• Keine Ergebnisse gefunden

(1)561 Semitische Sprachprobleme

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)561 Semitische Sprachprobleme"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

561

Semitische Sprachprobleme.

Von H. Baner.

5. Die Verwandtschaftsnamen und üah „Gott" im

Semitischen.

Es ist eine merkwürdige Erscheinnng, daß die nrsprünglich

zweiradikaligen Verwandtschaftswörter 'ab, 'a]i, harn in allen semi¬

tischen Sprachen lange Kasusvokale aufweisen. Da bei anderen 5

zweiradikaligen wie jad, dam, auch bin .Sohn", diese Erscheinung

nicht auftritt, so ist sie offenbar aus der Natur der genannten Ver¬

wandtschaftswörter zu erklären. Das Eigenartige dieser Wörter ist

nun , daß sie besonders häufig als Anruf gebraucht werden , und

zwar dürfen wir wohl eine ursprüngliche Anrufform mit ä vorans- 10

setzen (so noch häufig im Arabischen, im äthiop. abä, im babyl.

beläma [Delitzsch, Assyr. Grammatik*, § 101]). Diese Formen

Cabä, 'ahä, hama) konnten aber in der Folge leicht als Akkusativ ge¬

deutet Und dazu ein entsprechender Nominativ ('abü usw.) und

Genitiv ('abi usw.) gebildet werden, ähnlich wie ja im Arabischen 15

neben ursprünglich dä ein sekundäres Nominativ dü und Genitiv

di steht. Wenn bin .Sohn' diese langen Vokale nicht aufweist,

so liegt der Grund wohl darin, daß dieses Wort weniger als An¬

ruf gebraucht wird, weil dafür gewöhnlich der Eigenname eintritt.

Da es überdies eine andere Vokalisation wie die übrigen drei auf- 20

weist, so brauchte es anch nicht in deren Analogie hineingezogen

zu werden.

Aus einer Gmndform 'ahä .Bruder" erklärt sich nun auch

zwanglos die auffällige Form 'ahät .Schwester' wie arab. ot3 (hebr.

hnt) aus dä. — 25

Was eben für die Verwandtschaftswörter ausgeführt wurde,

gilt in analoger Weise für den Namen .Gott'. Auch dieser wird

unendlich häufig im Anruf gebraucht worden sein, und es ist daher

von vornherein wahrscheinlich, daß bei ihm neben der ursprüng¬

lichen eine verlängerte Anrufform als die normale sich festgesetzt so

hat. Wenn wir nun annehmen dürfen, daß die im Arabischen tat¬

sächlich noch vorliegende Anmfendung äh («^i^, .0 Mann') im

Ursemitischen an il angetreten ist , so wäre damit ' diese so rätsel¬

hafte Form in einfachster Weise erklärt. Arab. o'^bSt .Göttin' wäre

c-

wie 'a^at .Schwester' zn erklären und würde demnach ein ilä 35

.Gott' voraussetzen. [Korrekturzusatz: Wie ich nachträglich sehe,

faßt auch Völlers in ZA. 17, 305 ff. üah als Vokativ.]

3 9 *

(2)

662 Bauer, Semitische Sprachprobleme.

6. Die Entstellung des semitischen Passivums.

Bekanntlich dient im Arabischen das sogenannte Passivum auch

• . >

znm Ausdruck für krankhafte Zustände (gJ^ „Kopfweh haben«,

,am Schnupfen leiden'), und die Krankheitsnamen (von der Form

5 fu'äl) selbst sehen aus wie Infinitive zum Passiv. Nun scheint aber die weite Verbreitung dieser Krankheitsnamen in den Einzelsprachen

(zu der umfangreichen Liste von Nöldeke in den Beitr. zur sem.

Sprachw., S. 31 f. wäre mit Brockelmann, Vergl. Gramm., I, 347,

vielleicht noch hinzuzufügen assyr. huSähu „Hungersnot', surnämu

10 „Durst' und der Krankheitsname sualu) darauf hinzudeuten , daß

diese sehr alt sind und vermutlich ins ürsemitische zurückreichen.

Dieses vorausgesetzt, liegt es aber nahe, die Entstehung des Passivums

selbst aus solchen Krankheitsnamen herzuleiten. Wir hätten dabei

nur eine gewöhnliche Bedeutungserweiterung anzunehmen, nämlich

15 den Übergang vom „schmerzlich Affiziertsein' zum „Affiziertsein'

iurch eine Handlung überhaupt. Um ein konkretes Beispiel zu

gebrauchen, so wäre su'äl „Husten' = „vom Husten geplagt werden',

hunäq „Angina' = „gewürgt werden' ; wie man sieht, ist von hier

aus zu Bildungen wie *duräi „geschlagen werden', *qutäl „getötet

20 werden' nur mehr ein Schritt. Es brauchten an diese Formen nur

die Suffixe des Perfekts (qutäl-iä > qutalta) bezw. die Präfixe des Aorist (ta-qutäl 'J> tuqtal) zu treten, um ein wirkliches Verbum fin. passivum zu ergeben.

