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Die Hagebutte zurTherapie der Arthrose?

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Academic year: 2022

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CO S I M A CH R U B A S I K

Die gemeine Heckenrose (Rosa canina) wird seit dem Mittelalter medizinisch ver- wendet. Aufgrund unzurei- chender Dokumentation wurde die Anwendung bei den überlieferten Indikatio- nen aber bislang nicht emp- fohlen. Tierexperimentelle Untersuchungen konnten weder die vermutete diureti- sche noch eine blutzucker- senkende Wirkung bestätigen.

Allerdings scheint ein Pulver aus einer Rosa-canina-Sub- spezies bei der Behandlung schmerzhafter Arthrosen wirksam zu sein.

Die Hagebutte und ihre überlieferten Wirkungen

Die Gattung Rosaumfasst etwa 150 ver- schiedene Arten, von denen die Spezies Rosa canina (gemeine Heckenrose, auch Hagdorn, Hagrose, Hundsrose, Wildrose oder Zaunrose genannt) Eingang in die traditionelle Medizin in Europa gefunden hat. Die bis zu fünf Meter hohen, stache- ligen Sträucher, die vor allem an Waldrän- dern, Hecken und Steinhaufen wachsen, blühen im Juni weiss bis rosa. Medizinisch verwendet werden die reifen, getrockne- ten Scheinfrüchte samt den darin sitzen- den kleinen Früchten und anhaftenden Kelchblättern (die Hagebutten) oder auch nur die Schalen (die von Früchten und auf dem Blütenboden aufsitzenden Haaren weit gehend befreiten Achsenbecher) oder die Samen (Kerne, Nüsschen) (Tabelle).

Die Hagebutte (rosae pseudofructus cum fructibus) wird im deutschen Sprachraum auch Arschkratzerl, Dornapfel, Hainbutte, Hetscherl, Hiefen, Hiffen oder Rosenbeere genannt (1). Die scharlachroten, zwei bis drei Zentimeter langen, reifen Hagebut- ten (Abbildung) werden von Hand ge- sammelt und je nach den klimatischen Bedingungen, an Luft, Sonne oder in Trocknungsanlagen (bis max. 80 °C zur Vitamin-C-Erhaltung) getrocknet. Prinzi- piell werden zwei Herstellungsverfahren unterschieden: Die Hagebutten werden nach der Trocknung mechanisch gebro- chen und die Früchte und Haare in mehrschrittigen Siebvorgängen entfernt oder die Hagebutten werden noch frisch unter Holz- oder Keramikwalzen mit leich- tem Druck aufgebrochen (nicht zer- quetscht) oder (seltener) von Hand auf- geschnitten und anschliessend rasch getrocknet (Haare und Kerne werden dann ebenfalls durch Sieben entfernt).

Pharmakologische Wirkungen

Die deutsche Monografie der Kommission E aus dem Jahr 1990 empfiehlt die An- wendung bei den in der Tabellegenann- ten Indikationen nicht, da die Wirksam- keiten nicht belegt sind (2–4).

Zur diuretischen, blutzuckersenkenden und antioxidativen Wirkung gibt es Unter- suchungen, doch konnte nur die antioxi- dative Wirkung untermauert werden:

Bei jungen Ratten, die anstelle von Trinkwasser einen 5- beziehungsweise 10-prozentigen Hagebuttentee erhielten, konnte nach 45 Minuten, 60 Minuten

Die Hagebutte zur

Therapie der Arthrose?

Zur Wirksamkeit eines traditionellen Arzneimittels

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Ein an Polyphenolen reicher Ex- trakt, der keine Anthocyane ent- hält, besitzt eine ausgeprägte antioxidative Wirkung.

●Ein Pulver aus den getrockneten Scheinfrüchten der Rosa canina litowirkt entzündungshemmend und wird heute zur Behandlung schmerzhafter Arthrosen einge- setzt.

●Die schmerzlindernde und die Alltagsbeschwerden bessernde Wirkung wurde in zwei Doppel- blindstudien guter Qualität demonstriert. Bestätigende Untersuchungen müssen aber abgewartet werden.

●Eine der Studien weist auf eine mögliche cholesterinsenkende Wirkung des Pulvers hin.

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und 4 Stunden keine Diuresesteigerung im Vergleich zu den nur mit Trinkwasser versorgten Ratten festgestellt werden. Bei Verabreichung eines 10-prozentigen Tees war die Wasserausscheidung zum Teil sogar vermindert, was auf den retendie- renden Schleimgehalt der Droge zurück- geführt wurde (1). Auch in neueren Un- tersuchungen mit 0,5-prozentigem Tee, anstelle von Trinkwasser unter normierter Diät, konnten keine Effekte auf Diurese, Kreatinin-, Phosphat- oder Oxalataus- scheidung im Urin beobachtet werden;

unter diesen Bedingungen sank die Kal- ziumausscheidung um 18 Prozent und die Citratausscheidung stieg um 16 Pro- zent an. Ein Zusatz von Magnesiumchlorid in der Diät verringerte den Urin-pH. Dieser Effekt wurde nicht beobachtet, wenn gleichzeitig Hagebuttentee verabreicht wurde, was auf einen günstigen Effekt des Hagebutteninfuses auf die Kalzium- oxalatharnsteinbildung hinweisen könnte.

Nach Verabreichung von 2 respektive

Die Hagebutte zur Therapie der Arthrose?

