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Seschat, ‘die den Leichnam versorgt’, als Herrin über Vergangenheit und Geschichte

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SESCHAT, DIE DEN LEICHNAM VERSORGT', ALS HERRIN ÜBER VERGANGENHEIT U N D GESCHICHTE

Hartwig ALTENMÜLLER

1 Einleitung

Edward Brovarski hat wichtige Untersuchungen zur Erforschung der Religion des Alten Ägypten durchgeführt—unübertroffen sind seine religionsbezogenen Beiträge im Lexikon der Ägyptologie.

1

Daher nehme ich die Gewissheit, dass in einer ihm gewidmeten Festschrift eine Untersuchung zur 'Herrin der Schrift', nämlich der Göttin Seschat, willkommen ist. In dieser Untersuchung sollen noch ungeklärte und auch strittige Fragen aus der Frühzeit der Göttin Seschat, in erster Linie aus der Zeit des Alten Reiches, diskutiert und neu bewertet werden. Es wird dabei versucht, den Gottesnamen der Seschat neu zu bestimmen und über den neu definierten Namen einen neuen Einblick in einige bisher wenig beachtete Aspekte der Göttin zu gewinnen. Als hilfreich für die Untersuchung hat sich die zur Göttin Seschat erschienene Monographie von Dagmar Budde erwiesen, die das Material annähernd vollständig zusammenstellt und monographisch aufarbeitet.

2

In einer umfassenden Dokumentation, die Textzeugen aus der gesamten ägyptischen Geschichte berücksichtigt, hat D. Budde zahlreiche Aspekte der Göttin behandelt, so dass die hier vorgelegte Detailuntersuchung sich auf einige noch ungeklärte Probleme zur Göttin Seschat beschränken kann. Es wird sich dabei zeigen, dass zum Teil völlig unerwartete Ergebnisse erzielt werden.

2 Forschungsstand und bisherige Deutung des N a m e n s der Seschat Der Namen der Göttin Seschat ist noch immer nicht mit Sicherheit bestimmt, obwohl das eigentliche Wesen der Gottheit als bekannt vorausgesetzt wird. Im Vordergrund der Herleitung des Namens stehen die beiden Aspekte der Seschat als Schreiberin und der gelegentlich auch angesprochene Aspekt der Seschat als Schicksalsgöttin. Nach einem kurzen Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung wird im Anschluss daran ein neuer Versuch unternommen, den Namen der Göttin etymologisch zu bestimmen und neue Aspekte zum Wesen der Göttin aufzuzeigen.

Originalveröffentlichung in: Z. Hawass, P. Der Manuelian, R. B. Hussein (Hg.), Perspectives on Ancient Egypt.

Studies in Honor of Edward Brovarski, Supplément aux Annales du Service des Antiquités de l‘Egypte 40,

Kairo 2010, S. 35-52

(2)

H . A L T E N MÜ L L E R

2.1 Seschat als 'Schreiberin'

Die D e u t u n g des N a m e n s d e r Seschat [11=1 a ^ (SsJt) als 'Schreiberin' (zs(t)) w i r d h ä u f i g vertreten.

3

Die H e r l e i t u n g ihres N a m e n s Seschat v o n zs—'schreiben' schien sich d u r c h die e n g e n B e z i e h u n g e n d e r Seschat z u r Schreibkunst wie v o n selbst z u ergeben. So ist auch z u verstehen, dass A. H. G a r d i n e r d e n N a m e n direkt v o n e i n e m v o n i h m a n g e n o m m e n e n stu 'schreiben' ableitete.

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Seinem Vorschlag schlössen sich zahlreiche Forscher an, d a r u n t e r E. Edel,

5

W. Helck

6

u n d n o c h in der G e g e n w a r t J. A s s m a n n .

7

W. Helck schränkte diese A b l e i t u n g allerdings bereits ein.

Er sah in der Bezeichnung der Seschat als 'Schreiberin' eine 'sekundäre, bereits auf die a n t h r o p o m o r p h i s i e r t e Gestalt b e z o g e n e Bezeichnung', die auch a n d e r e D e u t u n g s ­ möglichkeiten f ü r d e n N a m e n zulässt.

G e g e n die A b l e i t u n g des N a m e n s d e r Seschat v o m S t a m m zs 'schreiben' regte sich allerdings auch W i d e r s t a n d . P. K a p l o n y stellte die Gleichsetzung aus p h o n e t i s c h e n G r ü n d e n in Frage.

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A u c h H. Bonnet

9

u n d M. Weber

10

s a h e n in der D e u t u n g d e r Seschat als 'Schreiberin' n u r eine s e k u n d ä r e A u s d e u t u n g , vor allem des N e u e n Reiches.

11

A u c h D. B u d d e hielt die Gleichsetzung f ü r w e n i g wahrscheinlich. Sie stellte fest, dass der N a m e SsJt niemals mit d e m Schreibgerät (zs) determiniert sei u n d hält d a h e r eine H e r l e i t u n g des G o t t e s n a m e n s v o n zs 'schreiben' f ü r problematisch. Z w a r akzeptierte sie die A u f f a s s u n g v o n Seschat als 'Schreiberin'—in dieser F u n k t i o n w i r d sie bei der A b r e c h n u n g der libyschen Beute bei Sahure (Abb. 3) u n d in d e n späteren Parallelen dieser Szene abgebildet

1 2

—meinte aber, dass d e r N a m e selbst nicht 'Schreiberin' b e d e u t e . Sie vermutete, dass die F u n k t i o n der Seschat als Schreiberin 'nur einen Teilaspekt ihres Wesens a u s m a c h t , d a s sich gewiss nicht in e i n e m einzigen Begriff e i n f a n g e n lässt'.

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2.2 Seschat als 'Schicksalsgöttin'.

Ein zweite i m m e r w i e d e r zitierte p r o m i n e n t e Etymologie besteht darin, d e n G o t t e s n a m e n als ein K a u s a t i v u m v o n sJj—'das Schicksal festsetzen' abzuleiten, e t w a in d e m Sinne: 'Die, welche d a s Schicksal festsetzt'. Diesen Vorschlag trug erstmals G. T h a u s i n g vor, die vermutete, dass die Beziehung z u m Schreiben s e k u n d ä r sei u n d dass Seschat p r i m ä r eine Gottheit bezeichne, welche 'die B e s t i m m u n g herbeiführt'.

1 4

D a z u z u s t i m m e n d ä u ß e r t e n sich J. Zandee

1 5

u n d a u c h H. Brunner. Letzterer schlug vor, d e n N a m e n Seschat m i t die, 'welche die Lebenszeit festsetzt' z u übersetzen.

1 6

G e g e n die A u f f a s s u n g v o n Seschat als einer Gottheit, die das Schicksal festsetzt, w a n d t e sich jedoch nachdrücklich J. Quaegebeur.

1 7

Seiner Einschätzung folgte auch D.

Budde, die z w a r a n e r k e n n e n d hervorhob, dass mit Seschat Vorstellungen v e r b u n d e n

sind, die eine A u s d e u t u n g des N a m e n s als die, welche die Lebenszeit festlegt, möglich

erscheinen lässt, vor allem u n t e r Berücksichtigung der Aspekte, dass Seschat d e m

König die Lebenszeit zuweist, seine A n n a l e n u n d die Sedfeste b e s t i m m t u n d dabei

in die Jahresrispe E i n k e r b u n g e n v o r n i m m t bzw. Sedfeste o d e r d e n K ö n i g n a m e n

(3)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

festschreibt. Insgesamt sah jedoch D. B u d d e eine etymologische Ableitung v o n sJj 'bestimmen' als höchst bedenklich an.

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Sie selbst k a m z u keiner n e u e n Etymologie.

2.3 Seschat als Panthergöttin

Eine dritte, vereinzelt d a s t e h e n d e D e u t u n g des Gottesnamens der Seschat lieferte Th. Schneider. Er ging d a v o n aus, dass die in d e n P y r a m i d e n t e x t e n (PT [364] 616b) in einer Piene-Schreibung vorliegende Schreibung Seschat (ssJt) s e k u n d ä r sei, u n d hielt eine u r s p r ü n g l i c h e L e s u n g des Schriftzeichens unter Verweis auf die L e s u n g wnb f ü r die Rosette als nbjt 'Pantherkatze' f ü r wahrscheinlicher.

