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Die Zahl der binnen sieben

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Academic year: 2022

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Potsdam.Die Gewalt innerhalb von Familien in Brandenburg hat zwischen Ende Februar und der zweiten Septemberhälf- te 2020 zugenommen – die Zeit fällt in die Corona-Pandemie.

Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt sei um 25 Prozent höher gewesen als im Vorjahreszeit-

raum, sagte Innenminister Mi- chael Stübgen (CDU) als Zeuge im Corona-Untersuchungsaus- schuss des Brandenburger Land- tags zur Krisenpolitik der Re- gierung. Ein Zusammenhang mit der Pandemie liege hier nahe, könne aber nicht wissenschaft- lich bewiesen werden. dpa/bl

Ausschuss: In Corona-Zeit

viel mehr häusliche Gewalt EU will Reisen in Europa

mit neuen Auflagen bremsen

Berlin.Wegen besonders hoher Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung erstmals mehr als 20 Länder als Hochrisikoge- biete mit verschärften Einreise- regeln eingestuft. Wie das Ro- bert Koch-Institut gestern mit- teilte, gehören dazu Tschechien sowie Spanien und Portugal.

Zuvor hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU darauf verständigt, wegen der Gefahr durch neue Varianten des Coronavirus vermeidbare Reisen in der EU weitestgehend auszubremsen, die Grenzen für Waren und Pendler aber offen

zu halten. dpa/bl

Unternehmer wollen Neustart

Cottbus.Eine Mittelstandsinititative in Cottbus und Wirtschaftsverbände fordern die Wiedereröffnung des Ein- zelhandels ab Februar. Mediziner, Be- hörden und Unternehmer sollen dazu einen Runden Tisch bilden. sha LausitzSeite 13

D

ie neuen Pläne für eine Nachnutzung des von Pleiten gebeutelten al- ten Flugplatzes Cott- bus-Drewitz sind noch nicht un- ter Dach und Fach. Der zustän- dige Spree-Neiße-Kreis hat den Bebauungsplan noch nicht ge- nehmigt. Der Kaufpreis wurde entsprechend noch nicht fällig.

Der Projektentwickler Euro- movement will auf dem 209 Hektar großen Gelände den ersten ökologischen Gewerbe- und Industriepark Deutschlands

etablieren. Im Sommer hatten die Gesellschafter ihre Pläne im Rahmen einer groß angelegten Informationsveranstaltung der Öffentlichkeit direkt vor Ort vorgestellt – und sich dabei be- reits als Eigentümer des Flug- platzgeländes präsentiert. Doch nach wie vor steht die KSW II – Entwicklungs GmbH als Eigen- tümerin der Grundstücke im Grundbuch.

Bis zu 2000 Arbeitsplätze plant die Euromovement GmbH in Drewitz. Inzwischen sei man

mit den ersten Investoren im Gespräch, sagt der geschäftsfüh- rende Gesellschafter Jochem Schöppler. Zugleich versichert er, dass die Euromovement zah- lungsfähig sei. Die Gesellschaf- ter würden die Kaufsumme und weitere Investitionssummen aus ihren Privatvermögen decken können.

Der Berliner Architekt Tassi- lo Soltkahn – einer der fünf Eu- romovement-Gesellschafter – betont, dass alles mit der Ge- nehmigung des B-Plans stehe

und falle. Soltkahn ist auch Min- derheitsaktionär der Tassi- ma AG. Die wollte im Gewerbe- gebiet Ragow (Dahme-Spree- wald) Busse zu Elektrobussen umrüsten lassen und war ge- scheitert. Nun will die Tassi- ma AG ihre Idee in Drewitz um- setzen. Der Berliner Grünen-Po- litiker Roland Prejawa, ein frü- herer Tassima-Gesellschafter, zweifelt an diesem Vorhaben. Er sagt, auch die Pläne für Ragow seien eine „riesengroße Blase“

gewesen. LausitzSeite 13

Flugplatz Drewitz will starten

Lausitz Der einstige Flugplatz Cottbus-Drewitz soll sich in Deutschlands

ersten ökologischen Gewerbe- und Industriepark verwandeln. Von Harriet Stürmer

In Drewitz soll die Idee umgesetzt werden, Busse auf Elektroantrieb umzurüsten. Archivfoto: Michael Helbig

Cottbus.Brandenburg hat seine Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus bis Mitte Fe- bruar verlängert. Doch was be- deutet das für die Schulen? An- fang Februar sind Winterferien.

Vorher sollte es eigentlich Zeug- nisse geben. Nur, wie soll das gehen, wenn die Kinder gar nicht in die Schule gehen? Kön- nen die Eltern jetzt selbst No- ten vergeben? Natürlich nicht.

Eine offizielle Information an Schüler und Eltern liegt bisher nicht vor. Die Schulen wurden aber bereits am 19. Januar infor- miert, dass die Zeugnisse „erst nach den Winterferien, am 8.2.2021 ausgegeben“ werden sollen.

Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen sollten ihre Zeugnis- se per Post bekommen. Ledig- lich Schüler, die im Präsenzun- terricht sind – also die Ab- schlussklassen – sollen ihre Zeugnisse am letzten Schultag, am 29. Januar, bekommen.

Sollte es ab dem 8. Februar immer noch keinen Präsenzun- terricht geben – wonach es ja jetzt aussieht – sollten dann alle Zeugnisse per Post verschickt werden. Diese Regelung hat die Pressestelle des Ministeriums gestern Nachmittag auf Nach- frage zunächst bestätigt. Eine Stunde später rudert eine Spre- cherin dann allerdings zurück.

Es sei nun so, dass nur die Zeug-

nisse für die Schüler im Ü7-Ver- fahren per Post versandt wer- den. Alle anderen Schüler sol- len ihre Zeugnisse bekommen, wenn sie wieder in der Schule sind – also frühestens am 15. Fe- bruar, dem Rosenmontag.

Antworten auf die Frage, wie es dann nach dem 14. Februar weitergeht, bleibt das Bildungs- ministerium bisher schuldig.

Die Entscheidung werde vom weiteren Fortgang der Pande- mie abhängen, sagte Bildungs- ministerin Britta Ernst (SPD).

Konkrete Daten, wann beraten wird oder wann Schulen, Eltern und Schüler informiert werden, nennt das Ministerium bisher nicht. Bodo Baumert

Verwirrung um Schulzeugnisse

Lausitz Bald sind Winterferien, eigentlich Zeit für Zwischenbilanz.

Wetter heute Seite 24

Rätsel Seite 23 Heute mit Gewinnspiel.

Sachsen

Corona-Mutation – acht neue Fälle

Leipzig.Nach dem Auftauchen einer besonders ansteckenden südafrikanischen Variante des Coronavirus bei einer Frau in Leipzig sind acht weitere Infek- tionen bekannt geworden. Dies habe sich bei Nachverfolgung von Kontakten des ersten Falls ergeben, sagte gestern ein Spre- cher der Stadt. Die Betroffenen wie auch die Frau seien in Qua- rantäne. Weitere Kontakte wür- den nachverfolgt. dpa/bl

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Oliver Haustein-Teßmer Zur Corona-Pandemie und der Wirtschaft

D

ie Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuin- fektionen pro 100 000 Ein- wohner ist laut Robert Koch-Institut bundesweit so niedrig wie seit Anfang November nicht mehr. Auch wenn die Daten für Brandenburg und Sachsen schlech- ter sind: Zeit darüber nachzuden- ken, wie die Eindämmungsverord- nungen umsichtig gelockert werden können. Für viele Firmen geht’s ums Überleben. Ein Grund sind die Ge- schäftsschließungen. Denen unter- liegen auch Betriebe, die Hygiene- konzepte haben und mit Einkaufs- zeiten für Senioren sowie Terminen den Kundenandrang steuern könn- ten – und so Kontakte verringern würden. Menschen mit medizini- schen Schutzmasken, die Coro- na-Regeln beachten, insbesondere auch Geimpfte, könnten unter sol- chen Bedingungen wieder zum Fri- seur, in den Baumarkt oder ins Kino gehen. Die Wirtschaftsverbände in Cottbus haben sinnvollerweise ei- nen Runden Tisch vorgeschlagen:

Mediziner, Behörden und Unterneh- mer sollen beraten, wie man der Wirtschaft und dem Gesundheits- schutz gerecht wird.

