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Gastroösophageale Refluxkrankheit

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ARS MEDICI 21 2006 F O R T B I L D U N G

Die Beschwerden der Refluxkrankheit reichen von gut behandelbaren typischen Symptomen bis zu therapieresistenten atypischen oder extraösophagealen Manifestationen. In der Regel ist keine initiale endoskopische Abklä- rung notwendig, wie eine Arbeit im «British Medical Journal» zeigt.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Funktionelle und strukturelle Veränderungen des unteren Öso- phagussphinkters spielen eine wichtige Rolle bei der Entwick- lung der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Neben einer genetischen Disposition unterliegt die Störung dem Ein- fluss von Lifestyle-Faktoren, die das Auftreten von typischen Beschwerden wie Magenbrennen und Säurereflux begünstigen oder auch zu atypischen und extraösophagealen Manifestatio- nen führen können (Tabelle 1).Die Infektion mit Helicobacter pylori könnte ebenfalls mit der Zunahme von Refluxbeschwer- den assoziiert sein. Zwar hat die Eradikation nur einen geringen Einfluss auf den Symptomverlauf, sie wird wegen des erhöhten Risikos für Magenkarzinome aber dennoch empfohlen.

Die derzeitigen Behandlungsrichtlinien berücksichtigen vor allem das Management typischer Refluxbeschwerden und der erosiven Ösophagitis. Als besonders effektiv und sicher hat sich die Therapie mit Protonenpumpenhemmern (PPI) erwiesen.

Bei atypischen und extraösophagealen Beschwerden wirkt diese Therapie hingegen nur beschränkt.

Barrett-Ösophagus: eine Variante der Reflux- krankheit

Bisher galt die gastroösophageale Refluxkrankheit als eine pro- gressive Erkrankung, deren Schweregrad abhängig von der Schleimhautschädigung definiert wurde. Eine endoskopisch

negative Refluxkrankheit wurde als milde Form des Säurereflux eingestuft. Der zunehmende Schweregrad einer Refluxösopha- gitis signalisierte einen progressiven Säurereflux, und die Bar- rett-Schleimhaut war Ausdruck einer schweren Refluxerkran- kung. Diese Einteilung wird nun infrage gestellt und könnte in Zukunft von einem symptomorientierten Modell abgelöst wer- den. Oft leiden nämlich gerade Patienten mit einer endosko- pisch negativen Refluxkrankheit an schweren, atypischen Be- schwerden, während die Barett-Schleimhaut relativ säure- unempfindlich ist. In neueren Studien wurde nun auch der Nachweis dafür erbracht, dass der Barrett-Ösophagus keines- wegs – wie bisher angenommen – das Ende des GERD-Spek- trums bildet. Vielmehr handelt es sich um einen weiteren refluxassoziierten Phänotyp.

Gastroösophageale Refluxkrankheit

Endoskopische Abklärungen sind nur in Ausnahmefällen notwendig, Protonenpumpenhemmer bleiben Therapie der Wahl

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■ Funktionelle und strukturelle Veränderungen des unteren Ösophagussphinkters spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der gastroösophagealen Refluxkrankheit.

■ Neben einer genetischen Disposition unterliegt die Störung dem Einfluss von Lifestyle-Faktoren.

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■ Bei typischen Refluxbeschwerden und erosiver Öso- phagitis hat sich die Therapie mit Protonenpumpen- hemmern als sicher und effektiv erwiesen. Bei atypi- schen und extraösophagealen Beschwerden wirken die Substanzen nur beschränkt.

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■ Das Adenokarzinom tritt vor allem bei Patienten mit Barrett-Ösophagus auf.

■ Eine endoskopische Abklärung ist bei Patienten über 55 Jahren indiziert, deren Symptome über die Initial- therapie hinaus persistieren oder bei denen Alarm- symptome auftreten.

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■ Protonenpumpenhemmer bleiben das Mittel der Wahl in der GERD-Behandlung.