Zweifelhaft ist hier nur die ursprüngliche Vokalisation des Perfekts.

26 Während das Hebräische ein qutal, quttal, kuqtal voraussetzt und

die letztere Form auch im Biblisch-Aramäischen vorliegt, haben wir

im Arabischen qutila etc. , im Qal des ,Biblisch-Aramäischen q^til.

Ich glaube, daß schon das hohe Alter der hebräischen Formen für

ihre Ursprünglichkeit spricht; zudem erklärt arab. qutila sich leicht 30 als Angleichung an qatil und bibl.-aram. q^til ist wohl nicht quill,

sondern eher qatll.

Mit der hier angenommenen Entstehungsweise des Passivums

würde sehr gut dessen arabische Bezeichnung stimmen: ^-cv t| Joe

aJLcLs „Tätigkeit, deren Urheber unbekannt ist', sowie die gleich-

35 bedeutende Tatsache , daß es niemals mit dem Urheber der Hand¬

lung verbunden werden darf In dieser Regel scheint in der Tat

noch die Herkunft der Form aus der Bezeichnung von Krankheits-

zuständen nachzuwirken, für welche eben das Affiziertsein („gestochen,

gedrückt, gebrannt werden' usw.) ohne einen nachweisbaren Täter

40 bezeichnend ist.

Warum die Krankheitsbezeichnungen selbst gerade durch die

Form fu'äl ausgedrückt werden, brauchen wir nicht weiter zu unter¬

suchen. Es wäre denkbar, daß sie nach einem Wehruf u'ä, wie er

im Assyrischen vorliegt, gebildet sind. Vielleicht hat aber die eine

3 9 *

(3)

Bauer, Semitische Sprachprobleme. 563

oder andere besonders häufige oder gefürchtete Krankheit von Haus

aus zufällig diese Form aufgewiesen und die übrigen Krankheiten

wurden nach dieser Form gebildet bezw. umgebildet. Auf solche

Weise haben wir uns ja überhaupt die gleiche Vokalisation be¬

stimmter Bedeutungskategorien im Semitischen entstanden zu denken, s

7. Das aramäische Aoristpräfix n.

Die Herkunft des aramäischen Aoristpräfixes n ist noch nicht

mit Sicherheit erklärt. Die Ansicht von Barth, daß dieses n

ein mit gleichbedeutendes deiktisches Element sei, ist ganz ab¬

zuweisen ; denn dann müßten beide in die Zeit der Entstehung des lo

4.orist, also über das ürsemitische zurückreichen, während doch das

w-Präfix sehr jung und nur aramäisch ist. Der wirkliche Hergang

der Entstehung des w-Präfixes ergibt sich vielleicht auf Grund der

beiden folgenden Erwägungen.

Zunächst finden wir auf aramäischen Sprachgebiet (vor allem i6

im babylonischen Talmud, weniger häufig im Mandäischen, in Resten

im' biblischen Aramäisch) für die 3. Person Aor. das Präfix l. Wie

man auch über die Entstehung dieses l denken mag ^) , jedenfalls

steht nichts der Annahme entgegen , daß es dem n zeitlich voran¬

gegangen und daß durch einen lautlichen Vorgang, dessen Wesen 20

wir zunächst auf sich beruhen lassen, ^ zu w geworden ist.

Nun ist es aber ein merkwürdiger sprachgeschichtlicher Zufall,

daß gerade im Aramäischen eine große Anzahl der alltäglichsten

und daher am häufigsten gebrauchten Verba (teils gemeinsemitische,

teils spez. aramäische) ein l enthalten. Ich erinnere nur an syr. 25

echal „essen", ezal „gehen", n^fal „fallen", 'all „hineingehen", sei

„verlangen", §a"el „fragen", nettel „geben", S^qal „heben etc.", l^beä

„anziehen", aubel „bringen", qabbel „nehmen", äfihel „fürchten" u. a.

Die meisten dieser Verba finden sich auch in der Sprache des

babylonischen Talmud nnd im Mandäischen , hier auch noch das so

häufige aab „nehmen".

Da nun gerade Sonoren einander sehr leicht stören, so ist von

vomherein zu erwarten , daß bei einem aramäischen Verbsuffix l

eine Dissimilation eintritt, und da der Lautbestand des Verbums

selbst durch alle anderen Formen geschützt ist, so wird eben das ss

Präfix l durch Dissimilation umgestaltet werden.