1 9

D a h e r plädierte er, o h n e sich allerdings darauf festzulegen, f ü r die A n n a h m e , dass es sich bei der später Seschat g e n a n n t e n Gottheit, deren besonderes Kennzeichen der P a n t h e r f e l l u m h a n g ist, u m eine 'ursprüngliche Panthergöttin ' N e b i f händelt'.

2 0

Sie sei später menschengestaltig dargestellt w o r d e n u n d h a b e als göttliche Frau unter d e m N a m e n Seschat Eingang in das G r ü n d u n g s r i t u a l g e f u n d e n u n d d a d u r c h ältere Vorstellungen verdrängt.

2.4 Seschat als Gottheit, 'die den Leichnam versorgt'

Diesen verschiedenen D e u t u n g e n w i r d hier die n e u e These entgegen gestellt, die besagt, dass es sich bei der Göttin Seschat u m eine alte Gottheit handelt, deren A u f g a b e darin bestand, d e n Körper des Verstorbenen z u versorgen u n d f ü r die Beisetzung i m Grab vorzubereiten. Ihr N a m e n Seschat b e d e u t e so viel wie 'Die, welche d e n Leichnam versorgt'.

2 1

3 Seschat und die Versorgung des Leichnams

Pantherfell u n d möglicherweise a u c h der N a m e der Seschat verweisen auf Totenreich u n d Unterwelt.

2 2

D a s Pantherfell d e u t e t eine f u n e r ä r e Funktion der Göttin Seschat an, die in der B e h a n d l u n g des Leichnams besteht. Diese Funktion ist in d e n meisten U n t e r s u c h u n g e n z u r Seschat bisher ausgeblendet oder als s e k u n d ä r bezeichnet worden.

2 3

D o c h existiert in d e n Pyramidentexten ein stringenter Beleg f ü r eine derartige Beziehung der Seschat z u r B e h a n d l u n g der Toten. Er s t a m m t aus der Totenliturgie v o n PT [364] 616:

Vereinigt (jnk) h a t N e p h t h y s f ü r dich alle deine Glieder In diesem ihren N a m e n Seschat, H e r r i n der Bauleute.

<Sie> h a t sie (sc. die Glieder) f ü r dich heil w e r d e n lassen {s:wdj.n*<s> n*k sn).

Diese k u r z e Textpassage, die z u s a m m e n mit der Totenliturgie v o n PT 364 in der

f u n e r ä r e n Literatur des alten Ä g y p t e n bis in die späteste Zeit tradiert wird,

2 4

ist

verschiedentlich variiert w o r d e n . A m engsten an d e n Pyramidentext lehnt sich die

Variante v o n CT [778] VI, 410f-j aus Theben an, die an der Fußseite der Särge T6C u n d

T10C angebracht ist:

(4)

H. ALTENMÜLLER

H o r u s h a t sich f ü r dich eingesetzt

Er h a t veranlasst, dass N e p h t h y s dich vereinigt (jnk) Sie vereinigt dich u n d b a u t dich auf

In ihrem N a m e n v o n Seschat, H e r r i n d e r Bauleute.

Dieses ist die Große, die H e r r i n des Lebens in der A b e n d b a r k e , sie erhebt d e n H o r u s u n d b r i n g t (ihn?) z u dir.

In ähnlicher Weise w i r d n o c h in ptolemäischer Zeit die Göttin Seschat im Tempel v o n Behbet el H a g a r a in einer R ä u c h e r u n g s s z e n e qualifiziert:

2 5

Seschat, die Große, welche ihren Bruder Osiris i m pr-lo schützt u n d seine Glieder vereint (Ssst wrt s3 sms Wsjr m Pr-kjjnk h

(

w*j).

26

Die Unterweltlichkeit d e r Seschat k o m m t v o r allem d u r c h ihre Gleichsetzung mit N e p h t h y s z u m A u s d r u c k , die sich z u s a m m e n m i t Isis u m d e n v e r s t o r b e n e n Osiris k ü m m e r t . Als H e r r i n d e r Bauleute ist sie d a r ü b e r h i n a u s a u c h f ü r d e n G r a b b a u verantwortlich.

2 7

In dieser F u n k t i o n w i r d sie verschiedentlich in d e n Sargtexten genannt.

2 8

CT [10] I, 33d-34b O Osiris N N .

A u f g e m a c h t (wd

r

) w e r d e n die Tore d u r c h Seschat

29

Geöffnet w e r d e n die schönen Wege d u r c h U p u a u t

Nicht existiert ein Gott, d e r sich a b w e n d e t v o n d e m , w a s er gesagt hat.

D a s w a s er gesagt hat, ist (nämlich) dies:

Gerechtfertigt ist Osiris N N g e g e n seine Feinde ...

CT [297] IV 50c-e:

Geöffnet sind die b e i d e n Türflügel, die die Rechit a b w e h r e n , d u r c h Hnw(l), Seschat hat f ü r mich d e n E i n g a n g (rj)(?) m e i n e s H a u s e s kontrolliert, viermal (sjp n*j ssst rJ(?) pr*j zp 4).

D e r H e r z e n s m ü d e (wrd-ib) b e f i n d e t sich in seiner Kapelle.

Seschat b a u t d a s G r a b f ü r d e n Verstorbenen CT [355] V, 2

Meine O p f e r sind in Heliopolis,

m e i n H a u s h a t f ü r m i c h g e b a u t Seschat (var.: Ptah, Sachmet), C h n u m (var. H o r u s ) befindet sich auf seinen M a u e r n . Ähnlich Tb 57,22-24

30

M e i n M u n d u n d m e i n e N a s e sind geöffnet in Busiris,

(5)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

ich lasse mich nieder in Heliopolis

(in) jenem H a u s , d a s Seschat fü r mich gebaut hat, f ü r dessen M a u e r n C h n u m f ü r mich gesorgt hat.

Z w a r ergibt sich a u s d e n zitierten Sprüchen, dass Seschat die Glieder des Verstorbenen z u s a m m e n f ü g t u n d bei der Balsamierung des Verstorbenen eine wichtige Rolle ü b e r n i m m t , ähnlich z u r Rolle, die v o n N e p h t h y s seit d e n P y r a m i d e n t e x t e n b e k a n n t ist,

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d o c h ist aus diesen w e n i g e n Stellen eine zentrale Funktion der Göttin als Totengöttin n u r schwer abzuleiten, w e n n auch nicht ausgeschlossen. Die Göttin ist Herrin der B a u k u n s t u n d möglicherweise in dieser Funktion auch f ü r das Z u s a m m e n ­ f ü g e n der Glieder verantwortlich.

4 Die Rolle der Seschat bei der Versorgung des Leichnams

Die a u s g e w ä h l t e n Textstellen zeigen, dass Seschat eine Gottheit ist, die in der Welt der Toten bei der Versorgung des Leichnams wichtige A u f g a b e n erfüllt u n d a u c h f ü r d e n Bau des Grabes verantwortlich ist. Möglicherweise trägt sie d a h e r z u Recht das Pantherfellgewand, das sie in die Welt der Toten einordnet.

3 2

Das Pantherfell w i r d dabei oft als doppeltes Pantherfell dargestellt. Es stellt sich die Frage, w i e Seschat z u dieser Rolle k o m m e n k o n n t e u n d in welcher Beziehung die A u f g a b e n , die sie f ü r d e n Toten erfüllt, z u m sonst b e k a n n t e n Wesen der Seschat stehen.

Eine wertvolle Hilfe z u r B e s t i m m u n g der Seschat als einer Gottheit mit d e m N a m e n 'Die d e n Leichnam versorgt', liefert die Figur des Sem­Priesters, die im Ritual ebenfalls mit einem Pantherfell ausgestattet ist. Das Pantherfell des Sem­Priesters ist dabei in ähnlicher Weise gestaltet w i e das Pantherfell der Göttin Seschat. I m Unterschied z u d e n A u f g a b e n der Seschat ist die Rolle des Sem einigermaßen fest umrissen. Dies gilt vor allem f ü r das M u n d ö f f n u n g s r i t u a l . Dort besteht seine Rolle darin, im Ritual f ü r d e n Leichnam des Osiris u n d in gleicher Weise f ü r die Statue des Ritualempfängers z u sorgen. Dies ergibt sich aus der Totenliturgie des PT 364, w o in einer k u r z e n Textpassage der Totenliturgie in Berichtsform über H a n d l u n g e n des H o r u s a m Leichnam des Osiris gehandelt wird. Der Bericht der Totenliturgie hat d e n f o l g e n d e n Wortlaut:

H o r u s hat dir (d.h. Osiris) deine Glieder vereinigt.

