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Hypertoniker können Blutdruckmedikation selbst titrieren

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Academic year: 2022

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Obwohl in den vergangenen zehn Jah- ren Fortschritte erzielt wurden, zeigen internationale Untersuchungen, dass die Blutdruckwerte bei vielen Hyper - tonikern nach wie vor nicht gut ein - gestellt sind. Das Selbstmonitoring der Blutdruckwerte und die Anpassung der antihypertensiven Medikation durch die Patienten sind eine Option, eine bes- sere Blutdruckeinstellung zu erreichen.

Dies belegt die Studie TASMINH-2 (Telemonitoring and Self-Management in Hypertension 2), in der geschulte Hypertoniker ihren Bluthochdruck in Eigenregie behandelten und damit in- nerhalb eines Jahres ihre systolischen Werte effektiver senken konnten als Patienten, welche die übliche antihyper- tensive Therapie erhielten. Allerdings nahmen an der TASMINH-2-Studie nur wenige Hochrisikopatienten teil –

also beispielsweise Patienten mit Dia- betes, kardiovaskulären oder chroni- schen Nierenerkrankungen.

Genau diesen Hochrisikopatienten wid- mete sich die Nachfolgestudie TASMIN- SR (Targets and Self-Management for the Control of Blood Pressure in Stroke and at Risk Groups). Es handelt sich um eine offene, randomisierte klinische Studie, an der 552 Patienten aus 59 Praxen der Primärversorgung im Vereinigten Königreich teilnahmen.

Die Patienten waren 35 Jahre alt oder älter und hatten einen Schlaganfall oder eine transiente ischämische At - tacke (TIA) hinter sich, oder sie litten an koronarer Herzkrankheit, Diabetes oder an einer chronischen Nierener- krankung (mit einer geschätzten GFR von 30–59 ml/min/m2).

Behandlung in Eigenregie versus hausärztliche Betreuung Ein Teil der Patienten wurde randomi- siert entweder der Interventionsgruppe zugeordnet, die nach einem anfängli- chen Training ihre Blutdruckwerte selbst überwachte und bei Bedarf die Blutdruckmedikamente nach einem zuvor festgelegten Plan anpasste; die übrigen Patienten erhielten bei ihrem Hausarzt die übliche antihypertensive Therapie (Kontrollgruppe). Während der Stu diendauer sollten die in der Praxis gemessenen Zielblutdruckwerte 130/80 mmHg betragen, die zu Hause gemessenen Werte sollten möglichst bei 120/75 mmHg liegen – ehrgeizige Ziel- werte, die auf einem zum Zeitpunkt der Stu dienplanung aktuellen Konsen-

sus basierten. Primärer Endpunkt der TASMIN-SR-Studie war die Differenz des systolischen Blutdrucks zwischen der Interventions- und der Kontroll- gruppe nach einem Jahr.

Systolischer Blutdruck in der Interventionsgruppe um 9,2 mmHg niedriger

Zu Beginn der Studie lagen die durch- schnittlichen Blutdruckwerte in der In- terventionsgruppe bei 143,1/80,5 mmHg und in der Kontrollgruppe bei 143,6/

79,5 mmHg. Nach einem Jahr waren die durchschnittlichen Blutdruckwerte in der Interventionsgruppe auf 128,2/

73,8 mmHg und in der Kontrollgruppe

ARS MEDICI 52015

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STUDIE REFERIERT

Hypertoniker können Blutdruckmedikation selbst titrieren

Bessere Blutdruckwerte und geringeres Schlaganfallrisiko durch eigenverantwortliche Therapie

Die Blutdruckselbstmessung und das Anpassen der Blutdruckmedikamente durch den Patienten führen bei Hypertonikern zu einer besseren Blutdruck- einstellung. Aber kann man auch kardiovaskulären Hochrisikopatienten ein Blutdruckselbstmanagement anvertrauen? Dieser Frage ging die TASMIN- SR-Studie nach.

JAMA

Eine Blutdruckselbstmessung und eine Behandlung in Eigenregie führten bei Hypertonikern mit hohem kardio- vaskulären Risiko im Vergleich zur üblichen Therapie nach zwölf Monaten zu niedrigeren systolischen Blutdruck- werten.

Bei Patienten mit hohem kardiovasku - lären Risiko, deren Blutdruck nicht optimal eingestellt ist, kann ein Blut- druckselbstmanagement erwogen werden.