Es hilft niemandem, wenn zu vie- le Menschen arbeitslos werden. Der Staat kann nicht dauerhaft ausglei- chen, was die freie Marktwirtschaft sonst leistet. So entstehen neue Schulden und soziale Probleme.

Gefahren wie die Coronavi- rus-Mutationen müssen im Blick bleiben; Gesundheit geht im Zweifel vor. Mit den Problemen haben wir aber noch jahrelang zu tun. Jahre ohne Chance für einen Teil der Wirtschaft? Keine gute Lösung. Ein Plan zum Wiedereinstieg muss her, der mehr leistet als nur Lockdowns.

oht@lr-online.de

Lockerungen statt Lockdown

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Lausitz

Explosion in Peitz durch Sprengstoff

Peitz.In Peitz bei Cottbus hatte es Ende des vergangenen Jahres eine gewaltige Explosion gege- ben. Zahlreiche Einwohner be- fürchteten eine Katastrophe. Ex- perten forschten nach der Ursa- che. Ein erstes Fazit deutet nun darauf hin, dass offenbar jemand mit Sprengstoff experimentiert hatte. Normale Silvesterböller seien fast ausgeschlossen. bl

In Corona-Zeiten ist es für Lehrer und Behörden schwierig, Noten und Zeugnisse zu vergeben. Foto: Soeren Stache/dpa

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Foto: LR-Archiv/Jens Trenkler/dpa

Lausitzer Schlösser:

„Allerliebst meublieret“

in Groß Beuchow. Seite 17 Herzberg: Corona sorgt für

hohe Belastung bei Bestattern

und im Krematorium. Seite 9

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Der New-Start-Vertragist nach Ansicht des US-Präsi- denten Joe Biden für die „nationale Sicherheit“ der USA von Bedeutung. Nach derzeitigem Stand läuft das Abkom- men am 5. Februar aus. Es wurde 2010 abgeschlossen und ist das letzte verbliebene Abkommen zwischen beiden Staaten zur atomaren Abrüstung. Washington und Moskau hatten sich darin verpflichtet, die Zahl ihrer Atomspreng- köpfe auf maximal jeweils 1550 zu reduzieren.

Die New-Start-Verhandlungender Trump-Regierung mit Moskau waren ergebnislos verlaufen. Die frühere US-Regierung hatte Moskau eine Verlängerung des Ver- trags um zunächst nur ein halbes Jahr angeboten. Trump strebte längerfristig eine Ausweitung des Vertrags an, durch die China einbezogen werden sollte. Das chinesische Atomwaffenarsenal ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen, aber immer noch deutlich kleiner als das der

USA und Russlands. afp

STICHWORTABRÜSTUNG Leitartikel

André Bochow

zu ein Jahr Corona in Deutschland

S

eit fast genau einem Jahr plagt sich Deutschland mit dem Coronavirus. Dass wir damit nur Teil eines die Welt erfassenden Pandemie- geschehens sind, stimmt al- les andere als tröstlich. Schon öfter sahen wir das berühmte Licht am Ende des Tunnels, aber dann war es irgendwie wieder verschwunden.

Wissenschaftler und Politiker haben in diesem Jahr gewarnt, Beschwörun- gen vorgetragen und gelegentlich ge- droht. Wie sehr besorgte Eltern, de- nen es im Grunde an Sanktionsmög- lichkeiten fehlt. Sehr viel Geld wurde ausgegeben, unsere Geduld ist über die Maßen strapaziert – aber es ist noch nicht vorbei, hören wir. Noch lange nicht. Wir fragen uns jetzt manchmal, wie eigentlich ein Ende aussehen würde und ob unser Leben nach Corona ist, wie es vorher war.

In diesem Pandemie-Jahr haben wir sehr viel gelernt und wissen doch nur wenig. Mehr als 50.000 Menschen hat die von dem Virus ausgelöste Krank- heit dahingerafft. Doch schon da fan- gen die Ungewissheiten an. Mit oder an Covid-19 sind überwiegend recht alte Menschen gestorben. „Mit oder an“ ist nicht sonderlich präzise, auch wenn mittlerweile klar ist, dass die meisten Toten tatsächlich auf das Konto von Corona gehen. Bekannt ist auch, welche Rolle Aerosole und die Verbreitung in geschlossenen Räumen spielen. Wir können sehen, wie die Infiziertenzahlen im Winter steigen.

Auch wegen der sinkenden Tempera- turen. Aber warum gibt es dann in Brasilien so viele Ansteckungen? Es gibt so viele Fragen.

Wir wissen nach wie vor nicht, wo- her das Virus kommt, warum sich manche mit ihm anstecken und ande- re nicht, weshalb die einen milde oder gar keine Verläufe haben und die an- deren todkrank werden, wie groß das Risiko ist, sich mehrfach anzustecken,

ob man nach dem Impfen infektiös bleibt, wie lange Impfungen wirken und wie gefährlich Mutationen wirk- lich sind. Aber noch viel besorgniser- regender ist die gesellschaftliche Ver- unsicherung.

Es ist nicht sicher, dass wir das al- les noch lange aushalten – die Ein- schränkungen unserer Grundrechte und die kleinen Hässlichkeiten des Alltags. Umgekehrt ist es erschre- ckend, wie schnell wir uns an die Be- schneidung der Freiheit gewöhnt ha- ben. Mit Verzögerung, aber nun doch, wird diskutiert, wie lange der Schutz von Leben Priorität haben soll, wenn das Leben so beschränkt wird, dass es

zunehmend weniger lebenswert ist.

Nach einem Jahr der Lock- und Shut- downs, des Homeoffices und des Ho- meschoolings schwindet die Bereit- schaft zur Solidarität. Und wohl in je- der Familie hat es in diesem Jahr Ver- störungen gegeben, weil irgendwer aus der Verwandtschaft die Wider- sprüche der Pandemiebekämpfung nicht mehr aushielt und anfing, sie mit wirren oder irren, in jedem Fall irrationalen Argumenten zu begleiten.

Auf der Habenseite finden wir die Neubewertung von scheinbar Selbst- verständlichem. Familie, Freunde, Schulbildung, die Demokratie oder einfach das „normale“ Leben erschei- nen in einem neuen Licht. Wir wissen vielleicht immer noch nicht so viel über das Virus, aber wir wissen sehr viel mehr über uns.

leserbriefe@lr-online.de

Ungewolltes Jubiläum

EU Türkei will bessere Beziehungen

Brüssel.Der türkische Außenmi- nister Mevlüt Cavusoglu hat in Brüssel Gespräche über eine Ver- besserung der konfliktbeladenen Beziehungen mit der Europäi- schen Union aufgenommen. Er warb bei dem zweitägigen Besuch für eine „positive Agenda“ im bei- derseitigen Verhältnis. Der türki- sche Präsident Recep Tayyip Er- dogan hatte bereits vor einigen Tagen seinen Willen bekundet,

„eine neue Seite“ im Verhältnis zur Europäischen Union aufzu-

schlagen. afp

Karikatur: Heiko Sakurai

In diesem Pandemie-Jahr haben wir sehr viel gelernt und wissen doch nur wenig.