Er lässt nicht zu, dass d u leidest (n rdjn*f zwn*k) Er hat sich mit dir vereinigt.

3 3

Nicht ist a n dir eine Z e r s t ö r u n g geschehen (n hnn.tjjm'k).

(PT [364] 617a­b).

Die Visualisierung der im Bericht der Totenliturgie g e n a n n t e n H a n d l u n g e n

liefert das M u n d ö f f n u n g s r i t u a l , bei d e m in Szene 10 die in der Totenliturgie des

(6)

H. ALTENMÜLLER

P T 364 b e s c h r i e b e n e n H a n d l u n g e n , p a s s e n d in Text u n d Bild, erhalten geblieben sind. A n h a n d b e s t i m m t e r Schlüsselwörter des Rituals lässt sich dort nachweisen, d a s s d a s o b e n a n g e f ü h r t e Zitat der Totenliturgie a u s einer D r a m a t i s c h e n Rede des M u n d ö f f n u n g s r i t u a l s e n t n o m m e n ist. D a s G e s p r ä c h findet z w i s c h e n d e n Imichent- Priestern u n d d e m Sem-Priester statt u n d lautet wie folgt:

Die Imichent-Priester s p r e c h e n z u m Sem-Priester Verhüte, dass er leide (/zw zwn*f) 11 Bienen

D a s s nichts an i h m zerstört sei (n hnn.tjjm*f) II Schatten.

3 4

D e r direkte Vergleich d e r Totenliturgie u n d der D r a m a t i s c h e n Texte des M u n d ö f f n u n g s r i t u a l s bestätigt, dass der oben zitierte Abschnitt der Totenliturgie d e r P y r a m i d e n t e x t e aus d e m M u n d ö f f n u n g s r i t u a l e n t n o m m e n ist, o b w o h l die Überlieferungslage z u n ä c h s t gegen eine solche A n n a h m e spricht—die P y r a m i d e n t e x t e s t a m m e n a u s d e m Alten Reich, die Niederschrift des M u n d ö f f n u n g s r i t u a l s aus d e m N e u e n Reich. Die zeitliche Z u o r d n u n g d e r Quellen k a n n e n t s p r e c h e n d korrigiert w e r d e n , w e n n die Struktur der b e i d e n m i t e i n a n d e r verglichenen Texte z u g r u n d e gelegt wird. D e n n g e w ö h n l i c h w e r d e n die D r a m a t i s c h e n Texte in die Totenliturgie ü b e r n o m m e n u n d nicht u m g e k e h r t die Totenliturgie in einen D r a m a t i s c h e n Text. Hier ist die M e t h o d e d e r T e x t ü b e r n a h m e g e n a u nachzuvollziehen. Sie erfolgte exakt n a c h d e m Verfahren, d a s S. Schott in seinen U n t e r s u c h u n g e n z u 'Mythe u n d M y t h e n b i l d u n g ' f ü r die Transformation v o n Ritualtexten in die F o r m v o n Totenliturgien oder h y m n i s c h e n R e d e n b e s t i m m t hat: '(Der Priester) berichtet d e r gepriesenen Gottheit das, w a s bisher die i m Kult h a n d e l n d e n P e r s o n e n aus ihrer Götterrolle h e r a u s sprachen, u n d m u s s n u n sagen, w e r das, w a s erzählt wird, getan hat'.

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Die z u m Ritualtext g e h ö r e n d e Illustration visualisiert das Geschehen, d a s in der

Totenliturgie beschrieben wird. Sie zeigt d e n Sem-Priester in einer Schlafhaltung

auf e i n e m Stuhl. Er ist in ein G e w a n d mit Streifenmuster eingehüllt, d a s d e n

charakteristischen P a n t h e r f e l l u m h a n g des Sem-Priesters ersetzt. Das angelegte

G e w a n d erweckt dabei d e n E i n d r u c k v o n horizontal u m d e n Körper h e r u m g e w i c k e l t e n

Binden. O h n e Schwierigkeiten k a n n d a h e r im Bild des Sem-Priesters eine (lebend)

eingewickelte menschliche Gestalt e r k a n n t w e r d e n , die e n t s p r e c h e n d d e m in der

Totenliturgie d e r P y r a m i d e n t e x t e erhaltenen Bericht die Vereinigung des Sem-

Priesters mit d e m v e r s t o r b e n e n König zeigt u n d d a m i t d e n Sem-Priester als ein Abbild

des Osiris qualifiziert. D e r Sem-Priester sorgt f ü r d e n Toten, der in der s a k r a m e n t a l e n

A u s d e u t u n g d e r P y r a m i d e n t e x t e ein Osiris ist. Sein im Alten Reich einmal a u c h 0 c

smt geschriebener Titel

36

k a n n d a h e r als Partizip v o n einem K a u s a t i v u m mit s-Präfix

in faktitiver F u n k t i o n mit 'der, welcher f ü r d e n Verstorbenen sorgt' (s:mt) übersetzt

werden.

3 7

Problematisch ist der Abfall des a u s l a u t e n d e n t in der Normalschrift des

Alten Reiches, d e r erst im N e u e n Reich d u r c h die graphische Metathese Stm w i e d e r

a u f g e h o b e n wird.

3 8

(7)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

In d e n gleichen Z u s a m m e n h a n g g e h ö r t d e r N a m e d e r G ö t t i n Seschat, d e r in P i e n e - S c h r e i b u n g v o n P T [364] 616 b [ l ^ ^ o ^ a u c h in ein S:sJt bzw. S:kst a u f g e l ö s t w e r d e n k a n n , w a s soviel w i e 'die, w e l c h e sich u m d e n L e i c h n a m sorgt' b e d e u t e t . D a b e i w i r d v o r a u s g e s e t z t , d a s s hJt 'Leichnam', s o w o h l « - = o als a u c h

c

~

= l

g e s c h r i e b e n w e r d e n kann

3 9

u n d weiter, d a s s ein (bisher n i c h t belegtes E i g e n s c h a f t s v e r b u m ) *fu o d e r *SJ 'ein L e i c h n a m sein', v o n d e m ein s - K a u s a t i v u m s:hj J S:SJ in faktitiver F u n k t i o n gebildet w e r d e n k o n n t e , einst tatsächlich existiert hat.

Diese M ö g l i c h k e i t w i r d d a d u r c h gestützt, d a s s n e b e n d e m w e i b l i c h e n G o t t e s n a m e n SsJt a u c h eine m ä n n l i c h e F o r m in Gestalt eines

SSJW

belegt ist (PT [285] 426b).

40

5 Das Emblem der Seschat 5.1 Der Befund

Der N a m e der Seschat, d e r jetzt als '(eine Gottheit,) die f ü r d e n Leichnam sorgt' gedeutet w e r d e n kann, w i r d d u r c h ein L o g o g r a m m wiedergegeben, dessen Lesung d u r c h PT [364]

616b gesichert ist, w o der N a m e in Piene-Schreibung vorliegt. JDamit erübrigt sich die bisher vorgeschlagene Ableitung des N a m e n s v o n zs 'schreiben':

i

[jpf] j].

Ä h n l i c h w i e die E t y m o l o g i e d e s N a m e n s ist n u n a b e r a u c h die E r k l ä r u n g d e s E m b l e m s d e r Seschat u m s t r i t t e n , d a s in d r e i f a c h v e r s c h i e d e n e m Z u s a m m e n h a n g v o r k o m m t , e i n m a l als E m b l e m d e r Seschat in F o r m eines Stabes (Abb. I),

41

z w e i t e n s als L o g o g r a m m f ü r d e n N a m e n d e r Seschat in d e r H i e r o g l y p h e n s c h r i f t (Abb. 2),

42

u n d d r i t t e n s als ein Schriftzeichen, d a s in d e n D a r s t e l l u n g e n d e r Göttin als N a m e n s b e i s c h r i f t a n d e r e n Kopf befestigt ist (Abb. 3).

43

Eine A n a l y s e zeigt, d a s s d a s E m b l e m y a u s drei E l e m e n t e n besteht: 1. a u s e i n e m Stab o d e r einer Säule, d e r e n o b e r e n A b s c h l u s s eine Rosette bildet; 2. a u s e i n e m b ü g e l a r t i g n a c h u n t e n v e r l a u f e n d e n Bogen, d e r ü b e r d e m Z e i c h e n d e r Rosette steht;

3. a u s e i n e m F e d e r p a a r , d a s sich ü b e r d e m B o g e n befindet. D a s obere 3. E l e m e n t k a n n fehlen. I m L a u f e seiner Geschichte h a t d a s Z e i c h e n m e h r e r e D a r s t e l l u n g s w e i s e n e r f a h r e n , die sich v o r allem in d e r u n t e r s c h i e d l i c h e n A u s p r ä g u n g d e s B o g e n s u n d d e s auf d e m B o g e n a n g e b r a c h t e n A u f s a t z e s ä u ß e r n (2. u n d 3. Element).

