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Plastik ein Problem für Mensch und Natur

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Academic year: 2022

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Plastik – ein Problem für Mensch und Natur

Plastik bzw. Kunststoffe, vor allem aus dem Verpackungsbereich, sind zu einem der größten Um- weltprobleme unserer Zeit geworden. Im Folgenden wird gezeigt, was genau die Produktion, die Verwendung und die Entsorgung von Plastik für Mensch und Natur so problematisch und zum Teil sogar gefährlich macht.

Die Herstellung – Rohstoffverbrauch und Emissionen

Die Nachteile von Plastik liegen vor allem in der Herstellung und Entsorgung.

Kunststoffe werden aus Erdöl hergestellt. Laut dem Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEuro- pe gehen etwa 4 bis 6 % des gesamten Erdöl- und Erdgasverbrauchs in Westeuropa in die Plas- tikproduktion. Erdöl ist ein endlicher Rohstoff, der irgendwann aufgebraucht sein wird. Zur Produk- tion von Plastik werden außerdem sehr viel Wasser und Energie benötigt: In die Produktion eines Kilogramms Polyethylen mit hoher Dichte (HDPE) fließen 80 Megajoule, so der Plastikatlas 2019, der auch auf dem Medienportal der Siemens Stiftung vorhanden ist. Wird die Energie durch sog.

fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle erzeugt und nicht mit erneuerbaren Energien (z. B. durch Windräder), gehen zusätzlich Rohstoffe verloren.

In jeder Phase der Plastikherstellung aus fossilem Rohstoff werden Treibhausgase wie Kohlen- stoffdioxid oder Methan freigesetzt, beispielsweise wenn die Rohstoffe gewonnen und verarbeitet oder als Abfall entsorgt bzw. verbrannt werden. Diese Freisetzung von Stoffen in die Atmosphäre nennt man Emission. Bis 2050 könnten laut Heinrich-Böll-Stiftung durch die Produktion und Ent- sorgung von Plastik bis zu 56 Gigatonnen Treibhausgasemissionen entstehen. Dies gefährdet die Bemühungen, die globalen Klimaziele zu erreichen und den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 °C zu halten.

Wie kommt das Plastik in die Umwelt?

Zwar gibt es in Deutschland praktisch keine „wilden“ Müllkippen mehr, trotzdem gelangt weiterhin Plastik in die Umwelt.

Zum einen sind dies achtlos weggeworfene Verpackungen, Plastikplanen u. ä., zum anderen stammt ein Großteil von auf Feldern ausgebrachtem Klärschlamm, der Mikroplastik enthält. Die winzigen Plastikpartikel lösen sich beim Waschen z. B. aus Kosmetika oder Kleidung und gelan- gen auf diese Weise in das Abwasser. In den Kläranlagen können sie nicht komplett herausgefil- tert werden und landen mit dem Klärschlamm, der oft als Dünger verwendet wird, auf den Feldern.

Von dort gelangt das Plastik in den Boden.

Auch der Abrieb von Reifen oder Schuhsohlen auf den Straßen erzeugt Mikroplastik. Durch Regen gelangt es direkt in die Umwelt oder es wird in Abwasserkanäle gespült und landet so über Flüsse schließlich im Meer.

Größere Plastikteile kommen außerdem aus Biogasanlagen. Dort werden abgelaufene Lebensmit- tel mitsamt Verpackungen vergoren. Die Gärreste, die nach wie vor Plastikteile enthalten, werden als Dünger auf die Felder gebracht. Auch darüber gelangt Plastik in den Boden.

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© serlo.org/Siemens Stiftung 2021. Inhalt lizenziert unter CC BY-SA 4.0 international Seite 2 von 5 Abb. 1: Grober Plastikmüll am Ufer des Roten Meeres (nahe

Safaga, Ägypten).

By Vberger - Own work, Public Domain,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12262129

Abb 2: Rastplatz wird zur wilden Müllkippe.

Von Alexander Blecher, blecher.info, CC BY-SA 4.0 https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1990070

Exkurs: Mikroplastik

Thermoplastische Kunststoffe unterliegen einem Prozess der Alterung, d. h. sie zersetzen sich teilweise und zerbröseln zu winzigen Teilchen, die im Laufe der Zeit eine Größe im Nanobereich erreichen. Noch feste und unlösliche Kunststoffe, die kleiner als 5 mm sind, bezeichnet man als Mikroplastik. Der Prozess der Zersetzung wird durch die Einwirkung von Luft und Licht kontinu- ierlich beschleunigt. Zerfällt Mikroplastik in noch kleinere Teilchen zwischen 1 und 100 Nano- metern, spricht man von Nanoplastik.