New Start

Biden: Abkommen verlängern

Washington.Der neue US-Präsi- dent Joe Biden strebt eine fünf- jährige Verlängerung des auslau- fenden Abrüstungsvertrags New Start mit Russland an. Das erge- be „umso mehr Sinn, wenn die Beziehungen mit Russland feind- lich wie derzeit sind“, sagte Bi- dens Sprecherin Jen Psaki. Russ- lands Staatschef Wladimir Putin will ebenfalls eine fünfjährige Vertragsverlängerung, was Bidens Vorgänger Donald Trump aber abgelehnt hatte. dpa Stichwort

E

ntspannt sich die Corona- Lage? Wie soll es weiter- gehen? Brauchen wir ein Gedenken für all die To- ten? Und was macht Europa? Ex- perten und Politiker haben sich dazu Gedanken gemacht.

InfektionszahlenDie Sieben-Tage- Inzidenz, also die Zahl der Neu- infektionen pro 100.000 Einwoh- ner innerhalb von sieben Tagen, lag laut Lothar Wieler, dem Prä- sidenten des Robert-Koch-Insti- tuts (RKI), am Freitag bei 115. Da- mit ist der Wert weiter gefallen – auf den niedrigsten Stand seit 1.

November. Das sei „ein leicht po- sitiver Trend“. Das Ziel der Poli- tik lautet 50. Zudem spielt eine große Rolle, wie viele Menschen ein Erkrankter ansteckt. Die Re- produktionszahl, R-Wert genannt, liegt bei 0,93: Rein rechnerisch stecken 100 Infizierte 93 weitere Menschen an. Das RKI strebt ei- nen R-Wert von „0,7 oder noch niedriger“ an.

TodeszahlenBereits 50.642 Men- schen sind an oder mit Corona ge- storben. „Das ist eine bedrücken- de, für mich schier unfassbare Zahl“, sagte Wieler. Laut Statisti- schem Bundesamt gab es denn auch in der 52. Kalenderwoche 2020 (21. bis 27. Dezember) 24.470 Tote – 31 Prozent oder 5832 Fälle mehr als im Schnitt der Jah- re 2016 bis 2019. Laut RKI wurden in dieser Woche 5040 Corona-To- te registriert. In den beiden Vor- wochen lagen die Sterbezahlen je- weils um 26 Prozent höher.

TotengedenkenEine schon länger diskutierte Gedenkfeier soll nun

„nach Ostern“ stattfinden, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag mitteilte.

Geplant ist eine „zentrale Ge- denkfeier“, an der neben Stein- meier die Kanzlerin sowie Ver- treter des Bundestags und der Länder teilnehmen. Das Datum könnte bedeuten, dass er hofft, dass ab April die Pandemie nach- lässt. Um die Zeit zu überbrü- cken, rief er zur Aktion #licht-

fenster auf: Die Bürger sollen ein Licht ins Fenster stellen und Bil- der davon im Internet verbreiten, um zu zeigen: Die Toten „sind für uns keine bloße Statistik“.

Mutationen Bundesgesundheits- minister Jens Spahn (CDU) ver- wies auf die gefährlichen Mutati- onen, die zuerst in England, Süd- afrika und Brasilien auftraten und mittlerweile alle auch in Deutsch- land bereits nachgewiesen wur- den, zumeist im Zusammenhang mit Reisen. Deren Verbreitung müsse man bei uns so weit wie möglich verhindern. Nachdem es zunächst hieß, dass die englische Mutation um 50 bis 70 Prozent an- steckender sei, sprach der Viro- loge Christian Drosten am Frei- tag von 22 bis 35 Prozent. Das sei

zwar geringer, aber nun auf gesi- cherter Datengrundlage. Und da- mit eine schlechte Nachricht, die höhere Infektiosität sei „leider ein Faktum“. Die Labore arbeite- ten mit „äußerster Anstrengung daran, ein klares Datenbild“ über die Verbreitung der Mutationen in Deutschland zu gewinnen.

ImpfenLaut Jens Spahn sind bis- her mehr als 1,5 Millionen Imp- fungen vorgenommen worden, 100.000 Menschen hätten die zweite Dosis erhalten. Nach der anhaltenden Kritik über ausblei- benden Impfstoff setzt er nun auf die Zulassung von Astra Zeneca in der kommenden Woche. Das wäre das dritte Vakzin in der EU und könne bereits im Februar „ei- nen spürbaren Unterschied“ ma- chen, da Astra Zeneca viel vor- produziert habe. Genaue Zahlen wollte er angesichts der nicht ein- gehaltenen Zusagen von Bion- tech/Pfizer lieber nicht nennen.

ImpfzertifikateGriechenland und andere beliebte Urlaubsländer hatten dafür geworben, über ge- genseitig anerkannte Zertifikate Reisen für Geimpfte zu erleich- tern. Das stieß auf Vorbehalte, weil noch nicht gesichert ist, ob Geimpfte das Virus nicht doch weiterverbreiten könnten. „Wir sind hier sehr vorsichtig“, versi- cherte Ratspräsident Charles Mi- chel. Vereinbart wurde, an einem gemeinsamen EU-Corona-Impf- pass zu arbeiten – die Diskussion über Vorteile für Geimpfte aber erst später zu führen.

IntensivbettenLaut Gernot Marx, Präsident der Vereinigung für In- tensiv- und Notfallmedizin, gibt es „einen deutlichen Trend nach unten“. Am Freitag waren 4768 Covid-Patienten intensivmedizi- nisch zu versorgen, davon muss- ten 2692 künstlich beatmet wer- den. Am 3. Januar waren es als höchster Wert 5762 (beatmet 3171) gewesen. Auf Dauer seien aber auch die derzeitigen Behandlun- gen nicht durchzuhalten. Covid- Fälle lägen besonders lange, im Schnitt 25 Tage, auf Station. „Und wir haben ja auch noch viele an- dere Notfälle zu behandeln.“

ÖffnungEinig waren sich Gernot Marx und Christian Drosten in ih- rer Warnung vor einer schnellen Rücknahme der Corona-Maßnah- men. Marx verwies auf Großbri- tannien und Irland, wo rasche Lo- ckerungen zu einem drastischen Anstieg der Fallzahlen geführt hätten. Drosten verwies darauf, dass ein riesiger Lockerungs- druck entstehen könne, wenn die Risikogruppen erst einmal durch die Impfung abgeschirmt seien.

Die Folge könne sein, dass sich dann sehr viele Menschen infi- zierten, schlimmstenfalls 100.000 pro Tag. Drosten räumte aber ein, es handele sich dabei „nicht um eine Berechnung, sondern um ein mögliches Szenario“, in das Deutschland bei zu rascher Öff- nung „hineinlaufen kann“.

GrenzschließungenDie wollen die EU-Staats- und Regierungschefs eigentlich unbedingt verhindern.

Allen hat sich der Schaden durch die Lkw-Staus im Frühjahr tief eingebrannt. Andererseits sollen

„Gesundheitskontrollen“ an den Grenzen verstärkt werden; Rei- sende müssen sich also auf wei- tere Komplikationen einstellen.

Frankreich führte bereits am Frei- tagabend eine Regelung ein, wo- nach bei der Einreise negative PCR-Tests verlangt werden. Die EU-Kommission soll am Montag einen Vorschlag unterbreiten, wie nicht unbedingt notwendige Rei- sen eingeschränkt werden kön- nen, ohne dem Binnenmarkt zu schaden. Die grüne Europaexper- tin Franziska Brantner warnte vor

„de facto Grenzschließungen“

durch flächendeckende Grenz- kontrollen.

