Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
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DOI: 10.21934/baua:berichtkompakt20161005/2b
Projekt „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“
Soziale Beziehungen am Arbeitsplatz
S. Drössler
*, A. Steputat
*, M. Schubert
*, U. Euler
**& A. Seidler
** Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät, TU Dresden, ** Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Berlin
Hintergrund und Fragestellung
Methode
Ergebnisse
Diskussion
● Soziale Unterstützung (sU): zahlreiche empirische Studien für den Arbeitskontext; theoretische Konzep- tualisierung zufriedenstellend (Demand-Control-Support-Modell, Johnson & Hall, 1988; Johnson,
Hall, & Theorell, 1989)
● Mobbing: zahlreiche empirische Studien; keine einheinheitliche theoretische Grundlage und valide Er- fassung; eher deskriptive Annäherung an dieses Konzept (z. B. Leymann, 1990); Oberbegriff Mobbing ist eine Variante arbeitsplatzbezogener Gewalt
● Sozialklima und soziale Konflikte: für den Arbeitskontext fehlen theoretische Modelle, Studien finden sich begrenzt
● Messmethodik Soziale Beziehungen:
ausschließlich Selbstauskünfte: meist Skalen aus validier- ten Instrumenten (Reliabilität ok); auch Einzelitems (vor allem soziale Konflikte, keine Erfassung von Häufigkeit und Intensität der Konflikte); Erfassung allgemein oder unterteilt nach Kollegen/ Vorgesetzten (sU, Konflikte)
● Messmethodik Outcomes:
Selbstauskünfte: meist Skalen aus validierten Instrumenten (Reliabilität ok); auch Einzelitems (vor allem Wechselab- sichten) und Fremdauskünfte: Registerdaten (ärztliche
Verordnungen von Psychopharmaka, psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeit, Fehlzeiten); Arztauskünfte; Unterneh- mensdaten (z.B. Fehlzeiten)
Merkmal Ausprägung in den Studien
Stichprobengröße zwischen N=48 und N=25.500
(49 Studien: 1000 bis 5000 Teilnehmer; 28 Studien: unter 500 Teilnehmer) Beruf ca. 50% erwerbstätige Allgemeinbevölkerung, Rest berufsspezifisch
(vor allem Gesundheitswesen)
Geschlecht in Abhängigkeit vom Beruf der Stichprobe
(gleich verteilt nur in erwerbstätiger Allgemeinbevölkerung) Rücklauf variiert stark (20,0 bis 99,8 %)
Dropout teilweise hoher Drop-Out, in Mehrheit der Studien nicht systematisch analysiert Messzeitpunkte überwiegend zwei Messzeitpunkte
Erhebungszeitraum überwiegend ein bis drei Jahre
Prüfung reverser Effekte nur in Studien zum Mobbing (vereinzelt) geprüft
(mangelnde) Soziale Unterstützung (eingeschränktes) Sozialklima Mobbing Soziale Konflikte
mentale Gesundheit, psychisches Befinden, psychische Störungen
33 LS, 6 IS, 10 SR
• erhöhtes Risiko für Burnout, Depression, Distress, schlechtere mentale Gesund- heit , auch nicht sign. Befunde
• wenige, z.T. nicht signifikante Befunde:
Fatigue, Angst, pos. Affekt , Lebensqualität
8 LS, 1 IS, 1 SR
• erhöhtes Risiko für Depression
• z.T. nicht signifikante Befunde: Distress, Fatigue, Schlaf
24 LS, 2 IS, 9 SR
• erhöhtes Risiko für Distress, Depressi- on, Fatigue, auch nicht sign. Befunde
• reverse Effekte: vorhanden, aber Mob- bing → Gesundheit größer als vice versa
• wenig untersucht: Schlaf, Alkoholkon- sum, Burnout
6 LS, 1 IS, 3 SR
• wenige, z. T. nicht konsistente Befunde
• z. T. Abhängigkeit von Geschlecht und Konfliktquelle (Kollege/Vorgesetzter), aber wenige und unsystematische Befunde
Motivation,
Arbeitszufriedenheit, Leistung
34 LS, 2 IS, 4 SR
• reduzierte Arbeitszufriedenheit, erhöhte Fehlzeiten, auch nicht sign. Befunde
• wenige, z.T. nicht signifikante Befunde:
Engagement, Produktivität, Arbeitsfähigkeit, Jobwechsel
4 LS, 3 SR
• erhöhte Fehlzeiten
• kein Effekt auf Arbeitsfähigkeit und Job- wechsel
12 LS,2 IS, 9 SR
• reduziert: Leistung, Engagement, Bin- dung an das Unternehmen, Abeitszu- friedenheit, eher Jobwechsel/ Wech- selabsichten
• vereinzelte Effekte: Fehlzeiten
4 LS, 1 IS
• stärkere Jobwechselabsichten
• z. T. nicht signifikante Befunde:
Fehlzeiten
Anmerkungen: LS = Längsschnittstudien, IS = Interventionsstudien, SR = systematische Reviews
● Soziale Beziehungen als wichtige Stellschraube in Arbeitsgestaltung und betrieblicher Gesundheitsförderung; nachweislicher Einflussfaktor auf Gesundheit
● es fehlt: Wissen um Maßnahmen zur wirksamen Beeinflussung sozialer Beziehungen (nur 13 Interventionsstudien; z. T. ohne Kontrollgruppen; gemischte Befunde)
● Bedarf an:
• methodisch anspruchsvollen Interventionsstudien zur Untersuchung theoretisch fundierter Konzepte mit sorgfältiger Auswahl validierter Instrumente und ausreichend langen Nachbeobachtungszeiten;
• stärkerer Berücksichtigung des Wandels der Arbeit sowie
• multidimensionalen Präventions- und Interventionsansätzen, in denen Strategien auf individueller Gruppen- und organisationaler Ebene kombiniert werden Exposition
Soziale Ressourcen soziale Unterstützung Sozialklima
Soziale Stressoren Mobbing
soziale Konflikte
Mentale Gesundheit psychisches Befinden psychische Störungen Motivation
Arbeitszufriedenheit Leistung
Outcome
● Literatursuche: Verwendung eines Suchstrings in den Datenbanken PsycINFO, PsycARTICLES, PSYNDEX (über EBSCO Host) und PubMed; Eingrenzung der Ergebnisse in Methode (Längsschnitt- bzw. Interventionsstudien, systematische Reviews) und Zeitraum (2005-2015) aufgrund hoher Trefferzahlen; deutsch und englisch → 1.208 Studien, kriteriengeleiteter Ausschluss von 1.085 Studien nach Title/Abstract-, Volltextscreening → Einschluss von 123 Studien
● insgesamt kleine bis mittelgroße Effekte; aufgrund verschiedener Analysemethoden wird Vielzahl statistischer Kennwerte berichtet