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Depressionstherapielindert auch Arthrose-beschwerden

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Academic year: 2022

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S T U D I E É T U D E

JO U R N A L O F T H E AM E R I C A N

ME D I C A L AS S O C I AT I O N

Alte Menschen leiden nicht selten gleichzeitig an

Arthrose und an Depressionen.

Wird die Depression behan- delt, lassen sich damit auch die Arthrosebeschwerden lindern. Das hat die im JAMA publizierte IMPACT-Studie ergeben.

Die Arthrose gehört zu den unangeneh- men Risiken des Alterns. Fast 80 Prozent der über 70-Jährigen quälen sich mit Ge- lenkschmerzen, die Bewegungsfähigkeit und das alltägliche Leben insgesamt in Mitleidenschaft ziehen. Viele dieser Men- schen leiden gleichzeitig an einer Depres- sion – eine Komorbidität, die zur Ver- schlimmerung des «Krankheitspartners»

führt, nimmt man etwa die Erkenntnis, dass Depressive oft ein gesteigertes Schmerzempfinden äussern. Untersu- chungen haben gezeigt, dass Schmerz und Depression viel eher etwas über die tatsächliche Beeinträchtigung der betrof- fenen Arthrotiker aussagen als irgendwel- che radiologischen Befunde.

Es gibt bereits Hinweise dafür, dass Pa- tienten mit rheumatoider Arthritis von der Behandlung mit Antidepressiva profi- tieren können, allein die Untersuchungen

haben nicht zu konsistenten Ergebnissen geführt.

Eine amerikanische Arbeitsgruppe ist nun der Frage nachgegangen, ob die Behand- lung einer Depression auch Arthrose- beschwerden zu lindern vermag. Im Rahmen der «Improving Mood-Promoting Access to Collaboative Treatment (IMPACT)»- Studie lancierten sie ein Disease-Manage- ment- Programm.

Für die Untersuchung rekrutierten die Stu- dienautoren in 18 Grundversorger-Zen- tren in den USA rund 1800 Patienten in ei- nem Alter über 60 Jahre. Alle litten an einer Depression, die nach den Kriterien des DSM-IV diagnostiziert wurde, und gleichzeitig an einer Arthrose, die in den drei Jahren vor Studienbeginn diagnosti- ziert wurde beziehungsweise behand- lungsbedürftig war. Nicht an der Studie teilnehmen durften Menschen mit bipola- rer Erkrankung, mit Psychose, Alkohol- krankheit oder akut bestehender Suzid- gefährdung.

Im Rahmen der Randomisierung teilte man die Patienten entweder der Interven- tions- oder der Kontrollgruppe zu. Die In- tervention bestand aus einem Programm, das von einer speziell ausgebildeten Fach- kraft (Krankenschwester, Psychologin) in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt gelei- tet wurde. Es umfasste sechs bis acht Psy- chotherapie-Einheiten und auch die Ver- schreibung von Antidepressiva. Vorgaben über die Wahl und Dosierung der Medika- mente gab es nicht; es war den Grundver- sorgern überlassen, welche der üblichen Präparate sie einsetzten. Die der Kontroll- gruppe zugewiesenen Patienten erfuhren die übliche hausärztliche Betreuung, wo- bei Psychotherapie und Antidepressiva nicht ausgeschlossen waren.

Um den Nutzen der Massnahme zu prüfen, wurden die Therapieergebnisse nach drei,

schs und zwölf Monaten (am Studien- ende) ermittelt. Kriterium war die Selbst- auskunft der Patienten auf entsprechen- den Fragebögen. Auf den verwendeten Skalen machten sie Angaben zum arthro- sedingten Schmerz (0 = keine Schmerzen, 10 = sehr starke Schmerzen), zu schmerz- bedingten Einschränkungen im Alltag und allgemeinen (familären, sozialen, beruf- lichen) Beeinträchtigungen.

Arthrosebeschwerden gelindert

Die Auswertung der Fragebögen förderte folgende Ergebnisse zutage:

●Die Arthrosebeschwerden fielen in der Interventionsgruppe geringer aus als in der Kontrollgruppe. Dies galt sowohl hinsichtlich des Schmerzes als auch be- züglich der funktionellen Einschränkun- gen im Alltag.