Weniger Infektionen,

viele Tote, mehr Vakzin

Pandemie Die Fallzahlen gehen nach unten, Intensivstationen sind weniger stark belastet. Experten warnen aber vor zu raschen

Lockerungen. Von Ellen Hasenkamp und Hajo Zenker

Lothar Wieler, Präsident des Robert

Koch-Instituts, und Christian Drosten (rechts), Chef-Virologie an der Charité Berlin, infor- mierten über die aktuelle Lage.

Foto: Michael Kappeler/dpa

Dass die

Mutationen viel ansteckender sind, ist für Drosten „leider ein Faktum“.

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2 THEMA DES TAGES/POLITIK

Samstag, 23. Januar 2021

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E

in paar Klicks auf dem Computer, ein Besuch im Reisebüro – und schon ist der Flug in den Sommerurlaub gebucht. So sah die Praxis von vielen Deutschen An- fang des Jahres aus. Doch Coro- na hat die Ferienpläne durchein- andergewirbelt. Darunter leidet die Luftfahrtbranche extrem.

Zehntausende Jobs bei Flugzeug- bauern, Flughäfen und Zuliefe- rern sind in Gefahr, Airlines wie die Lufthansa müssen mit Milli- arden vor dem Aus gerettet wer- den – eine Branche im Sturzflug.

Eine Rückkehr zum Vor-Coro- na-Zustand kann der Luftver- kehrswirtschaft nicht schnell ge- nug gehen. Testzentren und Impf- pässe sollen dabei helfen, den Flugverkehr auf Kurs zu bringen.

Doch Umweltschützern und vie- len politischen Entscheidern reicht das nicht aus. Die Pande- mie soll die Chance sein, den Flugverkehr umzukrempeln.

Rückhalt kommt von der EU- Kommission, die die Klimaziele jüngst verschärft und dabei auch den Flugverkehr ins Visier ge- nommen hat. Für die Luftfahrt geht es deshalb um eine doppel- te Transformation, die sie an ihre Grenzen bringen könnte. Einer- seits muss sie die Passagiere wie- der an Bord holen, andererseits soll sie die Mobilitätswende vor- antreiben. Ist Corona der Start dafür, die Luftfahrt ökologischer und effizienter zu gestalten?

In den vergangenen Jahren ist einiges in Sachen Umweltschutz passiert. Seit 2012 nehmen Flug- gesellschaften am europäischen Emissionsrechtehandel teil, das heißt, sie müssen zum Teil für ihre Emissionen bezahlen. Im April 2020 wurde die Luftver- kehrssteuer angehoben, sodass Tickets zum Teil um bis zu 59 Euro teurer wurden. Zudem hat die Luftverkehrswirtschaft sich zum EU-Ziel der CO2-Neu- tralität bis 2050 bekannt. Damit das gelingt, wollen Flughäfen den Stromverbrauch senken, Airlines Flotten modernisieren und den Einsatz von regenerativen Treib- stoffen (Elektro, Wasserstoff) stärken.

Gerade von alternativen Kraft- stoffen erhoffen sich Bundesre- gierung und Fluggesellschaften eine Menge. Bisher sind diese aber noch nicht in großem Um- fang verfügbar und sehr teuer.

Das Bundesverkehrsministerium hat deshalb eine Förderung auf den Weg gebracht. „Mit erneuer- baren Kraftstoffen wollen wir zehn Millionen Tonnen CO2im Jahr 2030 einsparen“, erläutert Bundesverkehrsminister Andre- as Scheuer (CSU). 640 Millionen Euro sollen in Projekte fließen, die die Alternativen zum her- kömmlichen Kerosin marktfähig machen sollen. Trotz der Bemü- hungen: „Alternative Antriebsfor- men werden erst in mehreren Jahrzehnten kommerziell einge- setzt werden können“, ist sich Frank Fichert, Professor für Tou- ristik und Verkehrswesen an der Hochschule Worms sicher. Bis es soweit ist, müssen also noch an-

dere Maßnahmen herhalten. Ein Thema klammert die Branche da- bei am liebsten aus: die Kerosin- besteuerung. Fluggesellschaften sind im Gegensatz zu Bahn und Autofahrern von der Kerosinsteu- er befreit. Deshalb können sie Bil- ligflüge anbieten. Das Thema ist bei der Luftverkehrsbranche ein rotes Tuch, weil die Steuer wegen der höheren Ticketpreise den Weggang von Fluggästen bedeu- ten könnte. Dem Klima könnte sie aber nützen. Eine Studie im Auf- trag der EU-Kommission zeigt, dass eine EU-weite Kerosinsteu- er in Höhe von 33 Cent pro Liter Kerosin die CO2-Emissionen des Luftverkehrs um elf Prozent re- duzieren könnte. Dafür würde der Flug nach Mallorca aber 28,35 Euro mehr kosten.

Verkehrswissenschaftler Fichert hält es für unrealistisch, dass sich die EU-Staaten auf eine Kerosinsteuer einigen können.

Gerade Urlaubsregionen wie Mal- ta, Zypern oder Griechenland, die von touristischen Fluggästen ab- hängig sind, hätten kein Interes- se an höheren Ticketpreisen. Zu- dem könnte die Kerosinsteuer dem Klima auch schaden. „Eine

nur von einem Land eingeführte Kerosinsteuer würde zu Ver- kehrsverlagerungen führen, im schlimmsten Fall würden die Emissionen dadurch sogar zuneh- men“, sagt Fichert.

Anders sieht das Friedrich Thießen, Professor für Bankwirt- schaft und Finanzierung an der TU Chemnitz, der zur Optimie- rung des Flugverkehrs forscht.

„Ein Unternehmer, der Schäden verursacht, soll für die Schäden auch bezahlen. Derzeit zahlt die Allgemeinheit dafür“, sagt Thie- ßen. Seinen Untersuchungen zu- folge gibt es aber noch mehr An- satzpunkte in Sachen Klima- schutz. In einer Studie stellten er und sein Team sich die Frage:

Lässt sich die Anzahl der Flüge reduzieren, ohne dass man aufs

Fliegen verzichten muss? Die Antwort: Ja, es geht.

„Airlines fliegen immer wieder direkt hintereinander. Nur ein Beispiel von vielen: von Düssel- dorf nach Berlin zum Beispiel um 6.30 Uhr mit Eurowings und um 6.35 Uhr mit Easy Jet. Das macht keinen Sinn“, sagt Thießen. Das Problem könne man lösen, indem man sich besser abspricht und Flughäfen Slots für Flüge sinnvoll vergeben. Die Anzahl der Flüge ließe sich um 50 Prozent reduzie- ren und es könnten 25 Prozent der CO2-Emissionen eingespart wer- den. Damit das klappt, „muss die Politik helfen und das regulato- risch unterlegen“, sagt Thießen.

„Die Luftverkehrswirtschaft hat sich kompromissunfähig gezeigt.

Nun muss der Gesetzgeber strik- tere Grenzen aufzeigen“, fordert der Chemnitzer.

Mehr Konsequenz wünschen sich Umweltschützer auch im Umgang mit Regionalflughäfen.

Schon vor Corona waren viele kleinere Flughäfen, für die Land und Kommunen zuständig sind, defizitär. „10 der 14 Regionalflug- häfen in Deutschland sind dauer- haft von staatlichen Subventionen

Japan istbisher vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen.

Dennoch ermahnen diese Polizisten in Tokio die Bevölkerung. Unterdessen steigt die Zahl der Bedürftigen und der Suizide. Foto: Charly Triballeau/afp

Disziplin in Tokio

Ein Flugzeug hin- terlässt Kondens- streifen am wol- kenlosem Himmel.

