ihnen zn spielen, laden sie ihn dazu

ein, worauf er erwidert: I Oh hermanos! cuando serä la maiiana, si

Dios quiere (im Original: in xaa Allah), ir6 con vosotros.

Obschon auch hier (p. 6) — wie in den oben angeführten

Stellen — erzählt wird, dass Jakob träumte, wie zehn Wölfe Joseph

umringten, um ihn zu tödten und wie die Erde ihn verschlang und

er nach drei Tagen wieder zum Vorschein kam, so lässt ihn Jakob

dennoch mit seinen Brüdern gehen. Kaum aber, dass sie mit Joseph

allein sind, fangen sie schon an, ihn zu misshandeln. Judah nimmt

sich seiner an und schwört bei den grauen Haaren Abraham's "),

1) In der Note wird bemerkt: „Los nombres mencionados son los de los astros". Welche Sterne es sind, wird nicbt gesagt; es sind nun aber die Planeten und aus dem Tbierkreise die Wage (^jljx«.]!), die Jungfrau (i>JL.<Lw.Jl), der Stern j^jL»*-m.J! aus dem Gestirne der Zwillinge (Kazwini I, t*"t , Z. 8>

und die hellleuchtenden ^^^lu^i-äJl des kleinen Bären (ibid. p. fl , Hariri p. aö).

2) Im Original Alax.xaitan, also qU^aÄ mit doppeltem Artikel,

3) Im spanischen Texte Placeme , wahrscheinlich Uebersetzung von ^^jü . 4) Im Original Extranezas del alyub ; letzteres ist ^.^v:SÜt .

5) Im Original: sois facedores, entsprecbend dem qjJLcLs ft^i-*^ q! Vs. 10.

6) i Por la autoridad de las canas de Abraham! Diese Betheuerungs¬

formel kommt in der Leyenda de Jose sehr oft vor. In den jüdischen Scbriften (B. Mezia 87 a, Bereschith K. s. 65, Midrasch Tanchuma ed. Buber I, p. 118 fg., Pirke R. Eliezer c. 52) heisst es, dass die Krone des Alters — nach Prov. 16, 31 —

3 3, *

(16)

460 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

dass , wenn sie Joseph nicht am Leben liessen , er sie Alle tödten

würde. Da sie nun aus Furcht vor ihm es nicht wagen, ihren

Vorsatz auszuführen, fragen sie ihn, was sie denn thun sollten,

worauf er den früher gegebenen Rath , Joseph in die Grube zu

werfen, wiederholt, was denn auch geschieht.

Ebenso findet sich auch hier (p. 20) das Gespräch zwischen

Jakoh und dem Wolfe , welcher letztere sein Plaidoyer mit den

Worten No hay mäs Dios que Allah beginnt und mit der Be¬

tbeuerung : Por el Sefior de las criaturas ') schliesst.

W^ie in den oben angeführten Stellen bringt auch hier (p. 22)

Gabriel dem Joseph das Gewand, das er damals dem Abraham ge¬

bracht hatte, an dem Tage, als er in's Feuer geworfen wurde, das

Gott aber kühl und woblthätig für ihn machte (y fue el fuego para

61 frio y salvo, nach Sur. 21, 69).

Darauf folgt die Erzählung von der Verhandlung mit dem

Anführer der Karawane, Mälic ibnu Dogzi Aljozaimif, bei Firdusi

(p. 76) , Malik geheissen, Su'ur zubenannt'; bei Zamahsarl (p. ^ff^j

und Baidäwi (p. foo) zu Vs. 19 heisst der, welcher den Eimer in

den Brunnen binabliess, ^cLi^J! u5üL«. Wie bei Firdusi

geben auch hier Joseph's Brüder ihn für einen entlaufenen Sklaven

aus und wie dort droht ihm auch hier Simeon auf Hebräisch, sie

würden ihn umbringen, wenn er ihrer Aussage widei'spräche und

auch hier bestätigt Joseph ihre Aussage, der sie noch hinzufügen,

dass er ein Dieb und Lügner sei, worau sie nachträglich die wohl-

(d. h. die äusseren Merkmale desselben) zuerst dem Abrabam verliehen wurde da er Gott darum bat, weil mau ihn immer mit Isaak verwechselte (der ihm sehr äbnlich war — B. Mezia 1. c, Ber. R. s. 53, jerus. Targum zu Gen. 21/2).