4 4

5.2 Der Forschungsstand

D a s Z e i c h e n d e r Seschat ist in d e r F o r s c h u n g h ö c h s t k o n t r o v e r s g e d e u t e t w o r d e n .

Die w i c h t i g s t e n Vorschläge w e r d e n hier k u r z z u s a m m e n g e f a s s t . Die Belege s i n d

n a c h sachlichen G e s i c h t s p u n k t e n u n d nicht n a c h d e r c h r o n o l o g i s c h e n A b f o l g e ihrer

D e u t u n g geordnet.

4 5

Z u r B e s t i m m u n g d e s Z e i c h e n s s i n d die f o l g e n d e n E r k l ä r u n g e n

a b g e g e b e n w o r d e n :

(8)

H . ALTENMÜLLER

1. Eine Blume(?) mit darüber befindlichem umgedrehtem Gehörn (A. H. Gardiner, P.

Lacau, H. Chevrier).

46

2. Eine Blume mit einem Monatszeichen und zwei Federn darüber (G.A. Wainwright).

47

3. Ein Stern mit darüber gesetztem Hörnerpaar zur Bezeichnung von Seschat als Himmelsgöttin (J. Zandee).

48

4. Ein siebenstrahliger Stern, oben von einem Bügel umspannt, den ein Federpaar krönt (H. Bonnet).

49

5. Eine Rosette mit sieben Blättern, über der ein mondförmiges Gebilde angebracht ist und 'auf dessen Scheitelpunkt zwei Federn stehen' (W. Helck).

50

An anderer Stelle erklärt W. Helck die Namenshieroglyphe der Seschat als ein aufgefächertes Palmblattbuch der Vorzeit.

51

6. Eine archaische Hüttenkonstruktion mit Mittelsäule, Schilfdach und Chekerfries (M.A. Murray).

52

7. Ein oberägyptisches 'Beamtenzelt' mit Palmsäule, mit einem Dach aus Rinderfellen und einem Hörnerschmuck an der Fassade (P. Kaplony).

53

8. Ein Zeichen, das einen Hinweis auf die Funktion der Seschat als Schminkerin des Königs liefert (E. Winter).

54

9. Ein Logogramm mit dem Lautwert

(w)nb,

das auf den ursprünglichen Namen der Seschat

*nbyt,

d.h. 'Pantherkatze'

(nbjt)

verweist (Th. Schneider).

55

10. Ein aus mehreren Elementen zusammengesetztes Zeichen (D. Budde).

56

Das mit einer Rosette bekrönte Emblem wird als ein Gerät, mit dem man seit dem Neuen Reich 'markieren, notieren oder sogar schreiben konnte' erklärt; der Bügel über dem Zeichen und die darauf befindlichen Elemente werden als 'problematisch' bezeichnet, die auf dem Bügel befindlichen Elemente später als eine Doppel- Straußenfeder gedeutet.

57

5.3 Die Neuinterpretation

Eine neue Interpretation ergibt sich, wenn die drei Elemente des Zeichens als zusammengehörig betrachtet werden und angenommen wird, dass durch das abgebildete Zeichen ein Emblem der Seschat und damit auch ihr Name wiedergegeben wird.

58

Das aus drei Elementen bestehende Zeichen lässt sich dabei gut mit heiligen Stäben, die bei Stabprozessionen mitgeführt werden, vergleichen. Beispiele liefern die Reliefs aus dem Sonnenheiligtum des Neuserre in Abu Gurob

59

und die Reliefs aus der Festhalle des Osorkon in Bubastis,

60

wo die Embleme der Seschat zusammen mit anderen heiligen Stäben in einer Prozession mitgeführt werden (Abb. 1). Die Neudeutung des Seschat-Emblems geht von der Annahme aus, dass es sich um einen heiligen Stab handelt.

(1) Die Rosette. Die im Seschat-Zeichen enthaltene Rosette wurde vielfach als Blüte

in Aufsicht erklärt. Im Einzelnen differieren die Deutungen erheblich. Angenommen

wird, dass die Blüte als Schriftzeichen verwendet wurde und nach dem Rebus-

(9)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

Prinzip als L o g o g r a m m z u r Bezeichnung des Herrschers diente. Diskutiert w e r d e n die Lesungen hrrt 'Blume, Blüte' z u r Bezeichnung v o n Hrw 'Horns',

5 9

wnb 'Blüte' z u r Bezeichnung v o n (w)nb 'Herr'

6 0

u n d wn 'Blume' z u r Bezeichnung des Herrschers als des 'Seienden'.

61

Das Zeichen w i r d allerdings auch als E n t l e h n u n g aus Sumer gedeutet, w o die Rosette f ü r d e n N a m e n d e r 'göttlichen oder königlichen O r d n u n g s m a c h t "

steht u n d das Zeichen DINGIR 'Gott' gelesen wird.

6 2

D e m entsprechend sehe ich die Möglichkeit, in der Rosette eine f r ü h e Schreibung v o n ntr 'Gott' z u erkennen.

6 3

(2) Der Stab mit der Rosette. Der Stab an dessen Spitze sich die Rosette befindet, diente als H a l t e r u n g f ü r die oben angebrachte Rosette, die vielleicht 'Gott' {ntr) bedeutet. D u r c h die Befestigung a m Stab k a n n die Rosette in der Prozession d e r Götterstäbe m i t g e f ü h r t w e r d e n oder in das Stirnband der Seschat gesteckt w e r d e n .

(3) Das H a l b r u n d über d e m Stab mit der Rosette besteht vermutlich a u s Schilf oder aus a n d e r e m nicht identifizierbaren Material, falls die I n n e n z e i c h n u n g des H a l b r u n d s bei C h a b a u s o k a r u n d U p e m n e f r e t in dieser Weise gedeutet w e r d e n kann.

6 4

Das H a l b r u n d über der Rosette k ö n n t e d a n n die Funktion eines Daches haben, d a s einen R a u m , in dessen Inneren die Rosette oder der heilige Stab mit der Rosette steht, ü b e r s p a n n t . Vorausgesetzt, dass das H a l b r u n d ü b e r d e m Stab mit der Rosette ein Dach darstellt, k ö n n t e das B a u w e r k selbst, in d e m die Rosette steht, die B e d e u t u n g eines 'Gotteshauses', vielleicht eines zh ntr, d.h. einer 'Gotteshalle' haben, in der Seschat wirkt. Das Komposit-Bild seinerseits hätte d a n n die Funktion eines L o g o g r a m m s , das als Epithet f ü r Seschat, die d e n Leichnam versorgt v e r w e n d e t w e r d e n kann.

(4) Die Doppel-Straußenfeder über d e m Dach, die bei f r ü h e n Beispielen auch fehlen kann,

6 5

deutet vielleicht die b e s o n d e r e Heiligkeit des R a u m e s an, in d e m das 'Gotteszeichen' {ntr) steht u n d in d e m Seschat wirkt.

5.4 Ergebnis

Im Ergebnis zeigt sich, dass das eigentliche Zeichen einen heiligen R a u m bezeichnet, wahrscheinlich ein zh-ntr o d e r einen a n d e r e n R a u m , dessen exakte Bezeichnung allerdings offen bleiben muss. Unter d e n g e n a n n t e n Prämissen repräsentiert das E m b l e m jedenfalls ein Architekturgebilde, das d e n d a m i t bezeichneten R a u m als einen Heiligen Ort u n d G o t t e s r a u m definiert.