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

Abbildung: Scheinfrüchte der Hagebutten-Subspezies lito

Ta b e l l e 1 :

I n h a l t s s t o f f e d e r P f l a n z e n t e i l e u n d i h r e A n w e n d u n g i n d e r t r a d i t i o n e l l e n M e d i z i n ( W i r k s a m k e i t e n n i c h t b e l e g t )

Hagebuttenschalen Hagebuttensamen Hagebutten (Scheinfrüchte)

Inhaltsstoffe 0,03 bis 2,4% Gesamtascorbinsäure 10% fettes Öl bis 2% Ascorbinsäure, 3% Apfel- und (unter anderem) 3% Apfel- und Zitronensäure Spuren ätherischen Öls Zitronensäure, bis 11% Pektinsäuren,

bis 11% Pektinsäuren Gerbstoffe, Schleimstoffe, Polyphenole, bis 8,3% Flavonoide bis 0,02% Carotinoide bis 12% Proteine (u.a. Anthocyane, Proanthocyanine)

bis 1,5% Phospholipide

Droge getrocknete Schalen getrocknete Samen getrocknete Scheinfrüchte

Zubereitung wässriger Extrakt (Tee) wässriger Extrakt (Tee) wässriger Extrakt (Tee) Einzeldosis 2–5 g/Tasse (10–15 Min. ziehen) 2 g/Tasse als Aufguss 2,5–5 g/Tasse als Aufguss Volkstümliche Prophylaxe und Behandlung von:

Indikation Erkältungs- und Infektionskrankheiten Nieren- und Blasenleiden Vitamin-C-Mangel

(nicht belegt) Vitamin-C-Mangel Ödeme Magen-Darm-Beschwerden

Magensäuremangel rheumatische Beschwerden zur Förderung der Harnausscheidung Darmerkrankungen Erkältungskrankheiten bei Steinbildung in Galle, Niere, Blase zur Förderung der Verdauung als Adstringens bei Bluthusten, Zahnfleischbluten

Gallenbeschwerden Gallensteine zur Beseitigung von Askariden und

Nieren- und Blasenleiden, Ödeme Vitamin-C-Mangel Bandwürmern bei Gicht, bei rheumatischen zur Blutreinigung

Beschwerden, als Augenwasser, bei Blutungen etc.

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4 g/kg einer 23-prozentigen wässrigen und 200 respektive 400 mg/kg eines 17-prozentigen ethanolischen Frucht- extraktes an Kaninchen, die normales oder mit Glukose angereichertes Futter erhielten, wurden in fünf einstündigen In- tervallen keine signifikanten Unterschiede und Veränderungen im Blutzuckergehalt gefunden.

Zur antioxidativen Wirkung liegen fol- gende Untersuchungen vor: Ein Extrakt aus 20 g frischen Früchten (8,5 µl/ml) hemmte in vitro die Superoxidradikale um 86 Prozent. Der untersuchte Extrakt war reich an Polyphenolen (6,28 mg/ml be- rechnet als Gallussäure), enthielt aber keine Anthocyane. Derselbe Extrakt hemmte an Rattenlebermitochondrien die Lipoper- oxidation mit einer IC50 von 3,8 µl/ml (Re- ferenzsubstanz 2,6-Di-tert-butyl-4-methyl- phenol mit einer IC50 von 0,59 µg/ml) (1).

Ein Pulver aus den getrockneten Schein- früchten der Rosa-canina-Subspezies lito hemmte die Entzündungsreaktion in vitro und senkte verschiedene Entzündungs-

parameter ex vivo-in vitro oder auch das C-reaktive Protein im Serum als Parameter der akuten Entzündung (5, 6). Als wirk- samkeitsmitbestimmender entzündungs- hemmender Inhaltsstoff wurde ein Galak- tolipid identifiziert (7). Die Einnahme von Pulver bei degenerativen rheumatischen Erkrankungen ist deshalb in Dänemark, wo diese Rosa-canina-Subspezies verbrei- tet ist, sehr populär.

Klinische Wirksamkeit

Aus zwei randomisierten Doppelblindstu- dien guter Qualität (8, 9) geht hervor, dass die Einnahme von 5 g Pulver pro Tag über drei beziehungsweise vier Monate die Ge- lenkschmerzen (Schmerzen in den Knie-, Hüft-, Schulter- und Handgelenken) signi- fikant verringerte. Auch die Beschwerden im Tagesablauf sowie die Steifigkeit der Gelenke nahmen ab und die Gelenkbe- weglichkeit besserte sich. Die zusätzliche Einnahme synthetischer Schmerzmittel konnte deutlich reduziert werden. An der

Evidenz der Wirksamkeit des Pulvers bei der Behandlung schmerzhafter Arthrosen muss deshalb nicht gezweifelt werden (10). Allerdings bleibt das Ergebnis einer belegenden (konfirmativen) Studie abzu- warten, bevor das Ausmass der klinischen Wirksamkeit bei arthrotischen Beschwer- den und bei Hypercholesterinämie beur- teilt werden kann. Denn in einer der Stu- dien ergab sich ein Hinweis darauf, dass das Pulver das LDL-Cholesterin senkt. ● Literatur beim Verlag erhältlich

Autorenadresse:

Cosima Chrubasik Institut für Rechtsmedizin Universität Freiburg Albertstrasse 9 D-79104 Freiburg E-Mail: chrubas3@etu.unige.ch

Interessenkonflikte: keine

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