Das Ergebnis dieser zu erwartenden ümgestaltung wäre die

Umwandlung des ^ in w , die aber nur im Syrischen ganz durch¬

geführt, im babylonischen Talmud und im Mandäischen hingegen

anf halbem Wege stehen geblieben ist. 4.0

1) Am eiofacbsten werden wir darin eine verblaßte Hervorhebungspartikel sehen, wie das im Arabischen mit dem Emphaticus verbundene la „fürwahr", also lajeqtel ^ Uijeqtel ]>■ leqtel.

(4)

564

Kleine Mitteilungen.

Hebr. natdn „geben' im Arabischen and Äthio¬

pischen. — Hebr. "jn:, geben erscheint im Assyrischen mit par¬

tieller Assimilation des t an n (SPG 43,2; AG'' §57,c)i) als

naddnu und im Syrischen (mit Dissimilation; vgl. Viri für yin

5 = D-'JC, sovyie BÄ. 6,4, S. 72) als bn:. Daß diese Porm aus

bin: entstanden sei, wie noch Brockelmann, Vgl. ör. 1, 291,

unten, annimmt, ist wenig wahrscheinlich; syr. bn: bedeutet nicht

nur geben, sondern mindestens ebenso häufig setzen, stellen, machen

und wird dann nicht mit b verbunden.

10 Im Arabischen heißt ndtana „stinken', aber die ursprüngliche

Bedeutung ist rT'i in: (Gant. 1, 12; 2, 13) „einen Geruch von sich

geben' (vgl. lat. ara dabat fumos), wobei das Objekt weggelassen

ist, ebenso wie man im Hebräischen bei bip Nii;;, "an ni^jn, nb nyo

das Objekt weglassen kann , oder wie wir im Assyrischen natdlu

15 mit der Bedeutung ansehen, eigentlich (die Augen) erheben finden ;

vgl. Kings (SBOT) 129, 20; 217, 2. Im Assyrischen wird ittadi

„er warf aus', auch ohne Zusatz von rü'tu „Speichel' = Nnyil)

für ausspucken gebraucht, ebenso türu ohne ßmu (JAOS 32, 18)

im Sinne von Nachricht bringen; vgl auch syr. mn im Sinne von

so ausspeien, erbrechen, engl, throw up, deutsch Auswurf.

Im Äthiopischen beißt astantdna „sich eifrig mit etwas be¬

schäftigen', aber die eigentliche Bedeutung ist sich hingeben; vgl.

hebr. Tirc:n lab "jn: (1 Chr. 22, 19) sowie lat. se philosophiae dare,

franz. s'adonner h l'etude, griech. imdidovai (eavrbv) eig XQVcpi^v.

25 Paul Haupt.

Armen, g für u. — OLZ 17, 455 habe ich den Lautüber¬

gang von m (= m) im Sumerischen besprochen und durch entspre¬

chende Erscheinungen im Pranzösischen (z. B. Gascons = Vascones,

Basken ; Gap = Vapirwum) und Englischen (z. B. ward, guard; wile,

so guile; wise, guise) erläutert. Auch im Armenischen finden wir g

für u, z. B. armen, gini „Wein' = folvog; gorc „Werk' = feqyov;

vgl. Brugmann's Grundriß, 1 (1886), § 162; Kurze vgl. Gr.

(1902), § 155; 0. Schräder, Sprachvergleichung und Urgeschichte

1) Für die Abkürzungen vergleiche oben S. 170, A. 1.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Seit Langem spannen sie immer wieder zusammen, nun kommt dies auch räumlich zum Ausdruck: Vier Stellen – die Wohnassistenz der Fachstelle Alter Riehen, die Pro Senectute

Auch bei den Konkurrenten, die mit Fluva- statin, Lovastatin und Simvastatin auf dem Markt sind, wird man wohl eine Flasche geöffnet haben, da sich aus der Pravastatin-Studie

„Dank unse- res neu aufgestellten Servicebereichs und vie- len hoch motivierten Mitarbeitern sind wir seit Ende letzten Jahres zum Glück in der Lage, auch kurzfristig eine

Die Unglücksursachen liegen nach An- sicht der Ärzte entweder im Verhal- ten der Eltern, die ihrer Aufsichts- pflicht nicht nachkommen oder über Risiken nicht informiert sind, oder

§ 25 enthaltenen Eid vor. Sämtliche Mitglieder der Ständeversammlung – vom Innenminister namentlich aufgerufen – schworen danach den Eid. Bei der Eröffnungsfeier lagen

gekehrt, denn falls sich in der alltäglichen Existenz das Dasein seinem Geschick a ls Dasein entziehen sollte, das heißt dem Sein selbst, das sich ihm im Da zueignet -

Die Termine für 2013 stehen noch nicht fest, können aber dem an alle Haushalte im Dezem- ber zu verteilenden Abfallkalen- der 2013 entnommen werden.. Es gibt Überlegungen, um eine

Betriebssysteme / verteilte Systeme Rechnernetze II (1/15)