MERKSÄTZE

Antihypertensiva konsequent einset- zen, patientenzentrierte Behandlungs- strategien entwickeln

Die TASMIN-SR-Studie sei ein wichtiger Schritt in Richtung einer modernen, patientenzentrierten Hypertoniebehandlung, heisst es in einem beglei- tenden Editorial zur Studie. Allerdings weisen die Editorialisten darauf hin, dass einige Details noch besser untersucht werden müssten. Beispiels- weise sollte festgelegt werden, welche Tageszeit sich für Blutdruckselbstmessungen am besten eignet. Die Patienten aus der TASMIN-SR-Inter- ventionsgruppe führten ihre Blutdruckmessungen morgens durch, doch ist bekannt, dass einige Patienten gerade in den Morgenstunden höhere Blutdruckwerte aufweisen. Zudem gehen die Autoren der TASMIN-SR-Studie nicht weiter auf die Frage ein, welche Antihypertensiva sich für eine Selbsttitration durch den Patienten am besten eignen. Darüber hinaus fordern die Edito- rialisten weitere Studien, in denen untersucht werden sollte, wie sich das antihypertensive Selbstmanagement der Patienten auf kardiovas- kuläre Ereignisse auswirkt.

Insgesamt zeigt die TASMIN-SR-Studie aber, dass die Selbsttitration der Blutdruckmedikamente auch bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko zu einer sicheren, klinisch relevanten Blutdrucksenkung führt. In vielen Ländern stehen heute Antihypertensiva als kostengünstige Generika zur Verfügung. Diese preiswerten Medikamente sollten konsequent genutzt und Strategien für eine optimale individualisierte Patientenbetreuung entwickelt werden, betonen die Editorialisten.

Nilsson PM et al.: Self-titration of antihypertensive therapy in high-risk patients: bringing it home.

JAMA 2014; 312(8): 795–796.

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auf 137,8/76,3 mmHg gesunken. Nach einer bereinigten Analyse entspricht dies einer Differenz von 9,2 mmHg des systolischen beziehungsweise von 3,4 mmHg des diastolischen Blut- drucks. Diese Ergebnisse waren in allen Patientensubgruppen vergleichbar.

Trotz höheren Konsums an Anti - hypertensiva kein signifikanter Anstieg von unerwünschten Wirkungen

In beiden Gruppen nahm die Einnahme blutdrucksenkender Medikamente zu, doch stieg der Verbrauch an Antihyper- tensiva in der Interventionsgruppe sig- nifikant stärker an als in der Kontroll- gruppe. Insbesondere wurden in der Interventionsgruppe signifikant mehr Kalziumkanalblocker und Thiazide ver- schrieben. In beiden Gruppen wurde

häufig über Nebenwirkungen berich- tet, doch beobachteten die Untersucher bezüglich unerwünschter Wirkungen keinen signifikanten Unterschied zwi- schen den beiden Gruppen. Auch im Hinblick auf die Lebensqualität gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe.

Senkung des Schlaganfallrisikos um rund 30 Prozent

Die TASMIN-SR konnte als erste Studie nachweisen, dass Hochrisikopatienten mit Hypertonie und signifikanter kar- diovaskulärer Komorbidität imstande sind, ihr Blutdruckmanagement nach einem zuvor mit dem Hausarzt aus - gearbeiteten Plan eigenständig durch - zuführen, und dass es ihnen gelang, ihre systolischen und diastolischen

Blutdruckwerte in klinisch relevantem Umfang zu senken, ohne dass es ver- mehrt zu Nebenwirkungen kam, wie die Autoren zusammenfassen. Legt man die Ergebnisse klinischer Endpunktstudien zugrunde, darf man davon ausgehen, dass die Blutdrucksenkung, die in der Interventionsgruppe erzielt wurde, mit einer Reduktion des Schlaganfallrisikos um etwa 30 Prozent assoziiert ist. Andrea Wülker

McManus RJ et al.: Effect of self-monitoring and medica- tion self-titration on systolic blood pressure in hyper - tensive patients at high risk of cardiovascular disease:

the TASMIN-SR randomized clinical trial. JAMA 2014;

312(8): 799–808.

Interessenlage: Die Autoren geben an, dass ihre For- schungsaktivitäten von verschiedenen Firmen und Insti- tutionen unterstützt werden.

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