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Entwicklung von Adenokarzinomen

Obwohl ein enger und möglicherweise ursächlicher Zu- sammenhang zwischen der Refluxkrankheit und dem Auftreten von Adenokarzinomen des Ösophagus besteht, sind diese Tu- moren selten und rechtfertigen kein Screening. Da das Adeno- karzinom vor allem bei Patienten mit Barrett-Ösophagus auf- tritt, ist eine Identifikation von Hochrisikopatienten mittels Endoskopie möglich. Zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs empfehlen die jüngsten Guidelines alle zwei bis fünf Jahre eine endoskopische Untersuchung. Ihre Grenzen hat diese Strategie bei der Identifizierung von Patienten mit fehlenden Alarm- symptomen. Diese bleiben aufgrund des asymptomatischen Krankheitsverlaufs oft unentdeckt. Die Indikation zur Endo- skopie erfolgte daher bisher nach dem Motto «besser eine überflüssige Untersuchung durchführen als ein behandelbares Adenokarzinom übersehen». Mit den pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten könnte die endoskopische Über- wachung in Zukunft allerdings überflüssig werden. Wie in einer kürzlich veröffentlichten retrospektiven Studie gezeigt wurde, konnte das Risiko für eine Dysplasie bei Patienten mit Barrett- Ösophagus mit einer säuresuppressiven Therapie um 75 Pro- zent gesenkt werden. Ein möglicher protektiver Einfluss von nicht steroidalen Antirheumatika auf die Entwicklung von Ösophaguskarzinomen wird derzeit untersucht.

GERD-Management

Laut den im Jahr 2004 publizierten Guidelines des National In- stitut for Health and Clinical Excellence zum Management der Dyspepsie ist die Routineendoskopie bei dyspeptischen Be- schwerden ohne Vorliegen von Alarmsymptomen obsolet (Tabelle).Patienten mit Refluxbeschwerden erhalten demnach

eine vierwöchige Initialtherapie mit der vollen Dosis Protonen- pumpenhemmer. Bei Helicobacter-pylori-positivem Befund kann zusätzlich eine Eradikationstherapie eingeleitet werden.

Treten die Beschwerden erneut auf, ist eine Langzeitbehand- lung indiziert. Dabei hat sich die Reduktion der Protonenpum- penhemmer auf die niedrigste effektive Dosis (Step-down- Strategie) als kosteneffektiv erwiesen. Zeigt die endoskopische Abklärung ein Fortbestehen der Ösophagitis, sollte eine acht- wöchige Therapie mit einer Heilungsdosis Protonenpumpen- hemmer erfolgen. Die bei diesen Patienten mit hoher Wahr- scheinlichkeit erneut auftretenden Beschwerden erfordern eine anschliessende Erhaltungstherapie mit PPI. Eine endoskopi- sche Abklärung ist bei Patienten über 55 Jahren indiziert, deren Symptome über die Initialtherapie hinaus persistieren oder bei denen Alarmsymptome auftreten.

Trotz der hohen Wirksamkeit und Sicherheit der Protonen- pumpenhemmer, auch in der Langzeitbehandlung, stellt das fehlende Ansprechen einiger Patienten in der klinischen Praxis ein wichtiges Problem dar. Ein Wechsel des Präparates oder die Erhöhung der Dosis (2×tägliche Dosierung) kann in diesen Fällen zu einer Verbesserung führen. Treten die Beschwerden vordergründig in der Nacht auf, kann die zusätzliche Einnahme eines H2-Blockers vor dem Schlafengehen zu dem gewünschten Erfolg führen.

Was tun bei persistierenden Beschwerden?