Foto: Karl-Josef Hil- denbrand/dpa

Hintergrund

Lieber testen

Nach zwei WochenSommerurlaub in Spanien für zehn Tage in Qua- rantäne? Das wollen die wenigs- ten Reisenden. Derzeit ist das aber noch Pflicht für jene, die mit dem Flugzeug in ein Risikogebiet verreisen wollen. Frühestens nach fünf Tagen können sich Pas- sagiere mit einem negativen Test von der Quarantäne befreien. Das ist jedoch keine langfristige Lö- sung, sagen Vertreter der Luftver- kehrsbranche. Deshalb sucht die- se nach Alternativen. Hoch im Kurs stehen Tests, es gibt jedoch auch Airlines, die auf Impfnach- weise setzen wollen.

Eine der Gesellschaften, die auf eine Impfpflicht der Passagie- re pocht, ist Qantas. Der Chef der australischen Fluggesellschaft, Alan Joyce, kündigte vor Mona- ten eine Impfpflicht für Kunden auf internationalen Flügen an.

Andere Airlines sind da zurück- haltender. Zwar will Lufthansa eine Impfung nicht vorschreiben, allerdings soll laut Chef Carsten Spohr auf bestimmten Langstre- ckenflügen jeder geimpft oder ge- testet sein. Die Bundesregierung lehnt bisher solche Maßnahmen ab.Statt auf einen Impfnachweis wollen Politik und Branche auf Schnelltests setzen. An vielen Flughäfen wie Düsseldorf, Köln/

Bonn, Hamburg und Frankfurt a. M. wird derzeit daran gearbei- tet, Testzentren aufzubauen. Tes- ten im Terminal müsse, das hatte Düsseldorfs Flughafenchef Tho- mas Schnalke erklärt, ein norma- ler Schritt bei der Reise sein.

Auch Fluggesellschaften führten bereits erste Massen-Schnelltests durch. Lufthansa startete auf Ver- bindungen zwischen München und Hamburg mit kostenlosen Schnelltests. Nach dem Tests be- kamen die Kunden in 30 bis 60 Minuten das Ergebnis. Wenn es negativ war, wurde die Bord- karte freigeschaltet und sie durf- ten zum Flugsteig. Nun soll das Ganze weiterentwickelt und be- schleunigt werden. dot

Doppelt schwer

Fliegen Die Luftverkehrsbranche muss sich doppelt transformieren.

Erstens hat sie es mit Corona zu tun, zweitens muss sie den ökologischen Wandel hinkriegen. Kann das

gelingen? Von Dorothee Torebko

Wo kommen die Treibhausgase her?

Zusammensetzung der weltweiten CO2-Emissionen*

Strom/Wärme 41,5 Luftverkehr

2,8

Industrie Straßenverkehr 18,9

18,1 Sonstiges

9,4 Haushalte

5,8

Sonstiger Verkehr 3,4

%

GRAFIK SCHERER / QUELLE: BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN LUFTVERKEHRSWIRTSCHAFT

*GEMESSEN AN DEN CO2-EMISSIONEN AUS DER VERBRENNUNG FOSSILER BRENNSTOFFE

Ein Thema klammert die Branche am liebsten aus: die Besteuerung des Kerosins.

MillionenEuro Soforthilfe stellt die Bundesregierung dem Jemen im Rah- men des Welternährungsprogramms zur Verfügung. Damit erhöhe sich der deutsche Beitrag auf 60 Millionen in diesem Jahr, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD). Den Menschen fehle es an allem: „Jede Minute, in der wir nicht handeln, wird weitere Men-

schenleben kosten.“ kna

ZAHLDES TAGES

50

Parteien

AfD klagt gegen Geheimdienst

Köln.Die AfD klagt vor dem Ver- waltungsgericht Köln gegen das dort ansässige Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Sie beantragt, dem Verfassungs- schutz zu verbieten, sie als Ver- dachtsfall einzustufen und dies öffentlich bekannt zu geben. Zu- dem beantragt die AfD, dem Ver- fassungsschutz zu untersagen, darüber zu informieren, über wie viele Mitglieder der „Flügel“ bis zur Selbstauflösung verfügte oder nach Informationen des Verfas- sungsschutzes noch verfügt. dpa

Bundeswehr KSK-Soldat gibt Waffenlager zu

Leipzig.Im Prozess gegen einen Soldaten der Eliteeinheit Kom- mando Spezialkräfte (KSK) hat der Angeklagte vor dem Landge- richt Leipzig eingeräumt, ein Waf- fenlager angelegt zu haben. Der 45-Jährige sagte, er habe Waffen und Munition zur Ausbildung be- nötigt, weil es bei der Bundes- wehr „Engpässe“ gegeben habe.

Auf seinem Grundstück waren unter anderem ein Sturmgewehr AK-47, zwei Kilo Sprengstoff und mehrere tausend Schuss Muniti- on gefunden worden. afp

Fall Nawalny

Härteres Vorgehen der Behörden

Moskau. Nach der Inhaftierung des Kremlgegners Alexej Na- walny haben die Behörden ihr Vorgehen gegen Mitarbeiter und Unterstützer des Oppositionellen massiv verschärft. Pressespreche- rin Kira Jarmysch wurde nach ei- nem Protestaufruf nachts von der Polizei festgehalten und fand sich am Freitag vor Gericht wieder, twitterte sie. Sie sei zu neun Ta- gen Arrest verurteilt worden.

Auch mehrere Koordinatoren von Regionalvertretungen Nawalnys kamen in Gewahrsam. dpa

abhängig und haben keine Ver- kehrsfunktion für die regionale Wirtschaft“, sagt der Luftver- kehrsexperte des Naturschutz- bundes BUND, Werner Reh. „Wir haben zu viele Regionalflughä- fen“, bestätigt Verkehrswissen- schaftler Fichert. Dennoch schränkt er ein, müsse man zwi- schen den unterschiedlichen de- fizitären Flughäfen unterschei- den. Während der Dresdener Air- port für die Wirtschaftsregion wichtig sei, könnte man auf den Kasseler Flughafen eher verzich- ten, da die Reisenden unter ande- rem von Frankfurt am Main flie- gen können. Dass Kommunen freiwillig Flughäfen schließen, glaubt der Chemnitzer Wissen- schaftler Thießen nicht: „Jeder hängt an seinem Flughafen, das hat mit Prestige zu tun.“

Bundesverkehrsminister Scheuer verweist auf die Regio- nen, die über die einzelnen Flug- häfen entscheiden. Sein Credo lautet jedoch: Strukturen erhal- ten, Arbeitsplätze sichern – gera- de in Pandemie-Zeiten. Für die Luftverkehrswirtschaft sind das gute Nachrichten, für den Um- weltschutz weniger.

3 THEMA DES TAGES/POLITIK

Samstag, 23. Januar 2021

(4)

S

ein Telefonanruf kommt um die Mittagszeit. „Hi“, sagt Wotan Wilke Möhring (53), „wir sind zum Interview verabredet, richtig?“ Er ruft von zu Hause aus an, hantiert nebenher mit Geschirr, ist im Gespräch aber konzen- triert – und dazu gut gelaunt. Im neuen Tatort hingegen, der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, ist ihm als Kommissar der Bundes- polizei die häusliche Situation, in der er sich plötzlich wiederfindet, eindeutig zu eng. Eine alte Liebe fordert seine Zuwen- dung, die er so nicht geben mag. Ein düs- teres Nordsee-Szenario mit fulminanter Orchestermusik der NDR Radiophilhar- monie.

Herr Möhring, in dem neuen Tatort „Tödliche Flut“ geht es um eine Journalistin, die einem vermeintlichen Immobilienskandal auf der Spur ist, dabei die Wahrheit manipuliert – und auch Sie manipulieren will. Wie reagie- ren Sie, wenn Sie im echten Leben manipu- liert werden sollen?

Man merkt das ja nur, wenn es schlecht gemacht ist. Dann fühle ich mich belei- digt, weil man offensichtlich glaubt, dass ich dumm genug bin, es nicht zu merken.