6 6

Das E m b l e m dieses R a u m e s trägt Seschat als N a m e n s z e i c h e n auf ihrem Kopf

u n d d o k u m e n t i e r t auf diese Weise bereits in der Schrift, dass in ihrem H a u s die

B e h a n d l u n g des Leichnams d u r c h g e f ü h r t w u r d e . Möglicherweise hat sie direkt

mit der Balsamierung z u tun. Sie ist die eigentliche 'Herrin des Hauses', in d e r die

Leichenversorgung vor sich geht. Es ist somit evident, dass auch Seschat wie N e p h t h y s ,

d e r e n N a m e n wörtlich 'Herrin des Hauses' bedeutet, d u r c h ihr jeweils auf d e m Kopf

befestigtes Schriftzeichen eines H a u s e s als 'Herrin des Hauses' bezeichnet wird. D a m i t

bestätigt sich z u m i n d e s t d u r c h das Tragen der N a m e n s h i e r o g l y p h e die Aussage der

(10)

H . A L T E N MÜ L L E R

P y r a m i d e n t e x t e , dass Seschat u n d N e p h t h y s z u s a m m e n g e h ö r e n u n d d a m i t auch, dass Seschat ein älterer N a m e n d e r N e p h t h y s ist.

Fasst m a n d a s Ergebnis der Analyse des Seschat-Zeichens z u s a m m e n , so scheint d e r Schritt v o n Seschat z u N e p h t h y s nicht u n ü b e r w i n d l i c h z u sein. Beide Gottheiten sorgten f ü r d e n Leichnam des v e r s t o r b e n e n Königs. N e p h t h y s ist seit d e n P y r a m i d e n t e x t e n des Alten Reiches eine H a u p t g o t t h e i t des Osiriskreises, die z u s a m m e n mit Isis d e n v e r s t o r b e n e n Osiris sucht, findet, beklagt, beschützt u n d bestattet.

6 9

Die o b e n vorgeschlagene Etymologie ihres N a m e n s im Sinne v o n 'Die, w e l c h e d e n Leichnam versorgt' d e u t e t darauf hin, dass Seschat an der B e h a n d l u n g d e r Leiche einen ähnlichen aktiven Anteil wie N e p h t h y s hatte u n d d a h e r unmittelbar z u r Balsamierungsstätte gehörte.

7 0

D a s L o g o g r a m m , d a s ihren N a m e n wiedergibt u n d d a s sie z u r K e n n z e i c h n u n g auf ihrem H a u p t trägt, h a t die F o r m des f r ü h e n Balsamierungszeltes, in d e m Seschat als 'Herrin des H a u s e s ' wirkte. Möglicherweise ist d a h e r Nbt-hwt d a s u m g e d e u t e t e jüngere Epitheton der Göttin, deren u r s p r ü n g l i c h e r N a m e Seschat gelautet hat.

71

6. Seschat als Bewahrerin der Vergangenheit und der Geschichte 6.1 Einleitung

N i m m t m a n n u n an, dass Seschat p r i m ä r mit der L e i c h e n b e h a n d l u n g u n d in

e r w e i t e r t e m Sinne mit d e m G r a b b a u z u t u n hat, u n d dass sie in dieser Funktion die

Glieder des Verstorbenen z u s a m m e n s e t z t , ist es schwierig, die weiteren Epitheta u n d

die weiteren Tätigkeitsfelder d e r Seschat mit der jenseitsorientierten F u n k t i o n der

Göttin z u korrelieren. Möglicherweise f a n d eine E r w e i t e r u n g ihres Wesens u n d ihrer

F u n k t i o n e n in der Weise statt, dass sie in d e r gleichen Weise wie f ü r d e n Toten, dessen

Leben v e r g a n g e n ist, n u n a u c h f ü r die Ereignisse der Vergangenheit, die Geschichte

g e w o r d e n sind, eintritt u n d f ü r deren B e w a h r u n g sorgt. D u r c h diese erweiterte

A u f g a b e unterscheidet sie sich e n t s c h e i d e n d v o n N e p h t h y s , die auf die B e w a h r u n g des

L e i c h n a m s spezialisiert ist. Im Unterschied z u N e p h t h y s verarbeitet Seschat in einer

erweiterten F u n k t i o n a u c h die Ereignisse d e r Vergangenheit, u m diese f ü r die Z u k u n f t

in d e r E r n e u e r u n g der Vergangenheit z u sichern u n d festzuschreiben. Ihre a u s d e m

f u n e r ä r e n Bereich e n t n o m m e n e Tätigkeit w i r d auf die Tätigkeit bei der A u f z e i c h n u n g

d e r A n n a l e n u n d bei der Verleihung d e r z u k ü n f t i g e n Jahre übertragen. Diese steht

somit in voller Ü b e r e i n s t i m m u n g mit der Tätigkeit der Seschat b e i m Bewahren u n d

Konservieren des Leichnams. Das Bewusstsein f ü r die Vergangenheit ä u ß e r t sich im

Archivieren, f ü r d a s Seschat mit ihrem N a m e n einsteht.

(11)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

6.2. Seschat als Herrin der Archive

Als Herrin der Archive ist Seschat f ü r das Sammeln, Aufbereiten u n d A u f b e w a h r e n der Schriften zuständig, die mit religiösen Belangen, mit Belangen des K ö n i g t u m s u n d mit Belangen der Geschichte z u t u n haben. In dieser Funktion f ü h r t sie i m Alten Reich die Beiworte.

(

a

)

_

<SsJt> hntjt pr mdst - <Seschat>, Erste des Archivs

7 2

(b) ffi |] n _ <Ssst> hntjt prmcbt-ntr - <Seschat>, Erste des H a u s e s des Gottesbuches

7 3

Hl ü ~ <SsJt> hntjt pr mdJt rhw nzw - <Seschat>, Erste des Archivs der Königsbekannten

7 4

(d) ffi ^ ^ - <SsJt> hntjt pr mdJt hnmsw - <Seschat>, Erste des Archivs der Chenmesu-Freunde

7 5

6.3 Seschat als Herrin der Trommler

HH 3 - <SsJt> hntjt hwt-rwtjw - <Seschat>, Erste des H a u s e s der rwtjw

76

Die u r s p r ü n g l i c h e Lesung des Epithetons hntjt hwt-rwtjw ist der v o n D. B u d d e vorgeschlagenen Lesung hntjt hwt-jrjw 'Haus der-Ritualvorschriften' vorzuziehen.

7 7

Die U m d e u t u n g z u m ' H a u s der Ritualvorschriften' (hwt-jrjw) erfolgte erst in ptolemäischer Zeit.

Die Lesung hwt-jrjw bereitete der Forschung zunächst große Probleme, da f ü r rwtjw unterschiedliche Übersetzungsvorschläge geliefert w u r d e n . Die verschiedenen Übersetzungsvorschläge hat D. Jones zusammengestellt.

7 8

D a z u gehören 'Haus der Fremden', 'Haus der Tänzer(?)' u n d ' H a u s der Arbeiterinnen'. Erst H.G. Fischer hat eine ü b e r z e u g e n d e L ö s u n g f ü r d e n Titel rwtj gefunden.

7 9

Er m a c h t d e n Vorschlag, in rwtj einen mit Trommelstöcken ausgerüsteten 'Trommler' z u sehen. Das hwt rwtjw w ä r e d e m entsprechend ein ' H a u s der Trommler'. N a c h Fischers Ansicht sind die Trommler bei Bauarbeiten eingesetzt w o r d e n , die unter der Leitung der Seschat standen.

8 0

Doch w i r d diese Erklärung w o h l k a u m d e n Kern des Titels treffen. Vielmehr

w e r d e n die 'Trommler', bei d e n e n zwischen ober- u n d unterägyptischen Trommlern z u

unterscheiden ist, wie der Titel hrp rwtjw sin^w mhwjw aus d e m Grab des C h a b a u s o k a r

nahelegt,

8 1

eine A u f g a b e gehabt haben, die mit der Funktion der Seschat als Leiterin

der Archive u n d der A n n a l e n z u s a m m e n h ä n g t . Vermutlich zogen die Trommler als

Büttel d u r c h s Land, u m als A u s r u f e r die Neuigkeiten u n d die Nachrichten aus d e m

Königshaus oder der Verwaltung zu verbreiten. Sie 'trommelten' die Bevölkerung

z u s a m m e n u n d v e r k ü n d e t e n der illiteraten Bevölkerung d u r c h ihren Vortrag das,

w a s der literaten Bevölkerung schriftlich mitgeteilt w e r d e n konnte.

8 2

Als 'Erste des

(12)

H. ALTENMÜLLER

H a u s e s der Trommler' w a r Seschat f ü r die m ü n d l i c h ü b e r b r a c h t e n N a c h r i c h t e n direkt z u s t ä n d i g , parallel z u ihrer a n d e r e n F u n k t i o n als 'Herrin der Schrift', mit der sie f ü r die schriftlichen Verbreitung v o n N a c h r i c h t e n sorgte.