In Ta'alibi's ^_j^Lji*.J! ^SUliil (ed. De Jong p. f) beisst es, dass Abraham der

Erste war, der in Folge des Alters graue (oder weisse) Haare bekam —

y J.1 —, weil man ibn von seiuem Sohne Isaak nicht unterscheiden konnte. Als er nun Gott fragte, was das sei, wurde ihm die Antwort, es sei das ein Zeichen der Ehrwürdigkeit ( J3») . Auch bei Tabari (I, f"fv) heisst CS, dass Abrabam der Erste war, der in Folge dos Alters weisses Haar bekam.

— Daber stammt nun vielleicht diese Betheuerungsformel.

1) Statt criaturas heisst es im Original jalekados, ein von OiLi- gebil¬

detes Wort.

2) Si no otorgas a nos ser nueso esclavo matart'hemos. Das letztere Wort (matar — te — liemos statt te mataremos) ist insofern bemerkenswerth, als es die in den rcmianisclien und in anderen Spraehen früher gebräuchliche Be¬

zeicbnung des Futurum durch Verbindung des Zeitwortes mit „baben" ist, welche Form später zusammengezogen wurde (Fuchs, die romauischen Spracben u. s. w. p. 345 fg., Edelestand du Meril, Essai philosophique sur la formation de la langue fran9aise p. 31). Die ursprüngliche Form hat sich übrigens in einzeluen Sprüchen, neben der jetzt üblichen, erbalten, so z. B. in dem Spruche:

Matnras, y matarte han, y matariin a quien te matare.

3 3 *

(17)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 4 Q \

wollende Ermahnung knüpfen, ihn — damit er nicht wieder davon

laufe — mit Ketten und Banden zu belasten. Ebenso wird auch

hier (p. 25) der Wortlaut des Kaufbriefes mitgetheilt, der mit

gJt »JU! beginnt und den sie mit Jakob's Siegel besiegeln.

Zugleich wird erwähnt, dass Joseph später denselben von Malik

erhielt und seinen Brüdern gegenüber davou Gebrauch machte.

Auch Joseph's Klage am Grabe seiner Mutter wird (p. 27) er¬

zählt, nur dass hier eine Stimme aus dem Grabe ihm zuruft, aus¬

zuharren und auf Gott zu vertrauen (also ähnlich wie im S. hajaschar).

Wie bei Firdusi und im Poema de Jose ein Neger, ist es hier ein

Mitglied der Karawane, ein Kaufmann, der ihn beschimpft und miss¬

handelt. Auf Joseph's Gebet hin sendet Gott einen furchtbaren

Sturm, verbunden mit Erdbeben und Finsterniss. Auf Verlangen

der üebrigen geht jener Kaufmann zu Joseph und bittet ihn um

Verzeihung, worauf dieser dieselbe Antwort giebt wie oben. Als

sie nun sahen , wie sehr Gott Joseph ehrte und auszeichnete —

En el momento que vieron su excelencia y su honra en poder de

SU Senor 1) — lösten sie seine Bande und behandelten ihn fortan

mit der grössten Ehrerbietung.

Auch bei Firdusi (p. 95) wird erzählt, dass Malik Joseph von

den Ketten befreite, ihn in Goldstoff und Seide kleidete und dass

Alle, die er so wunderbar gerettet, sich ihm dankend zu Püssen

warfen. Ferner auch (p. 96), dass eine dichte Wolke den ganzen

Weg entlang mit Joseph zog, ihm bei Tage Schatten gewährte und

erst mit Sonnenuntergang versehwand, um am andern Tage wieder

zu erscheinen. Auch hier (p. 31) sagt Malik zu seinen Leuten:

Wisset, dass ich gehört habe, wie ihn (Joseph) die Engel Morgens

und Abends begrüssten '■'), auch habe ich gesehen, dass eine weisse

Wolke, über seinem Haupte ihn beschattend, immer mit ihm ging

und erst am Abend wenn er sich niederlegte sich zurückzog.

Feruer wird (p. 34 fg.) Joseph's Versteigerung erzählt, und dass

in ganz Aegypten keiner war, der nicht dazu gekommen wäre, um

wenigstens Joseph zu sehen. Die Versteigerung fand an einem

Freitag s) statt ; da kam ein Mädchen *), sie hiess Annaziga, Tochter

des Talut ibnu Kaisi, Sohn des Ad, Sohn des Xeddad, und bot dera

Malik das zehnfache von Joseph's Gewicht in Gold und Silber; sie

1) Statt e.xcüleiicia lioisst es im Original Alfadila (jUL^^agj!) : su sefior entspricht dem arabischen XJ^ für „Gott".

2) Saludabau, im Original daban asselam.

3) Viernes, das hior zwei Jlal vorkommt, dafür im Original eiu .Mal Uia del Chomua, das zweite Mal Alchomoa (ä.ji*:^J! jy-j).

