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Archiv "Pathophysiologie des neurogenen Lungenödems" (17.04.1980)

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worden. Die gezielte Verabreichung von Polyomavirus-DNA in E.coli- Plasmiden oder im Phagen X an Hamster ergab sogar eine niedrigere lnzidenz von Tumorraten in diesen Hamsterpopulationen, als wenn Po- lyomavirus selbst verabfolgt wurde (31). Der negative Ausgang dieser und ähnlicher gezielter Versuche hat es ermöglicht, daß die Sicher- heitsmaßnahmen in den USA we- sentlich vereinfacht werden konn- ten. Es wäre wünschenswert, sich auch in der Bundesrepublik Deutschland dieser Entwicklung an- zuschließen. Das Bundesministe- rium für Forschung und Technolo- gie plant zwar zur Zeit, diese Art der Forschung durch ein sogenanntes Gentechnologiegesetz zu reglemen- tieren. Derartige Überlegungen müs- sen aber nochmals mit Besonnen- heit geprüft und in Zukunft dem letz- ten internationalen Erfahrungsstand angepaßt werden. Politische Erwä- gungen sollten bei der Einbringung einer solchen Gesetzesvorlage, mit der die Bundesrepublik als einziger Staat eine extrem legalistische Re- gelung treffen würde, keine Rolle spielen. Die Gentechnologie scheint nach jetziger Erkenntnis jedenfalls keine Gefährdungen mit sich zu bringen. Trotzdem ist es geboten, diesen Erkenntnisstand laufend zu überprüfen und zu erweitern.

7. Zukünftige Entwicklungen Die praktischen Anwendungsmög- lichkeiten der Gentechnologie für die Herstellung von Hormonen, Impfstoffen und anderen Produkten könnten in Zukunft von großer Be- deutung sein. Wichtig scheinen mir diese Methoden aber vor allem als Hilfsmittel in der molekularbiologi- schen Grundlagenforschung. Ein einfaches Beispiel soll diese Aussa- ge erläutern. Die Behandlung des Diabetes mellitus mit Insulin stellt eine lebenserhaltende Substitu- tionstherapie, aber keine kausale

Behandlung dar. Die Grundlage ei- ner kausalen Therapie kann viel- leicht einmal das Verständnis der In- sulin-Genregulation sein: Warum wird das Insulin-Gen in den (3-Zellen der Langerhansschen Inseln im Pan-

Gentechnologie

kreas des Diabetikers nicht mehr geregelt exprimiert und Insulin in ausreichender Menge produziert?

Menschliches Insulin kann vielleicht in absehbarer Zukunft in größeren Mengen im Bakterium E.colisynthe- tisiert werden. Vielleicht wird man auch in der Lage sein, hochspezifi- sche Impfstoffe gegen bestimmte Strukturproteine von Viren herzu- stellen und damit ungefährliche Vi- russchutzimpfungen durchführen.

Auf lange Sicht -wird es aber von noch größerer Bedeutung für die Medizin sein, unser Verständnis der Funktion des menschlichen Genoms zu vertiefen. Insbesondere Probleme der Genregulation werden für die Lösung medizinischer Probleme von entscheidender Wichtigkeit sein. Ei- ne der Herausforderungen für die Medizin der Zukunft ist die Erklä- rung und Behandlung von Krankhei- ten auf molekularer Ebene. Auch diesem Ziel könnte die Grundlagen- forschung durch die Gentechnolo- gie nähergebracht worden sein.

Literatur

Nathans, D.; Smith, H. 0.; An nu. Rev. Biochem.

44 (1975) 273-293 — Villa-Komaroff, L.; Ef- stradiadis, A.; Broome, S.; Lomedico, P.;

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Hofschneider, P. H.; Murray, K.: Nature 279 (1979) 43-47

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Walter Doerfler Institut für Genetik der Universität zu Köln Weyertal 121 5000 Köln 41

FÜR SIE GELESEN

Pathophysiologie des neurogenen Lungenödems

Der Autor unterscheidet nach dem wahrscheinlichen Ort der Hirnläsion zwei Formen des neurogenen Lungenödems:

Bei Schädigung hypothalami- scher Strukturen kommt es zur Aus- bildung eines Permeabilitätslungen- ödems (hoher Eiweißgehalt der Ödemflüssigkeit). Wie fortlaufende Registrierungen der Hämodynamik zeigen, geht dem Lungenödem eine exzessive Blutdrucksteigerung im großen und kleinen Kreislauf voraus (Mitteldruck höher als 250 mmHg, beziehungsweise höher als 50 mmHg). Obwohl sich die Kreislauf- werte rasch normalisieren, persi- stiert das Lungenödem, wahrschein- lich bedingt durch eine bleibende Permeabilitätsänderung der alveo- kapillären Membran bei Überdeh- nung der Kapillarendothelien wäh- rend der exzessiven Blutdruckstei- gerung. Tierexperimentell konnte nachgewiesen werden, daß die Blut- drucksteigerung nach Hypothala- musläsion auf einer massiven Frei- setzung von Katecholaminen be- ruht. Bei prophylaktischer Gabe von Alpha-Blockern läßt sich die Blut- drucksteigerung und das Lungen- ödem verhindern. Die Gabe von Alpha-Blockern nach Beginn der Ödementwicklung hat auf das Lun- genödem keinen Einfluß mehr.

fp

Bei Schädigung des Nucleus tractus solitarius entwickelt sich ein sogenanntes hypertensives Lungen- ödem durch Aufhebung der zentra- len Barorezeptorreflexe. Diese Form des Lungenödems ist auch gekenn- zeichnet durch eine massive Steige- rung des Systemblutdrucks mit kon- sekutivem Anstieg des linksventriku- lären enddiastolischen Füllungs- drucks. Der Blutdruck erreicht je- doch nicht die exzessiven Werte wie bei hypothalamischer Schädigung.

Im Gegensatz zum hypothalamisch ausgelösten Lungenödem persi- stiert die Blutdrucksteigerung wäh- rend der gesamten Phase der Ödem- entwicklung; diese Form des neuro- genen Lungenödems läßt sich zu je-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 17. April 1980 1029

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FÜR SIE GELESEN

dem Zeitpunkt der Ödembildung durch Gabe von Alpha-Blockern günstig beeinflussen. Toa

Robin, E. D.: Permeability Pulmonary Edema, Hrsg.: Fishman, A. P.; Renkin, E. M., Pulmo- nary Edema, Clinical Physiology Series, Ameri- can Physiological Society, Waverly Press, Baltimore (1979) 221

Akute lymphatische Leukämie bei Kindern — Endresultatbeurteilung

Die Überlebensrate von Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie wur- de an Hand der Resultate von acht konsekutiven Therapiestudien — Protokoll I bis VII der Jahre 1962 bis 1975 St. Judes Hospital, Memphis, USA — überprüft.

639 Patienten wurden in die ver- schiedenen Therapiestudien aufge- nommen. Bei 278 (44 Prozent) wur- de die Therapie nach zweieinhalb Jahren in kontinuierlicher komplet- ter Remission beendet. 55 dieser 278 Patienten erlitten einen Rückfall, meist ein Knochenmarksrezidiv (44 Patienten). Die Rezidivrate war im ersten Jahr (41 der 55 Patienten) nach Therapieende im Vergleich zu den drei folgenden Jahren am höch- sten. Jungen hatten eine höhere Re- zidivrate als Mädchen. Keiner der 79 Patienten, die sich vier Jahre nach Therapieende in kompletter Remis- sion befanden, erlitt einen Rückfall.

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Henze und Mitarbeiter bei der Analy- se der Kinder, die in den Jahren 1971 bis 1974 nach dem an die Memphis Studie VIII adaptierten Protokoll der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Leukämie behandelt wurden. Ein Rezidiv wurde sechs Jahre nach Therapiebeginn (das heißt dreiein- halb Jahre nach Absetzen der Thera- pie) bisher nicht beobachtet. Jungen hatten auch hier eine höhere Rezi- divrate als Mädchen. Bäs

George, S. L., Aur, R. J. A., Mauer, A. M., Simo- ne, J. V.: New England Journal of Medicine 300 (1979) 269-273 — Henze, G.; Langermann, H.-J., Lambert, F.; Neidhardt, M.; Riehm, H.: Klini- sche Pädiatrie 191 (1979) 114-126

Strahlentherapie

beim peptischen Ulkus?

Die Autoren haben seit 1963 insge- samt 463 Patienten (Durchschnitts- alter: 63,2 Jahre) mit einem pepti- schen Geschwür mit 1 500 bis 2 000 rad bestrahlt. 422 konnten jetzt nach 14 Jahren nachuntersucht werden.