Die hier vorgeschlagene D e u t u n g der rwtjw als 'Nachrichtentrommler' w i r d a u c h a u s d e n M a r k t s z e n e n des Alten Reiches a u s d e n G r ä b e r n v o n Saqqara ersichtlich.

I m G r a b des Ti w i r d ein W a n d e r s t a b a n einen als rwtj bezeichneten bärtigen N a c h r i c h t e n t r o m m l e r verkauft, u n d der Stock d e m Käufer als trocken u n d 'bester Stock' (mdw nfr wrt) angepriesen.

8 3

I m Grab des N i a n c h c h n u m u n d C h n u m h o t e p w i r d in einer a n d e r e n M a r k t s z e n e nicht der Käufer, s o n d e r n d e r Verkäufer als 'Trommler' (rwtj) bezeichnet. Der als 'Trommler' bezeichnete Verkäufer preist d u r c h Geschrei seine Ware an, w ä h r e n d a n d e r e H ö k e r ihre z u m Verkauf s t e h e n d e Ware d e m K u n d e n zeigen, v o r f ü h r e n u n d in der H a n d hochhalten.

8 4

6.4 Seschat als Herrin der Schrift

Seschat ist H e r r i n d e r Schrift u n d in dieser F u n k t i o n f ü r das A u f z e i c h n e n der A n n a l e n verantwortlich. Eine ihrer wichtigsten Auf gaben besteht darin, die jährlichen Ereignisse der Regierungsjahre eines Königs schriftlich festzuhalten. Die Ereignisse w e r d e n in Feldern aufgezeichnet, die links v o n einer P a l m r i s p e a n g e o r d n e t sind. Die ersten Belege, in d e n e n Seschat expressis verbis als H e r r i n der Schrift bezeichnet wird, s t a m m e n v o m A n n a l e n s t e i n a u s Mitrahine a u s der Regierung A m e n e m h e t s II.

|==|

ffiak - <SsJt> nbt ss - <Seschat>, H e r r i n der Schrift

85

Als H e r r i n d e r Schrift w i r d Seschat v o n d e n b e i d e n Personifikationen 'Hören' (sdm) u n d 'Sehen' (Jrj) unterstützt, die in d e n A n n a l e n A m e n e m h e t s II. z u s a m m e n mit Seschat g e n a n n t sind u n d Hilfstätigkeiten b e i m Archivieren d e r Ereignisse des Jahres w a h r n e h m e n .

8 6

6.5 Seschat als Herrin der Bauleute

^ ' ( j J ' ^ Ö I r '

(Teti),

J ° o o

(Merenre) - <SsJt> nbt jkdw - <Seschat> H e r r i n d e r Bauleute

8 7

Die Rolle der Seschat als 'Herrin d e r Bauleute' ist seit d e n P y r a m i d e n t e x t e n b e k a n n t

(PT [364] 616b). Die Textstelle w u r d e oben besprochen. D a s Epitheton besagt, dass

Seschat f ü r alle A r t e n v o n Bautätigkeit verantwortlich ist, z u n ä c h s t f ü r d e n Grabbau,

d e r w o h l a m A n f a n g steht, d a n n f ü r d e n Bau a u c h v o n a n d e r e n Bauwerken, so v o n

Tempel u n d Palast. Das Epitheton b e n e n n t sicher eine alte F u n k t i o n der Gottheit u n d

bezieht sich auf d a s Errichten w o h l hauptsächlich v o n m o n u m e n t a l e n Bauten, die z u r

B e w a h r u n g v o n vergänglichen D i n g e n angelegt w e r d e n .

(13)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

6.6 Seschat beim Strickspannen

Die oft belegte T ätigkeit der Seschat b e i m Strickspannen ist eine zentrale H a n d l u n g der offiziellen G r ü n d u n g s z e r e m o n i e n u n d ist d u r c h ihre Funktion als 'Herrin der Bauleute' begründet.

8 8

Das Ritual ist inschriftlich erstmals in der 1. Dynastie u n t e r D e n auf d e m Palermostein belegt, w o es heißt: 'Spannen des Stricks f ü r d a s H a u s ,Sitz der Götter' d u r c h d e n Priester (oder: die Priesterin?) der Seschat' (3. Register 7.

Jahresfeld).

8 9

Eine Bildfassung der H a n d l u n g ist v o m Ende der 2. Dynastie unter König C h a s e c h e m u i erhalten. Das Bild zeigt die Göttin in Gemeinschaft mit d e m König, der ihr gegenüber steht. Beide schlagen die Fluchtpfähle anlässlich der G r ü n d u n g eines B a u w e r k s ein.

90

7 Zusammenfassung

Die Arbeiten der Seschat beziehen sich auf das Bewahren dessen, w a s v e r g a n g e n ist, also der Vergangenheit. Sie ist die eigentliche altägypische Gottheit der Geschichte, ihr H a n d e l n ist auf die Fixierung d e r Vergangenheit ausgerichtet, ihr Wesen erfüllt sich in großen Teilen in d e r Annalistik u n d in ihrer Oberhoheit über die Archive.

Alle diese A u f g a b e n h a b e n ihren A n f a n g g e n o m m e n im religiösen Bestreben, d e n menschlichen Körper n a c h d e m Tod z u erhalten u n d auf D a u e r z u b e w a h r e n . D a h e r ist Seschat a m U r s p r u n g mit der Vorbereitung des Toten befasst, ihr N a m e "die d e n Leichnam versorgt" beschreibt diesen g r u n d l e g e n d e n Aufgabenbereich.

Seschat avanciert bereits imAlten Reich zur-Verwalterin des kulturellen Erbes des alten Ä g y p t e n . Ihr Streben ist auf das Bewahren der Tradition ausgerichtet. Sie ist f ü r die A u f z e i c h n u n g der A n n a l e n z u s t ä n d i g u n d die Herrin der Archive, die u n t e r d e m allgemeinen Begriff des pr-mdJt z u s a m m e n g e f a s s t sind.

Die Tätigkeit der Seschat als b e w a h r e n d e Kraft u n d H e r r i n der Geschichte greift auch auf die R ä u m e der Totentempel der Könige des Alten Reiches aus. Dort existiert i m Vorfeld der Opferhalle des Totentempels seit der 5. Dynastie ein kleiner R a u m , die sog. "antichambre carree," deren Architektur d u r c h die vereinzelt s t e h e n d e Mittelsäule, die die Decke trägt, an eine dreidimensionale U m s e t z u n g des Zeichens der Seschat d e n k e n lässt. Dieser E i n s ä u l e n r a u m besitzt ein Bildprogramm, in d e m in d e n oberen Reihen Götteraufzüge, in d e n b e i d e n u n t e r e n Reihen oben die Darstellung v o n Schlachtungen u n d u n t e n ein A u f z u g der höchsten Staatsbeamten z u sehen ist.

91

Das Bemerkenswerte an diesem R a u m ist n u n aber, dass er bei Pepi II. ' H a u s des Gottesbuchs des Senet-Heiligtums' {pr-mdJt ntr nt snwt) g e n a n n t ist,

92

das heißt mit a n d e r e n Worten, dass er als ein Archiv vorgestellt wird, dessen H e r r i n bekanntlich Seschat ist. Allerdings ist Seschat in diesem R a u m nicht dargestellt.

Z u Recht ist die Schott'sche D e u t u n g , dass es sich bei der 'antichambre caree' u m

die Tempelbibliothek handle, kritisch gesehen worden.

9 3

Erweitert m a n jedoch d e n

Begriff v o n pr-mdst ntr v o n ' H a u s des Gottesbuches' hin z u r B e d e u t u n g v o n A r c h i v der

Götter' ein, lässt sich diese R a u m b e z e i c h n u n g d u r c h a u s rechtfertigen. Die W ä n d e sind

(14)

H. ALTENMÜLLER

mit Bildern von Göttern geschmückt, die in langer Prozession auf das Bild des Königs zugehen. Die Götterprozessionen dienen dem Zweck, die Aufnahme des Königs in der Welt der Götter zu dokumentieren. Sie lassen sich somit im weitesten Sinn als Bilder zur Erhaltung der körperlichen Existenz des Königs in der Götterwelt erklären.

Unter diesem Aspekt stehen sie dann auch in der Tradition der Gottesvorstellungen von Seschat, die an ihrem Ursprung als eine Gottheit betrachtet wurde, die für den Leichnam des verstorbenen Königs Sorge trägt und die dem König in diesem Raum den ihm zustehenden Platz unter den Göttern zuweist.