4) Muchacha, im Original Alcheriya (i^^.Li»),

(18)

462 Grünhaum, Zu Schlechta- Wssehrd'n Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

wird aber vom König Alaziz (Potiphar, bei Firdusi gewöhnlich „der

Regent" genannt, an einer Stelle —• p. 254 — auch „Asis") über¬

boten, da er das hundertfache von Josephs Gewichte bietet und

ihn zugeschlagen bekommt. Aehnlich wird auoh bei Firdusi (p. 107)

ein edles Fräulein Namens Ruha vom Regenten überboten.

Ausser dem Gold und Silber gab der König Alaziz dem Malik

noch sonst viele Kostbarkeiten (p. 40). Auf dem Haupte hatte

der König eine goldene, mit Perlen und Edelsteinen verzierte Krone ;

diese setzte er dem Joseph auf. Als Malik dieses sah , sagte er :

0 König , diese Krone wäre mir lieber als alles Gold und Silber

und alle Schätze. So möge sie dir gehören '), sagte der König.

Als nun Malik die Hand ausstreckte, um die Krone von Josephs

Haupte zu nehmen , erstarrte (secösele) seine Hand , so dass er sie

nicht bewegen konnte. Er sagte nun zu Joseph: 0 Joseph, meine

Hand ist verdorrt, bete doch zu Gott, dass er sie aus ihrer Er¬

starrung löse und dass ich sie wieder hewegen kann. Das that

nun Joseph und die Hand ward wie zuvor.

Dasselhe wird — der Hauptsache nach — auch bei Firdusi

(p. 109 fg.) erzählt. Bei Firdusi verzichtet aber Malik auf alle

ihm gebotenen Schätze. Darauf heisst es:

Doch — aufgefordert, mindestens zu sagen.

Wie viel sein Einkaufs-Kapital betragen —

Versetzt er lächelnd: Achtzehn Silberlinge —

Die nimmt er und zieht heimwärts guter Dinge.

Ferner wird erzählt (p. 40), wie der König und Joseph, unter

glänzendem Gefolge und auf reichgeschmückten Pferden sitzend,

dorthin kamen, wo die Königin Zelija war, worauf es weiter heisst:

y dixole el rey, ansi como lo rementa Allah en su Alcoräu el

lionrado -):

Honrai oh Zelija! su grado, por Ventura nos aprovecharä, ö lo

tomaremos por fiyo (Sur. 12, 21, dasselbe sagt auch Asija, die

Frau Pharaoh's, zu ihrem Manne Sur. 28, 8).

Bei Firdusi (p. 115 fg.) wird erzählt, dass Joseph — deu der

Regent zum Schatzmeister ernannt hatte — oft in Begleitung

Anderer auszureiten pflegte. Als er nun einst auf der Strasse ritt,

die nach Kanaan führte, begegnete ihm ein Reitersmann. Als der¬

selbe bei Joseph angelangt war, stockt sein Dromedar, sinkt vor

Joseph in's Knie , drückt Hals und Mund auf die Erde und leckt

den Grund. Als Joseph auf seine Anfrage vom Reiter hört, er sei

ein Araber und aus Kanaan, fragt er ihn, ob er seinen Vater kenne

1) Que sea para tü la corona licita. Statt des letzteren Wortes heisst es im Original Halal (Jbls-) .

2) El honrado wird hior durchaus dem Worte Alcorän als Epitheton hin¬

zugefügt, wahrscheinlich als Uebersetzuug von > 8.j..wJi .

(19)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 463

und Näheres über ihn wisse. Der Araber sagt ihm , dass derselbe

seit Jahren ein Haus, „das Trauerhaus' genannt , bewohne , um da

seinem Grame nachzuhängen. Da Joseph ihm sagt, dass e r es sei,

um den sein Vater trauert, erbietet sich der Araber, dem Letzteren

die frohe Botschaft , dass Joseph noch lebe , zu überbringen. Als

er sein Kameel besteigt, bleibt dasselbe trotz aller Schläge regungs¬

los und will sich nicht erheben. Auf seine Bitte betet Joseph zu

Gott, sich dem Thiere gnädig zu erweisen. Alsbald springt das

Kameel empor und trabt in Einem Zuge fort ; ohne Nahrung und

ohne Schlaf durchlief es in sechs Tagen den langen Weg, bis es

vor Jakobs Wohnung ankam. Als der Araber dem Jakob erzählt,

dass er Joseph gesehen und gesprochen, stürzt derselbe bewusstlos

hin; wieder zu sich gebracht, bittet er den Fremden, ihm Alles

ganz genau zu erzählen, was dieser auch that. Jakob bedeckt ihm

Stirne und Wange mit Küssen und lässt sich das Erzählte noch

hundert Mal wiederholen. Nachdem der Araber drei Tage lang

Jakobs Gast gewesen, fragt dieser ihn beim Scheiden, ob er ihm

durch irgend etwas seinen Dank ausdrücken könne , worauf jener

sagt, dass er keine Kinder habe und dass Jakob von Gott erbitten

möge, ihm Vaterfreuden zu gewähren. Auf Jakobs Gebet hin geht

dieser Wunsch später mehrmals in Erfüllung.

