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Archiv "Harninkontinenz: Schlußwort" (04.02.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Übungsbehandlung der neurogenen Blase zu wenig bekannt?

„Ursachen männlicher Harnin- kontinenz sind hauptsächlich neuro- gene Blasenentleerungsstörungen", schreiben die Autoren, und „dabei sind die neurogenen Inkontinenzfor- men kaum beeinflußbar".

Es ist bedauerlich, daß die Kenntnis der Übungsbehandlung der neurogenen Blase noch zu wenig verbreitet ist. Nicht nur die Patien- ten werden unpassend behandelt, auch den Ärzten entgeht ein frucht- bares Feld der Therapie, das auch von Urologen bearbeitet werden könnte. Kontraindiziert ist, Patien- ten mit neurogenen Blasenstörun- gen an Kollegen zu überweisen, die Schlitzungsoperationen an Schließ- muskeln (wodurch das Übel ver- schlimmert wird) oder Dauerkathe- ter beziehungsweise suprapubische Ableitungen anwenden (die zur Zy- stopyelitits führen). Urodynamische Untersuchungen helfen nicht zu bes- serer Behandlung der neurogenen Blase, denn sie zeigen nur einen mo- mentanen Funktionsstand, der zum Beispiel durch lange Überdehnung der Blase oder entzündliche Kon- traktur bestimmt ist, Sekundärfol- gen, die erfolgreich angehbar sind.

Schlitzungsoperationen oder Dau- erableitungen sind bei der neuroge- nen Blase nie indiziert. Sachgemäße konservative Therapie führt in den meisten Fällen praktisch zu einer Normalisierung der gestörten Bla- senentleerung.

Ich spreche nicht von Eindrük- ken, sondern von exakten Restharn- messungen und bakteriologischen Untersuchungen und von Behand- lungsergebnissen im klinischen Rou- tinebetrieb an einem großen, unse- lektinierten Krankengut mit vorwie- gend schweren Fällen von Multipler Sklerose mit neurogener Blasenstö- rung. Während bei der Aufnahme der Patienten der Restharn im Mit- tel hoch pathologisch (um 150 ml) ist, liegt er bei der Entlassung im Normbereich (unter 50 ml). Dabei sind die neurogenen Blasenstörun- gen gerade bei den schweren Fällen mit Para- oder Tetraparese, mit A-274 (50) Dt. Ärztebl. 84, Heft 6,

computertomographisch nachgewie- sener Hirnatrophie und entspre- chender psychischer Veränderung vorhanden (erhöhter Restharn bei geringer Hirnatrophie in sechs Pro- zent, bei schwerer in 73 Prozent der MS-Patienten); trotz dieser signifi- kanten Korrelation ist die Übungs- behandlung erfolgreich.

Auch Patienten mit jahrelang liegender Dauerableitung wird ge- holfen; ich bin bereit, solche Fälle aufzunehmen oder eine interessierte Kreisärzteschaft detailliert zu infor- mieren. Daß bei alten Patienten neurogene Inkontinenz durch Zere- bralsklerose bedingt sei, ist oft unzu- treffend. In vielen Fällen liegt viel- mehr ein Normaldruck-Hydroze- phalus vor, der wirksam behandelt werden kann.

Da wir durch häusliche Nachun- tersuchungen festgestellt haben, daß der Langzeit-Erfolg von der kontrol- lierten Fortführung des Blasentrai- nings abhängt, haben wir ein preis- wertes Ultraschall-Restharn-Meßge- rät entwickelt, das sich zur Anwen- dung durch Hausärzte und Sozialsta- tionen eignet.

Literatur

1. Arch. Psychiat. Nervenkr. 228 (1980) 1-6 und 191-195

2. DMW 106 (1981) 15-18 und 108 (1983) 1552-1555

3. Nervenarzt 54 (1983) 57-68 4. Kassenarzt 8 (1986) 35-41

5. MS-Info 2, Harnblasenstörung (1986), Dt. Multiple-Sklerose-Gesellschaft

Professor Dr. med. Dr. h. c.

Hans Helmut Kornhuber Leiter der Abteilung Neurologie der Universität Ulm

Steinhövelstraße 9, 7900 Ulm 4. Februar 1987

Schlußwort

Neurogene Blasenentleerungs- störungen können eine sehr viel- schichtige Genese haben. Die unter- schiedlichen Störungen gehen aus der Tabelle hervor. Alle diese Stö- rungen machen natürlich eine indivi- duelle Behandlung erforderlich, für die urodynamische Untersuchungen

— wie aus der internationalen Litera- tur einwandfrei hervorgeht — unab- dingbar sind. Die Untersuchungen können im übrigen mit sehr unter- schiedlichem technischen Aufwand durchgeführt werden, wobei dieser von der Fragestellung abhängt.

Während bei der Erstdiagno- stik, zum Beispiel zur Sicherung der Verdachtsdiagnose einer neuroge- nen Blasenstörung eine kombinierte Meßmethode einschließlich Becken- bodenelektromoygraphie in aller Regel erforderlich ist, reichen für Verlaufs- und Therapiekontrolle im allgemeinen Kombinationen von Zystometrie und Uroflowmetrie aus. Urodynamische Untersuchun- gen können zum Beispiel auch dazu dienen, eine Streßinkontinenz von einer Urge-Inkontinenz abzugren- zen, die erste Ursache einer multi- plen Sklerose sein kann.

