Willy, der Spatz
Willy, der Spatz
Ein Lesebuch für Kinder
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Hallo Kinder, kennt ihr mich? Ich bin Willy, Willy der Spatz, die Biologen nennen mich auch „Haussperling“, aber ich finde „Spatz“ viel schöner.
Früher flogen meine Artgenossen und ich in Scharen umher und jeder, ob groß oder klein, kannte mich.
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Gemeinsam machten wir die Straßencafés unsicher. Dort fiel immer mal ein leckerer Brocken für uns ab, es brauchte nur ein wenig Geduld.
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Aber heute sind wir eher selten geworden. Auch in Köln sieht man uns nicht mehr so oft. Das liegt daran, dass es kaum noch Nischen an Häusern gibt, in denen wir brüten können. Alle Fassaden sind ganz glatt. Auch unter den Dachziegeln finden wir nicht die kleinste Lücke mehr für uns.
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Und durch die starke Pflege in den Gärten und Parks fehlen Früchte, Samen und Insekten als Nahrung. Auf den Rasenflächen finden wir nicht viel Essbares für uns.
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Ich hatte Glück, meine Eltern haben noch ein altes Bauernhofgebäude am Rand der Stadt mit vielen Winkeln und Nischen gefunden.
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Dort bin ich mit meinen drei Geschwistern unter dem Dach in einer warmen, trockenen Lücke auf die Welt gekommen.
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Im Umfeld gab es noch bunte Wiesen und Felder mit genügend Nahrung für uns. Die Bewohner des Bauernhofes haben sogar Sonnenblumen gepflanzt. Die Kerne fressen wir, wenn wir groß sind, nämlich besonders gerne.
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Für mich waren aber erst einmal die Insekten wichtig. Da ist viel Eiweiß drin und das brauchen wir als Jungvögel, um wachsen zu können.
Meine Eltern haben auf den Blumen in der Umgebung zum Glück immer genügend davon gefunden. Anderes Futter vertragen wir Spatzenbabys nicht so gut. Davon können wir sehr krank werden.
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In der Nähe gab es auch Getreidefelder und Hecken. Da haben meine Eltern genügend Körner, Früchte und andere Samen für sich selbst gefunden. Wenn ein Spatz ausgewachsen ist, frisst er nämlich fast nur noch pflanzliche Nahrung.
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Mein Papa
und meine Mama haben sich, solange ich klein war, liebevoll um mich gekümmert.
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Erst haben sie die vier Eier, in denen meine Geschwister und ich heran- gewachsen sind, zwei Wochen lang gut warm gehalten. Beim Brüten haben sie sich dabei immer schön abgewechselt, damit es für einen nicht zu anstrengend wurde.
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Als ich geschlüpft bin, war ich nackt und blind und völlig hilflos. Daher musste ich gefüttert werden. Bis zu 400-mal sind meine Eltern jeden Tag zum Nest geflogen, um meine drei Geschwister und mich zu versorgen.
Wir sind nämlich sehr hungrig. Dafür wachsen wir schnell und können schon zwei Wochen nach dem Schlüpfen das Nest verlassen.
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Dann sind wir groß genug und haben endlich auch Federn und können fliegen. Aber für den Sprung aus dem Nest muss man ganz schön mutig sein, das ist nämlich immer ganz schön weit oben. Zum Glück können wir gleich fliegen. Das müssen wir nicht erst lernen.
Trotzdem war ich nach dem Ausfliegen in den ersten Tagen noch sehr hilflos. Darum haben meine Eltern mich noch ein paar Tage lang versorgt.
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Mit der Zeit wurde ich aber immer neugieriger. Ich habe mit meinen Geschwistern und Freunden gebadet ...
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... gespannt die Umgebung erkundet …
und Futter gesucht.
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Dabei habe ich auch gelernt, was man alles essen kann und wo man die besten Brocken findet. In der Umgebung gab es nämlich jede Menge Leckerbissen. Ob Pommes …
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... Früchte
… oder Popcorn. Alles habe ich ausprobiert!
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Am besten haben aber immer noch die Beeren geschmeckt.
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Bei der Futtersuche musste ich sehr vorsichtig sein, denn überall lauerten Feinde auf mich. Vor denen musste ich mich ganz schön in Acht nehmen.
Vor allem Katzen …
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… aber auch Elstern ...
und Eichhörnchen können uns sehr gefährlich werden. Alle waren hinter uns kleinen Spatzenkindern her.
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Dadurch aber, dass wir uns immer in einer Gruppe aufhalten, achten immer mehrere darauf, ob ein Feind naht. Dann wird laut getschilpt und wir fliegen alle in ein Gebüsch, um uns zu verstecken. Dort sind wir dann erst einmal sicher und sobald die Gefahr vorüber ist, tollen wir wieder in der Gegend umher.
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Ich bin auch froh, dass ich noch nicht vor eine Fensterscheibe geflogen bin. Wenn sich die Bäume im Glas spiegeln, können wir Spatzen die Scheiben nämlich nicht sehen. Wenn wir in vollem Flug dagegen fliegen, überleben wir das meistens nicht.
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So habe ich schon einige Freunde verloren.
Hoffentlich passiert mir das nicht! Denn ich kann eigentlich 13 Jahre alt werden. Aber so alt werden wir Spatzen fast nie. Meistens erleben wir nicht einmal unseren dritten Geburtstag.
Die schlimmste Zeit habe ich jetzt aber erst einmal überstanden. Viele Spatzenkinder sterben nämlich schon nach ein paar Tagen oder Wochen.