Dieselbe Erzählung findet sich nun auch in der Leyenda de Jose

(p. 42 fg.), nur wird Einzelnes mehr ausgeschmückt als bei Firdusi.

Auch hier bezeugt das Kameel ') dem Joseph seine Ehrerbietimg,

indem es vor ihm niederkniet und seine Füsse beleckt. Der Araber

erzählt aber nicht nur von einer Casa de Tristeza, sondern noch

von zwei anderen Häusern, die Jakob sich errichten liess, einer

Casa de Llanto und einer Casa de Soledad. Joseph bittet ihn,

seinem Vater die Kunde von ihm zu überbringen, giebt aber zu¬

gleich die am besten hierzu geeignete Zeit an , indem er sagt : ,0

mein Bruder! 0 Araber! Wenn du, so Gott will, hingehst uud

an das Thal von Kinaän kommst, so gehe erst zu Jakob in der

letzteu Stunde des Tages , in der Stunde , wenn sich die Pforten

des Himmels ^) öffnen und die Engel mit dem Erbarmen Gottes ^)

und seiner Glorie niedersteigen'.

Als der Araber sein Kameel wieder besteigt, sagt er zu dem¬

selben : 0 mein Kameel, gehe, gehe und schlafe nicht, bis du Josephs

Botschaft seinem Vater überbracht hast. Als er bei Sonnenunter¬

gang bei Jakobs Zelte anlangte, wurde er von Donya (Dinah)

erapfangen , der er erzählte , dass er ihreu Bruder gesehen und ge¬

sprochen. Auf seine Frage, wo er ihren Vater finden könne, zeigt

1) Camella, also — wie an mehreren anderen Stellen — weibliches Kameel; im Original Anneca (xSuäj!) .

2) Im Original Assema.

3) Im Original Almaiaques con la rrahma l^ii.^.S'Jj .

(20)

464 Griinbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha".

sie ihm einen grünen Pavillon ') auf der Spitze des Berges. Dort

angelangt sah er Jakob auf der Erde liegend, das Gesicht auf die¬

selbe gedrückt, v?einend und wehklagend, und mit ihm wehklagten

die Vögel und die wilden Thiere. Der Araber rief ihm zu: La

salud sea contigo i oh Jacob! y la misericordia de Dios y su ben-

diciön Jakob bewegt sich nicht. Da rief er zum zweiten Male :

La salud sea sobre ti \ oh profeta de Allah ! Jakob bewegt sich

nicht. Da rief er zum dritten Male : La salud sea sobre ti i oh el

triste!') Da erhob Jakob das Haupt und sagte: Dices verdad •

yo i por Allah ! soy el triste. Darauf erwiderte er seinen Gruss

Dann fragte er ihn: Hast du irgend ein Begehr? ,0, Prophet

Gottes, ich habe eine Botschaft'. Da weinte Jakob sehr und sagte :

0 Araber, wie kann es eine Botschaft für mich geben? Treibst

du deinen Scherz mit mir? ,Nein , bei Gott und bei den grauen

Haaren Abrahams ! Ich scherze nicht — ich habe Joseph gesehen'.

Es sagt der Erzähler ''): Und Jakob war nicht Herr seiner selbst,

und er stürzte bewusstlos nieder, und als er wieder zu sich kam,

sagte er: ,0 Araber, und du hast meinen geliebten Joseph gesehen?"

,Ja, Prophet Gottes, ich habe ihn gesehen'. «Und wo hast du ihn

gesehen ?" ,Im Lande Aegypten und er schickt dir seinen Gruss" '').