Und wenn die Manipulation raffinierter ist?

Dann ist das schwieriger. Wenn man plötzlich was tut, was man zuerst gar nicht wollte, sollte man sich fragen: Was ist jetzt passiert? Mir hilft da immer ein persönlicher Check: Hört mir der ande- re überhaupt zu, nimmt er auf, was ich sage oder will er vielleicht nur Recht be- halten? Und dann die Motivlage, das ist letztlich wie im Krimi: Warum sagt er das oder jenes? Was will er von mir? Und warum will er das? Heute will fast jeder was von Dir.

Nimmt die Rechthaberei zu?

Ja, es wird immer schwieriger, gute Ge- spräche zu führen.

Warum?

Da gibt es bestimmt viele Gründe. Zum Beispiel, weil wir uns viel zu oft mit Leu- ten umgeben, die sowieso unserer Mei- nung sind, besonders in den Internet- foren. Wenn die Fakten dem Gefühl nicht entsprechen, das wir von einer Situation haben, sind das sofort Fake News. Aber man könnte ja auch mal zur Abwechs- lung die Fakten auf seine Meinung ein- wirken lassen. Das geht sogar so weit:

Wenn die Medien – und die Medien gibt es ja sowieso nicht – anderer Meinung sind, ist genau das für manche ein Be- weis, dass man diesen Medien eben nicht trauen darf. Das ist doch absurd. Und zu- genommen hat auch, dass so viele Men- schen meinen, alles, was sie sagen, sei wahnsinnig wichtig, wahnsinnig relevant.

Nur, weil ich einen Internetzugang habe, muss ich doch nicht zu jedem Thema meinen Senf dazugeben.

Die Journalistin im neuen Tatort ist nicht nur manipulativ, sie will die Dinge auch um jeden Preis erzwingen – sogar Ihre Liebe.

Ja, eine sehr anstrengende Frau … (lacht).

Also nicht der Typ, der Ihnen gefällt?

Überhaupt nicht. Aber auch das Gegen- teil mag ich nicht: Frauen, die auf Prin- zesschen machen.

Was mögen Sie dann?

Ich mag Frauen mit innerer Stärke, selbstständig, bei denen auch die angeb- liche Schwäche wie eine Stärke wirkt.

Diese Stärke tut auch mir dann gut, wenn ich selbst mal nicht so sicher bin. Neu- gierig aufs Leben sollen sie sein und vor allem Freude daran haben. Ich bin auch gerne mit Frauen einfach nur befreun- det. Wenn sich ein Mann und eine Frau gut verstehen, müssen sie kein Liebes- paar werden, das ist Quatsch. Männer und Frauen, die das nicht verstehen, ver- säumen was.

Und was für ein Typ Mann sind Sie? Auch so ein knurriger, oft verzweifelter Typ wie im Film?

Nein, ich bin im besten Sinne optimis- tisch-aggressiv, aber definitiv kein Ma- cho. Und klar, ich kann auch sensibel und weich sein. Manchmal bin ich nah am Wasser gebaut. Wenn meine Kinder was Tolles machen, rührt mich das. Stark sein, sensibel sein, das schließt sich doch nicht aus. Das ist für alle wichtig. Für Männer und Frauen. Als Vater, finde ich, muss man vor allem auch sensibel sein.

Stark ist man sowieso.

Sie leben von der Mutter Ihrer Kinder getrennt und sehen Ihre beiden Töch-

ter und Ihren Sohn nicht täglich. Was ist wichtig, wenn Sie mit ihnen zu-

sammen sind?

Ich versuche, sie so zu fördern, dass sie ihre Stärken entdecken können. Sie sollen so viel wie möglich ausprobieren. Und natürlich will ich ihnen bei- bringen, was richtig und was falsch ist, obwohl ich oft selbst vor dieser Frage stehe.

Aber so eine Art moralischen Kompass will ich ihnen auf je- den Fall mitgeben. Irgendwann werden sie anfangen, sich ihre eigene Welt zu bauen. Und dann muss ich sie machen lassen, auch wenn ich vielleicht immer noch tausend Fragen habe ...

Sie selbst haben sich ja auch ausgiebig ausprobiert …

Kann man so sagen (lacht).

Sie waren Zeitsoldat, haben eine Lehre als Elektriker gemacht, waren Punk, Türsteher, Clubbesitzer und Model, bevor sie Schau- spieler wurden. Was hätte aus heutiger Sicht nicht unbedingt sein müssen?

Das, was Sie nicht aufgezählt haben: Den Studenten hätte ich mir sparen können.

Der Ertrag aus dieser Zeit ist relativ gering (lacht). Türsteher zu sein, war zum Beispiel irgendwie größer, weil mich das unglaublich gut an verschiedene Menschen herangeführt hat. Wenn ich als Schauspieler vom Leben erzählen will, brauche ich diese vielen verschiedenen Begegnungen.

Es gibt ja Schauspieler, die behaupten, alles spielen zu können. Wie ist das bei Ihnen?

Ich glaub’ das nicht, keiner kann alles spielen.

Welche Rollen sind nichts für Sie?

Meine Mutter hat sich immer beschwert, dass man mir den Intellektuellen nicht zutraut. Aber das hat mich nie gestört.

Keiner kann sich seiner Optik, seiner Physis entziehen. Deine Hülle ist Deine Vorgabe, und dann kommt Deine Art dazu, wie Du geprägt worden bist. Am wichtigsten ist, was Du draus machst.

Der Tatort spielt dieses Mal nicht in Ham- burg, sondern vor großartiger Naturkulisse auf Norderney. Haben Sie privat eine Affini- tät zum Norden?

Ja, meine Eltern kommen beide aus Bre- men. Ich selbst finde Hamburg gut.

Was reizt Sie an der Nordsee?

Ich will das gar nicht alles artikulieren, sonst geht der Zauber flöten. Aber ich kann sagen: Ich mag die freie Sicht, mag es, am Meer zu stehen, zu kapieren, dass ich auch kein größeres Sandkorn bin als all die anderen. Ich mag diese Urgewalt, wenn Erde und Wasser aufeinandertref- fen. Da ist immer was los. Und dann die Luft und der Wind, der neue Sachen bringt und alte wegweht. Die Kargheit.

Den Humor der Menschen. Diese Sprö- de. Ganz, ganz viele Sachen sind das.

Der Tatort-Kommissar Thorsten Falke fühlt sich auf der Insel fremd. Sind Sie privat eher der Typ Stadt oder Land?

Beides. Ich habe längere Zeit in New York gelebt, das war fantastisch. Und das Tol- le am Land ist: Da sind keine Menschen.

Da ist man, wenn man das will, einfach mit sich allein. Nur der Typ Kleinstadt, der bin ich nicht. Das ist mir zu eng.

Wie sehr machen Ihnen die Einschränkungen durch die Pandemie zu schaffen?

Dass mein Arbeitseifer gebremst wird

und man spontan keine Leute besuchen kann, nervt mich natürlich. Und ich ver- misse das Kino, das Theater. Das ist eine Riesensauerei, dass man dort trotz all der Vorkehrungen zuallererst dichtgemacht hat. Die Kultur hat einfach keine Lobby.

Lieber pumpt die Politik Milliarden in die Lufthansa, statt das zu stützen, was uns in der Pandemie ernährt: die Kunst.

In dem Punkt sind Sie also sauer auf die Poli- tik. Stimmt es, dass Sie mal gesagt haben, dass Sie prinzipiell nicht wählen gehen?

Stimmt nicht. Natürlich muss man wäh- len gehen. Die nicht abgegebene Stimme löst sich ja nicht im Nichts auf. Sie kommt letztlich denen zugute, die man am we- nigsten will. Wer nicht wählen geht, darf sich nachher nicht beschweren. Aber wir sollten begreifen, dass die Demokratie, so wie sie heute ist, nicht das Nonplus- ultra darstellt, dass sie sich weiter- entwickeln, den Menschen mehr Ein- flussmöglichkeiten geben muss.