Endnotes

1 Z.B. E. Brovarski, 'Sobek', LÄ V (1984), 995-1031; Brovarski, OMRO 28 LÄ V, 1055-1074.

2 D. Budde, Die Göttin Seschat, Kanobos 2 (Leipzig, 2000).

3 Budde, Seschat, 1-13.

4 Gardiner, JEA 2 (1915), 65 Anm. 1.

5 E. Edel, Altägyptische Grammatik I, Rom, Analecta Orientalia 34 (Rom, 1955), § 116.

6 W. Helck, 'Seschat', LÄ V, 884.

7 J. Assmann, Altägyptische Totenliturgien unter Mitarbeit von Martin Bommas und Andrea Kucharek, 2, Totenliturgien und Totensprüche in Grabinschriften des Neuen Reiches (Heidelberg, 2005), 79.

8 P. Kaplony, in 6/'Or28 (1971), 48 Anm. 48.

9 H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte (Berlin, 1952), 701.

10 M. Weber, Beiträge zur Kenntnis des Schrift- und Buchwesens der alten Ägypter, Diss. (Köln, 1969), 87.

11 Das Epitheton nbtzs 'Herrin der Schrift' ist seit Amenemhet II. belegt: H. Altenmüller, 'Seschat, Jrj und sdm als Garanten einer glücklichen Regierungszeit', in B. Schmitz (Hg.), Festschrift Arne Eggebrecht zum 65. Geburtstag am 12. März 2000, Hildesheimer Ägyptologische Beiträge (Hildesheim, 2002), 1-10.

12 L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs S'a3hu-Re', Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 26, Band 2, Die Wandbilder (Leipzig, 1913), Blatt 1; G. Jequier, Le monument funeraire de Pepill., II: Le temple (Kairo, 1938), Taf. 38.

13 Budde, Seschat, 10.

14 G. Thausing, 'Der ägyptische Schicksalsbegriff', MDAIK 8 (1939), 68.

15 J. Zandee, De Hymnen aan Amon van papyrus Leiden 1350, OMRO 28 (Leiden, 1947), 107.

16 H. Brunner, Die Geburt des Gottkönigs. Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos, Ägyptologische Abhandlungen 10 (Wiesbaden, 1964), 163 Anm. 2.

17 J- Quaegebeur, Le dieu egyptien Shai dans la religion et l'onomastique, Orientalia Lovanensia Analecta 2 (Leuven, 1975), 661, Anm. 9.

.18. Budde, Seschat, 11.

19 Th. Schneider, 'Das Schriftzeichen 'Rosette' und die Göttin Seschat', SAK24 (1997), 241-67.

20 Schneider, SAK 24, 267.

21 H. Altenmüller, 'Die Wandlungen des Sem-Priesters im Mundöffnungsritual', SAK 38 (2009), 12.

22 U. Rummel, 'Das Pantherfell als Kleidungsstück im Kult-Bedeutung, Symbolgehalt und theologische Verortung einer magischen Insignie', in Imago Aegypti 2 (2008), 128-29.

23 Bonnet, Reallexikon, 700.

24 Assmann, Altägyptische Totenliturgien unter Mitarbeit von M. Bommas und A. Kucharek, Band 3, Osirisliturgien in Papyri der Spätzeit (Heidelberg, 2008), 445 Szene 39.

25 Chr. Favard-Meeks, Le temple de Behbeit el-Hagara. Essai de reconstitution et d'interpretation, Beihefte. Studien zur altägyptischen Kultur 6 (Hamburg, 1991), 198 mit Anm. 855.

26 Weitere Beispiele bei Budde, Seschat, 174-77.

27 Assmann, Altägyptische Totenliturgien II, 79.

28 Zu den MR-Stellen vgl. B. Altenmüller, Synkretismus in den Sargtexten, Göttinger Orientforschungen IV, 7 (Wiesbaden, 1975), 197.

29 Wd' im Sinne von 'öffnen'.vgl. auch R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts, I, Spe//s 1-354 (Warminster, 1973), 7.

30 Das Totenbuch der Ägypter, eingeleitet, übersetzt und erläutert, Zürich (München, 1979), 128.

31 E. Hornung, 'Versuch über Nephthys', in Alan B. Lloyd (Hg.), Studies in Pharaonic Religion and Society in Honour of J.

Gwyn Griffiths (London, 1992), 186-88.

32 Rummel, in: Imago Aegypti 2 (2008), 128-30.

33 Die Übersetzung von dmd mit direktem Objekt ('er hat sich mit dir vereinigt') mit Bezug auf Wb V, 458.8 ist vergleichbar

(15)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

zu PT [356] 577b und PT [370] 645a.

34 E. Otto, Das ägyptische Mundöffnungsritual, Ii, Ägyptologische Abhandlungen 3 (Wiesbaden, 1960), 55-56.

35 S. Schott, Mythe und Mythenbildung im alten Ägypten, Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens 15 (Leipzig, 1945), 38.

36 Kairo CG 51; PM III2, 480 (Nimaatre); A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica I (Oxford, 1947), 40*.

37 Altenmüller, SAK 38 (2009), 12-13.

38 Wb IV, 119.

39 Wb IV, 359; Edel, Altägyptische Grammatik I, 53 § 120.

40 Vgl. Leitz, LGG VI, 611; Budde, Seschat, 1 4 2 ^ 4 stellt allerdings diesen Gott in Frage.

41 F.W. von Bissing, Das Re-Heiligtum des Königs Ne-woser-re (Rathures), II, Die Meine Festdarstellung (Berlin, 1923), Taf. 7.

42 Gardiner, Egyptian Grammar being an Introduction to the Study of Hieroglyphs, Second Edition (London, 1950), Sign List, R 20/21.

43 Z.B. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs S'a3hu-Re', Blatt 1.

44 'Eine Sammlung von Abbildungen des Zeichens findet sich bei Schneider', SAK 24 (1997), 2 6 0 - 6 3 Abb. 1 - 6 und Budde, Seschat, 344-46.

45 Siehe auch Budde, Seschat, 37-49.

46 Gardiner, Egyptian Grammar, 503 Sign List R20; P. Lacau, H. Chevrier, Une chapelle d'Hatshepsout ä Karnak I (Kairo, 1977), 269-70.

47 G. A. Wainwright, 'Seshat and the pharaoh', in JEA 26 (1940), 31, 34.

48 Zandee, Hymnen, 108.

49 Bonnet, Reallexikon, 701; vgl. auch J. Cerny, Ancient Egyptian Religion (London, 1952), 27.

50 Helck, Seschat, LÄ V, 884.

51 W. Helck, Untersuchungen zur Thinitenzeit, Ägyptologische Abhandlungen 45 (Wiesbaden, 1987), 138.

52 M. A. Murray, Saqgara Mastabas II, Egyptian Research Account, 10th year 1904 (London, 1937), 10-11.

53 P. Kaplony, in BiOr 28 (1971), 49.

54 E. Winter, 'Wer steht hinter Narmer?', in M. Bietak (Hg.) Zwischen den beiden Ewigkeiten, Festschrift G. Thausing (Wien, 1994), 287-88.

55 Schneider, SAK 24 (1997), 241-67.

56 Budde, Seschat, 48.

57 D. Budde, 'Die den Himmel durchsticht und sich mit den Sternen vereint', in SAK 30 (2002), 102.

58 Eine männliche Form von Seschat, nämlich Seschau, ist in PT [285] 426b belegt.

59 S. Schott, Hieroglyphen. Untersuchungen zum Ursprung der Schrift, A A W L M 1950.24 (Wiesbaden, 1951), 25 und 86.

60 Schneider, in SAK 24 (1997) 248-51.

61 L. Morenz, 'Frühe Schrift und hohe Kultur im Alten Ägypten: Aspekte von Ideologie auf Beischriften der Nar-mer-Palette', in Orientalia 72 (2003), 189-90.

62 R- Labat, Manuel d'epigraphie akkadienne (signes, syllabaire, ideogrammes), 5 ed. (Paris, 1976), 4 8 - 4 9 ; Winter, in Fs G. Thausing, 284-85; G. Dreyer, 'Motive und Datierung der dekorierten prädynastischen Messergriffe', in L'Art de lAncien Empire egyptien, Actes du colloque, musee du Louvre 1998 (Paris, 1999), 200.

63 : H. Altenmüller, 'Sandalenträger und Pantherfellträger im Gefolge des Königs Narmer', (2010) (im Druck).