Da sagte Jakob: „Komm her zu mir!" Und er näherte sich ihm

und er drückte ihn an seine Brust und küsste ihn zwischen den

Augen und sagte : „Das sind die Augen, die meinen geliebten Joseph

gesehen haben". Dann sagte er : „Ich frage dich bei Gott, o Araber,

hat diese Hand seine Hand berührt?" „Ja, Prophet Gottes, ich

habe seine Hand in diese meine Hand genommen". Und Jakob

nahm die Hand des Arabers und führte sie an sein Gesicht und

roch daran. Dann sagte er: „Du sprichst die Wahrheit, o Araber,

denn sein Duft ist an deiner Hand, doch beschreibe mir sein Aus¬

sehen , so , als wenn ich ihn selbst vor mir sähe". „Gerne '), o

Prophet Gottes !' Der Araber giebt hierauf eine genaue Personal¬

beschreibung Josephs. Darauf heisst es weiter: Es sagte der Ge-

1) Pabellon, im Original Kubba, also 5C_«j9; von diesem Worte stammt das spanische Alcoba, wie bereits Roediger (Ges. Thes. s. v. !13|5) bemerkt.

2) Im Original : xi'li^J, ^Üi *-».s>-^, li^UXc |.bL*Ji , das gewöhnlich nur als Gegengruss gebraucht wird, cf. Baidäwi zu Sur. 4, 88 p. ffl' .

3) Im Original Aljazin [y_j.^\)

4) Despues le devolvio el saludo, im Original: Torno sobr' el el asselam, das arabische ^bL*J! »-Jlc , im Talmud Diba "innri .

5) Di.\o (el narrador). Das Eingeklammerte ist Zusatz des Herausgebers, im Original heisst es hier und an anderen Stellen nur „Kala" (Jüsj.

6) Im Original Asselam.

7) Pliiceme, als Uebersetzung von ^«jij wie oben.

(21)

Griinbaum, Zu Scldeclda- Wusehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleiclia". 465

Schichtschreiber : Alsdann weinte Jakoh ein sehr heftiges Weinen *)

und er sagte: ,0 Bruder! 0 Araber! Gebe Gott dir Belohnung,

denn ich verdanke dir grossen Trost und grosse Freude; so sage

mir denn, ob du etwas von Gott zu erbitten hast". Da sagte der

Araber: „Und was habe ich von ihm zu verlangen, o Prophet Gottes?

Ich bin einer der geehrtesten in meinem Volke und ich bin sehr

reich an Gütern und Lebensbedürfnissen ^) , und ich habe zwölf

Frauen und es ist mir kein Kind gegehen worden ; so bitte denn

Gott für mich, dass er mir Kinder gebe". Es sagte Caab: Und

Jakob erhob seine Hände zum Himmel und betete leise Gebete.

Da sagte der Araber: ,0, Prophet Gottes! Ich habe ein zweites

Begehren". Jakob sagte: „Was ist es?" „Bitte zu Gott, dass er mir

im Paradiese eine Wohnung (Alcazar) gebe zwischen deiner Wohnung

und der Wohnung deines Vaters Abraham ■•), des Freundes Gottes'.

Und Jakob betete zu Gott und sagte: Herr, gieb ihm eine Wohnung

im Paradiese! Da sagte der Araber: „Es bleibt mir ein drittes

Begehr". „Und was ist es ?" „Vielleicht erbittest du etwas für dieses

mein Kameel, da es mich mit deinem Sohne Joseph zusammen ge¬

bracht hat". Und Jakob betete zu seinem Herrn und legte seine

Hand auf das Kameel und sagte zu ihm : „Gehe, vielleicht wirst du

von den Kameelen Josephs im Paradiese sein".

Es wird nun ferner erzählt, dass, als der Araber nach Hause

gekommen war, sein Wunsch sich erfüllte imd er sehr viele Kinder

bekam. Wir hahen auch erfahren — heisst es weiter — (pero

Dios es el mas sabio ^) wird hinzugefügt), dass er Kindeskinder bis

in's siebente Geschlecht erlebte.

In meinem früheren Aufsatze habe ich (p. 8) eine Stelle des

S. hajaschar — sowie die entsprechende Stelle der arabischen

Autoren — erwähnt, in welcher Zuleicha in ihrem Tete-ä-t6te mit

Joseph die Schönheit seiner Augen, seiner Haare u. s. w. bewundert,

worauf er die Vergänglichkeit, Nichtigkeit und Flüchtigkeit all

1) Dixo (el oronista), im Original nur Kala wie oben.

2) Llord Jacob Uoro muy fuerte, Nacbabmung einer bekannten arabischen (und hebräischen) Ausdrucksweise.

3) En provisiones, im Original en arrizque (ÖJ^) .

4) Dass in dieser Stelle, sowie in mehreren anderen, Isaak ignorirt wird, kann nicht aulTallend sein , da auch im Korän sein Verhältniss zu Abrabam und Jakob sehr unklar, zum Theil unricbtig, dargestellt wird. Zudem tritt Isaak vor Ismael mehr und mehr in den Hintergrund , namentlich bei den späteren Autoren.

