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Parodontologie, 03/2021

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Academic year: 2022

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EDITORIAL

Parodontologie 2021;32(3):251–252 251

Im Jahr 2017 hatte die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) den Prozess zur Er- stellung von vier S3-Leitlinien zur parodontalen Therapie initiiert. Jede Leitlinie sollte Empfehlun- gen für eine bestimmte Therapieform geben.

Diese Leitlinien waren also verfahrensbezogen.

Der Prozess erfolgte unter Federführung der DG PARO und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) entsprechend den Vorgaben und unter Mitwir- kung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftli- chen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Die Leitlinien wurden 2018 und 2019 publiziert (3 davon in der Parodontologie Heft 4/2018).

Möglicherweise davon inspiriert initiierte auch die European Federation of Periodontology (EFP) einen Leitlinienprozess, der ebenfalls den Regu- larien der AWMF zur Leitlinienerstellung folgen sollte. Ein wesentlicher Unterschied der EFP- Leitlinie ist, dass sie nicht verfahrens-, sondern diagnosebezogen ist: Es geht um evidenz basierte Empfehlungen für die Therapie von Parodontitis der Stadien I, II und III1. Dabei entwickel te die EFP das Konzept der aktuellen Klassifikation der par- odontalen und periimplantären Erkrankungen und Zustände von 20182 konsequent zu Empfehlun- gen für die Therapie weiter. Diese Leitlinie wurde 2020 publiziert und noch im gleichen Jahr von der DG PARO in einem aufwendigen Verfahren auf deutsche Verhältnisse angepasst („adolopement“).

Dies erfolgte mit Sichtung der seit Erstellung der EFP-Leitlinie publizierten Literatur und auf- grund der Pandemie in einem Online-Konsensus- Workshop mit nationalen Fachgesellschaften und Interessengruppen (z. B. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Patientenvertreter). In diesem Heft wird mit der Darstellung der verschiede-

nen Stufen der Parodontitistherapie begonnen (Stufe 1: siehe Sälzer et al., S. 255). Die weiteren Stufen folgen dann in den nächsten Ausgaben.

Seit dem 1.07.2021 gilt für die systematische Behandlung von Parodontitis und anderen Par- odontalerkrankungen im Rahmen der vertrags- zahnärztlichen Versorgung eine neue Richtlinie3. Diese Richtlinie beschreibt und regelt eine Be- handlungsstrecke, die über einen langen Zeitraum im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ausge- handelt wurde und viele Brüche bzw. Inkonsisten- zen der alten PAR-Richtlinie heilt (siehe Eßer et al., S. 267).

Was haben die EFP-DG-PARO-Leitlinie und die neue PAR-Richtlinie des G-BA miteinander zu tun? Erfreulich viel! Eine evidenzbasierte klinische Leitlinie macht auf der Basis der besten aktuell verfügbaren Evidenz Empfehlungen für den kli- nischen Umgang mit Erkrankungen, in diesem Fall Parodontitis der Stadien I, II und III. Diese Empfehlungen unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Stärke der Evidenz und des Konsenses der Experten in starke (Grad A), moderate (Grad B) und offene (Grad 0) Empfehlungen. Leitlinien zeigen Korridore für klinische Entscheidungen auf.

In begründeten Fällen darf davon abgewichen werden – insbesondere, wenn die Empfehlungen offen sind. Die PAR-Richtlinie hingegen ist prak- tisch das „Gesetz“, nach dem die vertragszahn- ärztliche Behandlung der Parodontitis zu erfolgen hat. Nicht richtlinienkonforme Behandlung (z. B.

Beginn der Therapie vor Genehmigung durch die Krankenkasse) kann zu Rückforderungen der Hono rare führen. Da etwa 87 % der Bundes- bürger gesetzlich krankenversichert sind, hat eine solche Richtlinie eine große Bedeutung für die Versorgung.

Evidenzbasierte klinische Leitlinie der EFP und DG PARO zur Therapie von Parodontitis

Stadium I−III und neue PAR-Richtlinie Passt das zusammen?

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EDITORIAL

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aktuellen, soliden wissenschaftlich fundierten Basis, wie die große Übereinstimmung mit der EFP-DG-PARO-Leitlinie belegt. Sie heilt viele Brüche der alten Richtlinie. Lassen wir uns auf sie ein, schauen wir, was sie in der Praxis taugt und steigern wir die Zahl der systematischen PAR- Behandlungen.

Ihr

Prof. Dr. Peter Eickholz, Frankfurt/Main

Literatur

1. Sanz M, Herrera D, Kebschull M, et al. Treatment of stage I-III periodontitis-The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol 2020;47(Suppl 22):4−60.

2. Caton JG, Armitage G, Berglundh T, et al. A new classification scheme for periodontal and peri-implant diseases and conditions - Introduction and key changes from the 1999 classification. J Clin Periodontol 2018;45(Suppl 20):S1−S8.

3. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA). Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen (PAR-Richtlinie). Erstfassung vom 17. Dezember 2020. URL: https://www.g-ba.de/

downloads/39-261-4623/2020-12-17_PAR-RL_

Erstfassung_BAnz.pdf.

Der überwiegende Teil der durch die PAR- Richtlinie getroffenen Regelungen deckt sich mit den Empfehlungen der Leitlinie (z. B. chirurgische Parodontitistherapie bei Resttaschen ≥ 6 mm nach erfolgter Parodontitistherapie Stufe 1 und 2 oder risikoadaptierte unterstützende Parodontitis- therapie im Rhythmus von 3 [4] bis maximal 12 Monaten).

Die PAR-Richtlinie regelt die ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung der Patienten im Rahmen der gesetzlichen Kranken- versicherung, nicht die optimale oder maximal mögliche Therapie. Deshalb werden Verfahren der regenerativen Parodontitistherapie, die die EFP-DG-PARO-Leitlinie für bestimmte Indikatio- nen ausdrücklich empfiehlt, von der Richtlinie nicht berücksichtigt. Es wird auch zukünftig Maßnah men geben, die sinnvoll oder hilfreich sind, aber von den Patienten, wenn sie diese Leistun gen in Anspruch nehmen möchten, privat (außervertraglich) bezahlt werden müssen (z. B.

Zahnreinigung nach patientenindividueller Mund- hygieneunterweisung [MHU]). An einem Fallbei- spiel werden in dieser Ausgabe Übereinstimmun- gen und Diskrepanzen von PAR-Richtlinie und EFP-DG-PARO-Leitlinie dargestellt (siehe Eickholz et al., S. 283).

Die Behandlungstrecke, die von der neuen PAR-Richtlinie unterstützt wird, steht auf einer

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