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Wirtschaft aktuell 4 / 2011 – des Bereichs Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik

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Herausgeber: IG Metall Vorstand – Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik - 60519 Frankfurt am Main - 27. Mai 2011 - www.igmetall.de/download - Tel.: +49(69)6693-2091 - Fax: +49(69)6693-80-2091

Wirtschaft aktuell

4 / 2011 – des Bereichs Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik

Metall- und Elektroindustrie 2011:

Wirtschaftlicher Aufschwung ohne Beschäftigte

Die Auftragsbücher der deutschen Metall- und Elektroindustrie füllen sich weiter. Die Produktion läuft auf Hochtouren und die Umsätze steigen ungebrochen. So steil wie es in der Metall- und Elektroindustrie in der Weltwirtschaftskrise bergab ging, so schnell geht es nun wieder bergauf. Bei anhaltendem Auf- schwung wird die Metall- und Elektroindustrie bald das Vorkrisenniveau erreichen, wenn auch nicht in al- len Branchen. Nur: dieser wirtschaftliche Aufschwung kommt bei den meisten Beschäftigten nicht an.

Noch fehlen über 200.000 reguläre Arbeitsplätze, die während der Krise in der Metall- und Elektroindustrie verloren gingen. Zwar stellen die Unternehmen wieder ein, aber überwiegend befristet auf Basis von Werk- und Zeitverträgen.

Nach dem zurückliegenden konjunkturell schwersten Einbruch in der Wirtschaftsgeschichte in den Jahren 2008/2009 erholt sich die deutsche Wirtschaft und mit ihr die Metall- und Elektroindustrie seit Anfang 2010 überraschend gut. Die deutsche Wirtschaft ist vom Sorgenkind zur Konjunkturlokomotive in der Europäi- schen Union aufgestiegen. Selbst die Wirtschaftsfor- scher sind von der Dynamik überrascht, sie erhöhten im letzten Jahr ihre Konjunkturprognosen von Monat zu Monat. Die Entwicklung zentraler ökonomischer Kenn- ziffern zeigt in den letzten Monaten stetig nach oben.

So wird wieder mehr bestellt, produziert und immer mehr umgesetzt.

70 80 90 100 110 120 130 140

2005.1 2006.1 2007.1 2008.1 2009.1 2010.1 2011.1

Auftragseingang Ausland

Auftragseingang insgesamt

Auftragseingang Inland

Quelle: Statistisches Bundesamt Grafik: IG Metall, FB Grundsatzfragen 122,4 117,2 111,1

Auftragsbücher in der Metall- und Elektroindustrie füllen sich Index 2005=100, saisonbereinigte Quartalsdurchschnitte

Enorme Zuwächse bei den Bestellungen Der Aufwärtstrend bei den Auftragseingängen (ka- lender- und saisonbereinigt) hält auch Anfang 2011 an.

Die hohen Zuwächse bei den Bestellungen in der Me- tall- und Elektroindustrie der letzten Monate haben da- zu geführt, dass die bereinigten Auftragseingänge im ersten Quartal 2011 um 10,7 Indexpunkte unter dem letzten Spitzenwert aus dem vierten Quartal 2007 la- gen. Sollte diese wirtschaftliche Dynamik in den nächs- ten Monaten bei den Bestellungen anhalten, wäre der Höchststand von vor der Krise in greifbare Nähe ge- rückt.

Getrieben ist der überraschend schnelle Aufschwung vornehmlich vom Auslandsgeschäft. Besonders stark ist die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten dabei aus den aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien. Zwar präsentiert sich der Auftragseingang auch im Inland sehr positiv, aber der Aufwärtstrend bei den inländischen Bestellungen kommt bei weitem nicht an das Niveau der Auslands- orders heran. Im ersten Quartal 2011 nahmen die (un- bereinigten) Metall-Elektro-Aufträge aus dem Ausland gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22,6 Prozent zu, aus dem Inland um 14,9 Prozent. Heute bewegen sich die inländischen Bestellungen in der Metall- und Elektroindustrie auf dem Stand von Ende 2006, die ausländischen auf dem von Anfang 2007. Erfreulich dabei ist, dass in allen Branchen im Organisationsbe- reich der IG Metall im Vergleich zum Krisenzeitraum 2008/2009 wieder mehr bestellt wird.