Persistieren die Refluxbeschwerden, muss die Diagnose GERD mittels Endoskopie bestätigt werden. Bei Patienten mit endo- skopisch negativer Refluxösophagitis (NERD) kann der gewünschte Nachweis häufig nicht erbracht werden. Die am- bulante pH-Metrie gilt als Standard für die Diagnose säureasso- ziierter Erkrankungen und ösophagialer Symptome. Prob- lematisch ist diese Methode bei Patienten, deren Beschwerden nicht alleine auf den Säurereflux zurückzuführen sind. Hier könnte die Kombination zwischen der pH-Metrie und der neu- eren Methode der «intraluminalen Impedanzmessung» hilfreich sein. Mithilfe beider Verfahren lässt sich sowohl der Reflux von saurem wie auch nichtsaurem Mageninhalt in den Ösophagus identifizieren. Vielversprechend ist auch die Kombination zwischen Impedanzmessung, pH-Metrie und Manometrie zur Diagnose extraösophagealer Krankheitsmanifestationen.

Pharmakologisch oder chirurgisch behandeln?

Mit der Erkenntnis, dass therapieresistente GERD-Symptome auf den Reflux von nichtsaurem Mageninhalt zurückzuführen sind, ist die chirurgische Behandlung erneut in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Wie anhand von randomisierten Studien gezeigt wurde, scheint der Langzeit-Outcome der zur Verfü- gung stehenden operativen und medikamentösen Therapie- möglichkeiten vergleichbar zu sein. Neben den peri- und post- operativen Risiken benötigen viele Patienten auch nach der operativen Behandlung eine säuresuppressive Therapie. Etwa die Hälfte der chirurgisch behandelten Patienten berichteten während eines Fünf- und Zehn-Jahre-Follow-ups über die Ein- G A S T R O Ö S O P H A G E A L E R E F L U X K R A N K H E I T G A S T R O Ö S O P H A G E A L E R E F L U X K R A N K H E I T

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Tabelle:Mit GERD assoziierte Symptome und Beschwerden

Typische Symptome Magenbrennen, Säurereflux Atypische Symptome

Dysphagie, Globus sensation, nicht kardial bedingte Thorax- schmerzen, Dyspepsie oder Bauchschmerzen

Extraösophageale Symptome

Heiserkeit oder Halsschmerzen oder beides, Sinusitis, Otitis media, chronischer Husten, Laryngitis oder Stimmbandpoly- pen bzw. beides, Zahnschäden, nicht allergisches Asthma, wiederholte Aspiration von Magensaft oder pulmonale Fibrose oder beides

Malignität

Adenokarzinom des Ösophagus, Karzinome im Kopf- und Halsbereich

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ARS MEDICI 21 2006

nahme von Protonenpumpenhemmern. Betrachtet man die Ko- steneffektivität, so sind die Protonenpumpenhemmer der chir- urgischen Therapie im Langzeitmanagement überlegen, wes- halb diese auch weiterhin Mittel der Wahl in der Refluxbe-

handlung bleiben.

Marc Fox and Ian Forgacs: Gastro-oesophageal reflux disease. BMJ 2006; 332; 88–92.

Regina Scharf

Interessenlage: Die Autoren deklarieren keinerlei Verbindungen zu pharmazeutischen Firmen mit Interessen auf dem in der Original- publikation diskutierten Gebiet.

Tabelle 2:Faktoren, die eine Endoskopie erfordern

Symptome, die einer dringenden endoskopischen Abklärung bedürfen

Gastrointestinale Blutung

Eisenmangelanämie

Zunehmender ungewollter Gewichtsverlust

Zunehmende Schluckbeschwerden

Anhaltendes Erbrechen

Palpatorische Raumforderung im Epigastrium

Auffälliger Befund nach Bariumbrei-Schluck oder in anderen bildgebenden Verfahren

Faktoren, bei denen eine endoskopische Abklärung in Betracht gezogen werden muss

Ulkusvorgeschichte

Zustand nach Magenoperation

Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika

Perniziöse Anämie

Magenkarzinom in der familiären Anamnese

Referenzen

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