Gesundheitsschädliche Zusatzstoffe

Nach Abschluss der chemischen Prozesse bei der Herstellung von Plastik (Polymerisation) befin- det sich im fertigen Kunststoff noch ein geringer Anteil an Ausgangsstoffen (sog. Rest-Monomere).

Bei vielen reinen Plastiksorten wie etwa PE (Polyethen) oder PP (Polypropen) gasen diese Reste bereits während der Fertigung aus, d. h. sie verflüchtigen sich aufgrund ihres niedrigen Siede- punkts. Andere Plastiksorten, z. B. PET (Polyethylenterephthalat), geben jedoch einen geringen Teil ihrer Ausgangsstoffe an den Inhalt in Lebensmittel- und Getränkeverpackungen ab. Aufgrund der geringen Mengen wird das derzeit für gesundheitlich unbedenklich gehalten. Allerdings ist dies noch nicht langfristig erforscht.

Ein besonderes Problem entsteht durch die Verwendung von Zusatzstoffen (sog. Additive), die gesundheitsschädlich sein können, beispielsweise Weichmacher oder Flammschutzmittel. Manche Inhaltsstoffe können etwa

 in den Hormonhaushalt von Menschen eingreifen,

 sich in Wasser lösen und so in den Wasserkreislauf gelangen oder auf in Plastik verpackte Lebensmittel übergehen oder

 durch Hautkontakt in den Körper gelangen.

Für Kinderspielzeug oder Babyflaschen sind bestimmte Weichmacher deshalb inzwischen verbo- ten.

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Gefahr für Ozeane und Meerestiere

Große Plastikteile gefährden vor allem das Leben im Ozean. Tiere können sich darin verfangen oder sich daran verletzen. Kleinere Teile bis hin zum Mikroplastik mit weniger als 5 mm Größe werden verschluckt, ins- besondere von Fischen, Meeresvögeln oder Walen. Da das Plastik nicht verdaut wird, bleibt es im Magen. Es bietet keine Nährstoffe und blockiert die weitere Nah- rungsaufnahme. Die Folge: Viele Tiere verhungern.

Eine Studie des United Nations Environment Pro- gramme zeigte, dass bereits 663 Arten von den nega- tiven Auswirkungen des Plastikmülls in Gewässern betroffen sind.

Der mikroskopisch kleine Abrieb von Plastik, das sog.

Nanoplastik, kann in die Zellen von Tieren eindringen und dort Entzündungen hervorrufen. Zudem sammeln sich, auch bereits beim Mikroplastik, giftige Stoffe aus

Abb. 3: An Plastikmüll verhungerter Seevogel.

By Chris Jordan (via U.S. Fish and Wildlife Service Headquarters) / CC BY 2.0 - Albatross at Midway Atoll RefugePhoto taken by Chris JordanUploaded by Foer- ster, Public Domain,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=267 62401

der Umwelt an den Oberflächen der fein zerriebenen Plastikteilchen, z. B. das Insektizid DDT oder PAKs (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe). Wenn Meerestiere diese Plastikteile ver- schlucken, können sich die Stoffe im Verdauungsprozess der Tiere lösen und im Gewebe einla- gern. So gelangt das Plastik samt Schadstoffen in die Nahrungskette – und schließlich auch auf unseren Tellern.

Vermüllung der Landschaft

Durch vermüllte Strände und Landschaften geht Naturschönheit verloren. Vor allem in Tourismus- regionen müssen Strände aufwendig gereinigt werden, damit die Gäste nicht ausbleiben. Einige spannende Projekte beschäftigen sich mit dieser Aufgabe. So gibt es vielerorts immer wieder eh- renamtlich organisierte sog. Beach Cleanups, bei denen Gruppen von Freiwilligen einen Tag lang angespülten Müll sammeln und entsprechend entsorgen. Andere Projekte beschäftigen sich mit der Beseitigung des Mülls auf dem Meer. Würde es gelingen, alles Plastik aus dem Ozean zu fi- schen und von den Stränden einzusammeln, könnte man damit auch viele Schadstoffe aus der Umwelt ziehen. Oft sind die Ergebnisse solcher Aktionen jedoch nur von kurzer Dauer, da inner- halb kurzer Zeit wieder neuer Müll angespült wird. Immerhin hilft es, einen kleinen Teil zur Lösung des Problems beizutragen.