Wenn Sie privat in die Zukunft blicken:

Hadern Sie dann mit dem Älterwerden?

Nein, das Altern begleitet uns das ganze Leben lang. Aber plötzlich soll es da eine Phase im Leben geben, die heißt „Das Alter“. Das ist doch Quatsch, damit habe ich nichts zu tun. Ich werde einfach älter.

Punkt. Und jedes Alter bietet etwas an.

Für den Verfall des Körpers hoffentlich mehr Weisheit. Das ist das Geschenk, das Du nie bekommst, wenn Du immer jung bleibst.

Wo sehen Sie sich im Alter? Sie haben mal an Clint Eastwood erinnert, der in „Gran Torino“ als alter Mann mit der Flinte im Vor- garten sein Revier verteidigt. So in der Art?

(lacht) Nein. Im Gegenteil: Wenn ich alt bin, will ich im Schaukelstuhl sitzen, den Blick über die See schweifen lassen und meine Enkel zählen. Mal ehrlich: Das wollen wir doch alle.

Weisheit ist das Geschenk, das Du nie bekommst, wenn Du immer

jung bleibst.

Wotan Wilke Möhring Er sei definitiv kein Macho, sagt der Schauspieler.

Ein Gespräch über Männer und Frauen, Kindererziehung, die Liebe zur Nordsee, kleine Sandkörner und einen Kulturbetrieb ohne Lobby. Von Antje Berg

„Es wird immer schwieriger, gute Gespräche zu führen“, sagt Wotan Wilke Möhring, der im Tatort Kommissar Thorsten Falke ist.

Foto: NDR/Christine Schroeder

„Ich kann auch weich sein“

Später Karrierestart als Schauspieler

Er gehört zu den gefragtestendeutschen Schauspielern: Wotan Wilke Möhring (Wilke ist eine friesische Koseform von Wilhelm) begann seine Karriere erst mit 31 Jahren, nachdem er zuvor unter anderem eine Ausbildung als Elek- triker gemacht und an der Hochschule der Künste in Berlin Visuelle Kommunikation stu- diert hatte. Seine erste Filmrolle bekam er 1997 in „Die Bubi Scholz Story“ an der Seite von Benno Fürmann und Götz George. Seither spielte er in mehr als 120 Fernseh- und Kino- filmen und gewann zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme- Preis. Seit 2013 ist der 53-Jährige als Tatort- Kommissar im Einsatz. Wotan Wilke Möhring hat drei Kinder aus der Verbindung mit der Ka- merafrau Anna Theis. Er lebt in Köln.

FOTO:HORSTGALUSCHKA/IMAGO

4 INTERVIEW

Samstag, 23. Januar 2021

(5)

BÖRSE

Dax13 873,97 -32,70 Punkte

M-Dax

31 635,51 -113,46 Punkte Tec-Dax

3370,58 -9,30 Punkte

S-Dax

15 595,24 -60,49 Punkte US-Dollar

0,8233 Euro 0,00 Cent Złoty (100)

20,103 Euro (A) 24,991 Euro (V)

Krone (100)

3,482 Euro (A) 4,366 Euro (V) Gold (Unze)

1862,10 Dollar +2,00 Dollar Öl (Sorte: Brent, 1 Barrel) 55,52 Dollar -0,59 Dollar Dow Jones

31 098,26 -79,48 Punkte

BÖRSENKURSE: +/- im Vergleich zum Vortag DEVISENKURSE: Ankauf (A) / Verkauf (V) Geld QUELLE: dpa / Stand: 22.01.2021 / 18.00 Uhr Angaben ohne Gewähr

In eigener Sache

Clemens Braun verlässt die Lausitzer Rundschau – Tilo Schelsky übernimmt

Scheidet zum 31. Januar aus der LR Medienverlag GmbH aus: Ge- schäftsführer Clemens Braun.

Foto: Michael Helbig

Tilo Schelsky, ab 1. Februar allei- niger Geschäftsführer der LR und des Märkischen Medienhau- ses. Foto: Conny Klein

Prozentder Menschen in Deutschland können sich vorstellen, zu einer reinen Online-Bank zu wechseln oder haben es schon getan. 2019 waren es 46 Prozent, zeigt eine Befragung für den Digitalver- band Bitkom. 19 Prozent von ihnen ha- ben ihr Hauptkonto bei einer Online- Bank, 17 Prozent wollen es in diesem Jahr eröffnen und 22 Prozent erwägen

diesen Schritt. swp

ZAHLDES TAGES

58

Mountain View.Der Google-Mut-

terkonzern Alphabet beendet sei- nen Versuch, entlegene Regionen mit Hilfe von Ballons mit schnel- lem Internet zu versorgen. Die dafür gegründete Tochterfirma Loon wird geschlossen. „Wir ha- ben keinen Weg gefunden, die Kosten so weit zu senken, dass ein langfristig nachhaltiges Geschäft möglich wird“, schrieb Loon-Chef Alastair Westgarth.

Google hatte die Ballons, die monatelang in der Luft bleiben können, 2013 vorgestellt. Es gab enorme technische Herausforde-

rungen. dpa

Kommentar Nicht rentabel: ein Ballon von Googles „Project Loon“.

FOTO:ANDREJSOKOLOW/DPA

Kein schnelles Internet mit Ballons

B

undesinnenminister Horst Seehofer hat eine, der Sänger Rod Stewart nennt eine große Anlage sein Ei- gen. Im Miniaturwunderland in Hamburg schauen in Corona-frei- er Zeit jährlich mehr als eine Mil- lion Besucher zahllosen Modell- eisenbahnen bei ihren Fahrten durch liebevoll gestaltete Land- schaften zu und auch in den hei- mischen Wohnzimmern stehen wieder immer häufiger Modellei- senbahnen. Die originalgetreuen kleinen Nachbauten großer Züge sind derzeit ebenso gefragt wie das passende Zubehör und Land- schaftsbauten.

Dem Göppinger Modelleisen- bahnbauer Märklin verschaffte dieser Trend zum Jahresende ei- nen regelrechten Auftragsboom.

Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Auftragsbestand Ende 2020 um 40 Prozent höher aus, sagt Flori- an Sieber, geschäftsführender Ge- sellschafter des Märklin-Inhabers Simba Dickie Group. „Die Aufträ- ge aus dem vergangenen Jahr müssen jetzt produziert werden“, sagt Sieber. „Und die Nachfrage ist weiter ungebrochen hoch.“

Dadurch komme es immer noch zu langen Lieferzeiten von bis zu acht Tagen.

Gleise sind gefragt

Ähnlich wie das Unternehmen mit Sitz in Göppingen konnten auch andere Hersteller aus der Branche wie etwa Piko aus dem

thüringischen Sonneberg Zu- wächse verzeichnen. „Das Ge- schäft ist sehr stark gewachsen“, berichtet Geschäftsführer René F.

Wilfer. Um knapp 15 Prozent hat der Umsatz im vergangenen Jahr zugelegt. Hierzulande seien vor allem Gleise, aber auch Garten- bahnen sehr gefragt gewesen.

„Die Leute hatten Zeit und konn- ten ihren Hobbys aufgrund der Beschränkungen nicht nachge- hen“, sagt Wilfer. Die freie Zeit und das Budget seien dann eben auch in Modelleisenbahn inves- tiert worden, häufig auch von Wiedereinsteigern.