Da eine neurogene Blasenstö- rung häufig irreversibel ist, entfällt die Möglichkeit einer kausalen The- rapie. Behandlungsmaßnahmen werden darauf abzielen, Folgezu- stände wie Entleerungsstörung und Inkontinenz so weit funktionell zu beeinflussen, daß sie für den Patien- ten tragbar sind. Ein weiteres Ziel muß es sein, stauungsbedingte Risi- kofaktoren für den oberen Harn- trakt auszuschalten.

Die Übungsbehandlung der neurogenen Blase ist jedem Urolo- gen als Blasentraining wohl bekannt

Harninkontinenz

Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Peter May, Professor Dr. med. Jürgen Sökeland, Professor

Dr. med. Lutwin Beck und Dr. med. Thomas Schwenzer

in Heft 27/1986, Seiten 1949 bis 1953

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und wird auch in den Behandlungs- plan einbezogen.

Harnableitungen oder Schlit- zungen des externen Blasenschließ- muskels werden urologischerseits mit großer Zurückhaltung betrach- tet und im Regelfall auch nach ent- sprechender neurologischer Konsul- tation durchgeführt. Im indizierten Einzelfall haben diese Methoden — zum Beispiel bei bestimmten Entlee-

Ist der Hörtest valide?

Es wurde ein Screening-Test auf Hörstörungen vorgestellt, der be- sondere Aufmerksamkeit verdient.

Neu an diesem Test ist nicht nur das Medium Telefon, sondern vor allem die optimale Zugänglichkeit, ohne daß medizinische Dienste in An- spruch genommen werden müssen.

Allerdings muß sich auch dieser Test, unabhängig von seiner Origi-

rungsstörungen nach Querschnittslä- sionen — aber durchaus ihre Berech- tigung.

Für die Autoren:

Professor Dr. med. Peter May Chefarzt der Urologischen Klinik, Klinikum Bamberg 8600 Bamberg

nalität, an den bekannten Kriterien für Screeningtests messen und be- werten lassen. Die meisten Voraus- setzungen für die Einführung eines solchen Screenings scheinen uns er- füllt zu sein. Jedoch fehlen unseres Wissens bisher geeignete Studien, die die Validität des Telefontests nachweisen können. Ein nicht aus- reichend valider Test kann bekannt- lich erhebliche Folgen nach sich zie- hen. Würde zum Beispiel der Tele- fontest einen hohen Anteil Falsch- Positiver produzieren, so würden

neben dem erheblichen Kostenanfall durch Abklärungsuntersuchungen beim Arzt die Eltern ohne Grund beunruhigt. Ein schon kleiner Anteil falsch-negativer Fälle hätte noch fa- talere Folgen.

Insofern scheint uns die Durch- führung von kontrollierten Studien an unausgelesenen Stichproben not- wendig zu sein, bevor dieser Test ei- ne größere Verbreitung findet.

Peter Allhoff

Mitglied des Beraterkreises

„Krankheitsfrüherkennung im Kindesalter"

des Zentralinstituts Dr. med. Günter Flatten Zentralinstitut für die

kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Schlußwort

Der Telefontest wurde in der Hals-Nasen-Ohrenklinik der West- fälischen Wilhelms-Universität Münster entwickelt. Umfangreiche audiometrische Untersuchungen wurden an klinischen Patienten durchgeführt, so wie es die klinische Routine ermöglicht.

Die Forderungen nach einer kli- nischen Studie an einer unausgelese- nen Stichprobe erscheint uns sinn- voll, doch gelang es bisher nicht, entsprechende Geldmittel dafür zur Verfügung zu stellen, zumal es ein sehr kostenaufwendiges Unterfan- gen sein wird.

Es ist sicherlich eine gute Mög- lichkeit für das Zentralinstitut, das sich ja bekanntlich intensiv mit der Krankheitsfrüherkennung befaßt, eine entsprechende kontrollierte Studie zu finanzieren. Wir sind ger- ne bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Dr. med. Hans-Joachim Radü Hals-Nasen-Ohren-Klinik

Westfälische Wilhelms-Universität Karl-von-Galen-Ring 10

4400 Münster Tabelle: Ursachen neurogener Blasenentleerungsstörungen (aus Al-

ken/Sökeland: Urologie, 9. Aufl., Thieme-Verlag Stuttgart)

1. Schädigung des ZNS auf angeborener Basis:

a) Spina bifida b) Meningomyelozele c) Rückenmarksdysplasie

d) Dermoidzyste und Hautfistel des Lumbosakralmarks

2. Schädigung des ZNS auf erworbener Basis:

a) Traumen mit kompletter oder partieller Schädigung des Rük- kenmarks oder der Harnblaseninnervation (zum Beispiel nach Radikaloperation im kleinen Becken)

b) Entzündungen (Poliomyelitis) c) Tumoren

d) degenerative Schäden (Enzephalomyelitis, Parkinson-Krank- heit, Tabes dorsalis, Diabetes)

imiTelefonhörtest

Zu dem Beitrag von Dr. med. Hans-Joachim Radü in Heft 38/1986, Seiten 2519 und 2520

A-276 (52) Dt. Ärztebl. 84, Heft 6, 4. Februar 1987

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