48 Patienten waren zwischenzeitlich verstorben, in keinem Fall hatte eine Ulkuskomplikation oder ein Magen- karzinom zum Tode geführt. Die UI- kusrezidivquote lag bei unter 10 Pro- zent. Magensekretionsanalysen 3 bis 14 Jahre nach der Strahlentherapie zeigten ein fast vollständiges Ver- schwinden der Basalsekretion und ein stark vermindertes Ansprechen auf eine Pentagastrin- oder Hist- amin-Stimulation, die Serumgastrin- spiegel hingegen blieben konstant.

Der Effekt der erzielten Säurereduk- tion entsprach dem nach einer pro- ximal selektiven Vagotomie beob- achteten. Die Autoren empfehlen die Bestrahlung des Magens für ältere Patienten in schlechtem Allgemein- zustand und für Patienten, die we- gen anderer Grundkrankheiten län- gere Zeit ulzerogene Medikamente einnehmen müssen.

Cocco, A. E.; Mendeloff, A. I.: Gastric irradia- tion of peptic ulcer, Amer. J. Gastroent. 71 (1979) 577-581, St. Joseph's Hospital, 7620 York Rd. Baltimore, MD 21 204, USA

Blockexzision von Tumoren im

vorderen Augenabschnitt

Bei Verdacht auf ein malignes Mela- nom der Iris oder des Ziliarkörpers wurde der Bulbus früher enukleiert, heute treten zunehmend bulbuser- haltende Therapien in den Vorder- grund, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, daß diese Tumoren langsam wachsen und selten meta- stasieren. In der Bundesrepublik Deutschland bevorzugen Naumann und Sautter die En-bloc-Exzision des Tumorareals mit anschließender Defektdeckung mittels Spender- hornhaut. Hier wird eine andere Me- thode vorgestellt: Statt einer alle

Bulbusschichten durchgreifenden Exzision wird zunächst ein Binde- haut-Skleralappen ab externo prä- pariert, dann die tiefere Sklera mit Iris-Ziliarkörperanteil und Tumor ex- zidiert und der entstandene Defekt wieder mit dem eigenen Sklera-Bin- degewebe gedeckt. Die Ergebnisse sind nach Aussage der Verfasser gut. Durch derartige Verfahren kann also ein tumorbefallenes Auge erhal- ten werden. Srm

Weinstein, W. G.; Quayle, H. W.: An en bloc technique for the resection of anterior ureal tumors. Amer. J. of Ophthal. 88 (1979) 519-523

Zystinurie-Therapie und nephrotisches Syndrom

Die übliche Behandlung der Zystin- urie mit Penicillamin verursachte lei- der häufig ein nephrotisches Syn- drom. Die Verabreichung von Mercaptopropionylglycin (Thiola®) schien diese schwere Komplikation nicht nach sich zu ziehen (Haut- mann und Mitarbeiter). Dagegen be- richten Rizzoni und Mitarbeiter über zwei Fälle von nephrotischem Syn- drom während dieser Therapie bei Knaben. Beide Komplikationen tra- ten gesichert erst nach Beginn der medikamentösen Therapie auf, wel- che mit Tagesdosen zwischen 50 und 100 mg/kg Körpergewicht durchgeführt wurde. Eine Rücknah- me der Dosis auf 20 mg/kg Körper- gewicht führte (neben der stets not- wendigen Harnalkalisierung und ho- hen Flüssigkeitszufuhr) binnen kur- zem zum Verschwinden der Kompli- kation. Auch die Zystinurie konnte in beiden Fällen beherrscht werden. Es handelt sich um die Erstbeschrei- bung dieser Komplikation bei zwei Fällen. Eine generelle Empfehlung zur Dosisreduktion bei Kindern, nur anhand dieses Berichtes, scheint noch nicht gerechtfertigt. Hii

Hautmann, R.; Terhorst, B.; Stuhlsatz, H. W.;

Lutzeyer, W.: Mercaptopropionylglycine: a progress in cystine stone therapy, J. Urol. 117 (1977) 628, Urologische Abteilung der RWTH, 5100 Aachen — Rizzoni, G.; Pavanello, L.; Dus- sini, N.; Chiandetti, L.; Zacchello, 0.: Nephrotic syndrome during treatment with alphamercap- topropionylglycine, J. Urol. 122 (1979) 381, Ab- teilung für Kinderheilkunde der Universität, Pa- dua, Italien

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Referenzen

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