●Tendenziell besserte sich auch die depressive Symptomatik. Nach sechs

Depressionstherapie lindert auch Arthrose- beschwerden

Die Ergebnisse der IMPACT-Studie

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

● Eine gleichzeitig bestehende De- pression verschlimmert die Fol- gen einer Arthrose bei alten Menschen.

● In der IMPACT-Studie gelang es, Gelenkschmerzen, Bewegungs- einschränkungen und die Le- bensqualität durch eine intensive Depressionstherapie – mit Hilfe von Antidepressiva und Psycho- therapie – bei den Arthrosepati- enten günstig zu beeinflussen.

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S T U D I E É T U D E

Monaten erfüllten noch 24 Prozent der Patienten in der Interventionsgruppe die Kriterien der Major Depression, zu Studienbeginn waren es 74 Prozent. In der Kontrollgruppe waren zunächst 69 Prozent, am Ende 38 Prozent.

●Die intensiv betreuten Patienten nah- men dabei mehr Medikamente ein als die herkömmlich behandelten – 43 Pro- zent zu Studienbeginn, 66 Prozent am Studienende. In der Kontrollgruppe gab es diesbezüglich kaum Veränderungen (47 vs. 52%).

Die Autoren interpretieren die Ergebnisse als Erfolg der Intervention. Der Ko-Erfolg – Linderung von Schmerzen und Nachlas- sen der Depression – bestätigt ihrer An- sicht nach andere Studien, nach denen Medikamente und Psychotherapie bei die- ser Komorbidität segensreich wirken kön- nen. Mit Blick auf die medikamentöse Therapie halten sie auch eine neurobiolo- gisch Erklärung bereit: Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin können die peripheren Schmerzsignale dämpfen, indem sie auf den bidirektionalen Feed- back-Mechanismus zwischen zentraler Schmerzmodulation und peripherem Schmerzstimulus einwirken. Die Psycho- therapie andererseits sei geeignet, die Co- ping-Strategien im Umgang mit Schmerz zu verbessern.

Welche Massnahme war wirklich wirksam?

Diese Ergebnisse hätten besondere Bedeu- tung vor dem Hintergrund, dass Arthrose nicht heilbar ist und sich Schmerzen mit Antirheumatika und physikalischer Thera- pie oft nicht vollständig ausschalten las- sen. Deshalb komme es auf Strategien an, die Schmerzen zu bewältigen, die Lebens- qualität zu erhöhen und die Funktions- fähigkeit zu verbessern.

Allerdings, so die Autoren, setze die anti- depressive Therapie voraus, dass eine De- pression bei den Arthrosepatienten er- kannt würde. Das sei leider durchaus nicht immer der Fall.

Trotz der scheinbar eindeutigen Ergeb- nisse weist die Studie doch einen gravie- renden Mangel auf. Es gelang den Unter-

suchern nämlich nicht, vollständige Daten über die Einnahme anderer Medikamente (als Antidepressiva) zu sammeln. Mögli- cherweise wurden den Patienten in der In- terventionsgruppe wegen der intensive- ren Betreuung auch mehr Analgetika verschrieben. Die Studie lässt also letztlich offen, welche Masnahmen genau wirk-

sam waren. ●

Elizabeth H.B. Lin: Effect of improving de- pression care on pain and functional out-

comes among older adults with arthritis.

A randomized contolled Trial. JAMA 2003; 18: 2428–2434.

Uwe Beise

Interessenlage: Drei von insgesamt 14 Studien- autoren geben an, Honorare von folgenden Firmen erhalten zu haben: Wyeth, Eli Lilly, Pfizer, Solvay und Merck.

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Die Ärzteadressen (FMH-Mitglieder) sowie die Spitaladressen sind im Internet unter www.smj.ch kostenlos abrufbar und werden wöchentlich aktualisiert.

Farnsburgerstrasse 8 Tel. +41 61 467 85 75 www.emh.ch CH-4132 Muttenz Fax +41 61 467 85 76 auslieferung@emh.ch

EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG

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