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Für den anderen da sein

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Academic year: 2022

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granat apfel

Für den anderen da sein

er Tag beginnt für Frater Paulus um halb sechs Uhr früh. Da betet er gemeinsam mit seinen Mitbrüdern den „Engel des Herrn“, danach folgt eine Betrachtung und um sechs Uhr die Laudes und der tägliche Gottesdienst.

„Das Gebet ist das Fundament unseres Tuns“, betont Frater Paulus. „Das Stundengebt mit der Laudes, dem Mittagsgebet und der Vesper am Abend ist eine schöne Unterbrechung des täglichen Arbeitsablaufs.“

Sein Arbeitstag beginnt nach dem Früh- stück um sieben Uhr. Da schaut er meist zuerst einmal in der Kanzlei vorbei und er-

kundigt sich, ob wichtige Dinge anstehen. Gibt es keine Sitzung und keinen anderen fixen Termin, dann ist er sehr oft im Krankenhaus unter- wegs, geht von Station zu Station, schaut auch in die Zimmer und erkundigt sich, wie es den

Für andere Menschen da zu sein, das sieht der Prior des Wiener Konvents der barmherzigen brüder Frater Paulus Kohler als seine hauptaufgabe. da sein möchte er für seine Mitbrüder ebenso wie für die Patientinnen, Mitarbeiterinnen und besucherinnen des Wiener ordenskrankenhauses.

text: briGitte VeinFurter

PatientInnen geht. „Ich frage, ob sie zufrieden sind oder ob es vielleicht irgendein Problem gibt, bei dem ich helfen kann“, erzählt er.

Ebenso spricht er mit den MitarbeiterInnen und BesucherInnen des Hauses.

Als Vertreter des Rechtsträgers des Kran- kenhauses, also des Ordens der Barmherzigen Brüder, ist er in alle wichtigen Entscheidun- gen involviert, seien es nun beispielsweise bauliche Maßnahmen oder die Anschaffung von neuen Geräten. „Aber wir haben so viele Fachleute im Haus, die für die Weiterentwick- lung in den einzelnen Abteilungen sorgen“, nimmt er sich zurück. „Wir müssen halt das Umfeld dafür schaffen.“ Fachwissen und Er- fahrung bringt Frater Paulus aber auch selbst mit. Nach der Krankenpflegeausbildung hat er die Handelsschule besucht, Finanzbuchhal- tung gelernt und danach die dreijährige Aus- bildung zum Krankenhausbetriebswirt absol- viert. Bereits im Alter von 33 Jahren wurde er Prior und Krankenhausvorstand in St. Veit an der Glan. 1992 übernahm er diese beiden Aufgaben in Wien. Von 1998 bis 2007 war er Provinzial der Österreichischen Ordenspro- vinz der Barmherzigen Brüder, danach Prior und Gesamtleiter im Krankenhaus Salzburg und ab 2010 Prior in Kainbach. Anfang dieses Jahres wechselte er als Nachfolger des verstor- benen Fraters Oswald Edtstadler nach Wien.

Familiengespräche und Rekreation

Frater Paulus ist aber nicht nur als Rechtsträ- gervertreter für das Ordenskrankenhaus zu-

Das Wichtigste ist, dass man Zeit für die anderen hat.

Fotos: barmherzige brüder

orden & christLiche WeLt barmherzige brüder

D

Mit einer kleinen Feier wurde Frater Paulus am 24. Jänner dieses Jahres als neuer Prior in Wien begrüßt (im Foto mit dem inzwischen pensio- nierten Primarius Univ.- Prof. Wilfried Ilias).

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ständig, sondern als Prior in erster Linie für den Wiener Konvent der Barmherzigen Brü- der mit insgesamt zehn Mitgliedern. „Hier gibt es auch das eine oder andere zu organi- sieren“, berichtet er, „oder ein Bruder bittet mich um ein Gespräch.“ Einmal im Monat findet das in den Konstitutionen des Ordens vorgeschriebene Familiengespräch statt, an dem alle Mitglieder des Konvents teilnehmen.

Dabei wird auf den vergangenen Monat zu- rückgeschaut, die Planung für den nächsten Monat gemacht, über Neuerungen diskutiert oder einfach über dies und das gesprochen.

Darüber hinaus kommen die Brüder des Kon- vents bei den Mahlzeiten zusammen und bei

der sogenannten Rekreation: „Zum Beispiel setzen wir uns jeden Sonntag eine Stunde zu- sammen und sprechen miteinander“, erklärt Frater Paulus.

Zeit für die anderen

Ob im Krankenhaus oder im Konvent, eines ist Frater Paulus da wie dort wichtig: das Dasein für seine Mitmenschen. „Das steht für mich im Mittelpunkt“, betont er. „Das Wichtigste ist, dass man Zeit für die anderen hat. Ich glaube, ich kann sagen, ich habe immer oder fast im- mer Zeit. Und wenn ich gerade einen Termin habe, dann nehme ich mir danach Zeit.“

So mag es nicht verwundern, dass Frater Paulus nur äußerst selten in seinem Büro an seinem Schreibtisch anzutreffen ist. „Die not- wendige Schreibarbeit überlasse ich anderen, die das besser können als ich“, betont er. „Da haben wir viele gute Mitarbeiter und Mitarbei- terinnen.“ Aber über sein Mo-

biltelefon ist er jederzeit für alle erreichbar – und sollte er gerade nicht erreichbar sein, dann ruft er zurück.

Stress kennt Frater Paulus nicht: „Ich weiß gar nicht, was das ist“, betont er. „Mein

Grundsatz ist: Ich kann nur eines nach dem anderen tun. Und innerhalb von 12 bis 14 Stunden am Tag kann ich schon sehr viel unterbringen, ohne dass ich mich hetzen muss.“

«

Fotos: barmherzige brüder

WOrterKLärunG

Prior

Wörtlich übersetzt bedeutet das lateinische Wort prior „der erste, der Vordere, der dem rang nach höherstehende“. in ordensgemein- schaften bezeichnet es denjenigen, der einem Kloster vorsteht. bei den barmherzigen brü- dern wird der Prior mit „Pater Prior“ angespro- chen, obwohl er in der regel kein Priester ist.

diese Anrede ist ein Zeichen der Achtung vor der Verantwortung, die der Leiter einer Ge- meinschaft hat. sie verweist auf die ursprüng- liche bedeutung des lateinischen Wortes pater (Vater). der Prior soll in väterlicher sorge für die Gemeinschaft da sein.

in der Österreichischen ordensprovinz gibt es neun Konvente, denen jeweils ein Prior vorsteht:

Bratislava: Frater Johannes Karlik Brünn: Frater Martin Macek Budapest: Pater imre Kozma

Graz-Eggenberg: Frater richard binder Graz-Marschallgasse: Frater Matthias Meczywor

Kainbach: Frater dominikus trummer Linz: Frater engelbert raab

Salzburg: Frater daniel Katzenschläger Wien: Frater Paulus Kohler

An seinem Schreib- tisch ist Frater Paulus nur selten anzutreffen, sehr oft ist er hinge- gen im Krankenhaus unterwegs.

Innerhalb von 12 bis 14 Stunden am Tag kann

ich schon sehr viel

unterbringen, ohne dass

ich mich hetzen muss.

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