5) Im Original ^JLcl \U!, . Die hier gegebene deutscbe Uebersetzung dieser Episode, die sich ziemlich treu dem spanischen Texte anschliesst, kann zugleicb als kleino Stylprobe der in diesem Buche herrschenden Ausdrucks¬

weise dienen. Das immer wiederkehrende y (statt Vorder- und Nachsatz) er¬

innert an das biblische T und das arabische

Bd . XLIV. 81

(22)

466 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „.Jussuf u. Suleicha".

dieser Schönheiten erwähnt. In der Leyenda de Jose wird nun

(p. 53) erzählt, dass Zelija einen prachtvollen Garten — dessen

Schönheit ausführlich beschrieben wird — besass, und wie sie

Joseph einlud , wann er Lust habe , dorthin zu gehen und dessen

Früchte zu pflücken. Als Joseph im Garten war, schickte sie dort¬

hin 100 schön und reich geschmückte Jungfrauen, um da zu spielen

vmd um Joseph einzuladen, an ihrem Spiele Theil zu nehmen.

Darauf heisst es weiter : ... y refusaba el de reir con ellas, y decia

ä ellas: i Oh tropa de machachas!') que Allah, ensalzado sea, me

criö ä) a mi y a vosotras de tierra , y en eila nos tomaremos ");

pues temed ä Dios el grande. Y sucedia que Jose, cuando santi-

ficaba ii Allah, glorificado y ensalzado sea, no quedaban en el vergel aves, ni fieras ni iirboles, que no le santificasen *) con el, y cuando hacia oraciön, haciän oraciön las muchachas ^) con el, y se proster-

naban cuando (»1 se prostemaba •■).

Es wird nun ferner (p. 55) erzählt, dass der König (der Ge¬

mahl Zelija's) fünf Lusthäuser hatte — deren Pracht natürlich

wiederum sehr ausführlich geschildert wird, „Häuser der Zurück¬

gezogenheit' (Estaucias del aislamiento) genannt, weil der König

dorthin (wie in ein Buenretiro) sich zurückzuziehen pflegte, wenn

er allein sein wollte. In jedem derselben waren übrigens auch die

Bildnisse von Zelija und von Joseph. In eines derselben liess nuu

eines Tages Zelija Joseph rufen, indem sie ihm zugleich sagte,

welche hohe Ehre sie ihm damit erweise. Darauf wird denn der

fernere Dialog mitgetheilt, so heisst es u. A. :

Dixo Caab el historiador "): y era Zelija que lo queria (poseer), y le demandaba su persona ^) y deciale : „ j Oh Jose ! i que hennosa

es tu cara!' — ,i 0 Zelija! en la matriz la figurö mi Sefior' —

, ; Que bellos son tus cahellos !' Dixo Jose : „Ellos serän los primeros

que se caeran en mi fuesa de mi persona" .... Dixo eila: ; Que

hermosos son tus oyos ! Dixo Jose ; Oh Zelija ! ellos serän la

1) Im Original : Ye compafia de alclierias ; ye ist U , alclierias ist , wie

oben, von gebildet.

2) Im Original jaleko wie oben.

3) Im Original: Y a eila es la Tornada, ähnlich wie j-y^uJ! iJÜt Sur. 3, 27 ; 24, 42; 35, 19; 9G, 8.

4) Im Original: Y era Jose que cuando atasbihaba . . atasbihaseu, von .ifwUMxÖ.

c ■■•

5) Im Original: Cuando facia azzala, feban azzala las alcherias.

6> Im Original : \ asachadaban con su asachadamiento , letzteres im

Sinue von .

7) Im Original: Caab alajbar, letzteres wahrscheinlich ^...j^'ül . 8) Dieser Ausdruck ist wahrscheinlich Nachbildung von iiwj*,.aj y. iuj.l^, Sur. 12. 23. --'6. 30. 51.

(23)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „.Jussuf u. Suleicha". 467

primera cosa que correrän sobre mis mejillas. Dixo Zelija i Oh qu6

dulces son tus palabras ! Dixo Jose : Teme ä Allah , y acuerdate

de la muerte.