70 80 90 100 110 120 130 140

2000.1 2001.1 2002.1 2003.1 2004.1 2005.1 2006.1 2007.1 2008.1 2009.1 2010.1 2011.1 Quelle: Statistisches Bundesamt Grafik: IG Metall, FB Grundsatzfragen

Metall- und Elektroindustrie - Produktion nach Hauptbranchen Index 2005 = 100, saisonbereinigte Quartalsdurchschnitte

Automobilindustrie Maschinenbau

Metallerzeugnisse

elektrische Ausrüstungen 1. Quartal 2011 gg. 4. Quartal 2010:

Metallerzeugnisse: +3,8%

elektrische Ausrüstungen: +2,3%

Maschinenbau: -1,8%

Automobilindustrie: -0,6%

M+E gesamt: +1,8%

M+E gesamt

116,1 113,3 113,1 112,3 109,4

Produktion zieht kräftig an

Die kräftig wachsende Nachfrage hat für eine insge- samt bessere Auslastung der Produktion gesorgt.Seit dem Tiefstand im April 2009 legt die Produktion in der Metall- und Elektroindustrie von Monat zu Monat konti- nuierlich zu. Anfang 2011 hat sie das Produktionsni- veau von Mitte 2007 erreicht. Ähnlich wie bei den Be-

Vorstand

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4 / 2011 Wirtschaft aktuell: Metall- und Elektroindustrie 2011: Wirtschaftlicher Aufschwung ohne Beschäftigte

Herausgeber: IG Metall Vorstand – Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik - 60519 Frankfurt am Main - 27. Mai 2011 - www.igmetall.de/download - Tel.: +49(69)6693-2091 - Fax: +49(69)6693-80-2091

stellungen setzte damit eine sehr schnelle und star- ke Erholung ein. Nach dem tiefen Einschnitt bei der Produktion geht es seit Mitte 2009 in zahlreichen Bran- chen der Metall- und Elektroindustrie wieder aufwärts.

Besonders positiv ist die Entwicklung in der deutschen Automobilindustrie. Als eine stark konjunkturabhängige Branche hat sie als erste die Weltwirtschaftskrise hin- ter sich gelassen und sogar das Produktionsniveau in der Hochphase von Anfang 2008 erreicht. Damit trägt sie überdurchschnittlich stark zur aktuell positiven Entwicklung in der Metall- und Elektroindustrie insge- samt bei. Auch in den anderen Sektoren greift die kon- junkturelle Erholung. Im Maschinenbau liegt die Pro- duktion in etwa auf dem Niveau vom dritten Quartal 2006, die der elektrischen Ausrüstungen und der Me- tallerzeugnisse auf dem vom ersten Quartal 2007 – bei positivem Trend.

Allerdings zeichnen sich konjunkturelle Risiken ab:

die Finanzkrise ist keineswegs vorbei und die europa- weiten Kürzungsprogramme könnten den konjunkturel- len Aufschwung bremsen. Ebenso könnten die Un- gleichgewichte in der EU zu wirtschaftlichen Rück- schlägen führen, da die EU das Hauptabsatzgebiet deutscher Waren ist. Darüber hinaus sind konkrete Folgen der japanischen Katastrophe auf die deutsche Wirtschaft noch nicht absehbar.

Angesichts der jüngsten kräftigen Produktionszuwäch- se hat sich die Kapazitätsauslastung in der deutschen Metall- und Elektroindustrie wieder normalisiert. Im zweiten Quartal 2011 liegt sie nach Angaben des Ifo- Institutes bei 87,2 Prozent und damit deutlich über der sogenannten Normalauslastung von 85 Prozent.