64 Murray, Saqqara Mastabas I, Taf. 39 Nr. 51; P. Der Manuelian, Slab Stelae ofthe Giza Necropolis, Publications of the Pennsylvania-Yale Expedition to Egypt 7 (New Häven, Philadelphia, 2003), 206/207 [R 21], Taf. 1-2.

65 Schneider, in SAK24 (1997), 260 Abb. 1.1; 261 Abb. 5.1.

66 Fischer, Varia Nova, Egyptian Studies III (New York, 1996), 45^19 mit zahlreichen Schreibvarianten.

67 Budde, Seschat, 343-46, Taf. 2 - 5 . Auffallend ist, dass die Doppel-Straußenfeder an der Spitze des Emblems im Laufe der Geschichte mehrfach ornamental variiert wurde. .

68 Fischer, Varia Nova, Egyptian Studies III (New York, 1996), 4 5 - 4 9 mit zahlreichen Schreibvarianten

69, Dazu E. Graefe, 'Nephthys', in LÄ IV (1982), 457-59; E. Hornung, 'Versuch über Nephthys', in Alan B. Lloyd (Hg.), Studies in Pharaonic Religion and Society in Honour ofJ. Gwyn Griffiths (London, 1992), 186.

70 Es ist verlockend, in den gleichen Zusammenhang von Seschat-Nephthys auch Mafdet-Isis zu stellen. Doch sind für eine solche Untersuchung noch weitere Vorarbeiten zu leisten. Mafdet und Seschat bilden auf dem Palermostein ein Göttinnenpaar (H. Schäfer, Ein Bruchstück altägyptischer Annalen [Berlin, 1902], 21 Nr. 13 = Den, Jahr 40). Mafdet wird im Dramatischen Ramesseumpapyrus in einer Rede zitiert, in der—wie bei Seschat—von der Vereinigung der Glieder eines Toten die Rede ist (K. Sethe, Dramatische Texte zu altägyptischen Mysterienspielen, Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens 10 (Berlin, 1928), 216: DRP 111).

71 Altenmüller, 'Etappen des Mythos: Vom Ikon zum Epitheton, vom Epitheton zum Götternamen', in M. Bärta, J. Krejcl (Hg.), Abusirand Saqqara in the Year 2000, Archiv Orientälni, Supplementa 9 (Prag, 2000), 305-16.

72: Jequier, Monument funeraire II, Taf. 38; Budde, Seschat, 303 Kat. 411 Dok. 72, mit weiteren Belegen in Kat. 411.

73 I- Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs S'ajhu-Re', Blatt 1, ähnlich Blatt 5; Belege bei Budde, Seschat, 303 Kat. 415 Dok. 70; vgl. auch den Beleg Budde, Seschat, 303 Kat. 411 Dok. 72 aus der Anlage Pepis II. sowie die Belege Budde, Seschat, 303 Kat. 414 mit Literatur.

74 Budde, Seschat, 303 Kat. 412 Dok. 71 (Sahure) sowie P. Montet, 'Notes et documents pour servir ä l'histoire des

(16)

H . A L T E N MÜ L L E R

relations entre l'ancienne Egypte et la Syrie', in Kemi 1 (1928), 8 4 - 8 5 Abb. 2.

75 Budde, Seschat, 303 Kat. 416 [Budde transkribiert versehentlich hntjtpr-hnmsw]. ÄIB I, 62; E. Edel, Das Akazienhaus und seine Rolle in den Begräbnisriten des alten Ägyptens, Münchner Ägyptologische Studien 24 (Berlin, 1970), 33-34:

'Priester der Seschat, die dem Archiv der Chenmesu vorsteht'.

76 Budde, Seschat, 303 Kat. 418; Belege des AR: (a) Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs S'ajhu-Re' II, Taf. 1; (b) Kapunesut aus Saqqara (PM III2, 543; H. Kees, 'Eine Familie kgl. Maurermeister aus dem Anfang der 6. Dynastie', in WZKM 54 (1957), 91-100; A. McFarlane, Mastabas at Saqqara: Kaiemheset, Kaipunesut, Kaiemsenu, Sehetepu and Others, The Australian Centre for Egyptology: Reports 20 (Oxford, 2003), 51, Taf. 54.

77 : Budde, Seschat, 206-11.

78 D. Jones, An Index ofAncient Egyptian Titles, Epithets and Phrases ofthe Old Kingdom, British Archaeological Reports, International series (Oxford, 2000, 5 7 9 - 8 0 [2128].

791 H. G. Fischer, Rwty 'Drummer', in GM 189 (2002), 3 3 - 3 9 .

80 Fischer, in: GM 189 (2002), 39: 'In this connection the drummers may have accompanied the corps of workers required for major works of construction, for such activities certainly called for chanting and singing as they do in Egypt today'.

81 Murray, Saqqara Mastabas I, Taf. 1; Jones, Index of Titles, 725 [2640].

82 Man wird kaum damit rechnen dürfen, dass die Trommler in ein Trommelnachrichtensystem von Ort zu Ort eingebunden waren.

83 H. Wild, Le tombeau de Ti, Fase. III. La chapelle (deuxieme partie), MMIFAO 65 (Kairo, 1966), Taf. 74.

84 A. M. Moussa, H. Altenmüller, Das Grab des Nianchchnum und Chnumhotep, Archäologische Veröffentlichungen 21

~" (Mainz, 1977), 84 Abb. 10.

85 Altenmüller, 'Seschat, Jrj und sclm , in FsA. Eggebrecht, 1-10, Abb. 1; für die Belege ab dem Neuen Reich (Hatschepsut) vgl. Budde, Seschat, 200-203; 292 Kat. 215.

86 Zur Inschrift, vgl. H. Altenmüller, A. M. Moussa, 'Die Inschrift Amenemhets II. aus dem Ptah-Tempel von Memphis. Ein Vorbericht', SAK 18 (1991), 1-48; J. Malek, St. Quirke, 'Memphis, 1991: Epigraphy', in JEA 78 (1992), 13-18.

87 PT[364] 616b; C T V I , 410i; weitere Belege bei Budde, Seschat, 191-99; 293 Kat. 239.

88 Zu den Gründungszeremonien vgl. S. A. A. El-Adly, Das Gründungs- und Weiheritual des Ägyptischen Tempels von der frühgeschichtlichen Zeit bis zum Ende des Neuen Reiches, Diss. (Tübingen, 1981).

89 Schäfer, Bruchstück, 1902, 2 0 - 2 1 ; Helck, Thinitenzeit, 158: Jahr 34 des Den; T. A. H. Wilkinson, Royal Annais of Ancient Egypt: The Palermo Stone and its associated fragments, Studies in Egyptology (London, 2000), 111.

90 R. Engelbach, 'A foundation scene of the second dynasty', in JEA 20 (1934), 183-84; El-Adly, Gründungs- und Weiheritual, 2 2 - 2 3 ; Budde, Seschat, 191-99.

91 Jequier, Monument funeraire II, Taf. 46 (Südwand); 50 (Westwand); 54 (Nordwand); 58 (Ostwand).

92 Jequier, Monument funeraire II, Taf. 50.

93 S. Schott, Ägyptische Quellen zum Plan des Sphinxtempels, Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde Ägyptens 10 (Wiesbaden, 1970), 58-59; Posener-Krieger, Archives (1976), 503 Anm. 6; D. Arnold, 'Rituale und Pyramidentempel,' in MDAIK 33 (1977), 10-11.

(17)

SESCHAT, 'DIE DEN LEICHNAM VERSORGT'

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I?

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Abb. 1. Das Emblem der Seschat als Heiliger Stab (nach: F.W. von Bissing, Das Re-Heiligtum des Königs Ne-woser-re (Rathures), Band II, Die kleine

Festdarstellung [Berlin, 1923], Taf. 7).

(18)

H. ALTENMÜLLER

Abb. 2. Zeichen Seschat als Logogramm (nach: P. Der Manuelian, Slab Stelae ofthe Giza Necropolis, Publications of the Pennsylvania-Yale Expedition to Egypt 7, [New Häven-Philadelphia,

2003], 206/207 [R 21]).

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Abb. 3. Die Göttin Seschat mit ihrem Namenszeichen (nach: L. Borchardt, Das

Grabdenkmal des Königs S'ajhu-Re^,

Wissenschaftliche Veröffentlichungen der

Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 26,

Band 2, D/e Wandbilder [Leipzig, 1913], Blatt 1).

Referenzen

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