Ganz ähnlich heisst es nun bei Ibn el-Atlr (p. 1..) o>sl*i>-.

qmJ>-\ U ^_a-vj.j Lj »J viiJjü L^^*^ jJij^j xÄ*»Ls\y« j-ilX-J

qmS>-\ Lo \_a*~jj U ci«-iLi ^^X^si- qA ^^iÄÄj L« jS' JÜs

ti5Lj.:>j Q..w.5>t Lo ^^l'^ii ^>Xjms>- qA i)»a*^j Lo JjI JLi ^^^Uac

^,!^^ J^jäJ .^j, ^*S> ys- w Jjj ^ V'y^ J^

.g-J! '^jy*^ y^

Letzterer Satz findet sich ähnlich bei Zamabsari (p. tfl) zu

Vs. 24, wo es heisst:

gJI jJLjjL*« XXj J^5>- »-j'wJj ....

In anderen von mir (p. 10) angeführten Stellen erinnert der

Engel Gabriel Joseph daran, dass er eigentlich gar keinen Grund

habe, sich seiner Standhaftigkeit und Tugendhaftigkeit so sehr zu

rühmen. Ausser Gabriel wird bei Zamaljsari (p. Iff") auch Josephs

Herrin erwähnt, die wiederum denselben Ausdruck gebraucht:

L) li^Ljt^ ci«.L)L>- -^i "'y' *^ *).

Ein ganz ähnlicher Ausdruck kommt nun auch hier (p. 60)

vor, es ist aber kein Band oder Gürtel, sondern es sind los nudos

de sus zaragüelles (letzteres Wort entspricht dem arabischen J^j,|„«,, wie bereits Roediger in Ges. Thes. s. v. Tibaio p. 970 N. bemerkt).

Am Schlüsse des erwähnten Gespräches wird nämlich erzählt, dass

Joseph, als Schutzmittel gegen die Versuchung, sieben dieser nudos

knüpfte, den ersten im Namen Abrahams, den zweiten im Namen

Ismaels, den dritten im Namen Jakobs u. s. w. Darauf aber heisst

es (p. 61), dass Zelija ihm den Dolch zeigt, mit dein sie sich tödten

wolle, wenn er ihr Verlangen nicht erfüllen würde, und wie Joseph

zu ihr sagt:

i Oh Zelija 1 el demonio ^) es a la persona enemigo declarado,

pues teme ä Allah , y no mi pongas ä mi de los perdidos. Dixo

1) Auch im Mafätih algaib (V, Ivf) heisst es mit Bezug auf Vs. 24 KXäJ! J^^i^U ^^1 fß' *-jt L^ SJL^h ^^,LÖ, und zu Vs. 63 wird hemerlit (p. f.f), dass Gabriel zu Joseph sagte: aJLLj^l^ «^ftj ci..**^ CJ'^ ^.5"

2) Im Original El axxaitan, wie in der oben angeführten Stelle, die aber auch sonst vorkommt, z. B. Sur. 17, 55.

81»

(24)

468 Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d „Jussuf u. Suleicha".

Ibnu Abbas , compläzcase Dios con el '), declarado es el dicho de

Allah , glorificado y ensalzado sea *), que dixo : Ya se asiö (im

Original ansiö) eila con el y el con eila, y si no hubiera visto la

declaraciön de su Senor (hubiera pecado); y es la declaraciön, que

al punto ') que hubo voluntad Jose de desligar el nudo de los

zaragüelles, gritö el nudo :

iOh Josö! acuerdate con quö nombre m'affirmaste a mi. AI

punto que desatö el ijiudo segundo, demoströse ä öl una palma que

decia : No t'acerques al adulterio .... qu'es fealdad *) y mal camina.

Bei der Lösung des dritten Knotens sieht Joseph eine Hand

mit den Worten : AI que hace adulterio y ä la que hace adulterio,

pues azotad ä cada uno dellos con cien azotes. Bei der Lösung

des vierten Knotens sieht er die Worte: Aquel que hace adulterio

no se case sino con quin hace adulterio , ö con mujer infiel. Der

fünfte Knoten ruft ihm zu: ; Oh Josö ! ya has caido en el error,

y borrado seras del lihro de los profetas.

In dieser Stelle wird also zunächst Vs. 24 angeführt, darauf

folgt die Erklärung, worin das c)^ß bestanden, und zwar

ebenso wie in den von mir (p. 5) angeführten Stellen, mit denen

auch der erste Spruch, Sur. 17, 34, übereinstimmt. Der zweite

Spruch (den die dritte Hand zeigt) ist Sur. 24, 2: J]ji\j, x^jt^Jl

üjJt^ »Jue Ug-i/« J^^l^ JJ" I.JJL=-Li. Der dritte Spruch ist

Sur. 24, 3: iOCix^i ^1 üaÜj tit gXü ^ ^1^1. Aber alle diese

Verse bleiben ohne Wirkung und es wäre so gekommen, wie bei

jenem Meerweib „Halb zog sie ihn, halb sank er hin" — allein

auch hier erscheint Gabriel als Deus ex machina. Wie bei Zamahsarl

und Firdusi (p. 144) wird nämlich auch hier — aber erst auf die

Vorstellung der Engel hin - Gabriel an Joseph entsendet, der bei

Zamahsarl zu ihm sagt, dass er, wenn er sündige, aus dem Buche

der Propheten gestrichen werde, während hier — wie bei Firdusi —

Gabriel die Gestalt Jakob's annimmt und, indem er seine Hand auf

Joseph's Daumen legt^), zu ihm sagt: ; Oh Josö! ya quieres caer

1) >.Lil .