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© serlo.org/Siemens Stiftung 2021. Inhalt lizenziert unter CC BY-SA 4.0 international Seite 4 von 5

Die Entsorgung – Umwelt- und Gesundheitsbelastung

Weltweite Plastikproduktion

Abb. 4: Entwicklung der weltweiten Plastikproduktion von 1950 bis 2019 Quelle: Statista

Wieviel Kunststoffmüll fällt in Deutschland an und was passiert damit?

In Deutschland wurden laut einer Studie von Conversio 2019 fast 15 Mio. t Kunststoffprodukte ver- arbeitet. Davon waren knapp 13 Mio. t Neuware und knapp 2 Mio. t Recyclat. Daraus entstanden bei gewerblichen und privaten Endverbrauchern ca. 6,3 Mio. t Kunststoffabfall, das sind ca. 77 kg pro Kopf. Von den 6,3 Mio. t Kunststoffmüll wurden ca. 2,93 Mio. t stofflich verwertet, 3,31 Mio. t energetisch verwertet und 0,04 Mio. t beseitigt.

Laut dem Naturschutzbund Deutschland wurden 2019 1,05 Mio. t des deutschen Plastikmülls ins Ausland exportiert. Viele Jahre ging knapp ein Drittel davon nach China. Aufgrund geänderter chi- nesischer Importbestimmungen landet inzwischen ein Großteil des Mülls in Malaysia (180.000 t, das entspricht einem Anstieg von 140 % gegenüber 2017). Auch ost- und südosteuropäische Län- der nehmen für deutsche Plastikmüllexporte an Bedeutung zu. Dort wird der Plastikmüll ebenfalls zu minderwertigen Produkten recycelt, verbrannt oder ins Meer geworfen.

In Deutschland kann schon relativ viel Plastik recycelt werden. So werden Rohstoffe und Herstel- lungsenergie eingespart. Allerdings kommen auch hier nicht alle Produkte in den Recycling- Kreislauf zurück. In den EU-Mitgliedsstaaten werden insgesamt nur 30 % der Kunststoffabfälle recycelt (Angaben von 2019). Produkte wie Plastikzahnbürsten oder defekte Brotzeitdosen dürfen in vielen Gemeinden gar nicht in die Wertstofftonne, weil sie keinen „Grünen Punkt“ tragen, wel- cher recycelbare Kunststoffe kennzeichnet. Sie werden mit dem Restmüll verbrannt.

Bei der Verbrennung löst sich der größte Teil des Plastiks in das Treibhausgas CO2 auf. Aber es entstehen auch weitere, teils gesundheitsgefährdende Gase, die aufwendig herausgefiltert werden müssen. Inzwischen gibt es dafür in Deutschland strenge Regeln und Auflagen. Somit sind die Reste, die bei uns in die Luft gelangen, relativ gering. In vielen anderen Teilen der Welt wird der Plastikmüll allerdings ohne Filterung oder in Anlagen mit unzureichenden Filteranlagen verbrannt.

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In der Schlacke, die bei der Verbrennung entsteht, bleiben geringe Mengen giftiger Stoffe (Formaldehyd, Alkali, Benzol) zurück. Sie werden in Deponien gelagert. Damit keine dieser Giftstoffe in Boden, Wasser oder Luft gelangen, muss die Deponie aufwendig gewartet werden.

Auch das geschieht nicht in allen Teilen der Erde.

Das Einweg-Dilemma

Weltweit werden laut dem Plastikatlas 2019 pro Jahr über 400 Mio. t Kunststoff produziert. Davon wird der allergrößte Teil zu Gegenständen verarbeitet, die nur einmal verwendet werden, wie z. B.

Tüten oder Einwegflaschen, vor allem jedoch Hygieneprodukte und Verpackungen für Lebensmit- tel und Konsumgüter. Im Verhältnis zu der Energie, der Arbeit und den Rohstoffen, die für die Her- stellung aufgewendet werden, ist der Nutzen oft nur von sehr kurzer Dauer.

Langlebige Kunststoffprodukte wie z. B. Brotzeitdosen, Jalousien oder Fensterrahmen werden hingegen als weniger problematisch angesehen. Da sie lange genutzt werden, bleibt der Kohlen- stoff aus dem Erdöl gespeichert und gelangt nicht als CO2 in die Atmosphäre.

Das Missverhältnis zwischen Kosten und Nutzen entsteht also vor allem bei Einwegprodukten und Verpackungen. Einige Produkte sind aktuell alternativlos, wie beispielsweise sterile Einwegspritzen oder Handschuhe im medizinischen Bereich. Dennoch lässt sich zukünftig hoffentlich ein großer Teil der Einwegkunststoffe ersetzen. Hier gibt es noch einen großen Entwicklungsbedarf für besse- ren Umweltschutz.

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