3.615 3.638

3.679 3.668

3.616

3.549 3.503

3.474

3.413 3.407

3.441 3.458 3.484

2008.1 2008.2 2008.3 2008.4 2009.1 2009.2 2009.3 2009.4 2010.1 2010.2 2010.3 2010.4 2011.1 Quelle: Statistisches Bundesamt, WZ 2008, Betriebe ab 20 Beschäftigte Grafik: IG Metall, FB Grundsatzfragen

Zahl der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie steigt leicht an

Beschäftigte in 1.000, Quartale

Prekäre Beschäftigung boomt

Der wirtschaftliche Aufschwung hält in der Metall- und Elektroindustrie und in den meisten Branchen an. Das ist sehr erfreulich. Allerdings kommt dieser Auf- schwung bei vielen Menschen nicht an. Durch Kurzar- beit, Abbau von Überstunden, Rückführung von Ar- beitszeitkonten oder Beschäftigungssicherungsverein- barungen hat sich die Krise zunächst nicht massiv auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Trotz wirtschaftli- cher Erholung seit Mitte 2009 ging der Beschäftigten- abbau weit ins Jahr 2010 hinein. Während im dritten Quartal 2008 (Höchststand) noch über 3.679.000 Be- schäftigte in der Metall- und Elektroindustrie arbeite-

ten, waren es im zweiten Quartal 2010 nur noch knapp 3,4 Millionen. In diesem Zeitraum hat die Metall- und Elektroindustrie 7,1 Prozent ihrer Beschäftigten verlo- ren, also etwa 272.000. Branchenbezogen waren mit Ausnahme des Sektors DV, Elektronik, Optik alle Branchen im Organisationsbereich der IG Metall zwi- schen 2009 und 2010 vom Arbeitsabbau betroffen. In den letzten Monaten wurde zwar wieder eingestellt, aber auf sehr niedrigem Niveau.

Auch wenn der Beschäftigungsabbau in der Metall- und Elektroindustrie mittlerweile gestoppt ist und leich- te Zuwächse verzeichnet werden, entstehen immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse in der Industrie. Die Zahl der Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter wächst ungebremst an. Alleine zwischen Februar 2010 und Februar 2011 legte sie in der Gesamtwirtschaft um +36,2 Prozent zu.

Durch diese Entwicklung werden Belegschaften weiter gespalten und in den Betrieben zunehmend ungleich behandelt. Deshalb setzt sich die IG Metall u. a. in ih- rer Kampagne „equal pay“ für gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitsbedingungen für Leiharbeitnehmer ein.

Weiter gute Aussichten in der Metall- und Elektroindustrie

Im Frühjahr 2011 erhöhten die Industrieverbände nach und nach ihre Prognosen für das laufende Jahr. So hat beispielsweise der VDMA (Maschinenbau) seine Pro- duktionsprognose für 2011 von zehn auf 14 Prozent und der ZVEI (Elektroindustrie) von sieben auf zehn Prozent heraufgesetzt. Die deutsche Industrie schätzt damit den aktuellen Aufschwung als stabil ein und schaut optimistisch in die weitere Zukunft.

7,0 8,7 8,6 7,9

9,7 8,1

IG Metall 9,0 (Prognose) Frühjahrsgutachten

(07.04.2011) IMK (07.04.2011)

RWI (10.03.2011)

IfW Kiel (10.03.2011)

DIW (04.01.2011)

Produktionsprognosen Metall- und Elektroindustrie 2011 Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent

Prognosen: auf Basis der prognostizierten VGR-Nachfrageaggregate

Privater Konsum, Ausrüstungsinvestitionen und Exporte

Quelle: Berechnungen der IG Metall auf der Basis von Institutsprognosen Grafik: IG Metall, FB Grundsatzfragen

2010 legte die Produktion in der Metall- und Elektroin- dustrie wieder kräftig zu (+14,6%). Abgeleitet aus den aktuellen gesamtwirtschaftlichen Prognosen für 2011 ergeben sich für die Metall- und Elektroindustrie Pro- duktionsprognosen von 7,9 (RWI) bis 9,7 (IfW) Pro- zent.

Die IG Metall hält einen Produktionszuwachs von sieben bis neun Prozent im laufenden Jahr für möglich. Nach dem Zuwachs vom letzten Jahr zeich- net sich damit ab, dass die Metall- und Elektroindustrie bereits Ende dieses Jahres das Vorkrisenniveau wie- der erreichen kann.

Referenzen

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