Plötzlich ernsthaft krank- Kann man das meistern?
Dr. med. Magdalena Maria Berkhoff Ärztliche Leitung
Zentrum für Psychoonkologie und ambulante Onko-Reha
Sturz aus der normalen Wirklichkeit
Betroffener ist in einer neuen, bedrohlichen Wirklichkeit Sind Angehörige weiter in der «normalen» Wirklichkeit?
Erleben während:
1. Symptome Verunsicherung, Vorahnung 2. Abklärungen Angst: was wäre, wenn?
3. Diagnose Schock=> Trauerphasen 4. Behandlung Hoffnung, Zweifel, Ängste
5. Nachkontrollen Rezidivangst, Progredienzangst
Angst vor dem Ende- existentieller Terror
Frau G.
«Terror»
Frau B.
«Die müssen auch alle sterben. Alle, alle müssen auch sterben».
Anfangs wollt ich fast verzagen, Und ich glaubt, ich trüg es nie;
Und ich hab es doch getragen- Aber fragt mich nur nicht, wie?
Heinrich Heine
«Christakis sagt, dass die
Verheimlichung der schlechten Prognose kein Kavaliersdelikt ist, sondern den Menschen ernsthaften Schaden zufügt.
Die Menschen würden daran gehindert, sich auf den Tod vorzubereiten.»
(S. 41)
Angst vor dem Ende «existentieller Terror»
Terror-Management-Theorie TMT Nach Greenberg, Pyszcynski und Solomon 1986
Schutzmechanismen
• Festhalten an eigenen kulturellen Werten
• Anhebung des Selbstwertgefühls
• Einstellung zum Sterben=>Einstellungen zu anderen Personen Meaning Management Theorie Wong&Tomer 2011
Bedürfnis und Fähigkeit nach Sinngebung
Würdetherapie nach H. Choninov
Dignity Question- die Würdefrage:
«Was muss ich über Sie als Mensch wissen, um Sie gut zu behandeln»?
Würdemodell
Krankheitsbezogen: Unabhängigkeit, Symptome?
Würde bewahrend: Denkweisen und Verhalten schützen das Würdegefühl Soziale Würde: Würde in Bezug auf Beziehungen und Interaktionen
Lebensgeschichte als Narrativ sinnstiftend, würdigend Gelebtes Leben wertschätzen
Würde
«Würde heisst, als gleicher anerkannt zu sein,
über dessen Leben nicht verfügt werden darf, der darüber vielmehr selbst verfügt und
entsprechend als jemand anerkannt ist, der eine normative Autorität über das eigene Leben
verfügt»
Peter Schaber, 2012
«We can not change the outcome, But we can affect the journey.»
Ann Richardson
Unterstützen,
Herausforderungen zu meistern:
Vertrauen –
Betroffener ist Wissender. Neue Schritte auf weissem Feld.
Echtheit, Wertschätzung, Empathie (Rogers) Zuhören und Verstehen wollen
Keine Ratschläge. Keine Wertungen.
Da- Sein, soziale Unterstützung
Herausforderung meistern?
- Selbst-Verantwortung: «innen»,
hören, was man will, darauf antworten - Selbstbestimmung: «aussen»,
das eigene Wollen wird respektiert.
=> Selbstverantwortung, also herauszufinden, was man wirklich will, ist Voraussetzung für Selbstbestimmung
Selbstbestimmung: bestimmt, was man aus den Umständen (medizinische, soziale, äussere) macht.
Gelassenheit, etwas anzunehmen. Loszulassen.
Psychoonkologie- wofür?
Krebs ist eine körperliche Krankheit. Betrifft den ganzen
Menschen, oft Umfeld => Auswirkungen auf psychisches Befinden - Reaktionen auf die Krankheit: Trauer, Angst, «warum ich»,
Stimmungsschwankungen, Veränderungen des Körpers, Partnerschaft
- Vorbestehende Situationen Depressionen, Angst - Nebenwirkungen der Behandlung
- Krankheit oder Behandlung verändert Hirnfunktion - psychobiologisch: verhaltensbezogene Faktoren
Und: Auftauchen «alter» Wunden, Existenzängste, Sinnfragen
Psychoonkologie- Wie?
Person und Situation sind immer einzigartig.
Psychotherapie
- symptomatisch:
Angst, Depression, Schlafstörung
- Entspannung, Atem, Achtsamkeit, 5-Sinne
- ACT: Akzeptanz fördern, Lebenswerte entwickeln, Arbeit mit Metaphern (Haus, Partygast, Tisch….), kognitive Defusion
- Aktive Imagination/ Fantasiereisen - Dignitytherapy
Leben
Im Angesichts des Todes Lebensintensivierung
Die Rolle von Religiosität und Spiritualität
«Pflege die Kräfte Deines Gemüts, Damit es Dich schützen kann,
Wenn Unheil Dich trifft»
Religio Rückverbindung
Danke.
www.krebsligazuerich.ch
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