Diese Entwicklung kann auch Horst Neidhard bestätigen. „Bei unserem Kundendienst fragen viele nach, ob Gleise, die sie auf dem Dachboden gefunden haben, mit neuen Modellen kompatibel sind.“ Zudem seien Einsteigersets gefragt, berichtet der geschäfts- führende Gesellschafter der Ge- brüder Faller GmbH, die sich auf Modelleisenbahn-Zubehör spezi- alisiert hat.

Das Unternehmen produziert mehr als 80 Prozent am Firmen- sitz in Gütenbach im Schwarz- wald. Das sei dem Betrieb wäh- rend der Pandemie zugute ge- kommen, da keine Abhängigkeit zu Standorten im Ausland beste- he. Auch im derzeitigen Lock- down halte die Nachfrage an, die über den eigenen Onlinevertrieb, aber auch über die der Fachhänd- ler bedient werden könne.

Das wachsende Interesse an Modelleisenbahnen habe bereits schon vor der Corona-Pandemie angezogen, sagt Neidhard, der auch Sprecher der Gruppe „Wir Modellbahner“ des Deutschen

Verbands der Spielwarenindus- trie (DVSI) ist. Bereits seit acht Jahren stiegen die Zahlen.

Diesen Trend erkennt auch Verbandschef Ulrich Brobeil.

„Vor allem jüngere Familien ha- ben das Thema für sich entdeckt.

Die Modelleisenbahn ist ein Spielplatz der Generationen.“ Die

Hersteller hätten es in den ver- gangenen Jahren geschafft, dieses Hobby „stärker zu emotionalisie- ren. Inzwischen sitzt nicht mehr nur der Opa bei seiner Modellei- senbahn im Keller.“ Mit einer Sympathieoffensive und etwa Er- klär-Videos auf Youtube für Pro- fis und Einsteiger sei es den Un- ternehmen gelungen, gerade die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen für ihre Produkte zu begeistern.

Die Pandemie habe dem Gan- zen einen weiteren Schub gege- ben. „Corona-Zeit ist Modellei- senbahn-Zeit“, sagt auch Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Han- delsverbands Spielwaren. Der Hersteller Busch aus Viernheim verzeichnet dagegen infolge des aktuellen Lockdowns einen Um- satzrückgang, berichtet Richard Storch. Die zuvor hohe Nachfra- ge habe aber zu leeren Lagern ge- führt. „Die müssen jetzt schnell gefüllt werden.“

Auf das laufende Jahr blicken die Hersteller meist positiv. „Wir könnten ein Umsatzplus von bis zu 30 erreichen“, wagt Neidhard eine Prognose. Bis dahin gebe es aber noch viele Unsicherheiten.

Auch Märklin-Chef Sieber blickt optimistisch auf das Jahr 2021.

Am Märklin-Standort Györ solle die Belegschaft um 5 Prozent auf- gestockt werden. Für das Ge- schäftsjahr 2020/2021 werde ak- tuell geplant, „leicht“ über die Umsatzzahlen des Vorjahres von 112 Millionen Euro zu kommen.

Alte Liebe, neues Geschäft

Modelleisenbahn Fans von Märklin und Co. entdecken in Pandemiezeiten ihr Hobby wieder.

Die Branche wächst rasant. Auch Jüngere begeistern sich dafür. Von Julia Kling

Die Hersteller haben es geschafft, das Hobby stärker zu emotionalisieren.

Ulrich Brobeil DVSI-Geschäftsführer

Die Modelleisenbahn-Hersteller können sich nicht beklagen: Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Foto: Daniel Karmann/picture alliance/dpa

H0

SpurbreiteBereits hat 1935 Märklin die Baugröße H0 entwickelt, die Ei- senbahnen und Landschaften im Ver- hältnis 1:87 darstellt. Weltweit ist die- se Spurweite am stärksten verbreitet.

Berlin. Die große Mehrheit der Deutschen glaubt nicht daran, dass schon in den Osterferien Ur- laub im europäischen Ausland ohne Quarantäne oder Testpflich- ten möglich sein wird. Einer Um- frage des Meinungsforschungsin- stituts Yougov zufolge rechnen 79 Prozent auch dann noch mit entsprechenden Einschränkun- gen. Nur 12 Prozent meinen, dass dann schon ein unbeschwerter Urlaub im Ausland möglich sein wird. 10 Prozent machten keine

Angaben. Ostersonntag ist dieses Jahr der 4. April.

Derzeit hat die Bundesregie- rung fast ganz Europa als Coro- na-Risikogebiet eingestuft. Auf dem Festland gibt es nur noch in Griechenland, Finnland, Norwe- gen und Österreich einzelne Re- gionen, die ausgenommen sind.

Hinzu kommen ein Großteil der griechischen Inseln, die britische Isle of Man und die Kanalinsel Guernsey sowie die dänische In-

sel Grönland. dpa

Auslands-Osterreise wohl kaum möglich

Freizeit 79 Prozent erwarten Einschränkung.

Cottbus.Tilo Schelsky leitet ab 1. Februar 2021 als alleiniger Ge- schäftsführer die Märkisches Medienhaus GmbH & Co. KG in Frankfurt (Oder) und die LR Medienverlag GmbH (Lausitzer Rundschau, LR Online, Lausit- zer Woche) in Cottbus sowie deren Tochterunternehmen.

Dies haben die Geschäftsfüh- rung der Neuen Pressegesell- schaft mbH & Co KG Ulm (NPG) und die dahinterstehen- den Gesellschafter entschieden, um eine zukunftsfähige Medien- gruppe für ganz Brandenburg zu formieren.

Nach mehr als fünf Jahren er- folgreicher Arbeit als Geschäfts- führer bei der Lausitzer Rund- schau in Cottbus verlässt somit Clemens Braun zum 31. Janu- ar 2021 die LR Medienverlag GmbH. Unter seiner Leitung wurden in der Zeit seit Okto- ber 2015 die Anzeigenblatt-Akti- vitäten deutlich ausgebaut, die Logistik restrukturiert und die Digitalisierung des Zeitungsan- gebotes vorangetrieben. Dar- über hinaus konnten die Lausit- zer Rundschau erfolgreich in die NPG-Gruppe integriert und die Weichen für die Drucke- rei-Modernisierung in Cottbus gestellt werden.

Tilo Schelsky (55) ist seit 1. September 2020 neben Andre- as Simmet und Matthias Bikow- ski Geschäftsführer der NPG

Ulm. Sein Fokus liegt bereits seit seinem Start auf dem bran- denburgischen Teil der Unter- nehmensgruppe. Andreas Sim- met, Vorsitzender der Ge- schäftsführung der NPG: „Unse- re Produkte der Häuser in Frankfurt (Oder) und Cottbus decken weite Teile von Bran- denburg ab. Nun gilt es, die Häuser auch organisatorisch zu- sammenzuführen und für die Zukunft aufzustellen. Wir dan- ken Herrn Braun für seine Ar- beit in den vergangenen Jahren – insbesondere für die sehr er- folgreiche Integration der Lau- sitzer Rundschau in die Neue Pressegesellschaft.“

Die Neue Pressegesellschaft ist das Dach zahlreicher digita- ler und gedruckter Medien im Südwesten und Osten Deutsch- lands. Als eine der zehn größten Tageszeitungsgruppen in Deutschland erreichen die Titel SÜDWEST PRESSE, Märkische Oderzeitung und Lausitzer Rundschau sowie der Verbund mit zahlreichen Partnerverlagen täglich rund eine Million Leser.

In der Unternehmensgruppe des Medienhauses arbeiten der- zeit über 9500 Mitarbeiter/in- nen in den Geschäftsbereichen Verlag, Redaktion, Medienser- vice, Online, Radio, Dienstleis- tungen, Veranstaltungs-Manage- ment, Druck sowie Distribution und Logistik. red/oht

5 WIRTSCHAFT

Samstag, 23. Januar 2021

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