2)

3) Im Original la ora, entsprechend dem arabischen xcLwJl ,

4) Im Original Azine qu'es feeza, nämlich ÜjJ! und in der

Koränstelle Sur. 17, 34.

5) Bei Zamabsari (p. Mfl) zu Vs. 24 heisst es: ^ »AaJ v_J-ö ^jji,

»Ju'vJ! qA ''"j l ^j-^^ njX*s , ein ganz ähnlicher Satz findet sicb Sotah 36 b, Bereschith R. s. 87 und s. 98.

(25)

Grünbaum, Zu Schlechta- Wssehrd's Ausg. d. „Jussuf u. Suleicha". 469

en el eiTor, ya es deshecho ') tu nombre del libro de los buenos

y de los profetas

Dieses xij ist nun in der That ein qLS>j . da

Joseph — ohne die zwei übrigen Knoten aufzulösen — zur Thüre

hinauseilt, die zwar Zelija mit sehr festen Schlössern verschlossen

hatte, die er aber — da Gott ihm Kraft gab — sprengte.

Auch das Kind, das als Zeuge für Joseph's Unschuld eine so

grosse Rolle spielt, tritt in die Action ein. Zelija hatte nämlich

eine Schwester, die vor sechs Tagen ein Kind geboren hatte, das

in einer Wiege lag, die in Zelija's Zimmer stand. Auf Gottes Ge¬

heiss steigt Gabriel zu dem Kinde hernieder und fordert es auf,

Joseph's Unschuld zu bezeugen. Das Kind erhebt sich , geht zum I

König hin und sagt, dass es Unrecht von ihm sei, Zelija Glauben '

zu schenken. Der König antwortet: Wie kann ich aber erfahren,

wer von Beiden die Wahrheit gesagt hat? Darauf heisst es weiter

(nach Vs. 26 — 29): Dixo el nino: Para mientres i oh rey! si es la

camisa de Jos6 rompida delante, pues entonces eila dice verdad y

61 es de los mintirosos; y si es sa camisa rompida de zaga, pues

eila miente y el es de los verdaderos. Pues al momento que el

rey viö sa camisa rompida de zaga, dixo : ; Que eila es de las artes de las muyeres, que sus artes son grandes ! — Dixo ä Jose : Desiäte

d'ella, y demanda perdön tü \ oh Zelija! que tu eres pecadora »).

Bei Firdusi finden sich — dem Titel des Gedichtes entsprechend — uuter den Schlusscapiteln (p. 256 fg.) ,Jakob und Suleicha", „Sulei¬

cba's Verjüngung", .Joseph's Liebe und Verlobung". Von Suleicha

war früher (p. 173) erzählt worden, dass, auf das Bekenntniss ihrer

Schuld hin, der König sowohl sie als auch den Regenten verbannte

und dafür Joseph zum Regenten und Reichsverweser ernannte. An

einer anderen Stelle (p. 187 fg.) wird erzählt, dass Pharaoh vor

seinem Tode Joseph zum Erben der Königswürde einsetzte. Gegen

das Ende des Buches wird (p. 248 fg.) unter der Ueberschrift

„Suleicha und der Götze" erzählt, wie Joseph mit königlicher Pracht

und Herrlichkeit drei Tage weit seinem Vater entgegenritt und

wie beide einen glänzenden Einzug in die Hauptstadt hielten.

Suleicha, die längst alt geworden war und auch das Augenlicht

verloren hatte, hört im dumpfen Kämmerlein Hörnerklang und

Trommelwirbel. Auf ihre Frage sagt ihr ihre alte Sklavin — die

1) Statt deshecho heisst es p. 60 borrado. Im Original amahado von LrPV^.

2) Im Original Annobua — das an einer anderen Stelle (p. 115) mit - i >

profecia wiedergegeben wird — wahrsclieinlich »t>-*Jt .

3) Im Original: de las yerrantes, entsprechend dem y ^^>.>LS' i^^l .,.Aj_bLsOt Vs. 29.

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