Entweder, weil es nicht genug Nahrung gibt oder weil sie krank werden.
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Wenn wir zum Beispiel nicht regelmäßig im Staub
oder Wasser baden können,
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bekommen wir Krankheiten
oder werden von Parasiten, wie Zecken, befallen.
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Ich hatte Glück und immer genug Wasser und Staub zum Baden zur Verfügung und natürlich auch genügend gesunde Nahrung.
Jetzt bin ich schon sechs Monate alt und werde langsam erwachsen.
Deswegen darf ich bereits meine Federn wechseln. Das nennt man Mauser. Mit den neuen Federn sehe ich dann wie mein Vater aus.
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Im nächsten Frühjahr darf ich mir sogar schon eine Frau suchen und eine eigene Familie gründen! Ein hübsches Weibchen habe ich schon entdeckt!
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Aber zuerst muss ich einen geeigneten Nistplatz finden. Das ist heute gar nicht mehr so einfach. Der alte Bauernhof ist inzwischen abgerissen.
Dort stehen neue Häuser und an den Fassaden gibt es keine Lücken mehr für ein Nest. Alles ist verriegelt und verrammelt. Da wird es ganz schön schwer, einen guten Platz zu finden.
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Und Nahrung gibt es auch nur ganz wenig. Immer mehr Felder werden bebaut und viele Plätze in der Stadt sehen ganz kahl aus. Da gibt es leider weder Spatzenfutter noch geeignete Verstecke für uns. Das ist kein guter Ort, um zu überleben!
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Dabei könnte ich schon jetzt ein Nest für den Winter gebrauchen, damit ich es etwas wärmer habe, wenn es draußen friert. Aber, schaut einmal, da werden ja gerade Nistkästen aufgehängt! Das sind Leute vom Natur- schutz. Die hängen die Kästen extra für uns auf. Hab ich ein Glück!
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Und sie pflanzen sogar noch Wildblumen für uns, damit wir Spatzen etwas zu Fressen haben.
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Und schaut mal, Wasserstellen zum Trinken und Baden bekomme ich auch noch! Die haben ja wirklich an alles gedacht!
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Ich glaube, da ziehe ich hin! Von den Wohnungen werde ich mir gleich eine reservieren. Die sehen richtig gut aus und es ist auch genug Platz für ein paar meiner Freunde. Denn wir brüten gerne alle nah zusammen.
Dann können wir uns gegenseitig ein bisschen helfen.
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Jetzt kann ich also im nächsten Frühjahr doch noch mit der Balz beginnen und eine eigene Familie gründen!
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Vielleicht könnt ihr ja ebenfalls einen Nistkasten für uns aufhängen, damit auch meine restlichen Freunde einen guten Platz zum Brüten finden.
Die könnt ihr leicht selber bauen. Aber es gibt auch fertige Kästen zu kaufen.
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Und wenn ihr in eurem Umfeld noch ein paar Wildblumen ansät, z.B.
auf einer Baumscheibe, in einem Garten oder in einem Blumentopf, freuen wir uns ganz besonders. Dann haben wir nämlich auch noch etwas zu Fressen.
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Zum Dank belohnen wir euch mit einem lauten Tschilpen (richtig schön Singen können wir ja leider nicht!). So wisst ihr immer, ob wir in der Nähe sind und könnt uns besser finden.
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Wenn ihr nicht viel Platz habt, könnt ihr vielleicht wenigstens eine Sonnen- blume für uns pflanzen. Die Samen fressen wir schrecklich gerne und schön aussehen tun die auch noch! So kann man sogar auf einem Balkon Spatzennahrung züchten. Wir fressen übrigens auch gerne Getreide. Auch das kann man in einem Blumentopf züchten.
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Im Winter hilft uns eine Futterstelle mit Körnern und Getreideflocken.
Ihr müsst nur aufpassen, dass das Futter nicht nass oder schmutzig wird.
Denn dann werden wir Spatzen sehr schnell krank. An einem Futterhaus könnt ihr mich und meine Freunde auch gut beobachten. Denn wir sind immer hungrig und wo es etwas Leckeres zu Fressen gibt, da kommen wir meistens auch hin.
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Dabei wünsche ich euch ganz viel Spaß.
Euer Spatz Willy
Wenn ihr mir schreiben wollt, wo ihr uns überall gesehen habt, freue ich mich sehr. Ich habe sogar eine eigene Adresse:
haussperling@stadt-koeln.de
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Übrigens: Auch die AWB unterstützt uns. Viele meiner Freunde und Verwandten haben auf dem Betriebsgelände bereits ein zu Hause gefunden. Denn bei dem, was alles so weggeworfen wird, finden wir noch viel Brauchbares. Und wenn ihr wissen möchtet, was sonst noch auf dem Betriebsgelände der AWB passiert, dann stattet doch meinen Freunden dort mal einen Besuch ab.
Kontakt für Schulen: AWB Köln GmbH, Anne Dreyhaupt, Tel.: 0221 922 22 -45, E-Mail: nissi@awb-koeln.de
Umwelt- und Verbraucherschutzamt Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Text und Fotos:
Betina Küchenhoff
Gestaltung:
de haar, www.dehaar.de
Druck:
network2print GmbH, Leverkusen
gedruckt auf Cyclus Print,100 % Recycling Papier 13-Si/ 57/ 4.500 /11.2015
Die Oberbürgermeisterin